Straßenbahn Mülheim/Oberhausen
Eine Oberhausener Straßenbahn auf dem Weg zum Mülheimer Betriebshof
Basisinformationen
Staat Deutschland
Stadt Mülheim an der Ruhr
Oberhausen
Betreiber Ruhrbahn (Mülheim)
Stadtwerke Oberhausen
Verkehrs­verbund VRR
Infrastruktur
Streckenlänge 36,2 km
Spurweite 1000 mm (Meterspur)
Stromsystem 750 Volt DC Oberleitung
Betriebshöfe 1
Betrieb
Linien 3
Takt in der HVZ 15
Takt in der SVZ 30
Fahrzeuge 15 Bombardier M8D-NF2
8 MGT6D
Netzplan (Stand 2015), Stadtbahn in dunklerem Blau, nach 2012 stillgelegt in Grau

Die Straßenbahn in den Städten Mülheim an der Ruhr und Oberhausen hatte eine zunächst getrennte Geschichte.

Ab dem Jahr 1897 verkehrte sowohl in Mülheim an der Ruhr als auch in Oberhausen eine meterspurige elektrische Straßenbahn. Nachdem im Jahr 1974 die letzte Straßenbahnstrecke auf Oberhausener Stadtgebiet stillgelegt worden war, wurde 1996 der Straßenbahnverkehr in Oberhausen wieder aufgenommen, der seitdem ein Teil des Mülheimer Straßenbahnsystems ist.

In Mülheim an der Ruhr begann in den 1970er Jahren der Stadtbahnbau. Im Ergebnis wurde eine Straßenbahnstrecke durch eine normalspurige Stadtbahnstrecke ersetzt sowie zwei Straßenbahnlinien im Innenstadtbereich durch den Stadtbahn-Tunnel geführt. Die anderen Linien verblieben weiterhin oberirdisch und sahen sich nach dem Jahr 2000 von einer Spardiskussion bedroht, die zu mehreren Betriebseinstellungen führte.

Zurzeit verkehren auf dem 36,2 Kilometer langen Streckennetz drei meterspurige Linien. Außerdem verkehren in Mülheim jeweils eine Linie der normalspurigen Straßenbahn Duisburg und der normalspurigen Stadtbahn Essen.

Geschichte

Straßenbahn in Mülheim an der Ruhr

Die ersten Planungen für den Bau einer elektrischen Straßenbahn in Mülheim gehen auf die 1890er Jahre zurück. Man beabsichtigte, die umliegenden Gemeinden an die Stadt Mülheim anzuschließen. Ein Hintergedanke war, dadurch Eingemeindungen dieser Orte zu erleichtern. Am 9. Juli 1897 wurden die Strecken von Kahlenberg über die Stadtmitte und Styrum nach Oberhausen und von der Stadtmitte bis zur Grenze nach Heißen eröffnet. Besonders die Strecke nach Oberhausen zeichnete sich, bedingt durch drei zu kreuzende Eisenbahnstrecken, durch besondere Unpünktlichkeit und immense Verspätungen aus.

Die Strecke nach Heißen wurde am 20. November 1889 bis Heißen, Kirche verlängert. Am 10. Juli 1900 wurde eine weitere Strecke von Eppinghofen über Dümpten nach Lipperheidebaum in Betrieb genommen. Diese Strecke hatte keine direkte Linienverbindung zum übrigen Netz, das Verbindungsgleis in der Aktienstraße wurde nur für Betriebsfahrten genutzt. In den folgenden Jahren kam es, bedingt durch die Eingemeindungen von Broich, Dümpten (Oberdümpten), Heißen, Holthausen, Saarn, Speldorf und Styrum (Oberstyrum) aus dem ehemaligen Landkreis Mülheim an der Ruhr zu Erweiterungen des Streckennetzes.

Alstaden, Unterdümpten und Unterstyrum wurden nach Oberhausen (Rheinland) eingemeindet, die Strecken in Unterdümpten und Unterstyrum gehörten aber weiter der Mülheimer Straßenbahn und wurden auch von ihr betrieben.

Eröffnungsdatum Strecke
4. Januar 1910Verlängerung in Eppinghofen
22. März 1910Eppinghofen – Holthausen
13. Oktober 1910Heißen – Grenze Essen-Frohnhausen
5. Februar 1911Beseitigung der Bahnübergänge in Richtung Oberhausen
13. Mai 1911Bahnhof Mülheim – Bahnhof Styrum – Styrum Poststraße
1. Juni 1911Stadtmitte – Saarn
11. Juni 1911Saarn – Waldschlösschen
15. Juni 1911Hauptbahnhof Duisburg – Stadtmitte Mülheim
20. Dezember 1911Wilhelmsplatz – Dimbach
20. Dezember 1911Holthausen – Hustadtstraße
7. April 1912Waldschlösschen – Uhlenhorst
20. Juli 1913Holthausen – Steinknappenweg
1. Mai 1915Essen-Frohnhausen – Essen Stadtmitte

Somit hatten die Straßenbahnbetriebe Mülheim zu Beginn des Jahres 1914 37,4 Kilometer Strecken, auf denen sie neun Linien betrieb. Während des Ersten Weltkrieges nimmt die Straßenbahn in Mülheim, wie in anderen Städten auch, den Güterverkehr auf. Diese führte zu einer Verringerung des Personenverkehrs.

Die nächste Streckenerweiterung kam am 29. Juli 1919, als man die Strecke von der Aktienstraße nach Borbeck eröffnete. Damit war ein weiterer Anschluss an das Netz in Essen hergestellt. In den 1920er Jahren nahm man weitere Strecken in Betrieb:

Eröffnungsdatum Strecke
10. Juli 1924Hustadtstraße – Neuen Friedhof
5. Juni 1927Neuen Friedhof – Windmühlenstraße
23. November 1928Windmühlenstraße – Flugplatz
23. November 1928Dimbeck – Werdener Weg

Bis zum Zweiten Weltkrieg betrieb die Straßenbahn zehn Linien. Ab dem 15. September 1939 kam es durch den Krieg zu Einschränkungen. 1942 führte man eine weitere Umgestaltung des Liniennetzes durch, um die verbliebenen Wagen besser ausnutzen zu können und den Betrieb weiter aufrechtzuerhalten. 1943 kam es nach der Beseitigung der Trümmer durch die Bombardierungen zu einer Verbreiterung der Eppinghofer Straße, so dass man hier einen zweigleisigen Ausbau vornahm. Zwischen dem 27. März und dem 23. April 1945 wurde der Verkehr wegen der Kriegshandlungen ausgesetzt. Am 28. Juni 1950 waren, nachdem die Kriegsschäden beseitigt und die notwendigen Brücken wieder errichtet waren, der Wiederaufbau abgeschlossen. Die Straßenbahnbetriebe Mülheim betrieben zu diesem Zeitpunkt neun Linien.

Am 29. November 1951 wurde die Strecke von Eppinghofen nach Dümpten mit einer neuen Strecke nach Oberdümpten auf eigenem Gleisbett verlängert. Die alte Strecke zum Lipperheidebaum zur damaligen Zeche Oberhausen (Heute Stadtteil Bermensfeld) wurde eine Zeit lang noch von der damaligen Haltestelle Bürgermeisteramt Dümpten bis Oberhausen-Dümpten, Wehrstraße, mit einem alten pendelnden Triebwagen betrieben. Nachdem man in Mülheim begonnen hatte, Großraumwagen einzuführen, war man gezwungen, an den Endstellen Wendeschleifen oder Wendedreiecke zu bauen, da die Wagen nur für den Einrichtungsverkehr eingerichtet waren. 1954 wurde die Strecke in der Innenstadt aus der Schloßstraße in die Leinweberstraße verlegt. Zudem wurde ab dem Jahr 1958 die B 1, die heutige A 40, zu einer Schnellstraße ausgebaut, auf der die Straßenbahn einen eigenen Bahnkörper in der Mitte der Straße erhielt.

In den 1960er Jahren begann man damit, einige Straßenbahnlinien auf den Omnibusbetrieb umzustellen. Es wurden die Strecken von Styrum nach Raffelberg, von der Stadtmitte nach Saarn und von der Stadtgrenze in Landwehr nach Oberhausen aufgegeben. Somit gab es Anfang der 1970er noch sechs Linien mit einer Linienlänge von 86,8 Kilometern Länge.

Tunnelbau für die Stadtbahn Rhein-Ruhr

Ab den 1970er Jahren begann man auch in Mülheim mit dem Versuch, die Straßenbahn in eine Stadtbahn umzubauen. Es sollten folgende Strecken gebaut werden:

Strecke
Essen – Heißen – Mülheim – Broich – Duisburg
Oberhausen – Dümpten – Mülheim – Broich – Uhlenhorst – Saarn
Essen-Schönebeck – Aktienstraße – Mülheim – Flughafen – Essen-Bredeney (in der Form nur angedacht, in den weiteren Planungen dann verworfen)

Die schon bestehende Verbindung zwischen Essen und Mülheim sollte als erste als Vorzeige- und Versuchsstrecke zur Stadtbahnstrecke ausgebaut werden. Nach Umbaumaßnahmen in Essen und Mülheim ging im Dezember 1976 der Probebetrieb los. Am 29. Mai 1977 begann der reguläre Betrieb der U18 vom Wiener Platz (heute: Hirschlandplatz) in Essen bis Heißen, Kirche in Mülheim. Die Verlängerung bis Mülheim Hauptbahnhof ging am 3. November 1979 in Betrieb. Damit wurde der Straßenbahnverkehr auf diesem Streckenabschnitt eingestellt.

Ab dem 1. Januar 1980 waren die Straßenbahnbetriebe Mülheim an der Ruhr Mitglied im Verkehrsverbund Rhein-Ruhr. Um doppelte Liniennummern im Verbundgebiet zu vermeiden, erhielten sämtliche Linien neue Nummern, wobei Mülheim gemeinsam mit Essen der 100er-Bereich zugeordnet wurde.

In den folgenden Jahren wurde die Linie 102 und die normalspurige Duisburger Linie 901 im Innenstadtbereich unter die Erde verlegt. Die Baumaßnahmen wurden 1996 abgeschlossen. Eine geplante Verbindung der Linie 901 aus Duisburg mit der U18 aus Essen wurde zum Teil aus finanziellen, hauptsächlich aber aus politischen Gründen nicht umgesetzt. Problematisch sind hier die unterschiedlichen Radsatzmaße und Zugsicherungssysteme. Während das Regelspurnetz in Essen als Modellstrecke der Stadtbahn Rhein-Ruhr mit Fernbahnprofil betrieben wird, sind bei den seit Anfang an regelspurigen Netzen der Duisburger Verkehrsgesellschaft und der Rheinbahn die Straßenbahnmaße belassen worden.

Als in den 1990er Jahren die Stadtwerke Oberhausen AG (STOAG) eine Renaissance der Straßenbahn in Oberhausen einleiteten, wurde die bis zur Stadtgrenze verlaufende Linie 112 auf Oberhausener Gebiet verlängert.

Stilllegungen nach 2010

Am 2. April 2012 wurde die Linie 104 um den Abschnitt zwischen Hauptfriedhof und Flugplatz – offiziell aus technischen Gründen – verkürzt, weil die Stilllegung einer Genehmigung durch die Aufsichtsbehörde Bezirksregierung Düsseldorf bedurft hätte. Diese lehnte in der Folge mit Bescheid vom 14. März 2013 hier die dauerhafte Einstellung des Straßenbahnverkehrs ab. Die technischen Mängel seien „durch pflichtwidrige Unterlassung ordnungsgemäßer Unterhaltung herbeigeführt worden“. Trotzdem ist die Strecke seither dauerhaft ohne Schienenverkehr. Zum Flughafen fährt seither die Buslinie 130, welche am Hauptfriedhof, dem neuen Endpunkt der Straßenbahn 104, beginnt und weiter nach Essen-Haarzopf, Fulerum und zum Rhein-Ruhr-Zentrum verkehrt. Die Schienen sind (Stand 2023) weitgehend abgebaut.

Am 3. Oktober 2015 wurde der Streckenast der Linie 110 zwischen Thyssenbrücke und Wendeschleife Friesenstraße in Styrum stillgelegt. Auch hier haben Linienbusse die Bedienung übernommen.

Am 7. August 2023 wurde die Straßenbahnstrecke zwischen dem Evangelischen Krankenhaus (bis dahin Wertgasse) und Oppspring stillgelegt. Die Linie 104 soll bis zur Fertigstellung der Wendeanlage an der Haltestelle Evangelisches Krankenhaus 2024 an der Haltestelle Kaiserplatz enden. Den Betrieb über den Streckenabschnitt übernahm die Buslinie 130, die bis zum Mülheimer Hauptbahnhof verlängert wurde.

Straßenbahn in Oberhausen

Das ehemalige Straßenbahnnetz (1897–1974)

Zwischen dem Bahnhof Oberhausen an der 1847 in Betrieb genommenen Köln-Mindener Eisenbahn und dem heutigen Hauptbahnhof in Mülheim an der Ruhr an den Strecken der Bergisch-Märkischen Eisenbahn und der Rheinischen Eisenbahn verkehrte seit den 1890er Jahren regelmäßig ein Pferdeomnibus. Die ersten Pläne für eine Straßenbahn reichen bis in das Jahr 1893 zurück. Überlegungen, zusammen mit der Nachbarstadt Mülheim an der Ruhr einen gemeinsamen Betrieb aufzubauen, scheiterten. So begann das Unternehmen Siemens & Halske im Jahr 1896 mit dem Bau einer lokalen Straßenbahn von der Grenze der Gemeinden Styrum und Oberhausen, die am 4. April 1897 eröffnet wurde. Am 9. Juli 1897 wurde die 7,61 Kilometer lange Strecke bis zur Stadtgrenze nach Osterfeld um 1,2 Kilometer verlängert.

Um die eigenständigen Gemeinden im Umfeld von Oberhausen anzubinden und auch den Werksverkehr aus Oberhausen heraus besser bewältigen zu können, beschloss die Oberhausener Straßenbahn – der erste kommunale elektrische Straßenbahn-Betrieb in Deutschland – weitere Strecken zu errichten:

  • 25. September 1897 Verbindung nach Sterkrade (3,7 Kilometer)
  • 16. Dezember 1899 Strecke durch Oberhausen (4,8 Kilometer)
  • 21. Dezember 1898 Verbindung Borbeck – SEG in Essen – Diese ein Kilometer lange Strecke und die am 12. Juli 1900 eröffneten zwei Kilometer verbanden erstmals die Betriebe in Essen, Mülheim und Oberhausen.

1901 konnten fünf Linien betrieben werden. Bis zum Jahr 1912 kam es nur zu kleineren Veränderungen. Es folgte der weitere Ausbau des insgesamt 23,3 Kilometer langen Streckennetzes:

  • 14. Mai 1912 Anschluss der Zeche Hugo Haniel (2,4 Kilometer)
  • 22. Oktober 1912 vom Hauptbahnhof nach Lirich (3,7 Kilometer)
  • 23. Oktober 1913 von Sterkrade nach Buschhausen (2,8 Kilometer)
  • 3. April 1915 Strecke zu einem Teil der Gemeinde Frintrop, der heute zu Dümpten gehört (2,6 Kilometer)

In diesem Netz verkehrten insgesamt vier Straßenbahnlinien.

Am 7. September 1919 wurde eine Strecke von Saarn über Styrum zum Bahnhofsvorplatz in Oberhausen eröffnet, die dort allerdings keinen Anschluss an das restliche Netz hatte.

In der wirtschaftlich schwierigen Phase der Hochinflation beschloss der Rat der Stadt Oberhausen, die Straßenbahn zum März 1923 stillzulegen. Da die Deutsche Reichsbahn allerdings aufgrund der Besetzung des Ruhrgebiets ihren Verkehr auf weiten Strecken einstellen musste, und die Straßenbahnen gezwungen waren, die Fahrgastbeförderung zu übernehmen, kam es nicht zu dieser Stilllegung.

In dieser Zeit begann auch der Gemeinschaftsverkehr mit den benachbarten Verkehrsbetrieben. Den Anfang machte eine Strecke nach Essen. Für diesen Zweck wurde extra eine Verbindung zwischen der Essener Straße in Oberhausen und der Knappenstraße in Essen hergestellt. Doch bereits am ersten Tag kam der Verkehr wieder zum Erliegen. Der Fahrdraht in Essen war so hoch aufgehängt, dass die Stromabnehmer der Fahrzeuge aus Oberhausen keinen Kontakt bekamen. Die Triebwagen aus Essen hatten für den Seitenausschlag der Fahrleitung in Oberhausen zu schmale Stromabnehmerschleifstücke, dadurch wäre es in Bögen zu Bügelentgleisungen gekommen. Erst nach den notwendigen Anpassungsarbeiten konnten die ersten Linien ihren Betrieb aufnehmen. Am 23. November 1928 begann man den Gemeinschaftsverkehr mit Mülheim an der Ruhr.

Als 1929 die Städte Osterfeld und Sterkrade mit Oberhausen vereinigt wurden, war die neue Stadt auch Eigentümerin der Strecken der Vestische Straßenbahnen GmbH geworden, mit der seitdem ebenfalls ein Gemeinschaftsverkehr bestand.

Obwohl die Stadt Oberhausen auch Eigentümerin der Gleisanlagen der Hamborner Straßenbahnen und der Ruhrorter Straßenbahn AG geworden war, bestand mit diesen beiden Betrieben im Gegensatz dazu nie ein Gemeinschaftsverkehr. Die Folge war, dass auf dem Gebiet der Stadt neben dem eigenen Betrieb noch Fahrzeuge von fünf weiteren Straßenbahnbetrieben verkehrten.

In den 1930er Jahren betrieb man in Oberhausen insgesamt acht Straßenbahnlinien.

1940 wurden die Anteile der ehemaligen Stadt Sterkrade an der Kreis Ruhrorter Straßenbahn AG und der Städtische Straßenbahnen Hamborn zur am 1. Januar 1940 gegründeten Duisburger Verkehrsgesellschaft AG verkauft. Am 23. Juni 1943 wurde durch einen schweren Bombenangriff der Betrieb in weiten Teilen des Netzes unmöglich und konnte bis 27. März 1945 nur noch provisorisch aufrechterhalten werden. Aufgrund der näherrückenden Front musste auch dieser unterbrochen werden. Am 20. April 1945 wurde auf sechs Linien der Verkehr wieder aufgenommen.

Bis zum Jahre 1960 konnte das Netz wieder aufgebaut und an zahlreichen Stellen erweitert werden, so dass 1960 mit 14 Linien und 38,3 Kilometern Streckenlänge, davon 24,5 Kilometer zweigleisig, die maximale Streckenlänge erreicht war.

Die folgende Tabelle zeigt die Linienverläufe der Oberhausener Straßenbahn im Jahre 1960.

Linienverlauf
1Holten Bf Zeche Hugo Sterkrade-Mitte Werksgasthaus Oberhausen Hbf Oberhausen-Styrum Bahnhof Mülheim-Styrum Mülheim
2Buschhausen Bf Buschhausen Mitte Sterkrade Bf Sterkrade-Mitte – Vestische Straße Osterfeld Mitte Osterfeld Süd Bf – Osterfelder Straße – Walzwerk Werksgasthaus Oberhausen Hbf
3Alstaden – Bebelstraße Oberhausen Hbf – Knappenviertel – Hochöfen Essener Straße
4Lirich Westfriedhof Oberhausen Hbf – Rolandstraße – Wehrplatz Dümpten
5Oberhausen Hbf Werksgasthaus – Walzwerk – Hochöfen Essener Straße – Lipperheidebaum – Grenze Frintrop Essen
6Lipperheidebaum – Mellinghofer Straße − Wehrplatz
10Buschhausen Abzw. Hamborn (Anschluss an Linie 2) – Hamborn
10 (Vestische)Zeche Jacobi – Bergstraße – Osterfeld – Osterfeld Süd Bf Bottrop
11Holten Bf – Holten Markt – Hamborn
15 (Mülheim/Oberhausen)Oberhausen Hbf B223 Mülheim – Wehrplatz
17 (Vestische)Sterkrade Bf – Sterkrade Mitte – Zeche Jacobi Bottrop
  1. 1 2 3 Die Haltestelle Werksgasthaus heißt heute TZU

Stilllegung des ersten Straßenbahnnetzes (ab 1963)

Bereits 1963 begann der Rückbau der ersten Straßenbahnstrecken auf Oberhausener Stadtgebiet. Mit fortschreitenden Streckenstilllegungen beschloss am 5. Juli 1965 der Rat der Stadt Oberhausen, die Straßenbahn vollständig einzustellen und den gesamten Betrieb durch Omnibusse zu ersetzen. Da aber geraume Zeit zuvor eine vertragliche Verpflichtung eingegangen wurde, die Strecke auf der neuen Trasse der Sterkrader Straße neu zu bauen, bekam Oberhausen am 14. Januar 1966 die erste Schnellstraßenbahnstrecke auf eigenem Bahnkörper. Sukzessive wurden jedoch bis zum 13. Oktober 1968 alle Straßenbahnlinien der Stadtwerke eingestellt. Als am 19. Oktober 1974 auch die Linie zwischen Klosterhardt und der Stadtgrenze nach Bottrop durch die Vestischen Straßenbahnen eingestellt wurde, war das Stadtgebiet schienenfrei.

Wiedereinführung der Straßenbahn (ab 1996)

In den 1990er Jahren begann die Rückbesinnung auf die Straßenbahn. Im Zuge des Neubaus des CentrO in der Neuen Mitte auf einem ehemaligen Eisenhüttengelände traf der Rat der Stadt Oberhausen am 7. Februar 1994 den Beschluss, die Straßenbahn wieder einzuführen. Damit ist Oberhausen die erste deutsche Stadt, die im Zuge der weltweiten Renaissance der Straßenbahn ein völlig neues Straßenbahnnetz eröffnete. Die Bauarbeiten begannen am 4. August 1994. Dabei wurde eine ehemalige Thyssen-Werksbahnstrecke zu der so genannten ÖPNV-Trasse Oberhausen umgebaut, auf der sowohl Straßenbahnen als auch Busse verkehren können. Die neue Strecke ist 8,4 Kilometer lang und verläuft ab der Mülheimer Haltestelle Landwehr entlang der Mülheimer Straße, Danziger Straße und Schwarzstraße zum Oberhausener Hauptbahnhof. Dort schwenkt sie in nordöstlicher Richtung auf den Bahndamm und verläuft parallel zu den Gleisen der Deutschen Bahn auf der ÖPNV-Trasse. Diese überquert die Buschhausener Straße und unterquert die Mülheimer Straße und folgt ab der Winkelriedstraße der ehemalige Werksbahntrasse nach Norden. Sie verläuft in Hochlage über die Bahnstrecke Duisburg–Dortmund zur Neuen Mitte, quert den Rhein-Herne-Kanal, bedient den Stadtteil Eisenheim und erreicht parallel zur Bahnstrecke Oberhausen–Arnhem die Stumpfendstelle am Bahnhof in Sterkrade. Am 1. Juni 1996 verkehrte der offizielle Eröffnungszug von Mülheim aus über die Stadtgrenze nach Oberhausen. Im ersten Betriebsjahr verkehrte ab der Mülheimer Endstelle Landwehr nur jede zweite Bahn weiter nach Oberhausen, so dass die Linie 112 nur im 20-Minuten-Takt den Abschnitt Mülheim Landwehr – Oberhausen Hauptbahnhof – Neue Mitte – Bahnhof Oberhausen-Sterkrade befuhr. Zur Verdichtung auf einen 10-Minuten-Takt wurde zusätzlich die Linie 116 zwischen Oberhausen Hauptbahnhof und Bahnhof Sterkrade eingesetzt.

Ein eigener Betriebshof musste für die neue Oberhausener Straßenbahn nicht gebaut werden, da im Mülheimer Betriebshof Broich genügend Wartungs- und Abstellkapazitäten zur Verfügung standen. Mülheim übernimmt die Ausbildung des Fahrpersonals und die Wartung der Fahrzeuge und erhält dafür von Oberhausen ein Entgelt von zunächst 0,9 Millionen DM jährlich. Die Stadtwerke Oberhausen beschafften zur Wiedereinführung der Straßenbahn sechs niederflurige Straßenbahnwagen des Typs DUEWAG NF6D, die in Mülheim beheimatet und gemeinsam mit ihren Mülheimer Schwesterfahrzeugen eingesetzt werden. Dieser Typ wurde im Ruhrgebiet zuerst bei der Straßenbahn Bochum/Gelsenkirchen eingesetzt und zum Stückpreis von 3,6 Millionen D-Mark beschafft.

Ab Juni 1997 verkehrten alle Kurse der Linie 112 nach Oberhausen, so dass auf dem ganzen Stadtgebiet ein 10-Minuten-Takt der Straßenbahn in der Hauptverkehrszeit und Nebenverkehrszeit angeboten wird. Damit konnte auf die Linie 116 verzichtet werden.

Geplant war, die Straßenbahn noch bis zur Jahrtausendwende bis in den Stadtteil Schmachtendorf zu verlängern. Dieses Vorhaben wurde jedoch zurückgestellt. Im Zuge der Erneuerung der Straßenbrücke über die Eisenbahn wurde dann im Mai 2003 mit dem Bau eines ersten 800 Meter langen Abschnitts vom Bahnhof Sterkrade bis zum Neumarkt begonnen. Am 30. Oktober 2004 wurde die Streckenverlängerung mit geladenen Gästen feierlich eröffnet und am 1. November 2004 begann der fahrplanmäßige Betrieb. In südlicher Richtung wird die neue Strecke auch von Linienbussen benutzt.

Am 9. Juni 2013 wurde das Verkehrsangebot auf Oberhausener Stadtgebiet montags bis freitags auf einen 20-Minuten-Takt reduziert. Lediglich in der morgendlichen Hauptverkehrszeit verkehrt die Straßenbahn zwischen der Stadtgrenze Mülheim/Oberhausen und dem OLGA-Park alle 10 Minuten. Der erst 2004 eröffnet Abschnitt in Sterkrade wird auch in der HVZ nur noch alle 20 Minuten bedient.

Seit dem 8. Januar 2017 verkehren die Bahnen auf der kompletten Strecke im 15-Minuten-Takt.

Aktuelles Liniennetz

Stand: 11. August 2023

Linie Linienweg Takt montags bis freitags Takt samstags Takt sonn- und feiertags Fahrzeug-einsatz Bemerkung
102MH Uhlenhorst – Stadtmitte – Mülheim Hbf – MH Oberdümpten15′ 15′ 15′ M8D-NF2/3Meterspur
104Essen Abzweig Aktienstr. – MH Grenze Borbeck – Rathausmarkt – Stadtmitte – Kaiserplatz15′ 15′

(Grenze Borbeck – Kaiserplatz)

30′

(Abzw. Aktienstr. – Grenze Borbeck)

30′ M8D-NF2/3
112 OB Neumarkt – OLGA-Park – Neue Mitte – Oberhausen Hbf – Landwehr – Stadtmitte – Kaiserplatz – MH Hauptfriedhof 15′ 15′ 15′ MGT6D

M8D-NF2/3

901DU-Obermarxloh – Ruhrort – Duisburg Hbf – Zoo/Uni – MH-Monning – Broich – Stadtmitte – Mülheim Hbf15′ 15′ 30′ (in Mülheim) GT10NC-DU GT8ND-NF4Straßenbahn Duisburg, Normalspur

Fahrzeuge

Typ Anzahl Wagennummern Baujahr Bemerkung
Düwag MGT6D 9 Stück 201–203;

205–210

1995–1996 Die MGT6D Fahrzeuge gibt es in der Ruhrbahn Lackierung, sowie in der STOAG Lackierung.
Bombardier Flexity M8D-NF2 5 Stück 8001–8015

(8001–8005)

2015 Vom Typ M8D-NF2 gibt es in Mülheim 5 Triebwagen. Der Typ M8D-NF3 ist mit den Triebwagen des Typs NF2 baugleich und wird deshalb auch als M8D-NF2 bezeichnet. Somit wäre die Anzahl der NF2 Fahrzeuge eigentlich 15.
Bombardier Flexity M8D-NF3 10 Stück 8001–8015

(8006–8015)

2015–2016 Informationen zum Fahrzeugtyp siehe oben.

Zukünftige Entwicklung

Planungen in Mülheim an der Ruhr

Lange galt die Verlängerung der Linie 112 vom Kaiserplatz über Dickswall und Tourainer Ring zum Hauptbahnhof (oberirdisch) als der wahrscheinlichste Streckenneubau. Als Vorleistung für die Umsetzung war der nicht zwingend erforderliche Bau eines oberirdischen Busbahnhofes als Ersatz für den gegenwärtigen Bustunnel eingeplant. Ebenso gibt es Pläne, die Linie 102 zur Saarner Kuppe zu führen, um den lebendigen, aber schon lange nicht mehr mit attraktivem ÖPNV versorgten Stadtteil Saarn wieder an das Straßenbahnnetz anzuschließen. Die Trasse würde am Heuweg über Saarner Straße, Straßburger Allee, Quellen- bzw. Hagenauer Straße zur Luxemburger Allee führen und dann im Bereich Brüsseler Allee enden. Die Trasse wurde freigehalten. Der Abschnitt Heuweg – Uhlenhorst wäre somit stilllegungsgefährdet; die Haltestelle „Waldschlößchen“ würde in diesem Fall zukünftig per Omnibus bedient, wobei eine Verlängerung der Linie 134 die wahrscheinlichste Variante wäre, während die Haltestelle „Uhlenhorst“ ersatzlos wegfiele. Die Verlängerung der Straßenbahnlinie 102 nach Saarn ist in den ÖPNV-Bedarfsplan des Landes NRW 2017–2030 angemeldet.

Des Weiteren ist geplant, die Stadtbahnstation Hauptbahnhof zu sanieren und eine neue Dachkonstruktion zu erstellen. Das bestehende 70er-Jahre-mäßige, geschlossene Dach über den Zugängen zu den beiden Mittelbahnsteigen und dem Durchgang zwischen dem Einkaufszentrum „Forum“ und den Bahnsteigen der DB soll aus brandschutztechnischen Gründen durch eine offene Konstruktion aus Glas ersetzt werden.

Planungen in Oberhausen

Es ist geplant, die bisher in Essen-Frintrop endende Linie 105 der Essener Straßenbahn nach Oberhausen zu verlängern. Sie soll ab Frintrop zunächst entlang der Essener Straße verlaufen und in Höhe der Mellinghofer Straße auf das ehemalige Gelände des Stahlwerks führen. Anschließend soll sie eine Linienführung zwischen CentrO und Rhein-Herne-Kanal erhalten und in Höhe des Gasometers in südlicher Richtung in die ÖPNV-Trasse einmünden. Das Bauvorhaben sollte bis 2018 in Betrieb gehen. Bei einem Ratsbürgerentscheid wurden diese Pläne in Oberhausen jedoch am 8. März 2015 mit 57 Prozent Nein-Stimmen bei einer Wahlbeteiligung von 23,26 Prozent abgelehnt. Somit ist eine Realisierung dieses Vorhabens vorerst gescheitert. Laut einer Umfrage von Radio Essen wünschen sich 59 % der Essener eine Verlängerung der Linie 105 nach Oberhausen. Jedoch wurde bereits Ende November 2015 die Verlängerung der Straßenbahnlinie 105 von den Städten Essen und Oberhausen erneut für den ÖPNV-Bedarfsplan des Landes Nordrhein-Westfalen angemeldet, der von 2017 bis 2030 gilt. Damit ist es ab 2017 möglich, im Zeitraum bis 2030 die Straßenbahnverbindung zwischen Essen und Oberhausen zu realisieren. Im Nahverkehrsplan 2017 ist die geplante Umsetzung der Straßenbahnlinie 105 fortgeschrieben worden.

In früheren Plänen war vorgesehen, nicht auf die ÖPNV-Trasse einzumünden, sondern die neue Strecke der Linie 105 vier Kilometer weiter über Duisburger, Concordia-, Friedrich-Karl- und Poststraße zum Oberhausener Hauptbahnhof und weiter zur Havensteinstraße zu führen, um damit auch das Alt-Oberhausener Stadtzentrum besser mit der Straßenbahn zu erschließen. Im Jahr 2001 wurde im Zusammenhang mit dem Projekt „Zukunftspark O.Vision“ eine Verlängerung der Linie 105 auf das ehemalige Stahlwerksgelände an der Osterfelder Straße angekündigt, wo sich die stillgelegte Produktionshalle in eine „atemberaubende ÖPNV-Station“ verwandeln sollte. Diese Pläne konnten jedoch nicht verwirklicht werden, weshalb auch alle weiteren Planungen zur Streckenverlängerung unter dem Vorbehalt der Realisierbarkeit stehen.

Darüber hinaus soll mittelfristig eine etwa zwei Kilometer lange Verbindung von der Kreuzung Danziger/Mülheimer Straße über die Danziger Straße und die Zechenbahn (Straße) nach Mülheim-Dümpten zur Haltestelle Auf dem Bruch entstehen. Für diesen Abschnitt wurde schon in den 1990er Jahren die standardisierte Bewertung durchgeführt. Auch diese Maßnahme ist in den ÖPNV-Bedarfsplan des Landes Nordrhein-Westfalen 2017–2030 angemeldet.

Neben diesen beiden Städte verbindenden Projekten ist auch eine Verlängerung der Straßenbahnlinie 112 nach Schmachtendorf vorgesehen. Diese soll die Weseler Straße entlang an Alsfeld und der Dunkelschlag-Siedlung vorbei zum Bahnhof Holten und dann von dort aus direkt nach Schmachtendorf Mitte zur Heinrich-Böll-Gesamtschule geführt werden. Die Trasse soll sich dabei komplett östlich der Eisenbahnstrecke Oberhausen–Arnhem befinden. Auch diese Maßnahme ist in den ÖPNV-Bedarfsplan des Landes Nordrhein-Westfalen 2017–2030 angemeldet. Die Verlängerung der Straßenbahnlinie 112 nach Schmachtendorf ist im aktuellen Nahverkehrsplan vorgesehen. Jedoch hat die Verlängerung der Straßenbahnlinie 105 nach Oberhausen Priorität vor der Verlängerung der Straßenbahnlinie 112 nach Schmachtendorf.

Literatur

  • Dieter Höltge: Straßen- und Stadtbahnen in Deutschland. Band 4: Ruhrgebiet. EK-Verlag, Freiburg i.Br. 1994, ISBN 3-88255-334-0.
  • Stefan Göbel: Die neue STOAG. In: stadtverkehr. Nr. 7, 1996, ISSN 0038-9013, S. 6–12.
Commons: Straßenbahn Mülheim an der Ruhr – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Commons: Straßenbahn Oberhausen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Mirco Stodollick: Mülheims Antrag zur Kappung der Straßenbahn-Linie 104 abgelehnt. WAZ, 22. März 2013, abgerufen am 22. März 2013.
  2. Linienplan Straßenbahn Oberhausen 1960
  3. Land erhöht Fördergelder für Linie 105 zwischen Oberhausen und Essen. auf: derwesten.de, 18. Oktober 2011.
  4. Stoag plant Verlängerung der Straßenbahnlinie 105 bis 2018. auf: derwesten.de, 22. Januar 2014.
  5. Stadt Oberhausen: Bürgerentscheid am 8. März 2015 - Gesamtergebnis
  6. Radio Essen Große Radioumfrage (Memento des Originals vom 20. Juni 2015 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  7. 1 2 3 Westdeutsche Allgemeine Zeitung: STOAG setzt weiterhin auf Linie 105 (Memento des Originals vom 28. Januar 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  8. Westdeutsche Allgemeine Zeitung: Linie 105: Zweiter Anlauf für den Ausbau
  9. 1 2 Nahverkehrsplan Oberhausen ab 2017
  10. Planungen zur Linie 105. auf: strab-ob.de, 13. Juli 2004.
  11. Rainer Suhr: Visionen für 8000 neue Arbeitsplätze. Oberhausen plant auf dem ehemaligen Stahlwerksgelände für die Zukunft. In: Oberhausen '02 – ein Jahrbuch. S. 27–31.
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