Der Strafprozess gegen Adnan Syed (offiziell: State of Maryland vs. Adnan Masud Syed) war ein Gerichtsverfahren im Jahr 2000, in dem der damals 18-jährige Schüler Adnan Syed wegen Mordes an seiner früheren Freundin Hae Min Lee angeklagt und zu lebenslanger Freiheitsstrafe verurteilt wurde. Im Jahr 2014 erlangte der Fall durch den US-Podcast Serial internationale Bekanntheit, nachdem die Recherchen der Journalistin Sarah Koenig zahlreiche Ungereimtheiten in den Zeugenaussagen und der Beweisführung im Prozess aufgedeckt hatten. Serial wurde zeitweise zum meistgehörten Podcast weltweit und wurde bis Ende 2016 über 80 Millionen Mal abgerufen.

In den Folgejahren erreichten die Anwälte Syeds vor verschiedenen Berufungsgerichten in einem Wiederaufnahmeverfahren, dass Syed das Recht auf einen neuen Strafprozess zugesprochen wurde, unterlagen jedoch letztendlich vor dem Obersten Gerichtshof des Bundesstaates Maryland, nachdem die Staatsanwaltschaft jedes Mal gegen das Urteil in Berufung gegangen war. Ungeachtet dessen wurde Syed nach einer Haftzeit von 23 Jahren am 19. September 2022 auf Antrag der Staatsanwaltschaft aufgrund von verschiedenen mutmaßlichen Rechtsverstößen der damaligen Ankläger und erheblicher Zweifel an den im Strafprozess angeführten Beweisen „im Interesse von Gerechtigkeit und Fairness“ aus dem Gefängnis entlassen und Syeds Verurteilung aufgehoben. Nachdem von der Staatsanwaltschaft angeordnete DNA-Tests der Kleidung des Mordopfers keine Hinweise auf ein Vorhandensein von Syeds DNA ergaben, ließ die leitende Staatsanwältin Marilyn Mosby alle Anklagepunkte gegen Syed fallen und bezeichnete Syeds Verurteilung als Justizirrtum. Die Haftentlassung und Aufhebung des Urteils gegen Syed wurde von der Opferfamilie und verschiedenen Prozessbeobachtern scharf kritisiert.

Im März 2023 wurde Syeds Verurteilung von einem Berufungsgericht wieder eingesetzt, nachdem die Hinterbliebenen von Hae Min Lee gegen die Aufhebung Beschwerde eingelegt hatten, da Lees Bruder Young zu wenig Zeit für die Anreise zur damaligen Anhörung gegeben worden war. Dies wurde jedoch bereits wenige Wochen später vom Obersten Gerichtshof von Maryland wieder rückgängig gemacht. Gleichzeitig setzte der Oberste Gerichtshof für den 5. Oktober 2023 eine Verhandlung darüber an, ob Young Lees Rechte als Angehöriger verletzt und die Verhandlung über Syeds Haftentlassung wiederholt werden muss. Syed bleibt bis zu einer Entscheidung des Gerichts auf freiem Fuß.

Vorgeschichte

Adnan Massud Syed wurde am 21. Mai 1981 als Sohn pakistanischer Einwanderer in Baltimore, Maryland, geboren und war infolgedessen von Geburt an US-amerikanischer Staatsbürger. In den Jahren 1998 und 1999 besuchte Syed als Schüler die Highschool des Stadtteils Woodlawn und galt als sportlicher, talentierter und vor allem bei Mädchen beliebter Schüler. Im Januar 1999 war Syed 17 Jahre alt und stand kurz vor seinem Schulabschluss.

Im Jahr 1998 führte Syed eine mehrmonatige Beziehung mit seiner aus Südkorea stammenden Mitschülerin Hae Min Lee, deren Anbahnung Lee in ihrem Tagebuch in lebhaften romantischen Details beschreibt. So sei Syed im Jahr 1998 gemeinsam mit seiner als äußerst attraktiv geltenden Mitschülerin Stephanie McPherson zu König und Königin des Abschlussballs gewählt worden, jedoch habe Syed am Abend den üblichen Tanz des gewählten Königspaares mit Stephanie bereits nach kurzer Zeit beendet, um stattdessen Lee zum Tanz aufzufordern. In einer Physikstunde habe er ihr vor den Augen aller Mitschüler als Liebesbeweis eine Rose überreicht.

Aufgrund der unterschiedlichen Herkunft und Kultur der beiden Familien hielten Lee und Syed ihre Beziehung vor ihren Eltern geheim. Syeds muslimische Eltern lehnten Beziehungen ihrer Söhne zu Frauen vor der Ehe aus religiösen und kulturellen Gründen ab. Auch Lees Elternhaus war in dieser Hinsicht konservativ geprägt. Intime Begegnungen fanden daher oft auf Parkplätzen in Lees Auto statt. Beim Homecoming-Ball im Oktober des Jahres 1998 ereignete sich eine für Syed äußerst unangenehme Szene, als Syeds Eltern auftauchten und ihm befahlen sofort mit nach Hause zu kommen, nachdem sie ihn gemeinsam mit Lee gesehen hatten.

Lees Tagebucheinträge belegen, dass die Notwendigkeit, die Beziehung geheim zu halten und die ablehnende Haltung von Syeds Eltern sie sehr belasteten. Hinzu kam, dass Syed sich laut der Aussage verschiedener Zeugen mehr und mehr in ihr Leben einmischte. So habe Syed im Verlauf der Beziehung immer häufiger nachgefragt, wo sie sei und mit wem sie sich treffe und immer mehr gemeinsame Zeit mit ihr eingefordert. Hierzu mischten sich auch immer stärkere Anzeichen von Eifersucht. Insbesondere auf Treffen mit anderen jungen Männern habe Syed oft negativ reagiert. Lee empfand Syeds Verhalten als besitzergreifend und kontrollierend. Ab Herbst 1998 geriet das Paar immer häufiger in Streitigkeiten. Gemäß einer Aussage der Lehrerin Hope Schwab ging dies in einem Fall so weit, dass Lee vom Schulcampus aus einen Termin bei Schwab telefonisch absagte, da Syed am selben Tag ebenfalls einen Termin bei Schwab hatte. Als Syed zufällig während des Telefongesprächs den Raum betrat bat Lee Schwab darum, vorzugeben, sie sei statt von Lee von einer anderen Lehrerin angerufen worden und Syed nicht mitzuteilen, dass Lee an der Schule sei. In dieser Zeit kam es, immer ausgehend von Lee, zu mehreren Trennungen und das Verhältnis hatte zunehmend den Charakter einer On-Off Beziehung.

Im November 1998 trennte sich das Paar endgültig. Erneut ging die Trennung von Lee aus. In einem undatierten Abschiedsbrief beschreibt Lee, wie unzufrieden sie mit der Beziehung war und fordert Syed auf, ihre Trennungsentscheidung zu respektieren. Die Trennung sei nicht das Ende der Welt und er werde darüber hinweg kommen. Eine Chance wieder zusammen zu kommen gäbe es nicht. Zum Abschluss des Briefes bedauert Lee, dass die Trennung so „feindselig und kalt“ erfolgt sei. Der Brief endet mit den Worten: „Hasse mich, wenn du willst. Aber du solltest bedenken, dass ich dich niemals hassen könnte.“

„I'm really getting annoyed that this situation is going the way it is. [...] Your life is NOT going to end. You'll move on and I'll move on. But, apparently, you don't respect me enough to accept my decision. I really couldn't give [a] damn about whatever you want to say. [...] The more fuss you make the more I am determined to do what I gotta do. [...] I got other things to do, better than giving you any hope that we'll get back together, I really don't see that happening, especially now. I NEVER wanted to end this like this, so hostile and cold. But I really don't know what to do. Hate me if you will. But you should remember that I could never hate you.“

Hae Min Lee: Undatierter Brief an Adnan Syed.

Um den Jahreswechsel von 1998 zu 1999 lernte Lee bei der Arbeit für die Optikerkette LensCrafters den zwei Jahre älteren Donald Clinedinst kennen und verliebte sich sofort in ihn. Lee und Clinedinst wurden kurze Zeit später ein Paar. In ihrem Tagebuch beschreibt Lee ausführlich ihre große Liebe zu Clinedinst. Auf eine der letzten Tagebuchseiten schreibt sie den Namen „Don“, eine Abkürzung von Clinedinsts Vorname, insgesamt 127 mal und fügt hinzu „Ich vermisse dich, mein Schatz“ (I miss you, baby). Kurz vor ihrem Verschwinden änderte Lee ihren Profileintrag in ihrem öffentlichen AOL-Profil. Dort listete sie unter ihren Interessen nun „am wichtigsten Don“ auf, schwärmte von seinen blauen Augen und bezeichnete sich als Clinedinsts „Vollzeitfreundin“:

„Interests: Movies, Phone, Partying, TV, Music and most importantly Don. Likes: Looking into his blue eyes, fast cars like his Camaro, … Occupation: Part-time sales, Full-time Girlfriend. “I love you and I miss you Donnie.” Libra“

Hae Min Lee: AOL Profil, geändert um den Jahreswechsel 1998/1999

In ihrem letzten Tagebucheintrag vom 12. Januar 1999, einem Tag vor ihrem Verschwinden, schreibt Lee, mit Clinedinst sei es Liebe auf den ersten Blick gewesen und sie habe in ihm ihren Seelenverwandten gefunden:

„I love you, Don. I think I have found my soulmate. I love you so much. I fell in love with you the moment I opened my eyes to see you in the break room for the first time.“

Hae Min Lee: Tagebucheintrag, 12. Januar 1999

Verschwinden von Hae Min Lee und Fund der Leiche

Am Mittwoch, den 13. Januar 1999, verbrachte Hae Min Lee den Morgen und Vormittag an der Woodlawn Highschool. Gegen 10:30h wurde sie beim Sport von einem Fernsehteam in der Sporthalle der Schule gefilmt und gab ein kurzes Interview. Zuletzt besuchte sie gemeinsam mit Syed eine Psychologiestunde, die um 14:15h endete. Danach verliert sich ihre Spur. Zuletzt wurde sie von Zeugen kurz nach 14:15h auf dem Schulgelände gesehen, als sie in Richtung Parkplatz zu ihrem Auto ging und gesagt habe, sie müsse schnell weg. Um 15:00h hätte Lee ihre Cousine mit dem Auto vom Kindergarten abholen sollen, ein Termin, den die als sehr zuverlässig geltende junge Frau laut ihren Angehörigen niemals vergessen hätte, woraufhin ihre Mutter sie noch im Verlauf des Nachmittags als vermisst meldete. Die Polizei unternahm zunächst keine konkreten Schritte, da Lee bereits volljährig war und noch keine Hinweise auf ein Verbrechen ersichtlich waren. Nachdem Lee allerdings weitere Termine am Abend versäumte und keiner der kontaktierten Freunde und Bekannten Lees einen Hinweis auf deren Verbleib geben konnte, wurde eine Suchaktion gestartet und zunächst Personen im Umfeld Lees nach deren Verbleib befragt. Im weiteren Verlauf wurde die Umgebung der Woodlawn Highschool mit einer Hundestaffel abgesucht und eine offizielle Vermisstenmeldung aufgegeben. Lee blieb jedoch, ebenso wie ihr Nissan Sentra, spurlos verschwunden.

Nach einer mehrwöchigen erfolglosen Suche wurde die Leiche Lees am 9. Februar 1999 von einem Wartungsmechaniker namens Alonzo Sellers gefunden. Dieser gab an, er sei nach seiner Mittagspause durch den Leakin Park zu seiner Arbeitsstätte am Coppin State College in Baltimore gefahren und habe in einem Waldstück an der North Franklintown Road angehalten, da er habe austreten müssen. Dafür habe er sein Fahrzeug geparkt, sei ca. 40 Meter in den Wald gelaufen und habe dort die Leiche entdeckt. Die Leiche Lees war offenbar hastig begraben worden. Sie lag in einer nur wenig tiefen Mulde und war nur oberflächlich mit einer dünnen Schicht Erdreich, Laub und Zweigen bedeckt. Der Körper war schon teilweise verwest jedoch – wohl aufgrund der Winterkälte – trotzdem noch gut erhalten, sodass Lee sofort identifiziert werden konnte. Die Autopsie der Leiche ergab, dass Lee stranguliert worden war.

Tatverdacht gegen Adnan Syed und Festnahme

Bis zum Fund der Leiche wurde der Fall Lees als Vermisstenfall eingestuft. Obwohl schnell davon ausgegangen wurde, dass Lee Opfer einer Straftat geworden sein musste, gab es bis zu diesem Zeitpunkt keine konkreten Hinweise auf ein Verbrechen. Daher konnte die Polizei bis dahin auch keine Tatverdächtigen benennen oder Eingriffe in die Privatsphäre von Verdachtspersonen, wie etwa das Anfordern von Telefondaten, vornehmen. Dies änderte sich jedoch schlagartig mit dem Fund der Leiche und der Gewissheit, dass Lee einem Tötungsdelikt zum Opfer gefallen war.

Da eine junge Frau gewaltsam zu Tode gekommen war und Partner und Ex-Partner in solchen Fällen erfahrungsgemäß häufig zu den Tätern zählten, richteten sich die Ermittlungen unmittelbar auf Lees letzten Freund Donald Clinedinst und auf ihren Ex-Freund Syed. Clinedinst konnte für den Nachmittag des 13. Januar schnell ein glaubwürdiges Alibi vorweisen. Zeugenaussagen und seine Stempelkarte belegten, dass er zum Zeitpunkt von Lees Verschwinden An seinem Arbeitsplatz in einer Filiale der Optikerkette LensCrafters gewesen war. Auch konnte kein glaubwürdiges Motiv ermittelt werden. Die Beziehung zu Lee war erst wenige Wochen alt. Hinweise auf Streit oder Eifersucht gab es nicht.

Demgegenüber konnte Syed zunächst keine Zeugen vorweisen, die sich sicher waren, ihn um die Zeit von Lees Verschwinden nach 14:15h gesehen zu haben und konnte auch nicht anderweitig nachweisen, wo genau er sich an diesem Nachmittag aufgehalten hatte. Zudem erfuhren die Ermittler schnell von der kürzlich zurückliegenden Trennung von Lee. Syed wurde für die Ermittler so schnell zum Hauptverdächtigen. In der Zwischenzeit hatte die Polizei am 18. Februar die Anrufliste von Syeds Mobiltelefon vom Mobilfunkanbieter AT&T angefordert und ging nun minutiös alle Personen durch, mit denen Syed telefoniert hatte und führten mit allen ermittelten Personen Vernehmungen durch. Hierbei stießen sie auf eine junge Frau namens Jennifer Pusateri, die am 13. Januar mehrfach von Syeds Mobiltelefon angerufen worden war. In ihrer ersten Vernehmung gab Pusateri an, nichts mit der Sache zu tun zu haben und nichts über den Mord an Lee zu wissen. Einen Tag später fragte Pusateri nach einem weiteren Vernehmungstermin und sprach erneut mit den Ermittlern, diesmal im Beisein ihrer Mutter sowie eines eigens für die Vernehmung bezahlten Anwalts. Pusateri, die nach eigenem Bekunden weder Syed noch Lee kannte, sagte aus, ihr enger Freund Jay Wilds habe ihr noch am Tattag erzählt, dass Syed Lee erwürgt habe und er Syed beim Begraben der Leiche geholfen habe. Das Motiv Syeds sei Eifersucht gewesen. Pusateri verfügte damit offenbar über Insiderkenntnisse, denn die Todesursache war zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht öffentlich bekannt gegeben worden. Dies führte die Ermittler zu Wilds, der in seiner Vernehmung die Angaben Pusateris bestätigte. Wilds führte die Ermittler außerdem zu einem Parkplatz Nahe der Adresse 325 North Grantley Street, auf dem Lees bis dahin unauffindbares Auto abgestellt war. Dies belegte aus Sicht der Ermittler den Wahrheitsgehalt von Wilds Aussagen, denn da er wusste, wo das Auto abgestellt war, könne mit hoher Sicherheit geschlussfolgert werden, dass Wilds an der Tat beteiligt war und den Mörder kennt.

Mit diesen Indizien konnte umgehend ein Haftbefehl erwirkt werden. Syed wurde am 28. Februar 1999 des Mordes an Hae Min Lee beschuldigt und nur wenige Stunden später in Gewahrsam genommen.

Erster Strafprozess

Ein erster Strafprozess gegen Syed startete am 8. Dezember 1999 am Bezirksgericht von Baltimore unter dem Vorsitz von Richter William Quarles. Die Staatsanwaltschaft, vertreten durch den leitenden Staatsanwalt Kevin Urick präsentierte ihre Beweise an insgesamt sechs Verhandlungstagen. In einer Diskussion am Richtertisch am sechsten Verhandlungstag bezeichnete der vorsitzende Richter die Verteidigerin Syeds, Cristina Gutierrez, deren Aussage zufolge als „Lügnerin“. Gutierrez protestierte und merkte an, dass Mitglieder der Jury die Aussage des Richters gehört hätten und ihrer Glaubwürdigkeit damit großen Schaden zugefügt worden sei. Als dann einer der Geschworenen dem Richter eine Notiz überreichte mit der Frage, ob Gutierrez jetzt als Verteidigerin entlassen würde, da der Richter sie für eine Lügnerin halte, blieb dem Richter keine andere Möglichkeit als den Prozess abzubrechen und ergebnislos zu beenden. Eine Mitarbeiterin von Gutierrez sagte später in einem Interview, die Jury-Mitglieder seien zum Ende des ersten Prozesses befragt worden und hätten angedeutet, dass sie zum damaligen Zeitpunkt wahrscheinlich für die Unschuld von Syed gestimmt hätten.

Zweiter Strafprozess

Der zweite Strafprozess gegen Syed begann am 25. Februar 2000 und dauerte etwa sechs Wochen. Nach dem Abbruch des ersten Strafprozesses wurden neue Geschworene ausgewählt und die Beweisaufnahme ebenfalls von neuem eröffnet. Die Anklage wurde abermals von Staatsanwalt Urick sowie von der Staatsanwältin Kathleen C. Murphy vertreten. Syeds Verteidigerin war erneut Cristina Gutierrez. Den Vorsitz übernahm diesmal die Richterin Wanda Keyes Heard.

Strategie der Anklage

Die Strategie des leitenden Staatsanwalts Kevin Urick zielte darauf ab, zu beweisen, dass Syed sowohl ein Motiv für den Mord als auch eine Gelegenheit hatte, den Mord zu begehen. Weiter habe Syed kein schlüssiges Alibi. Die Aussagen von Jay Wilds als Hauptbelastungszeuge seien hingegen schlüssige Beweise für Syeds Täterschaft und könnten durch eine Funkzellenanalyse mit deren Hilfe Syeds Mobiltelefon am Tattag geortet werden konnte sowie durch Aussagen anderer Zeugen wie Jennifer Pusateri belegt werden. Syed habe Lee am Vormittag um eine Mitfahrgelegenheit nach Schulschluss gebeten, sei mit Lee nach 14:15h zum Best Buy Kaufhaus in Woodlawn gefahren und habe sie gegen 14:35h auf dem Parkplatz des Kaufhauses in ihrem Auto erwürgt. Danach habe er sich von Jay Wilds abholen lassen, sei kurz zum Leichtathletik-Training gegangen, um ein Alibi zu haben und habe die Leiche dann gegen 19:00h in einem Waldstück im nahegelegenen Leakin Park gemeinsam mit Wilds begraben. Das Mordmotiv sei Eifersucht und gekränkter Stolz gewesen.

Mordmotiv

Die Anklage argumentierte, Syed habe aufgrund der turbulenten Beziehung zu Lee, der von Lee ausgehenden, nur wenige Wochen zurückliegenden Trennung und der Tatsache, dass Lee seit kurzer Zeit einen neuen Freund hatte, ein schlüssiges Motiv gehabt, Lee zu ermorden. Besonders habe ihn in Wut versetzt, dass er seine Eltern wegen Lee angelogen habe, um die Beziehung geheim zu halten. Nachdem er so viel für sie geopfert habe, stände er am Ende von Lee gedemütigt und in seinem Stolz verletzt mit leeren Händen da. Bei der Durchsuchung von Syeds Wohnhaus nach dessen Festnahme fanden die Ermittler den Abschiedsbrief, den Lee kurz vor der Trennung an Syed geschrieben hatte. Auf der Rückseite des Briefes finden sich die handschriftlich notierten Worte „Ich werde töten“ (I'm going to kill).

Außerdem habe Syed auch eine Gelegenheit gehabt, ohne großes Aufsehen zu erregen in Lees Auto zu gelangen und Lee dort zu töten. Nach der Trennung hätten Syed und Lee den Kontakt nicht abgebrochen, sondern auch weiter sporadisch Dinge miteinander unternommen. Lee habe ihm auch dann noch immer wieder Mitfahrgelegenheiten gegeben und ihn auch nach der Trennung noch selbst ihr Auto fahren lassen. Der Scheibenwischerhebel am Lenkrad von Lees Auto war beim Fund des Autos lose, was die Staatsanwaltschaft als Indiz dafür wertete, dass der Täter auf dem Fahrersitz des Autos gesessen habe und es dann im Auto zu einem Kampf gekommen sei, bei dem sich der Scheibenwischerhebel durch eine Schlag oder Tritt des sich wehrenden Opfers gelöst habe. Zeugen würden sich außerdem erinnern, dass Syed Lee am 13. Januar um eine Mitfahrgelegenheit nach Schulende gebeten hatte. Dies hätte Syed selbst noch am Tag von Lees Verschwinden gegenüber einem Polizisten bestätigt.

Zusammenfassend hätte Syed ein Motiv, eine Gelegenheit und aufgrund seiner überlegenen Körperkraft auch die Möglichkeit (motive, opportunity, means) gehabt, Lee am 13. Januar 1999 zu töten. Auffällig sei außerdem, dass Syed Lee in den Wochen vor ihrem Verschwinden regelmäßig immer wieder per Textnachricht kontaktiert oder angerufen hatte – unter anderem drei Mal in der Nacht vor ihrem Verschwinden –, sie jedoch, anders als andere Freunde und Bekannte, nach dem 13. Januar nie mehr anrief oder kontaktierte, obwohl die Leiche erst Wochen später gefunden wurde und es sich zunächst noch um einen Vermisstenfall handelte.

Fehlendes Alibi

Ein wichtiger Angriffspunkt der Anklage war, dass Syed – anders als Lees damaliger Freund Don Clinedinst – nicht schlüssig beweisen konnte, wo genau er sich am Nachmittag und Abend des 13. Januar 1999 aufgehalten hatte. Syed behauptete, einen Großteil der fraglichen Zeit auf dem Schulcampus, beim Leichtathletiktraining und in der Moschee verbracht zu haben, also an öffentlichen Orten und in der Anwesenheit zahlreicher anderer Personen. Gleichwohl konnte er so gut wie keine Zeugen benennen, die seine Anwesenheit an diesen Orten bestätigen. Einzig sein Vater Syed Rahman sagte im Prozess aus, Syed sei mit ihm gegen 20:00h bis ca. 22:00h in der Moschee gewesen. Syed konnte auch keine Aufnahmen von Überwachungskameras oder sonstige Beweise vorbringen. Beim Leichtathletiktraining wurde keine Anwesenheitsliste geführt und die zuständige Aufsichtsperson konnte sich nicht erinnern, ob Syed anwesend war oder nicht.

Hauptbelastungszeuge

Das wichtigste Element der Strategie der Anklage war die Aussage des Hauptbelastungszeugen Jay Wilds. Das Vorhandensein eines Motivs und Nichtvorhandensein eines Alibis sind keine Beweise für die Schuld eines Angeklagten. Wilds Aussage war von entscheidender Bedeutung, da keine forensischen Indizien existierten, die Syed direkt mit dem Mord in Verbindung bringen und die existierenden Indizien – wie etwa Fingerabdrücke in Lees Auto – plausibel von der Verteidigung erklärt werden konnten. Syed war auch nach der Trennung mit Lee befreundet geblieben und war in den Tagen und Wochen vor ihrem Verschwinden oft mit Lees Zustimmung in ihrem Auto. Mit Wilds existierte hingegen ein Zeuge, der aussagte, Syed am Tattag mit Lees Leiche gesehen zu haben und der den Standort von Lees ebenfalls verschwundenem Auto kannte, was mit höchster Wahrscheinlichkeit nur ein Mitwisser oder Mittäter gewusst haben könnte.

Wilds gab an, Syed habe ihm am Vormittag des 13. Januars sein Mobiltelefon und sein Autogeliehen, vordergründig, damit Wilds ein Geburtstagsgeschenk für seine Freundin Stephanie kaufen könne, mit der auch Syed gut befreundet war. Zu diesem Zeitpunkt habe Syed ihm auch mitgeteilt, dass er plane, Lee zu töten, da sie ihm das Herz gebrochen habe. Am Nachmittag um 14:36h habe er einen Anruf von Syed erhalten, dass Lee jetzt tot sei und Syed mit dessen Auto am nahe der Highschool liegenden Best Buy Kaufhaus abgeholt. Hierbei habe Syed ihm die Leiche Lees im Kofferraum gezeigt. Danach habe er Syed zum Leichtathletiktraining gefahren, da Syed gesagt habe, er „müsse jetzt gesehen werden“ und später dort wieder abgeholt. Nach einem späteren Besuch gegen 18:00h bei seiner Freundin Kristi Vinson habe Wilds Schaufeln organisiert und die beiden seien hintereinander mit beiden Autos in den Leakin Park gefahren und hätten Lees Leiche gegen 19:15h dort begraben. Danach hätten sie Lees Auto auf einem Parkplatz abgestellt und Syed hätte Wilds nach Hause gefahren.

Wilds Aussagen waren jedoch in vielen Punkten widersprüchlich. Insbesondere Zeiten und Orte änderten sich immer wieder, auch in bedeutenden Punkten wie der Frage, wo und wann Syed ihm Lees Leiche im Kofferraum von Lees Auto gezeigt habe. In seinen Vernehmungen musste er sich mehrfach selbst korrigieren und machte in Bezug auf bestimmte Details eindeutige Falschaussagen, was die Staatsanwaltschaft in der Gerichtsverhandlung auch eingestand. Trotzdem, so die Argumentation der Anklage, habe sich der wahre Kern von Wilds Aussage nie geändert, nämlich, dass Syed ihm die Leiche gezeigt hätte, sie diese gemeinsam begraben und danach Lees Auto auf einem Parkplatz im Westen Baltimores abgestellt hätten.

Funkzellenanalyse

Kurze Zeit nach dem Fund von Lees Leiche hatte die Polizei Verbindungs- und Ortungsdaten für Syeds Mobiltelefon von dessen Mobilfunkanbieter erhalten. Bei vom Telefon Syeds ausgehenden Anrufen konnte der angerufene Teilnehmer ermittelt werden. Bei eingehenden Telefonanrufen war jedoch nicht immer nachverfolgbar, wer Syeds Telefon angerufen hatte. Die Ermittler versuchten, diese Daten zu nutzen, um verschiedene Zeugenaussagen, insbesondere die des Hauptbelastungszeugen Jay Wilds, zusätzlich zu validieren.

Wilds und die Zeugin Kristina „Kristi“ Vinson sagten übereinstimmend aus, dass Wilds und Syed am Tattag gegen 18:00h in Vinsons Wohnung gewesen seien. Vinson gab an, Wilds und Syed hätten sich sonderbar und heimlichtuerisch („shady“) verhalten. Wilds Angaben zufolge hatte Syed um etwa 18:00h bis 18:30h drei eingehende Anrufe erhalten, zwei von Verwandten Lees und einen von der Polizei, die sich erkundigt hätte, ob Syed wisse, wo Lee sei, was Syed verneint habe. An den letzten Anruf erinnerte sich auch Vinson, jedoch ohne sagen zu können, wer genau angerufen habe. Nach diesem Anruf habe Syed gesagt „Sie werden kommen und mich befragen. Was soll ich sagen? Was soll ich tun?“ und sei aufgesprungen, aus der Wohnung gestürmt und mit Wilds gemeinsam abgefahren. Der Polizist Scott Adcock gab an, am Tattag zwischen 18:00h und 18:30h mit Syed telefoniert und nach dem Verbleib von Lee gefragt zu haben. Syeds Telefonverbindungsdaten zeigen am Tattag eingehende Anrufe um 18:07h, 18:09h und 18:24h. Die Staatsanwaltschaft behauptete, dass Syed nach dem Anruf der Polizei offenbar in Panik geriet und geglaubt habe, er müsse sich der Leiche jetzt schnell entledigen. Passend hierzu sagte Wilds aus, dass die Leiche tatsächlich wenig später, gegen 19:00h, im Leakin Park begraben wurde. Wilds sagte außerdem, er habe während der Fahrt seiner Freundin Jennifer Pusateri gegen 19:00h eine Voicemail von Syeds Telefon gesendet, da er um diese Zeit mit Pusateri eigentlich verabredet gewesen sei. Kurze Zeit später habe Pusateri zurückgerufen während er mit Syed gerade dabei war, die Leiche zu begraben. Syed habe abgenommen, Pusateri gesagt Wilds sei beschäftigt und aufgelegt. Pusateri bestätigte, um diese Zeit eine Voicemail von Wilds erhalten zu haben. Diese sei unverständlich gewesen, daher habe sie ihn wenige Minuten später zurückgerufen. Am anderen Ende der Leitung sei eine unbekannte Stimme gewesen (Pusateri kannte Syed nicht), die ihr gesagt habe, Wilds sei beschäftigt. Syeds Telefondaten zeigen um 19:00h einen ausgehenden Anruf zu Pusateris Pager, auf den so Voicemails gesprochen werden konnten, und um 19:09h und 19:16h eingehende Anrufe unbekannten Ursprungs.

Zur Überprüfung dieser für Syed höchst belastenden Aussagen nutzten die Ermittler eine Auswertung von Syeds Telefonverbindungen vom Tattag. Mithilfe einer Funkzellenanalyse wurde für jeden Anruf ermittelt, mit welchem Mobilfunkmast das Mobiltelefon Syeds Kontakt aufnahm. Hierdurch kann der ungefähre Standort von dem der Telefonanruf geführt wurde eingegrenzt werden. Wilds Aussage zufolge hatte Syed das Mordopfer abends gegen 19:15h in seinem Beisein im Leakin Park begraben. Um 19:09h und 19:16h wurden mit Mobiltelefon Syeds zwei Telefongespräche geführt, wobei Syeds Mobiltelefon beide Male angerufen wurde. In beiden Fällen lief die Verbindung über den Funkturm L689B, der sich am Rand des Leakin Parks etwa 1 km nördlich vom Fundort von Lees Leiche entfernt befindet. Der letzte Buchstabe bei der Funkturmbezeichnung zeigt die Signalrichtung an, wobei A für Nord/Nordost, B für Süd/Südost und C für West steht. Die Verbindung zum Funkturm L689B deutet also darauf hin, dass das Telefon Syeds sich südlich bis südöstlich vom angerufenen Funkturm befunden hat. Dies stimmt mit dem Fundort der Leiche überein. Der ausgehende Anruf um 19:00h auf Jennifer Pusateris Pager lief über den Funkturm L651A, der sich bei einem Autobahnkreuz befand, von dem aus sowohl Kristi Vinsons Apartment über die Schnellstraße I-695, als auch der Leakin Park über die Autobahn I-70 in wenigen Minuten erreichbar war. Dies wertete die Staatsanwaltschaft als Indiz dafür, dass Wilds die Wahrheit sagte.

Zur Validierung ihrer Analyse berief sich die Anklage auf die Zeugenaussage des Ingenieurs Abraham Waranowitz, der für den Hersteller AT&T am Aufbau des Funkturmnetzes in Baltimore beteiligt gewesen war und als Experte zum Prozess geladen wurde. Waranowitz testete am Fundort der Leiche im Leakin Park, welcher Funkturm bei einem an dieser Stelle von einem Mobiltelefon ausgehenden Telefonanruf angerufen würde. Das Ergebnis war Funkturm L689B.

Nisha-Telefonanruf

Nach übereinstimmender Aussage von Zeuge und Angeklagtem übergab Syed am Vormittag des 13. Januar sein Mobiltelefon, das ein Freund von ihm erst zwei Tage zuvor gekauft hatte, an Wilds, der selbst kein Mobiltelefon besaß. Syeds Angaben zufolge erhielt er es erst am Abend zurück als Wilds ihn vom Leichtathletiktraining abholte und sah Wilds in der Zwischenzeit nicht mehr. Um 15:32h wurde jedoch ein in Silver Spring, Maryland, lebendes Mädchen namens Nisha von Syeds Telefon aus angerufen. Nisha, die in der Berichterstattung über den Fall fast ausschließlich nur mit ihrem Vornamen genannt wird, war eine Freundin Syeds, die Wilds jedoch nicht kannte. Wilds hätte keinen Grund gehabt, eine unbekannte Person von einem fremden Mobiltelefon anzurufen. Alle anderen Anrufe am frühen Nachmittag waren Personen, die Wilds kannte. Dies wertete die Staatsanwaltschaft als Indiz dafür, dass Syed um diese Zeit – wie von Wilds behauptet – bei Wilds war und bezüglich seines Aufenthaltsorts zwischen Schulende und Leichtathletiktraining die Unwahrheit sagte. Die einzig logische Schlussfolgerung sei, dass Syed um 15:32h wieder im Besitz seines Mobiltelefons war und das Gespräch mit Nisha führte. Dies sei ein zusätzliches Indiz für die Glaubwürdigkeit von Wilds Aussage, dass Syed ihm am frühen Nachmittag des Tattages die Leiche Lees gezeigt hatte.

Im Auto Lees gefundene Gegenstände

Im Auto von Hae Min Lee wurde ein Stadtplan von Baltimore gefunden, auf dessen Rückseite ein Handabdruck Syeds nachgewiesen wurde. Die Seite, die die Umgebung der Woodlawn Highschool und im unteren rechten Abschnitt den Leakin Park zeigt, sei herausgerissen gewesen. Dies wurde als Indiz dafür interpretiert, dass Syed den Stadtplan verwendete, um einen geeigneten Ort für das Verscharren der Leiche zu finden. Auf der Rückbank des Autos wurde zudem eine in Blumenpapier eingewickelte Rose gefunden. Auf dem Blumenpapier fanden sich Syeds Fingerabdrücke. Die Staatsanwaltschaft erinnerte daran, dass Syed Lee einmal vor der versammelten Schulklasse eine Rose überreicht hatte.

Strategie der Verteidigung

Die Verteidigerin Syeds versuchte, hauptsächlich aus Syeds eigenen Aussagen, ein Alibi abzuleiten und die Jury davon zu überzeugen, dass Syeds Aussagen zu seinen Aufenthaltsorten an jenem Tag glaubwürdig seien. Außerdem verwies sie darauf, dass außer den Aussagen des Hauptbelastungszeugen Jay Wilds, keine forensischen Indizien oder direkten Beweise Syed mit dem Mord in Verbindung bringen. Eine Täterschaft anderer Personen wie Wilds selbst oder von Alonzo Sellers, der den Fundort der Leiche gemeldet hatte, seien viel wahrscheinlicher als eine Täterschaft Syeds.

Routine-Alibi

Am 4. Oktober 1999 teilte Syeds Verteidigerin dem leitenden Staatsanwalt Kevin Urick in einer sogenannten Alibi Notice mit, dass Syed zur vermuteten Tatzeit nicht am Tatort war. Die rechtzeitige Übersendung einer solchen Alibi Notice vor dem Prozess ist im Bundesstaat Maryland gesetzliche Vorschrift, damit die Ankläger sich entsprechend vorbereiten und das Alibi eventuell entkräften können. Dem Schreiben der Verteidigung zufolge hatte Syed nach Ende der letzten Schulstunde um 14:15h die folgende Zeit auf dem Schulgelände verbracht und wäre danach zum Leichtathletiktraining gegangen, das unterschiedlichen Angaben zufolge irgendwann zwischen 15:30h und 16:30h begann und spätestens um 17:30h endete (eine Anwesenheitsliste existierte nicht und die Teilnahme wurde nicht kontrolliert). Da Jay Wilds am Tattag im Besitz von Syeds Auto war, sei er dann von Wilds vom Training abgeholt worden und zu Wilds Bekannten Kristi Vinson gefahren. Danach wäre er nach Hause gegangen und hätte die restliche Zeit bis zum Abendgebet gegen 20:00h dort verbracht. Das Abendgebet hätte er am fraglichen Tag keinesfalls verpasst, denn der 13. Januar 1999 fiel in den Fastenmonat Ramadan. Danach gegen 22:00h wäre er wieder nach Hause gegangen und hätte sich einige Stunden später schlafen gelegt. Zur Stärkung des spezifischen Alibis verwies die Verteidigung zusätzlich auf ein sogenanntes Routine-Alibi und fügte eine Liste von insgesamt 80 Zeugen bei, die bestätigen könnten, dass Syed regelmäßig nach der Schule auf dem Campus, beim Leichtathletiktraining sowie während des Fastenmonats Ramadan, in den der 13. Januar 1999 fiel, abends in der Moschee gewesen sei. Mit der Ausnahme von Syeds Vater, der als Zeuge aussagte, mit seinem Sohn gemeinsam gegen 20:00h in der Moschee gebetet zu haben, rief die Verteidigung jedoch keine dieser Alibi-Zeugen in den Zeugenstand.

Als einzige mögliche Alibi-Zeugin auf dem Schulcampus hatte Gutierrez die Zeugin Deborah Warren im ersten Strafprozess gegen Syed während ihres Krezuverhörs mit einer von den Ermittlern auf Band aufgezeichneten und später schriftlich dokumentierten Befragung konfrontiert, in der sie angegeben hatte, Syed am 13. Januar gegen 2:45h auf dem Campus nahe des Büros des Vertrauenslehrers (guidance counselor) der Woodlawn Highschool auf dem Weg zum Leichtathletiktraining gesehen zu haben, was Warren damals bestätigte. Nur wenige Wochen später fragte Gutierrez im zweiten Strafprozess erneut, ob Warren den Angeklagten am 13. Januar auf dem Weg zum Leichtathletiktraining gesehen habe. Diesmal gab Warren an, sich nicht mehr erinnern zu können. Gutierrez wies Warren weder auf das Befragungsprotokoll der Ermittler noch auf ihre Aussage zu dieser Frage im ersten Strafprozess hin und wendete sich umgehend anderen Themen zu.

Forensische Indizien

Der Darstellung der Verteidigung zufolge war die forensische Faktenlage ausgesprochen dünn. Die forensische Untersuchung von Syeds Auto ergab keinen Hinweis darauf, dass sich dort eine Leiche befunden hatte und lieferte auch keinerlei belastende Fingerabdrücke, Blut oder DNA-Spuren. In Lees Auto fanden sich Syeds DNA und dessen Fingerabdrücke, dies sei jedoch leicht dadurch zu erklären, dass sich Syed in den Tagen und Wochen vor Lees Verschwinden oft mit ihrer Zustimmung in ihrem Auto aufgehalten hatte. Am Mordopfer und am Fundort der Leiche konnten weder DNA noch Blutspuren, Fingerabdrücke oder sonstige forensische Hinweise auf eine Täterschaft Syeds nachgewiesen werden. Ebenso wurden am Fundort der Leiche und am Mordopfer gefundene Textilfasern nicht auf Syeds Kleidung oder anderen Stoffstücken, die in Syeds Wohnung sichergestellt wurden, gefunden. Umgekehrt konnten auch keine Textilfasern oder Haare von Syed am Fundort der Leiche, der Leiche selbst oder an Gegenständen vom Tatort nachgewiesen werden. Erdspuren an bei der Hausdurchsuchung von Syeds Wohnhaus sichergestellten Schuhen und Kleidungsstücken ergaben keine Übereinstimmung mit am Fundort der Leiche gesicherten Bodenproben. Der Autopsiebericht ergab keine Hinweise auf ein Sexualverbrechen und keine forensischen Indizien hierfür wie Spuren von Körperflüssigkeiten eines möglichen Täters. Keiner von Lees lang gewachsenen Fingernägeln war abgebrochen, was gegen die von der Staatsanwaltschaft vorgebrachte Theorie sprach, dass es im Auto zu einem Kampf gekommen sei, in dessen Folge sich der Scheibenwischerhebel durch einen Schlag oder Tritt Lees gelöst habe. An Syed selbst zeigten sich in den Tagen nach Lees Verschwinden keinerlei Kratzspuren, Hämatome oder sonstige Zeichen eines Kampfes, der sich in der Theorie der Staatsanwaltschaft im Auto Lees zwischen Syed und der relativ großen und sportlichen jungen Frau ereignet haben soll.

Zweifel am Hauptbelastungszeugen

Die Aussage des Hauptbelastungszeugen Jay Wilds wurde von Syeds Verteidigerin scharf angegriffen. Wilds sei ein Drogendealer und als Zeuge sehr unglaubwürdig. Er habe in Bezug auf alle fundamentalen Aussagen gelogen und seine Angaben geändert. Dies betreffe den angeblichen Tatort und den Ort an dem Syed ihm die Leiche gezeigt habe. Wilds hatte der Polizei und anderen Personen nachweislich immer wieder andere Orte angegeben. Den Tatort verortete er in einer Polizeivernehmung zunächst – wie später von der Staatsanwaltschaft im Prozess argumentiert – auf dem Parkplatz eines nahegelegenen Best Buy Kaufhaus, in einer späteren Vernehmung dann jedoch im Patapsco State Park. Jennifer Pusateri, die mit ihrer Aussage die Polizei erst auf Jay aufmerksam gemacht hatte, sagte er, er kenne den Tatort nicht. Bezüglich des Ortes, an dem Syed ihm die Leiche gezeigt hätte, nannte er in verschiedenen Befragungen durch die Polizei die Edmondson Avenue, den Parkplatz des Best Buy Kaufhauses sowie die Franklintown Road. In einer Vernehmung sagt er, er habe die Leiche überhaupt nicht gesehen.

Gutierrez kritisierte außerdem, dass die Staatsanwaltschaft Wilds für dessen eigenes Strafverfahren wegen Beihilfe zum Mord einen Anwalt gesucht und diesen bezahlt hatte. Dass dies ein Staatsanwalt für seinen eigenen Zeugen tue sei höchst ungewöhnlich.

Verdächtigung anderer Täter

Die Verteidigung argumentierte Wilds Aussagen seien unglaubwürdig und es lägen keine anderen glaubwürdigen Beweise für Syeds Täterschaft oder auch nur dessen Anwesenheit am Fundort der Leiche vor. Tatzeit und Tatort seien unbekannt. Angesichts dieser Beweislage könne nicht von einer Täterschaft Syeds ausgegangen werden. Viel wahrscheinlicher sei, dass Wilds selbst der Täter sei und versuche, Syed die Tat anzuhängen, nachdem die Polizei auf seine Spur gekommen war, um sich und seine Freundin Jennifer Pusateri zu schützen. Die Verbindung von Wilds zu dem Mord sei durch dessen Kenntnis des Abstellort von Lees Auto offensichtlich. Ebenso käme Alonzo Sellers als Täter in Betracht. Im Gegensatz zu Syed könnte zwischen Sellers und dem Fundort der Leiche eine Verbindung hergestellt werden, da Sellers den Fund der Leiche als erster gemeldet hatte. Sellers wohnte zum damaligen Zeitpunkt nur wenige hundert Meter von der Woodlawn Highschool entfernt, war in der Vergangenheit verhaftet worden, weil er sich nachts vor einer Autofahrerin entblöst hatte, und hatte nach dem Leichenfund einen Lügendetektortest zunächst nicht bestanden, bei dem Fragen nach seiner Beteiligung an dem Mord an Lee gestellt wurden. Ein späteren weiterer Test, in dem nur noch nach der Mordwaffe gefragt wurde, zeigte jedoch keine Hinweise auf eine Täuschungsabsicht.

Urteil und Strafmaß

Am 25. Februar 2000 wurde Syed von den Geschworenen einstimmig für den Mord an Hae Min Lee schuldig gesprochen. Am 6. Juni 2000 verurteilte die vorsitzende Richterin Syed zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe. Da Syed zur Tatzeit noch minderjährig war, wurde eine vorzeitige Haftentlassung auf Bewährung nach 15 Jahren ermöglicht, was jedoch eine Zustimmung des Gouverneurs von Maryland voraussetzte und nach Angaben der Richterin zum damaligen Zeitpunkt keine gängige Rechtspraxis war. Im Rahmen der Anhörung wurde auch den Hinterbliebenen Lees das Wort erteilt. Hierbei verlas Youn Kim, die Mutter von Hae Min Lee, das in der späteren Berichterstattung zum Fall vielzitierte Koreanische Sprichwort mit den Wortlaut, wenn Eltern sterben begräbt man sie in der Erde, wenn Kinder sterben begräbt man sie im eigenen Herzen. Syed selbst beteuerte in seinem Schlusswort seine Unschuld.

„When parents die, they’re buried in the ground, but when a child dies, you bury the child in your heart.“

Youn Kim (Mutter von Hae Min Lee): Koreanisches Sprichwort

Verurteilung von Jay Wilds

Auch der Hauptbelastungszeuge Jay Wilds wurde kurz nach Syeds Verurteilung angeklagt. Wilds bekannte sich im Beisein seiner von Staatsanwalt Urick vermittelten und bezahlten Anwältin Anne Benaroya der Beihilfe zum Mord schuldig und wurde zu einer Freiheitsstrafe von zwei Jahren auf Bewährung verurteilt, einem von Beobachtern angesichts der Vorwürfe als milde bezeichneten Strafmaß.

Berufungen und erstes Wiederaufnahmeverfahren

Kurz nach dem Urteil und noch vor der Anhörung zur Strafzumessung beendete Syeds Familie die Zusammenarbeit mit seiner Verteidigerin Cristina Gutierrez. Syed und andere Familienangehörige waren schon längere Zeit kritisch gegenüber der Verhandlungsführung von Gutierrez eingestellt, hatten jedoch noch größere Nachteile befürchtet, falls Gutierrez mitten im Prozess entlassen worden wäre. Außerdem ist der Wechsel des Anwaltsteams während eines Strafprozesses im U.S.-Recht nur mit besonderer Begründung möglich. Noch in der Anhörung zur Strafzumessung kündigte Syed an, in Berufung zu gehen. Seine Berufungen wurden von den angerufenen Gerichten jedoch abgewiesen, da keine Rechtsfehler erkennbar seien.

Im Juni 2010 reichte sein neuer Anwalt Justin Brown einen Antrag auf ein erstes Wiederaufnahmeverfahren ein. Syeds Anwältin habe zahlreiche Fehler begangen und Syed aufgrund ihrer inkompetenten Verteidigung keinen fairen Prozess erhalten können. Im U.S.-Recht ist eine mangelhafte Verteidigung (ineffective assistance of counsel) ein valider Revisionsgrund, sofern nachgewiesen werden kann, dass die Verteidigung tatsächlich eindeutige Fehler begangen hat und ohne diese Fehler ein anderes Prozessergebnis möglich gewesen wäre. Insbesondere kritisierte Brown, dass Syeds Verteidigerin Cristina Gutierrez Syeds Mitschülerin Asia McClain auch auf Syeds Aufforderung hin nicht einmal kontaktiert hatte. McClain hatte Syed im Gefängnis mehrere Briefe geschrieben, in denen sie angab, sie sei sich sicher, dass sie ihn am 13. Januar gegen 14:30h in der Stadtbibliothek von Woodlawn gesehen und mit ihm fast 20 Minuten gesprochen hätte. Auch ein Freund von ihr sei zugegen gewesen. Die Bibliothek hätte außerdem Überwachungskameras. Dies hätte Syed ein potenzielles Alibi verschaffen können, da die Staatsanwaltschaft im Hauptverfahren angenommen hatte, dass sich genau zu diesem Zeitpunkt der Mord auf dem Parkplatz des Bust Buy Kaufhauses ereignet hatte. McClain hatte für ihre Aussage zu einem früheren Zeitpunkt eine Eidesstattliche Versicherung abgegeben, sagte jedoch nicht selbst im Berufungsprozess aus. Stattdessen sagte der ehemalige leitende Staatsanwalt Kevin Urick aus, McClain habe ihm in einem persönlichen Gespräch mitgeteilt, dass sie die Eidesstattliche Versicherung nur unterschrieben habe, weil sie von Syeds Familie unter Druck gesetzt worden sei. In Browns Revisionsantrag findet sich keine Rüge von Gutierrez Umgang mit den Funkzellendaten. Dies wurde später relevant, da im Bundesstaat Maryland Beweisanträge für eine mangelhafte Verteidigung in einem Wiederaufnahmeverfahren nur für 10 Jahre nach dem Urteil im Hauptverfahren möglich sind.

Am 6. Januar 2014 lehnte der Berufungsrichter Martin Welch Syeds Antrag auf einen neuen Strafprozess ab. Die Entscheidung, McClain nicht als Alibi-Zeugin zu kontaktieren sei als eine nachvollziehbare Prozessstrategie der Verteidigerin Syeds anzusehen. McClains Briefe seien teilweise vage und wenig detailliert formuliert gewesen. Außerdem hätte McClain von Syed selbst gemachten Aussagen widersprochen. Syed hatte immer angegeben, nach Schulende bis zum Leichtathletiktraining auf dem Schulgelände geblieben zu sein und die Stadtbibliothek von Woodlawn als Aufenthaltsort nie erwähnt. Syeds Verteidigerin habe daher vernünftigerweise annehmen können, dass McClain als Alibi-Zeugin für Syeds Verteidigung nicht von Nutzen gewesen wäre und hätte folglich nicht die Pflicht gehabt, McClain zu kontaktieren.

Serial Podcast

Im Jahr 2013 kontaktierte Rabia Chaudry, eine Anwältin und Kindheitsfreundin Syeds, die immer von dessen Unschuld überzeugt war, die Journalistin Sarah Koenig mit der Bitte, sich den Fall Syeds und die von ihr zusammengetragenen mutmaßlichen Ungereimtheiten bei seiner Verurteilung anzusehen. Koenig arbeitete zu diesem Zeitpunkt als Produzentin für die Radiosendung This American Life des staatlichen Radiosenders WBEZ Chicago und hatte zuvor in den Jahren 2000 und 2001 für die Zeitung Baltimore Sun über Vorwürfe gegen die Anwältin Cristina Gutierrez berichtet, die von zahlreichen Klienten eines Fehlverhaltens beschuldigt wurde. Gutierrez hatte auch Syed in dessen Strafverfahren vertreten.

Koenig willigte ein und fing an, den von Chaudry zusammengetragenen Vorwürfen nach zu gehen. In Befragungen von Zeugen des Prozesses, Personen aus Syeds und Lees Umfeld sowie bei der Sichtung der Prozessakten gewann Koenig den Eindruck, dass viele der von Chaudry vorgebrachten Einwände berechtigt sein könnten. Aufgrund der interessanten Fallkonstellation, in der es um Liebe, Eifersucht, Rassismusvorwürfe und die Möglichkeit einer falschen Verurteilung ging, konnte sie ihre Vorgesetzten überzeugen, der Produktion einer mehrteiligen True-Crime-Podcastreihe zuzustimmen.

Im Rahmen ihrer Recherchen stieß sie auf zahlreiche neue Indizien, Vorwürfe eines potenziellen Fehlverhaltens der beteiligten Ermittler und verschiedene Ungereimtheiten bei der Beweisführung der Anklage, die vor allem von Syeds wachsendem Unterstützerkreis als Hinweis auf einen Justizirrtum angesehen wurden.

Vorwurf der Vorverurteilung aus religiösen und kulturellen Gründen

Koenig zitiert aus Tonbandaufzeichnungen der Voranhörungen zur Frage, ob Syed auf Kaution entlassen werden könne, in denen die dem Fall ursprünglich zugeteilte Staatsanwältin Vickie Wash behauptete, es gebe mehrere Fälle, in denen „pakistanische Männer“ Morde in den Vereinigten Staaten begangen hätten und dann nach Pakistan geflüchtet seien, ohne jedoch weitere Details zu diesen Fällen zu nennen. Auf Aufforderung der Verteidigung konnte die Staatsanwaltschaft jedoch keine Belege für die angeblichen Fluchtfälle nennen, zog diese Aussage zurück und entschuldigte sich beim Gericht für die falschen Angaben. Wash wurde kurze Zeit später vom Fall abgezogen. Koenig kritisierte jedoch vor allem den Vergleich Syeds mit „pakistanischen Männern“. Syed sei kein Pakistaner, sondern Amerikaner pakistanischer Abstammung.

Serial ging außerdem Vorwürfen von Syeds Eltern nach, die behaupteten, ihr Sohn sei wegen seiner pakistanischen Wurzeln und muslimischen Herkunft zum Hauptverdächtigen der Ermittler geworden. Bei ihren Nachforschungen stieß Koenig hierbei auf einen Bericht einer Beratungsfirma für kulturelle Fragen in der Strafverfolgung, den die Chefermittler William Ritz und Gregory MacGillivary im Mordfall Lee angefordert hatten. In dem Bericht wird unter der Überschrift „Ein Überblick über die muslimische Denkweise und Kultur in Pakistan“ (An overview of Pakistani muslim thought and culture) das pakistanische Rechts- und Gesellschaftssystem sehr negativ dargestellt: Sex außerhalb der Ehe würde mit Peitschenhieben bestraft. Alle drei Stunden werde eine Frau in Pakistan vergewaltigt und führe eine solche Vergewaltigung zu einer Schwangerschaft, gelte dies als Zustimmung der Frau und der Geschlechtsverkehr als einvernehmlich. Verhütungsmethoden gälten als Westliche Verschwörung zur „Entmannung des Islam“ und weibliche Neugeborene würden „häufig in Mülleimer und Straßengräben geworfen“. Eine sexuelle Beziehung eines pakistanischen Manns zu einer asiatischen Frau würde nicht toleriert, „es sei denn, die Frau ist eine Sklavin oder Prostituierte“. Der Islam wird als radikal und rückständig dargestellt. Ehebruch sei im Islam das schlimmste Verbrechen und würde mit dem Tod durch Steinigung bestraft. Muslimische Frauen hätten sich den Männern unterzuordnen. Die Ehre eines muslimischen Mannes hänge vom Verhalten der Frauen seiner Familie ab. Brüder dürften ihre eigenen Schwestern töten, wenn diese verdächtigt würden, moralische Verfehlungen begangen zu haben.

„Contraception is viewed by traditional religious leaders as being a Western conspiracy to emasculate Islam. [...] Baby girls are abandoned at birth, frequently put in trashcans and gutters. [...] Fornication is punished with a maximum of one hundred lashes administered in a public place. [...] When a rape results in a pregnancy, it is taken as an admission of consent. [...] It would not be permissible in Pakistani society to have a sexual relationship with an Asian women [sic] unless she was a slave or a prostitute. [...] Adultery is the most serious of crimes. If the guilty party is married, he or she will be sentenced to death by stoning, beheading or shooting. [...] A man's honor lives in the actions of the women of his family. [...] This is a society where brothers are permitted to kill their own sisters if the females are suspected of breaking any moral code.“

The Enehey Group: Report on Islamic Fad and Culture with Emphasis on Pakistan, a Comparative Study relevant to the Upcoming Trial of Adnan Syed

Den letzten Abschnitt „Zusammenfassung betreffend Herrn Syed“ (Summary as related to Mr. Syed) schreibt die Autorin, dass Lee sich einen anderen Mann genommen hatte, habe Syed und seine Glaubenprinzipien entehrt. Für einen muslimischen Mann sei es erlaubt, eine Frau vollständig zu vernichten, um sie kontrollieren zu können. In seiner Kultur habe er kein Gesetz gebrochen, sondern seine Ehre verteidigt. Im islamischen Recht sei der Mord gebilligt gewesen. Derartige Vorfälle seien bei „ethnischen Pakistanern“ häufig, und in Pakistan sei dies kein Verbrechen, sondern wahrscheinlich eine Frage der Ehre.

„For [Lee] to have another man dishonored both Syed and his belief structure. It is acceptable for a Muslim man to control the actions of a woman by completely eliminating her [...]. Within this harsh culture, he has not violated any code, he has defended his honor. [...] Under Islamic Law her murder was sanctioned. For many "ethnic" Pakistanis incidents like this are commonplace and in Pakistan this would not have been a crime but probably a question of honor.“

The Enehey Group: Report on Islamic Fad and Culture with Emphasis on Pakistan, a Comparative Study relevant to the Upcoming Trial of Adnan Syed

Koenig und zahlreiche andere Berichterstatter zeigten sich von der Existenz eines solchen Berichts in einem Strafverfahren schockiert. Die Aussagen zum Islam und zum pakistanischen Rechts- und Gesellschaftssystem seien nicht nur tendenziös, diskriminierend und teilweise nachweislich falsch, viel wichtiger sei, dass nichts darauf hindeute, dass Syed derartige Ansichten geteilt habe. Syed sei in Baltimore wie ein normaler amerikanischer Teenager aufgewachsen. Er habe Marijuana geraucht, sei regelmäßig auf Partys gegangen und habe sich mit Mädchen getroffen. Zwar sei der Bericht und der darin durchscheinende Rassismus sicher nicht der entscheidende Grund gewesen, Syed zu beschuldigen, jedoch habe seine Abstammung für die Zuschreibung eines möglichen Motivs für die Ermittler und Staatsanwälte eine Rolle gespielt.

Erkrankung der Hauptverteidigerin

Syed wurde in beiden Strafverfahren von der Juristin Cristina Gutierrez vertreten, einer Strafverteidigerin aus Baltimore mit hohem Bekanntheitsgrad und tadelloser Reputation. Gutierrez hatte in mehreren Aufsehen erregenden Verfahren Freisprüche für ihre Mandanten erzielt. Die Staatsanwaltschaft versuchte die Teilnahme von Gutierrez im Prozess gegen Syed zunächst mit dem Einwand zu verhindern, es bestünden Interessenskonflikte, da Gutierrez auch Syeds Freund Bilal Ahmed in einer anderen Angelegenheit vertrete. Dieser Einwand wurde jedoch dadurch entkräftet, dass Syed und Ahmed der Benennung von Gutierrez als Syeds Verteidigerin zustimmten und auf alle möglichen Regressansprüche wegen möglicher Interessenskonflikte verzichteten. Das Honorar für Gutierrez und die von ihr beauftragten Fachangestellten und Privatdetektive war in großen Teilen durch Spenden aus der Islamischen Gemeinde von Baltimore finanziert worden.

Erst nach Syeds Verurteilung wurde bekannt, dass Gutierrez an Multipler Sklerose erkrankt war und beginnend im Jahr 1999 mit erheblichen Gesundheitsproblemen zu kämpfen hatte. Den hohen Anforderungen an die Tätigkeit einer Strafverteidigerin war sie bald nicht mehr gewachsen und begann Klientenanfragen zu ignorieren und Termine zu versäumen. Einige Klienten warfen ihr vor, bei ihrer Verteidigung eklatante Fehler begangen zu haben. Nach zahlreichen Beschwerden wurde Gutierrez im Frühjahr 2001 mit eigener Zustimmung die Anwaltszulassung entzogen. Sie erlag ihrer Krankheit im Jahr 2004 im Alter von 52 Jahren.

Koenig ging in Serial der Frage nach, inwieweit Gutierrez in ihrer damaligen Verfassung noch zu einer effektiven Verteidigung Syeds fähig war. Von Seiten der Unterstützer Syeds wurde der Vorwurf erhoben, Gutierrez habe wichtige Zeugenaussagen nicht beachtet, Dokumente nicht ausreichend geprüft und sich im Prozess auffällig ungeschickt verhalten. So habe sie im Beisein der Jury Zeugen angeschrien, den Zeugen Jay Wilds ohne Beweise der Untreue gegenüber seiner Freundin Stephanie verdächtigt (beide waren von afroamerikanischer Abstammung, wie auch 7 von 12 Geschworenen), penetrant von Einspruchsrechten Gebrauch gemacht, Zeugen in ermüdende, irrelevante Dialoge verwickelt. Ihr Prozessführung und ihre Vorträge wirkten teilweise sprunghaft und zusammenhanglos. Zahlreiche Lücken im Prozessprotokoll ihres Schlussplädoyers deuten darauf hin, dass auch der Gerichtsstenograf zeitweise Schwierigkeiten hatte, ihren Ausführungen zu folgen.

Entlastende Indizien

Koenig deckte zahlreiche Ungereimtheiten in Zeugenaussagen und Schwächen in der Beweisführung der Anklage auf und stieß bei ihren Recherchen auf zusätzliche Indizien, die auf eine Unschuld Syeds oder zumindest auf wesentliche Zweifel an seiner Schuld hindeuten. Außerdem widmete sich Koenig der Frage, ob außer Syed nicht doch ein anderer Täter in Frage kommen könnte.

Zweifel am Todeszeitpunkt

Gemäß den Ausführungen der Staatsanwaltschaft wurde Lee um ca. 14:35h auf dem Parkplatz des Best Buy Kaufhauses in Woodlawn ermordet, nachdem sie gemeinsam mit Syed nach Schulende um 14:15h in Lees Auto von der Woodlawn Highschool aufgebrochen waren. Syed gab in einem Gespräch mit Koenig zu bedenken, dass man nach Schulende von der Highschool nicht einfach losfahren könnte, da es mehrere Minuten dauern würde, bis die Schulbusse, die Vorrang hätten, abgefahren seien und normale PKW den Parkplatz verlassen könnten. Der Weg von der Highschool zum Auto, Fahrt zum Best Buy Kaufhaus und das Ermorden einer Person auf dem dortigen Parkplatz sei in nur 20 Minuten nicht zu schaffen. Koenig versuchte die Fahrt zusammen mit einer Mitarbeiterin nachzustellen. Zwar dauerte es tatsächlich eine längere Zeit, bis nach Abfahrt der Schulbusse die Ausfahrt des Parkplatzes frei war, jedoch brauchte Koenig tatsächlich etwa 20 Minuten für die Fahrt zum Kaufhaus. Der Zeitrahmen der Anklage sei zwar knapp aber gerade noch zumindest theoretisch zu schaffen. Koenig zeigte sich jedoch skeptisch, dass der Mord sich tatsächlich gegen 14:35h auf dem Best Buy Parkplatz ereignet habe. Zum einen war der mutmaßliche Anruf Syeds von einer Telefonzelle bei Wilds um 14:36h, in dem dieser laut Wilds Aussage den Vollzug des Mordes meldete und Wilds aufforderte, ihn abzuholen, nur 5 Sekunden lang gewesen. Zum anderen hatte Wilds sowohl seine Aussage zum Mordzeitpunkt als auch zum Tatort mehrfach geändert. Koenig ging daher davon aus, dass der Mord später hätte stattfinden müssen.

Potenzielles Alibi

Koenig sprach ausführlich mit Syeds Mitschülerin Asia McClain, die bereits im März 1999 Briefe an den inhaftierten Syed verfasst hatte, in denen sie sagte, sie sei sich sicher, ihn am 13. Januar gegen 14:20h bis 14:40h in der in unmittelbarer Nähe zum Schulcampus liegenden Stadtbibliothek von Woodlawn gesehen zu haben und sich bis zu 20 Minuten mit ihm unterhalten zu haben. Syed informierte seine Verteidigerin, die McClain jedoch nie kontaktierte. Auch über 15 Jahre später blieb McClain bei ihrer Aussage.

Eine Aussage McClains hätte zwar Syeds Unschuld nicht direkt bewiesen, denn der Mord hätte auch nach 14:40h noch stattfinden können, jedoch gab es Zeugenaussagen, dass Lee nach Schulende in Eile gewesen sei und den Schulcampus schnell in Richtung ihres Autos verlassen hätte. Wenn Syed um 14:40h noch in der Nähe des Schulcampus war, hätte die Staatsanwaltschaft einen neuen Tatort, einen neuen Tatzeitpunkt und eine neue Theorie gebraucht, wie Syed zu diesem Zeitpunkt in das Auto seiner bereits abgefahrenen Mitschülerin hätte kommen können.

Fehlerhafte Funkzellenanalyse

Da die Aussagen des Hauptbelastungszeugen Wilds sich mehrfach und in teils fundamentalen Aspekten geändert hatten, brauchte die Staatsanwaltschaft weitere Indizien, um den Wahrheitsgehalt der wichtigsten Aussagen von Wilds zu bestätigen. Ein wichtiger Baustein hierfür waren die um 19:09h und 19:16h geführten eingehenden Anrufe auf Syeds Mobiltelefon, die über einen Funkturm im Leakin Park geleitet wurden. Dies deckt sich mit der Aussage von Wilds, der behauptete, dass er die Leiche Lees gegen 19:00h gemeinsam mit Syed im Leakin Park begraben hatte. Syed, der zu diesem Zeitpunkt sein Mobiltelefon nach eigener Aussage wieder von Wilds zurück erhalten hatte, habe offensichtlich am Abend des 13. Januars zwei Telefongespräche im Leakin Park geführt, dem Ort, wo wenige Wochen später die Leiche seiner Ex-Freundin entdeckt wurde.

In Serial deckte Sarah Koenig jedoch auf, dass der Mobilfunkanbieter AT&T mit den Ortungsdaten per Fax ein Deckblatt geschickt hatte, auf dem vermerkt ist, dass nur vom Mobiltelefon ausgehende Anrufe eine verlässliche Ortung zuließen. Eingehende Anrufe könnten nicht verlässlich geortet werden („Outgoing calls only are reliable for location status. Any incoming calls will NOT be considered reliable information for location“.). Syeds Verteidigerin hatte das Deckblatt im Prozess nie erwähnt und den von der Staatsanwaltschaft geladenen Experten Abraham Waranowitz auch nicht dazu befragt. Beide fraglichen Telefongespräche waren eingehende Anrufe, also gemäß Mobilfunkanbieterangabe nicht für eine verlässliche Ortung geeignet. Handelt es sich also um eine ungenaue Ortung, und war das Mobiltelefon tatsächlich in der Nähe eines anderen Funkturms, wären die Gespräche nicht aus dem Leakin Park heraus geführt worden, was die Aussage von Jay Wilds widerlegt statt bestätigt hätte.

Hypothesen zu einem anderen Täter

Wie Syeds Verteidigerin ging das Team von Serial zunächst der Hypothese nach, dass Lees neuer Freund Don Clinedinst, der Hauptbelastungszeuge Jay Wilds oder Alonzo Sellers, der den Leichenfund zuerst gemeldet hatte, die Tat begangen haben könnten. Sellers hatte die Leiche unter dubiosen Umständen gefunden. Er hatte ausgesagt, mitten in einem Waldstück im Leakin Park kurz vor Erreichen seiner Arbeitsstätte aus seinem Auto ausgestiegen zu sein um auszutreten. Dafür sei er über 40 Meter in den Wald gelaufen und über Baumstämme und andere Hindernisse geklettert. Die Leiche hatte er entdeckt, obwohl diese hinter einem großen Baumstamm lag, fast vollständig von Laub und Erde bedeckt war und für eine unwissende Person kaum zu sehen war. Ein Mitarbeiter der Vermessungsbehörde, der am Tag des Leichenfundes zum Fundort gerufen wurde, um verschiedene Vermessungsarbeiten durchzuführen sagte aus, er habe die Leiche Lees trotz intensiver Suche nicht einmal dann gesehen, als er nur einen Schritt davor gestanden habe. Den Fundort habe er erst vermessen können, nachdem umstehende Polizisten ihn explizit auf kleinere Teile der Leiche hingewiesen hätten, die aus dem Boden herausgeragt hatten und erst bei angestrengtem näheren Hinsehen zu erkennen waren. Sellers hatte außerdem einen Lügendetektortest nicht bestanden, in dem er gefragt wurde, ob er eine Verbindung zur getöteten hatte oder bereits vorher schon an der Fundstelle der Leiche gewesen sei, wobei er beide Fragen verneint hatte. Außerdem war Sellers aufgrund von exhibitionistischen Straftaten polizeibekannt. Koenig verwarf jedoch die Hypothese einer Täterschaft von Sellers, da keinerlei Beweise auf ihn als Täter hindeuteten und ihm kein Motiv nachzuweisen war.

Am gleichen Manko scheiterte die Hypothese einer Täterschaft von Wilds und Clinedinst. Wilds habe aufgrund seiner Vergangenheit als Drogendealer und seiner offensichtlichen Verwicklung in den Mordfall zwar einen Anreiz, Syed mit der Tat zu beschuldigen, ein Mordmotiv suchte Koenig jedoch vergebens. Bezüglich einer möglichen Täterschaft Don Clinedinsts gebe es zwar Zeugenaussagen, dass Lee ihren Freund am Nachmittag ihres Verschwindens habe treffen wollen, Clinedinst habe jedoch durch Zeugenaussagen und Zeiterfassungskarten seines Arbeitgebers nachweisen können, dass er am fraglichen Nachmittag an seiner Arbeitsstätte in einer Filiale der Optikerkette LensCrafters war, die mehrere Kilometer von der Woodlawn Highschool entfernt liegt. Clinedinsts Alibi beruhe zwar in Teilen auf den Aussagen seiner Mutter, die bei LensCrafters Clinedinsts Vorgesetzte war, jedoch lägen keinerlei Hinweise darauf vor, dass die Zeiterfassungskarten manipuliert waren oder Clinedinst sich zum fraglichen Zeitpunkt an einem anderen Ort aufgehalten habe. Wie im Fall von Wilds suche man auch bei Clinedinst vergebens nach einem Motiv. Die Beziehung zu Lee habe gerade erst begonnen und Lee sei zum Tatzeitpunkt Hals-über-Kopf in Clinedinst verliebt gewesen, was durch ihr Tagebuch, Einträge in sozialen Medien und Zeugenaussagen eindeutig belegt sei. Hinweise auf Streit habe es bis zuletzt nicht gegeben, was unter anderem dadurch belegt sei, dass in Lees Auto eine liebevoll verfasste handschriftliche Notiz an Clinedinst gefunden wurde, in der sie ihm versprach ein "Interview" mit ihr aufzuzeichnen, sodass er es sich ansehen könne so oft er wolle. Am Vormittag ihres Verschwindens war Lee beim Sport von einem lokalen TV-Sender kurz interviewt worden, was als Beleg dafür aufgefasst wurde, dass die Notiz vom Tattag stammt und die Beziehung von Lee und Clinedinst bis zuletzt harmonisch war.

Koenig stieß in ihren Recherchen jedoch auf einen Mord in Baltimore an einer anderen jungen Frau koreanischer Abstammung namens Annelise Hyung Suk Lee, deren Leiche am 13. Dezember 1999, also elf Monate nach Hae Min Lees Verschwinden, gefunden worden war. Annelise Lee war in ihrem Apartment nahe der Owings Mills Mall, dem Arbeitsplatz von Hae Min Lee, stranguliert und die Leiche ebenfalls in einem Park abgelegt worden. DNA-Spuren im Fall von Annelise Lee wurden mehrere Jahre später dem Serientäter Ronald Lee Moore zugeordnet, dem zahlreiche Sexualverbrechen und andere Straftaten zur Last gelegt wurden. Moore hatte sich nach 2007 in der Haft das Leben genommen. Dass in Baltimore zwei junge Frauen koreanischer Abstammung innerhalb eines Jahres auf dieselbe Art und Weise getötet worden waren und die Leichen beide Male in einem Park abgelegt wurden, sei verdächtig. Koenig kooperierte in der Folge mit einer Anwältin des Innocence Projects, um zu erreichen, dass Gegenstände vom Tatort im Fall Syed, unter anderem ein nahe der Leiche gefundener Strick und eine Brandy-Flasche, auf DNA-Spuren von Moore getestet werden.

Belastende Indizien

Neben potenziell entlastenden Indizien beschäftigte sich Serial auch ausführlich mit den Indizien und Beweisen, die auf eine Schuld Syeds hindeuten. Hierzu unterzog Koenig Syeds mögliches Motiv, die unklare Alibi-Frage, den konsistenten Kern der Aussagen des Hauptbelastungszeugen Jay Wilds sowie einen für Syed als stark belastend empfundenen Telefonanruf bei einem Mädchen namens Nisha am Nachmittag des 13. Januars einer genaueren Prüfung und stellte zu den Kernpunkten der Argumentation der Staatsanwaltschaft weitere Nachforschungen an.

Mögliches Motiv

Auch wenn Koenig der Darstellung des im Prozess von der Staatsanwaltschaft unterstellten Motivs keinen Glauben schenkte, wurde im Verlauf von Serial doch mehrfach betont, dass Syed durchaus ein potenzielles Motiv gehabt haben könnte. Syed sei zwar, anders als von der Staatsanwaltschaft dargestellt, nach der Trennung von Lee nicht perspektivlos und am Boden zerstört gewesen, vielmehr habe er Pläne für ein zukünftiges Universitätsstudium gefasst und sei im Begriff gewesen, eine neue Beziehung zu einem Mädchen namens Nisha aufzubauen. Aufgrund der erst kurz zurückliegenden Trennung und der zum Jahreswechsel nunmehr offensichtlich gewordenen Hinwendung des späteren Mordopfers zu Don Clinedinst sei ein Mord aus Eifersucht zumindest auch denkbar. Lee hatte verschiedenen Freunden und Bekannten, die auch Syed kannten, davon erzählt, wie sehr sie jetzt in Clinedinst verliebt sei und zu dieser Zeit auch ihr öffentliches AOL-Profil im Internet aktualisiert und dort ihre Zuneigung zu Clinedinst öffentlich gemacht. Clinedinst gab in seiner Zeugenvernehmung an, in dieser Zeit zum ersten Mal mit Lee intim geworden zu sein. Koenig geht davon aus, dass Syed diese Vorgänge zum Tatzeitpunkt bekannt waren und er dadurch möglicherweise erkannt haben könnte, dass er Lee diesmal endgültig verloren hatte.

Erinnerungslücken Syeds

Koenig zeigte sich darüber verwundert, dass Syed für den 13. Januar neben seinem Vater und Asia McClain keine weiteren Alibi-Zeugen vorweisen kann und selbst keine genaueren Angaben zu seinem Aufenthaltsort zu bestimmten Zeiten nach 14:15h machen konnte. Es habe sich schließlich um einen sehr besonderen Tag gehandelt. Da seine Ex-Freundin an besagtem Tag spurlos verschwunden sei und Syed diesbezüglich am Abend von der Polizei kontaktiert wurde, sollte eigentlich ein besseres Erinnerungsvermögen an die Vorkommnisse des Tages zu erwarten sein. Syed habe zudem erwarten können, als Ex-Freund ins Fadenkreuz der Ermittler zu geraten und hätte daher seinen Tagesablauf eigentlich besonders aufmerksam dokumentieren sollen. Koenig vergleicht Syeds Erinnerungslücken mit dem methodischen Vorgehen von Lees damaligem Freund Don Clinedinst, der umgehend Alibi-Zeugen und Stempelkarten seines Arbeitgebers vorlegen und so seine Unschuld habe beweisen können.

Nisha-Telefonanruf

Im Podcast Serial wird mehrfach auf den sogenannten Nisha-Telefonanruf verwiesen. Am 13. Januar um 15:32h wurde von Syeds Mobiltelefon ein Mädchen namens Nisha in Silver Spring, Maryland, angerufen. Der Anruf dauerte 2:21 Minuten und wurde abgerechnet. Syed behauptet, dass Wilds zu diesem Zeitpunkt im Besitz seines Mobiltelefons war und er zu dieser Zeit auf dem Schulcampus oder bereits beim Leichtathletik-Training gewesen sei. Wilds kannte Nisha aber nicht. Alle anderen Telefongespräche im fraglichen Zeitraum, deren Gesprächspartner ermittelt werden konnten, waren mit Personen, die Wilds kannte. Koenig ging der Frage nach, wie es sein könne, dass Wilds an jenem Nachmittag eine Person, die er gar nicht kennt, von einem geliehenen, fremden Mobiltelefon anrief.

Eine Möglichkeit sei ein versehentlicher Anruf („butt dial“). So könne das Handy in der Hosentasche versehentlich eine Nummer gewählt haben, z. B. über eine Schnellruftaste. Oder Wilds könnte sich vertippt haben und versehentlich eine gespeicherte Person oder Nummer aus der Anrufliste gewählt haben. Nishas Aussage zufolge erinnere sie sich jedoch an den Anruf. Syed habe sie angerufen und an einen Freund namens „Jay“ weitergereicht, um Hallo zu sagen. Koenig zufolge stimmen verschiedene Details mit ihrer Aussage jedoch nicht überein, sodass möglich erscheint, dass Nisha sich an einen Anruf an einem anderen Tag erinnere. So bleibe wieder die Möglichkeit eines versehentlichen Anrufs, der Nisha nicht erreicht habe. Der Anruf wurde vom Mobilfunkbetreiber jedoch abgerechnet, müsste also eigentlich abgenommen worden sein. Einen Anrufbeantworter hatte Nisha nach eigener Aussage nicht. Letztlich konnte Koenig Mobilfunkverträge aus dem Jahr 1999 von Syeds Mobilfunkanbieter AT&T ausfindig machen, in denen im Kleingedruckten steht, dass auch nicht abgenommene Anrufe nach 30 bzw. 60 Sekunden abgerechnet werden. Der Nisha-Anruf übersteigt diesen Zeitraum deutlich. Es sei daher denkbar, dass Wilds Nishas Nummer versehentlich gewählt habe ohne es zu merken und der Anruf nicht abgenommen wurde, aber trotzdem vom Anbieter abgerechnet wurde. Koenigs Co-Produzentin Dana Chivvis zeigte sich bezüglich dieser Theorie jedoch äußerst skeptisch und wies darauf hin, wie unwahrscheinlich dieses Szenario sei.

Konsistente Aussagen von Jay Wilds

Koenig betonte in Serial ausdrücklich, dass die Zeugenaussagen von Jay Wilds nicht einfach als Lügen abgetan werden könnten. Obwohl Wilds seine Aussagen in wesentlichen Punkten immer wieder geändert hatte, so blieben die Kernpunkte im Wesentlichen gleich: Syed habe Lee getötet, ihm die Leiche gezeigt und sie hätten die Leiche am Abend gemeinsam im Leakin Park begraben. Jays Freundin Jennifer Pusateri, die kein Motiv hatte zu lügen und deren Aussagen im Vergleich zu Wilds weitgehend konsistent blieben, bestätigte Wilds Aussagen insofern als dass, Wilds ihr diese Aussagen bereits am Abend des Tages von Lees Verschwinden mitgeteilt habe, nachdem er kurz zuvor aus Syeds Auto ausgestiegen sei. Pusateri bestätigt also, dass Wilds an dem Abend mit Syed zusammen war und bereits zu einem so frühen Zeitpunkt wesentliche Insiderkenntnisse zur Tat besessen habe. Schließlich habe Wilds die Ermittler zu Lees Auto geführt. Hierfür gäbe es keine schlüssige andere Erklärung, als dass Wilds den Täter kennt.

Fazit

Zum Ende des Podcasts fasst Koenig die gewonnenen Erkenntnisse zusammen und kommt zu dem Schluss, dass weder die Schuld, noch die Unschuld Syeds bewiesen werden kann. Vieles deute auf Syed als Täter hin, aber die Schwächen der Argumentation der Anklage seien zu deutlich um Syed zu verurteilen. Es blieben wesentliche Zweifel an seiner Schuld und wäre sie Teil einer Jury und müsste über den Fall entscheiden, würde sie für „nicht schuldig“ stimmen.

Weitere Entwicklungen

Die Veröffentlichung der Serial-Podcastreihe erzeugte ein enormes Öffentlichkeits- und Medieninteresse, das zu vielen weiteren Nachforschungen von Journalisten, Medienorganisationen und Privatpersonen führte. Insbesondere Syeds Unterstützerkreis um die Rechtsanwältin Rabia Chaudry unternahm große Anstrengungen, weitere mutmaßliche Unzulänglichkeiten in der Beweisführung der Anklage in dem Fall aufzudecken.

Jay Wilds meldete sich per Interview mit einer Online-Zeitung zum Fall zu Wort. Hierin änderte er erneut seine Aussage in einem wesentlichen Punkt und behauptete nun, Lee sei „eher gegen Mitternacht“ (closer to midnight), und nicht wie im Prozess von der Staatsanwaltschaft aufgrund seiner Zeugenaussage behauptet gegen etwa 19:15h im Leakin Park begraben worden. Die Leiche Lees im Kofferraum habe Syed ihm auf der Straße vor dem Haus seiner Großmutter gezeigt, auch dies abweichend von seinen früheren Aussagen. Im selben Interview sagte Wilds, wenn neue Erkenntnisse zu Syeds Unschuld führten, habe dies nichts mit ihm zu tun (Anything that’s going to make him innocent doesn’t involve me), was von Unterstützern der Unschuldshypothese als Eingeständnis von Wilds aufgefasst wurde, dass Syed tatsächlich unschuldig sein könnte und dessen Aussage im Prozess die Unwahrheit war. Serial und Nachforschungen anderer Medien hatten zudem Belege dafür gefunden, dass Wilds gegenüber Freunden und Bekannten noch weitere Versionen seiner Geschichte erzählt hatte. Sein Freund Chris sagte, Wilds habe ihm gesagt, der Tatort sei der Parkplatz vor der Bibliothek von Woodlawn gewesen und Syed habe ihm die Leiche vor einer Billardhalle gezeigt. Einer anderen Person sagte er, er habe die Leiche bei einer Tankstelle gesehen.

Weitere Recherchen Rabia Chaudrys

Nach dem großen Erfolg von Serial starteten Rabia Chaudry und weitere Unterstützer um den Rechtsprofessor Colin Miller mit Undisclosed eine eigene Podcast-Reihe mit dem ausdrücklichen Ziel, Syeds Unschuld zu beweisen, wobei in späteren Staffeln auch zahlreiche andere potenzielle Justizirrtümer behandelt wurden. Undisclosed erreichte zwar nicht die Reichweite von Serial, wurde jedoch in Kommentaren und der Medienberichterstattung um den Mordfall vielfach beachtet und zitiert. Später produzierte Chaudry gemeinsam mit der Regisseurin Amy Berg die vierteilige Fernsehdokumentation The Case against Adnan Syed, in der sie die Ergebnisse ihrer Recherchen vorstellt. Die Dokumentation wurde im März 2019 vom Fernsehsender HBO ausgestrahlt. Außerdem präsentierte Chaudry ihre Ergebnisse in Interviews und Auftritten in zahlreichen Fernsehshows, Nachrichtenmagazinen, Podcasts und Zeitungsbeiträgen.

Undisclosed beschäftigte sich intensiv mit Vorwürfen von Fehlverhalten gegen die damaligen Ermittler. Gemäß den Recherchen von Chaudry war der Polizeikommissar William Ritz, einer der Hauptermittler im Fall Syeds, in leitender Rolle an insgesamt vier Verurteilungen in Mordfällen beteiligt, in denen die Unschuld des Verurteilten später bewiesen wurde oder der Prozess gegen den Angeklagten aufgrund von Verfahrensfehlern neu aufgerollt werden musste. In mindestens einem Fall hatte Ritz entlastendes Beweismaterial zurückgehalten, namentlich ein Vernehmungsprotokoll, in dem ein anderer Mann den Mord gestanden hatte. In einem anderen Fall hatte er es nach eigenem Bekunden absichtlich unterlassen, den Angeklagten auf dessen Recht zu schweigen (Miranda Warning) hinzuweisen. Den Hinterbliebenen eines der Verurteilten, der im Jahr 2016 wegen erwiesener Unschuld nach 17 Jahren aus der Haft entlassen und im folgenden Jahr verstorben war, wurde nach einer Klage gegen die Polizeidirektion von Baltimore Schadenersatz in Höhe von 8 Millionen US-Dollar zugesprochen. Zu den Vorwürfen gehörte, dass Ritz einen Augenzeugen der Tat dazu gedrängt habe, den Beschuldigten in einer Gegenüberstellung als Täter zu identifizieren, obwohl dieser Zeuge zunächst angegeben hatte, Aussehen und Kleidung des Täters stimmten nicht mit der des Beschuldigten überein.

Die Vorwürfe von Fehlverhalten der Ermittler in anderen Fällen in Verbindung mit der Tatsache, dass die Staatsanwaltschaft Wilds Anwältin bezahlte und er im Gegenzug für sein Schuldbekenntnis eine ungewöhnlich milde Strafe erhielt, führten Chaudry zu der Vermutung, die Ermittler hätten Wilds unter Druck gesetzt, seine Zeugenaussage beeinflusst und ihn letztendlich dazu gebracht, Syed mit dem Mordvorwurf zu belasten. Hierzu zitiert Chaudry aus den Vernehmungsprotokollen und Tonband- und Videoaufzeichnungen von Wilds Aussagen, die ihrer Ansicht nach auf Manipulationen von Wilds Aussagen durch die Ermittler hindeuten (witness coaching). In einem Fall berichtet Wilds den Ermittlern beispielsweise, wie er in Syeds Auto gefolgt von Syed in Lees Auto durch die Stadt fährt und dann angibt er habe Syed gebeten ihn jetzt nach Hause zu fahren, woraufhin Syed entgegnet habe, er müsse sich zunächst noch einiger Dinge entledigen. Der Vernehmungsleiter MacGillivary gibt Wilds daraufhin merklich entnervt zu verstehen, dass dies nicht sein kann, da sich Wilds und Syed gemäß dessen Aussage gerade in zwei verschiedenen Autos befinden, woraufhin sich Wilds entschuldigt und seine Aussage korrigiert:

„MACGILLIVARY: What do you do then?

WILDS: We drive to Westview. I told him take me home. And on the way going home we pass by Westview, and he says, “I better get rid of this stuff.”

MACGILLIVARY: You’ve got two cars.

WILDS: Oh, I’m sorry. I apologize. Um, I’m missing...

MACGIILVARY: It's okay.

WILDS: ...top spots. Yes, I’m sorry. We leave. We still do have two cars. He motions for me to follow him. I follow him. We’re driving around all in the city.“

Detective Gregory MacGillivary, Jay W. Wilds: Zeugenvernehmung von Jay Wilds, 15. März 1999.

Undisclosed und The Case Against Adnan Syed widmeten sich außerdem der Tatsache, dass Jay Wilds die Polizei zum Abstellort von Lees Auto geführt hatte, was gemeinhin als äußerst belastend für Syed interpretiert wird und als starkes Indiz dafür gewertet wird, dass Wilds den Mörder Lees tatsächlich kennt. Chaudry bringt verschiedene Theorien vor, wie diese Tatsache mit Syeds Unschuld vereinbar sein könnte. So könnte Wilds Lees Auto durch Zufall gefunden haben, da er sich teilweise in der Gegend um den Abstellort aufgehalten hatte, unter anderem um mit Drogen zu handeln. Diesen Zufallsfund könnte er später der Polizei präsentiert haben, um Syed den Mord anzuhängen oder von seiner eigenen Schuld abzulenken. Der Fund des Autos könnte laut Chaudry auch auf eine Polizeiverschwörung gegen Syed zurückgehen. Dieser Theorie zufolge hätte die Polizei den Standort des Autos bereits durch eigene Nachforschungen entdeckt, jedoch zunächst unter Verschluss gehalten. Als Jay Wilds dann als möglicher Belastungszeuge identifiziert wurde habe man Wilds unter Druck gesetzt, damit dieser behauptet, den Aufenthaltsort des Autos zu kennen, um eine Verurteilung von Syed zu ermöglichen, auf dessen Schuld sich die Ermittler bereits früh festgelegt hätten. Eine dritte Theorie Chaudrys besagt, dass Wildsselbst der Täter sei oder einem anderen Täter bei der Tat geholfen haben könnte und den Standort des Autos deshalb gekannt habe.

Chaudry analysierte außerdem die Totenflecke (Engl.: Lividity) der Verstorbenen, ein forensischer Aspekt, der im Prozess wie auch in Serial kaum eine Rolle spielte. Als Totenflecke bezeichnen Gerichtsmediziner eine Rotfärbung der Körperteile, die sich nach dem Todeszeitpunkt in den nächsten Stunden am nähesten zum Erdboden befinden. Totenflecke entstehen dadurch, dass die Blutzirkulation nach dem Tod zum Erliegen kommt und das Blut durch die Schwerkraft in die unteren Körperregionen fließt. Der Autopsiebericht Lees erwähnt deutlich erkennbare Totenflecke auf der Vorderseite ihres Körpers, die nur an Druckstellen nicht zu sehen seien. Dies deute darauf hin, dass Lee nach dem Todeszeitpunkt für 8-12 Stunden mit dem Gesicht nach unten auf dem Bauch gelegen haben müsse. Am Auffindeort in Leakin Park war sie jedoch auf der Seite liegend begraben worden, eine Position, die nicht vollständig zu den festgestellten Totenflecken passe. Außerdem fanden sich im Schulterbereich der Leiche mehrere eindeutig erkennbare dreieckige Abdrücke, die darauf hindeuten, dass Lee mehrere Stunden mit dem Schulterbereich auf harten, dreieckigen Gegenständen oder einer dementsprechend geformten Oberfläche aufgelegen haben musste. Keine Auflagefläche im Kofferraum von Lees Auto oder am Fundort der Leiche und kein im Auto Lees, in Syeds Auto und Wohnhaus oder am Fundort der Leiche sichergestellter Gegenstand passt zu dem dreieckigen Abdruckmuster. In der Theorie der Staatsanwaltschaft liegen zwischen Todeszeitpunkt um ca. 14:30h und dem Begraben der Leiche im Leakin Park um ca. 19:15h weniger als 5 Stunden. Außerdem ging die Staatsanwaltschaft davon aus, dass die Leiche während dieser Zeit ständig im Kofferraum von Lees Auto gelegen habe. Chaudry schlussfolgerte aus dem Muster der Totenflecke und den unerklärlichen Abdrücken im Schulterbereich, dass zwischen Todeszeitpunkt und Begräbnis mindestens 8 Stunden liegen müssten und Lees Leiche zunächst nicht im Kofferraum von Lees Auto, sondern an einem unbekannten anderen Ort gelegen haben musste. Anders seien die Totenflecke und die auffälligen Abdruckmuster im Schulterbereich nicht zu erklären.

Chaudrys Co-Moderatorin Susan Simpson fand zudem in den Jahren 1997 bis 1999 insgesamt neun Fälle, in denen Frauen in und um Baltimore in ihren Autos Opfer von Mord, Vergewaltigung, versuchter Vergewaltigung, Entführung oder versuchter Entführung wurden und kein belegbarer Bezug von Opfer und Täter bekannt war. Diese Vorfälle hatten sich teilweise bei Tageslicht sowie in Woodlawn selbst auf Parkplätzen und nahe von Gebäuden mit Bezug zum Mord an Lee wie der Owings Mills Mall – Lees damaligem Arbeitsplatz – ereignet. Die Täter blieben teilweise unerkannt. Dies wurde von Chaudry als Beleg dafür angeführt, dass die Theorie, eine fremde Person könnte Lee auf einem Parkplatz, an einer Ampel oder bei einer anderen Gelegenheit überfallen, entführt und ermordet haben, nicht grundsätzlich abwegig sei.

Das Team von Undisclosed stieß außerdem neben dem in Serial dargestellten Mord an Annelise Hyung Suk Lee auf den Fall der 18-jährigen Schülerin Jada Lambert aus Woodlawn, die sechs Monate vor Hae Min Lees Verschwinden ermordet worden war. Als Täter wurde mithilfe von DNA-Analysen der Serienmörder Roy Sharonnie Davis ermittelt. Davis und Lambert lebten in derselben Wohngegend nördlich der Woodlawn Highschool, in der sich sowohl Hae Min Lees Wohnhaus als auch die Kindertagesstätte befand, von der Lee am Tag ihres Verschwindens ihre Cousine hätte abholen sollen. In den frühen Ermittlungsphasen hatten die Kriminalkommissare im Fall Syed eine Verbindung von Lees Verschwinden zum damals noch ungeklärten Fall Lamberts geprüft, jedoch keine Hinweise auf eine Verbindung der Fälle gefunden. Nachforschungen von Undisclosed ergaben, dass eine direkte Route von der Woodlawn Highschool zur Tagesstätte in unmittelbarer Nähe an Davis damaligem Wohnhaus vorbeiführte. Innerhalb von etwa anderthalb Jahren waren damit in Baltimore neben Lee mit zwei weitere junge Frauen Opfer von Serientätern geworden und beide Fälle hatten in Bezug auf die koreanischen Abstammung beziehungsweise dem Wohnort und Alter der Opfer sowie mit der Mordmethode jeweils durch Strangulation auffällige Gemeinsamkeiten mit dem Mord an Lee.

Spätere Wiederaufnahmeverfahren

Im Januar 2014, noch vor der Veröffentlichung von Serial, hatte Syed gegen die Ablehnung seines Wiederaufnahmeantrags Berufung beim Maryland Court of Special Appeals, einem höheren Berufungsgericht, eingelegt. Beigefügt war eine neue eidesstattliche Versicherung von McClain, in der sie ihre Aussage zu Syeds Aufenthalt in der Stadtbibliothek am 13. Januar 1999 bekräftigte. Im Januar 2015 gab das Berufungsgericht dem Antrag Syeds statt und verwies die Strafsache zur erneuten Entscheidung zurück an den Bezirksgerichtshof. Daraufhin stellte Syed beim Bezirksgericht einen Antrag auf Wiederaufnahme seines Berufungsverfahrens. Zum vorsitzenden Richter wurde wieder der Richter Martin Welch bestimmt, der für die erneute Entscheidung eigens aus dem Ruhestand auf den Richterstuhl zurückkehrte.

Neues Wiederaufnahmeverfahren am Bezirksgericht von Baltimore

Infolge der Recherchen von Serial rügte Syed in seinem neuesten Antrag jetzt nicht nur, dass die Alibi-Zeugin McClain von seiner Anwältin Cristina Gutierrez nicht kontaktiert wurde, sondern nahm die mögliche Ungenauigkeit der Funkzellenortung in seinen Antrag mit auf. Ebenso mit aufgenommen wurde eine eidesstattliche Versicherung von Abraham Waranowitz, des Experten für Funkzellenortung der Staatsanwaltschaft. Dieser versicherte an Eides statt, dass er von der Existenz des Deckblattes der Firma AT&T, in dem darauf hingewiesen wird, dass eingehende Anrufe keine verlässliche Funkzellenortung ermöglichen, nicht wusste und eine Kenntnis des Deckblattes seine Aussage vor Gericht beeinflusst hätte. Außerdem unterzeichnete die potenzielle Alibi-Zeugin Asia McClain erneut eine Eidesstattliche Versicherung, in der sie ihre zu früheren Zeitpunkten gemachte Aussage bestätigte und widersprach energisch der vom früheren leitenden Staatsanwalt Urick im vorhergehenden Berufungsverfahren geäußerten Behauptung, sie habe ihm gesagt, sie habe eine frühere Eidesstattliche Versicherung nur unterschrieben, weil die Familie Syeds sie unter Druck gesetzt hätte. Daraufhin eröffnete Richter Welch das Wiederaufnahmeverfahren Syeds erneut.

Am 30. Juni 2016 gab das Bezirksgericht unter Vorsitz von Richter Welch der Berufung Syeds statt, hob dessen Verurteilung auf und ordnete eine Wiederholung des Strafverfahrens gegen den Angeklagten an. Welch lehnte die Aufhebung des Urteils aufgrund der nicht kontaktierten Alibi-Zeugin erneut ab. Die Zeugin zu kontaktieren wäre zwar unprofessionell von Gutierrez gewesen, das Kernargument der Staatsanwaltschaft hänge jedoch nicht vom Mordzeitpunkt ab („the crux of the State's case did not rest on the time of the murder“), sondern von der Tatsache, dass die Aussage von Wilds, man habe Lees Leiche gegen 19:00h im Leakin Park begraben, mit der Ortung von Syeds Mobiltelefon im Leakin Park durch zwei eingehende Anrufe in dieser Zeit in Einklang stehe. Daher hätte das Alibi McClains den Ausgang des Prozesses sehr wahrscheinlich nicht beeinflusst, solange durch Wilds Aussage und die Funkzellenanalyse die Anwesenheit Syeds am Abend in der Nähe des Fundorts der Leiche nachgewiesen werden könne. Dies sei jedoch mit den neuen Informationen zur Ungenauigkeit der Ortung bei eingehenden Telefonanrufen nicht mehr gesichert. Durch die neue Aussage des Zeugen Waranowitz werde die Theorie der Staatsanwaltschaft jetzt im Kern angegriffen. Diesen Experten nicht mit dem Deckblatt zu konfrontieren und im Kreuzverhör zur Genauigkeit der Ortung der eingehenden Telefonate zu befragen, sei ein schwerer Fehler von Gutierrez gewesen, der das Urteil der Geschworenen hätte beeinflussen können. Dem Antrag Syeds auf einen neuen Prozess sei daher stattzugeben.

Welch kritisierte außerdem in schärfster Form, dass die Staatsanwaltschaft in einer Kautionsanhörung im Jahr 1999 Syeds pakistanische Abstammung als Begründung für ein mögliches Fluchtrisiko angeführt hatte. Die Argumente der Staatsanwaltschaft seien fremdenfeindlich gewesen, hätten jeglicher Substanz entbehrt und die Integrität der Anhörung fundamental beschädigt. Dass derartige Argumente vor einem Gericht präsentiert worden seien, sei „schockierend“ („egregious“). Eine Haftentlassung auf Bewährung lehnte Welch jedoch trotzdem ab und Syed blieb weiter inhaftiert.

Verfahren am Berufungsgericht

Die Staatsanwaltschaft legte gegen die Entscheidung des Bezirksgerichts umgehend Berufung und rief hierzu den Maryland Court of Special Appeals an, das nächsthöhere Berufungsgericht. Auch dieses Gericht entschied im März 2018 mit einer Stimmenmehrheit von 2-1 zu Gunsten von Syed. Das Gericht erkenne an, dass die Staatsanwaltschaft aufgrund von Wilds Aussage, Syeds Nachtatverhalten und den Funkzellendaten starke Argumente für eine Verurteilung auf ihrer Seite habe. Dass Syeds Anwältin die potenzielle Alibi-Zeugin Asia McClain nicht kontaktiert hatte sei jedoch als eine mangelhafte Verteidigung auszulegen und das Urteil gegen Syed daher aufzuheben. Die Staatsanwaltschaft habe Syeds Verteidigerin Cristina Gutierrez mehrere Monate vor Verfahrensbeginn mitgeteilt, dass der Tatzeitpunkt am Nachmittag des 13. Januar kurz nach 14:15h liege und dies in Syeds geplatztem ersten Strafprozess auch so argumentiert. Gutierrez habe daher gewusst, dass ein Alibi für die Zeit zwischen 14:15h und 14:35h äußerst wichtig wäre und McClain trotzdem nicht einmal kontaktiert:

„Because the first trial ended in a mistrial, the State’s opening statement was sufficient to put Syed’s trial counsel on notice of the pertinent time frame for which Syed needed an alibi going into the second trial, which began six weeks later. [...] As a result, trial counsel had clear knowledge six weeks before the second trial that the time frame of 2:15 p.m. to 2:35 p.m. on January 13, 1999, was going to be the crux of the State’s case, and therefore, an alibi covering this precise time frame was extremely important.“

Maryland Court of Special Appeals: State of Maryland v. Adnan Syed.

Das Berufungsgericht urteilte außerdem, dass Syed alle Einwände auf mangelhafte Verteidigung aufgrund der Nichtbeachtung der möglichen Unzuverlässigkeit der Telefonortung aufgegeben habe, da sein Anwalt im Berufungsprozess dies erst nach über 10 Jahren als Antrag bei Gericht eingereicht hatte. In der Sache beschäftigte sich das Gericht daher mit dieser Fragestellung nicht.

Anhörung vor dem obersten Berufungsgericht von Maryland

Die Staatsanwaltschaft legte erneut gegen das Urteil Berufung ein, diesmal letztinstanzlich beim Maryland Court of Appeals, dem obersten Berufungsgericht des Bundesstaates. Das Gericht nahm den Fall zur Entscheidung an und wies Syeds Berufung am 8. März 2019 mit einer Stimmenmehrheit von 4-3 in allen Punkten ab. Das vorinstanzliche Gericht irre in der Ansicht, der Kernpunkt des Falles („crux of the case“) sei der von der Staatsanwaltschaft angenommene Mordzeitpunkt zwischen 14:15h und 14.35h. Entscheidend sei hingegen die Tatsache, dass glaubwürdige Beweise dafür vorlägen, dass Syed die Leiche Lees gemeinsam mit dem Zeugen Wilds im Leakin Park begraben hätten. Die Staatsanwaltschaft bräuchte mit McClains Alibi – sofern dieses als glaubwürdig eingeschätzt würde – zwar eine neue Theorie zum Mordzeitpunkt, die Aussage McClains helfe Syed jedoch nicht, die Beweise der Staatsanwaltschaft zu widerlegen, mit denen seine Anwesenheit im Leakin Park gegen 19:00h belegt wurde. McClain nicht zu kontaktieren sei zwar eine mangelhafte Leistung der Verteidigerin gewesen, jedoch sei angesichts der zahlreichen weiteren Indizien für Syeds Täterschaft unwahrscheinlich, dass mit McClains Aussage ein Schuldspruch hätte abgewendet werden können. Die Vorinstanz habe hingegen richtigerweise entschieden, dass Syed Einwände in Bezug auf die möglicherweise unzulässige Telefonortung nicht mehr geltend machen könne.

Wenige Wochen nach der Entscheidung des obersten Berufungsgerichts wurde bekannt, dass der Generalstaatsanwalt von Maryland Brian Frosh Syed vor der Gerichtsentscheidung angeboten hatte, gegen ein Schuldbekenntnis nach weiteren vier Jahren aus der Haft entlassen zu werden. Ein „no contest“-Bekenntnis oder „Alford“-Bekenntnis, bei dem Syed keine Einlassung zu seiner Schuld machen oder trotz des Schuldspruchs formell weiter seine Unschuld beteuern könne, akzeptierte Frosh jedoch nicht. Syed lehnte Froshs Angebot ab.

Anrufung des Obersten Gerichtshofs der Vereinigten Staaten

Syed legte gegen die Entscheidung des obersten Berufungsgerichts Verfassungsbeschwerde beim Obersten Gerichtshof der Vereinigten Staaten ein. Das Verfassungsgericht nahm Syeds Beschwerde jedoch nicht zur Entscheidung an. Damit war Syeds Verurteilung rechtskräftig und sein Berufungsweg erschöpft.

Haftentlassung

Am 19. September 2022 wurde Adnan Syed nach einer Haftzeit von 23 Jahren auf Antrag der Staatsanwaltschaft vorzeitig aus der Haft entlassen. Syeds Rechtsanwältin Erica Suter hatte mehr als ein Jahr zuvor einen Antrag auf Haftentlassung auf Bewährung gestellt. Aufgrund eines neuen Gesetzes im Bundesstaat Maryland war dies für zur Tatzeit jugendliche Täter trotz einer lebenslangen Freiheitsstrafe möglich. Auf Suters Antrag hin prüfte die Staatsanwältin Becky Feldman Syeds Eignung für eine Haftentlassung auf Bewährung und ging hierzu auch die Prozessunterlagen des Falls durch. Hierbei stieß sie eigenen Angaben zufolge auf verschiedene mutmaßlichen Rechtsverstöße der damaligen Ankläger. Gemeinsam mit weiteren Mitarbeitern und mit Syeds Anwältin stellte sie über einen Zeitraum von über einem Jahr weitere Nachforschungen an und stieß auf glaubwürdige Hinweise auf zwei ungenannte andere Verdächtige, die im Jahr 1999 bereits der Staatsanwaltschaft bekannt waren und zu Unrecht im Laufe der Ermittlungen als Verdächtige aussortiert worden seien:

  • Die Staatsanwaltschaft habe vor Syeds Prozess Hinweise darauf gehabt, dass einer der Verdächtigen das Mordopfer konkret bedroht und dafür Motive angeführt hatte. Dies sei der Verteidigung nicht mitgeteilt worden, eine sogenannte „Brady Violation“, die zur Aufhebung eines Urteils gegen Angeklagte führen könne.
  • Der Örtlichkeiten, an denen Lees Auto gefunden wurden, seien einem Verdächtigen bekannt gewesen. Eine Person mit Verbindung zu einem Familienmitglied des Verdächtigen habe nahe der Stelle eine Immobilie besessen und im Jahr 1999 dort gewohnt. Auch dies sei der Verteidigung vor dem Prozess nicht mitgeteilt worden.
  • Einer der Verdächtigen habe eine ihm unbekannte Frau in ihrem Auto angegriffen und sei dafür verurteilt worden. Dies sei zum Zeitpunkt des Prozesses nicht bekannt gewesen, werde jedoch für die Gesamtschau des Falles für relevant betrachtet.
  • Einer der Verdächtigen habe serienmäßig Vergewaltigungen und sexuelle Nötigungen begangen und sei hierfür verurteilt worden. Auch dies sei zum Prozesszeitpunkt unbekannt gewesen, werde jedoch heute als relevant betrachtet.
  • Einer der Verdächtigen habe gewalttätige Handlungen gegen eine ihm bekannte Frau verübt und diese Frau gegen ihren Willen festgehalten. Dies sei vor dem Prozess passiert und der Staatsanwaltschaft bekannt gewesen.
  • Einer der Verdächtigen sei unzulässigerweise als Verdächtiger aussortiert worden, obwohl er einen Lügendetektortest nicht bestanden hatte.

Außerdem hätten die Nachforschungen erhebliche Zweifel an der Verlässlichkeit verschiedener Beweise gegen Syed ergeben. Die Beweislage gegen den Angeklagten habe sich im Wesentlichen auf Indizien gestützt. Insbesondere seien die Ortungsdaten für eingehende Telefonanrufe unzuverlässig und hiermit könne eine Verurteilung nicht begründet werden. Das Bezirksgericht von Baltimore – die einzige gerichtliche Entscheidung in dieser Angelegenheit – habe entschieden, dass Verteidigung durch Syeds Anwältin mangelhaft war, da diese den Experten der Staatsanwaltschaft Waranowitz nicht zur möglichen Unzuverlässigkeit eingehender Telefonanrufe befragt habe und das Urteil gegen Syed mit dieser Begründung aufgehoben. Eine Verurteilung Syeds könne sich nicht auf die Aussage von Wilds alleine stützen. Ohne die Telefonortungsdaten, sei Wilds Aussage, die sich mehrfach in fundamentalen Punkten geändert habe, zu unglaubwürdig. Außerdem habe die Zeugin Kristi Vinson ihre für Syed belastende Aussage inzwischen selbst angezweifelt, was einen weiteren Aspekt von Wilds Aussage in Zweifel zieht. Schließlich sei der gegen Syed ermittelnde Kriminalkommissar William Ritz in mehreren Kriminalfällen eines schweren Fehlverhaltens überführt worden (vgl. Abschnitt zum Undisclosed Podcast).

Im Lichte aller nun bekannten zusätzlichen Indizien und der schweren Versäumnisse der Staatsanwaltschaft bei der Überstellung relevanter Informationen an die Verteidigung bestünden nunmehr erhebliche Zweifel an der in Syeds Strafprozess angeführten Beweislage. „Im Interesse von Gerechtigkeit und Fairness“ müsse Syed daher aus dem Gefängnis entlassen und seine Verurteilung aufgehoben werden.

Bereits zuvor waren zudem weitere DNA-Tests von Lees Kleidung und anderen Gegenständen am Tatort in Auftrag gegeben worden. Im Laufe der Ermittlungen waren im Jahr 1999 zahlreiche DNA-Proben auf Gegenständen sichergestellt, jedoch von der Staatswanwaltschaft nie getestet worden. Im Oktober 2022 wurde bekannt, dass die Testergebnisse keine Hinweise auf ein Vorhandensein von Syeds DNA ergaben, jedoch an Lees Schuhen die DNA von vier Personen gefunden wurde, die niemandem zugeordnet werden konnte. Daraufhin ließ die leitende Staatsanwältin Marilyn Mosby alle Anklagepunkte gegen Syed fallen und bezeichnete Syeds Verurteilung als Justizirrtum.

Zu den genauen Hintergründen der vorliegenden Beweise und Indizien gegen andere Tatverdächtige äußerte sich die Staatsanwaltschaft aus ermittlungstaktischen Gründen nicht. Der Fernsehsender Fox Baltimore berichtete jedoch bezüglich der Morddrohung eines anderen Verdächtigen gegen Lee, dass eine Zeugin im Jahr 1999 folgende Aussage machte: „Vor dem Mord hatte sich ______ (Verdächtiger, Name redigiert) darüber aufgeregt, dass die Frau (Lee) so viele Probleme für Adnan machen würde. Er sagte ihr (der Zeugin), er würde sie (Lee) verschwinden lassen; er würde sie töten.“ („Prior to the murder ______ was upset that the woman was creating so many problems for Adnan. He told her that he would make her disappear; he would kill her.“) Der damalige leitende Staatsanwalt Kevin Urick fertigte hierzu eine schriftliche Aktennotiz an. Becky Feldman zufolge bezieht sich das Personalpronomen „er“ im zweiten Satz auf einen nicht namentlich genannten anderen Verdächtigen, womit dieser von der Zeugin beschuldigt wird, Lee mit dem Tod bedroht und hierfür auch ein Motiv genannt zu haben, was für die Verteidigung Syeds hilfreich hätte sein können. Die Aktennotiz sei der Anwältin Syeds nicht zur Verfügung gestellt worden. Der leitende Staatsanwalt Urick, der das Interview mit der Zeugin damals geführt hatte, bestätigte, dass die Aktennotiz der Verteidigung nicht zur Verfügung gestellt wurde, sagte jedoch, das Personalpronomen „er“ im zweiten Satz beziehe sich auf Syed selbst und nicht auf den anderen Verdächtigen. Da Syed ohnehin schon tatverdächtig gewesen sei, sei die Aktennotiz für Syeds Verteidigung belanglos gewesen und deswegen nicht an dessen Anwältin übergeben worden.

Kritik an der Unschuldsbehauptung

Seit der Veröffentlichung von Serial stießen die vorgebrachten Theorien zu Syeds Unschuld und die Behauptung es handle sich bei Syeds Verurteilung um einen Justizirrtum auf heftige Kritik.

Der Staatsanwalt Thiruvendran Vignarajah, einer der schärfsten Kritiker von Syeds Unterstützern, argumentierte in den Berufungsverfahren, die mögliche Alibi-Zeugin Asia McClain nicht aufzurufen sei eine durchaus rationale Entscheidung der Verteidigerin Gutierrez gewesen, da McClains Aussagen unglaubwürdig seien, mögliche Unstimmigkeiten enthielten und Syed selbst behauptet hatte, an diesem Tag den Schulcampus nie verlassen zu haben. Dies wäre für das Routine-Alibi, auf das sich die Verteidigung berief, problematisch gewesen, denn es hätte bedeutet, dass Syed entgegen seiner Routine an diesem Tag den Schulcampus vor dem Leichtathletiktraining verlassen hätte und stattdessen die zwar in unmittelbarer Nähe, aber eben nicht auf dem Schulgelände liegende Stadtbibliothek aufzusuchen. Vor dem Auftauchen von McClains Aussagen im Berufungsverfahren hätte Syed die Stadtbibliothek oder einen Aufenthalt dort niemals erwähnt. Im Berufungsverfahren hätte Syed dann behauptet, in der Stadtbibliothek an jenem Tag seine E-Mails abgerufen zu haben. In früheren Aussagen habe Syed aber angegeben, seine E-Mails immer in der Schulbibliothek aufzurufen und die Stadtbibliothek zu diesem Zweck niemals erwähnt.

Kritiker von Serial und Undisclosed verweisen darauf, dass die Syed belastenden Aussagen von Wilds Freundinnen Kristi Vinson und Jennifer Pusateri in der Zeit von ca. 18:00h bis ca. 21:00h weitgehend mit den Aussagen von Wilds übereinstimmten und von den Telefonverbindungs- und Ortungsdaten gestützt würden, wobei zahlreiche dieser Telefonverbindungen verlässlich zu ortende ausgehende Anrufe seien. Insbesondere die Tatsache, dass die Polizei erst durch die Zeugin Jennifer Pusateri auf die Spur von Jay Wilds stieß, würde von den Unterstützern der Unschuldsvermutung nicht ausreichend gewürdigt. Pusateri war eine enge Freundin von Jay Wilds, kannte jedoch weder Syed noch Lee. Noch bevor die Polizei Jay Wilds kontaktiert hatte, sagte Pusateri im Beisein ihrer Mutter und eines eigens für das Polizei-Interview beauftragten Rechtsanwalts aus, Wilds habe ihr noch am Abend von Lees Verschwinden gesagt, dass Syed Lee getötet, ihm die Leiche gezeigt und sie gemeinsam mit ihm begraben habe, und zwar direkt nachdem Wilds bei der Westview Mall aus Syeds Auto gestiegen sei. Weiter sagte Wilds, Lee sei erwürgt worden und Syeds Motiv sei ein gebrochenes Herz gewesen. Pusateri bestätige mit dieser Aussage, dass Wilds bereits am Tattag über Insiderkenntnisse verfügt habe. Lee war zum damaligen Zeitpunkt erst als vermisst gemeldet. Weder war ihre Leiche gefunden, noch war die Todesart oder die Tatsache, dass sie begraben wurde, bekannt. Es seien auch keine Gründe ersichtlich, warum Pusateri eigens einen Anwalt beauftragen sollte und in dessen Anwesenheit Falschaussagen gegenüber der Polizei machen, diese unter Eid im Prozess wiederholen, einen unschuldigen, ihr unbekannten 17-jährigen Schüler eines Mordes beschuldigen und darüber hinaus ihren engen Freund Wilds schwer belasten sollte (Wilds wurde später für Beihilfe zum Mord verurteilt). Pusateri habe zu diesem Zeitpunkt auch nicht wissen können, ob Syed ein Alibi hatte oder ob der „wahre“ Mörder andere Spuren hinterlassen hat, wodurch sie der Falschaussage überführt hätte werden können. Hätte Syed schlüssig als Täter ausgeschlossen werden können, hätten die Aussagen von Pusateri und Wilds aufgrund ihrer Insiderkenntnisse sehr wahrscheinlich dazu geführt, dass sie selbst als Hauptverdächtige beschuldigt worden wären. Anders als die Angaben von Wilds blieben Pusateris Aussagen immer sehr weitgehend konsistent und sie blieb auch zwei Jahrzehnte später im Jahr 2019 in mehreren Interviews für Chaudrys Fernsehdokumentation The Case against Adnan Syed noch dabei, damals die Wahrheit gesagt zu haben.

Besonders heftige Kritik zog die im Podcast Undisclosed vorgebrachte These Rabia Chaudrys auf sich, die Polizei habe den Standort von Lees Auto bereits gekannt und dem Hauptbelastungszeugen Jay Wilds mitgeteilt, damit dieser die Polizei zum Auto führen und Syed damit belasten konnte. Die Polizei, so argumentieren die Kritiker der Hypothese, habe wochenlang und bis zum Tag der Auffindung nach dem Auto gesucht. Der Suchauftrag sei nach und nach auf die gesamte Ostküste der Vereinigten Staaten ausgeweitet worden. In eine Polizeiverschwörung mit dem Ziel, den Standort des Autos geheim zu halten hätten eine große Zahl an Polizisten verwickelt sein müssen. Neben den ermittelnden Kriminalkommissaren als potenzielle Ideengeber für die Verschwörung selbst müssten auch Streifenpolizisten Baltimores Teil der Verschwörung gewesen sein, und zwar aller Wahrscheinlichkeit nach in großer Anzahl. Wäre nur ein kleiner Kreis von Streifenpolizisten in die Verschwörung eingeweiht gewesen, wäre es ein großer Zufall, wenn genau die eingeweihten Verschwörer das Auto gefunden hätten. Die Direktive, den Fundort des Autos geheim zu halten, hätte daher realistischerweise an zahlreiche Besatzungen von Patroullienfahrzeugen ausgegeben werden müssen, und diese Polizisten hätten sich zur Teilnahme an der Verschwörung bereit erklären und ausnahmslos bis zum heutigen Tag hierüber Stillschweigen bewahren müssen. Abhängig vom Fundzeitpunkt hätte die Polizei entweder das Auto tage- oder sogar wochenlang auf dem Parkplatz in Baltimore stehen gelassen, wo ein Diebstahl oder Vandalismus gedroht hätte, oder sie hätten das Auto unbemerkt abtransportieren, an einem geheimen Ort lagern und nach der Aussage von Wilds wieder unbemerkt zurück transportieren müssen. Die Forensiker, die in dieser Zeit Beweise im Auto gesichert hätten, müssten auch Teil der Verschwörung sein, oder die Beweise im Auto hätten bis zu Beschuldigung Syeds nicht gesichert werden können. Wäre dies unterlassen worden, hätte für die Verschwörer das Risiko bestanden, dass Beweise im Auto nicht zur Täterschaft Syeds passen oder sogar auf einen anderen Täter hindeuten (z. B. DNA-Spuren) und die Verschwörung dadurch offenkundig wird. Außerdem hätten die korrupten Beamten es trotz ihrer Bereitschaft, eine so weitreichende und riskante Verschwörung zu organisieren, unterlassen, im Auto Lees belastende Beweise gegen Syed zu platzieren. Hätte Syed der Mord angehängt werden sollen, hätte zum Beispiel einfach ein Kleidungsstück Syeds mit Lees Blut und Erde vom Tatort beschmiert und im Auto platziert werden können. Eine weitere These Chaudrys, dass Jay Wilds das Auto durch Zufall gefunden haben könnte, sei ebenfalls sehr unwahrscheinlich, da es sich bei Lees Auto – einem Nissan Sentra – um ein unauffälliges Auto ohne besonderen Erkennungswert gehandelt habe. Wilds hätte dafür wissen müssen, dass Lee, die er nur flüchtig kannte, ein solches Auto fuhr und hätte in der Großstadt Baltimore zufällig genau am Fundort vorbeikommen, das Auto dort bemerken und den Nissan korrekt als Lees Auto identifizieren müssen. Auch hätte Wilds das Auto zufällig gefunden und erkannt, während hunderte Polizisten, die aufgrund der Suchaktion der Polizei aktiv danach Ausschau gehalten hatten, es nicht gefunden hätten. Für Chaudrys dritte These, dass Wilds selbst Lee ermordet hatte oder dem wahren Täter kannte und sich selbst schwer belastete, um diesen zu decken gäbe es weder Beweise oder Indizien noch habe Wilds selbst ein erkennbares Mordmotiv.

Dana Chivvis, die Co-Produzentin von Sarah Koenig, und andere Kommentatoren wiesen darauf hin, wie unwahrscheinlich die Verkettung der Umstände für Syed habe sein müssen, wenn dieser tatsächlich unschuldig sei. Hier wurde die Frage aufgeworfen, wie wahrscheinlich es denn sei, dass Syed sich ein neues Mobiltelefon anschafft, am nächsten Tag dieses Mobiltelefon und sein Auto an einen Bekannten verleiht und genau an diesem Tag seine Ex-Freundin ermordet wird und derselbe Bekannte ihn der Tat beschuldigt. Bezüglich des sogenannten Nisha-Anrufs bestünde zwar die Möglichkeit, dass Wilds die Nummer versehentlich aus Syeds Anrufliste oder von gespeicherten Nummern gewählt hätte, jedoch wäre diese Prämisse für sich genommen schon unwahrscheinlich, und darüber hinaus wäre der versehentliche Anruf ausgerechnet bei jemandem gewesen, den Wilds nicht kannte. Mit dieser ihm unbekannten Person hätte Wilds dann entweder für über 2 Minuten gesprochen, ohne, dass diese sich an dieses Gespräch hätte erinnern können, oder man müsse auf die noch unwahrscheinlichere Theorie zurückgreifen, ein versehentlicher Anruf sei nicht abgenommen und so lange nicht beendet worden, dass der Anruf trotzdem abgerechnet wurde. Syed behaupte, sich an dem Nachmittag zur vermuteten Tatzeit zwischen ca. 14:15h und 16:00h zunächst auf dem Schulgelände und dann beim Leichtathletiktraining aufgehalten zu haben. Es sei unwahrscheinlich, dass bei einem mehrstündigen Aufenthalt an diesen öffentlichen Orten keine Alibi-Zeugen gefunden werden konnten. Zwei eingehende Anrufe um 19:09h und 19:16h wurden beide Male der Funkzelle L689B zugeordnet, die den Fundort der Leiche abdeckt. was mit der Aussage von Wilds übereinstimmt, dass Syed die Leiche um diese Zeit im Leakin Park begraben hatte. Wenn die Ortung dieser Anrufe unzuverlässig gewesen wäre – was nicht so sein müsse – und das Mobiltelefon eigentlich in der Nähe eines anderen Funkturms gewesen sei, wäre es wieder ein Zufall, dass von allen in Frage kommenden Funktürmen zwei Mal genau der am nächsten zur Leiche liegende Funkturm angerufen wurde. Syed hatte behauptete sich zu diesem Zeitpunkt wahrscheinlich in seinem Wohnhaus aufgehalten zu haben und wenig später zur nahegelegenen Moschee gegangen zu sein. Die Funktürme L651, L654 und L698 liegen deutlich näher an Syeds Wohnhaus und der Moschee als der Funkturm L689 am Rand des Leakin Park. Trotzdem wurde zwei Mal Funkturm L689B angerufen, und zwar, wie der Buchstabe B ausdrückt, die südsüdöstlich gelegene Funkzelle dieses Turmes, die die von Syeds Haus und der Moschee abgewandte Seite abdeckt. Die Tatsache, dass Wilds den Abstellort von Lees Auto gekannt habe sei ebenfalls sehr problematisch für Syed und alle Theorien hierzu, die mit Syeds Unschuld vereinbar wären, seien sehr unwahrscheinlich. Dass so viele für Syed ungünstige Zufälle an nur einem Tag eingetreten sein sollen sei äußerst unglaubwürdig und daher trotz offener Fragen und verbleibender Ungereimtheiten von Syeds Schuld auszugehen.

Ebenfalls kritisiert wurden die von Unterstützern der Unschuldshypothese vorgebrachten Theorien zu möglichen anderen Tätern. Nichts deute auf die Täterschaft eines Serienmörders oder eine Zufallstat eines anderen Täters hin und alle Theorien hierzu seien reine Spekulation. Don Clinedinst habe ein glaubwürdiges Alibi, Jay Wilds habe kein Motiv, und dass Alonzo Sellers der Mörder war, und die Polizei nur wenige Wochen nach dem Mord selbst zur Leiche führte, sei unglaubwürdig. Zum einen hätte Sellers, der bereits wegen exhibitionistischer Straftaten polizeibekannt war, klar sein müssen, dass er damit selbst unmittelbar tatverdächtig wäre und sich die polizeilichen Ermittlungen auf ihn richten würden, zum anderen hätten an der Leiche seine DNA-Spuren gefunden werden und ihn des Mordes überführen können.

Reaktionen auf Syeds Haftentlassung

Brian Frosch, der Oberstaatsanwalt des Staates Maryland, der Syed im Jahr 2018 angeboten hatte, im Gegenzug gegen ein Schuldbekenntnis vorzeitig aus der Haft entlassen werden zu können, zeigte sich von der Haftentlassung Syeds überrascht. Gerichte in Maryland hätten immer wieder festgestellt, dass Syed für den Mord an Hae Min Lee verantwortlich war. Maryland wäre ein deutlich sicherer Staat, wenn die leitende Staatsanwältin Mosby sich genauso für Verurteilungen in Mordfällen einsetzen würde wie für die Freilassung Syeds. Frosch wies außerdem Vorwürfe zurück, die Staatsanwaltschaft habe der Verteidigung im Prozess gegen Syed Informationen vorenthalten.

Die Richterin Wanda Keyes Heard, die in Syeds Strafprozess den Vorsitz geführt hatte, kritisierte die Haftentlassung Syeds scharf. Die Verurteilung sei aufgrund von einer soliden Beweislage zustande gekommen. Staatsanwälte und Jurymitglieder hätten sich mit dem Beweismaterial auseinandergesetzt und alle wichtigen Zeugen seien einem intensiven Kreuzverhör unterzogen worden. Cristina Gutierrez habe ihren Mandanten kompetent vertreten und bei Syeds Verteidigung ihre außerordentlichen juristischen Fähigkeiten demonstriert.

Die Hinterbliebenen von Hae Min Lee veröffentlichten eine Erklärung der zufolge sie erst eine Woche vor der Anhörung von Syeds geplanter Haftentlassung erfahren hätten und kritisierten, dass die Anhörung so plötzlich anberaumt worden war und die Familie Lee keine Möglichkeit hatte daran teilzunehmen. Der Anwalt der Familie Lee in einer öffentlichen Stellungnahme, das Vorgehen der leitenden Staatsanwältin Marilyn Mosby habe es so gut wie unmöglich gemacht, dass Syed nochmals der Prozess gemacht werde. Es wäre nun fast unmöglich, dass jemand für den Mord an Hae Min Lee zur Verantwortung gezogen werde. In dieser Frage sei die Familie Lee nun hoffnungslos.

Serial-Produzentin Sarah Koenig sagte, die Anklage gegen Syed fallen zu lassen sei „unzweifelhaft richtig“ („undeniably right“) und das einzig faire Ergebnis für Syed und seine Familie. Der Fall sei ein „Fiasko“ für die Justiz. Alle in den letzten Jahren zusammengetragenen Beweise und Informationen seien der Anklage und den Ermittlern bereits bei Syeds Prozess vor 23 Jahren bekannt gewesen. Derartige Praktiken von Polizei und Staatsanwälten seien in der amerikanischen Justiz gängige Praxis. Syed sei hier nicht der einzige Fall.

Syed selbst gab bei seiner Haftentlassung keine Erklärung ab. Seine Anwältin Erica Suter sagte in einem Fernsehinterview, ihr Klient sei sehr dankbar für die neu gewonnene Freiheit und bedanke sich bei allen Unterstützern. Der Familie von Hae Min Lee drückte sie ihr Mitgefühl aus. Weiterhin sagte sie, Syed wolle nun Jura studieren.

Dokumentationen und Fernsehfilme

  • The Case Against Adnan Syed, von Amy Berg und Rabia Chaudry. Vierteiliger Dokumentarfilm des Fernsehsenders HBO

Literatur

  • Adnan's Story – The Search for Truth and Justice After Serial, von Rabia Chaudry, erschienen bei MacMillan Publishers.

Einzelnachweise

  1. Monica Hesse: ‘Serial’ takes the stand: How a podcast became a character in its own narrative. In: The Washington Post. 8. Februar 2016, abgerufen am 27. Januar 2021 (englisch).
  2. Michael Levenson: Judge Vacates Murder Conviction of Adnan Syed of ‘Serial’. In: The New York Times. 19. September 2022, abgerufen am 20. September 2022 (englisch).
  3. Eric Levenson und Brian Vitagliano: Baltimore prosecutors drop all charges against Adnan Syed, ‘Serial’ podcast subject. In: CNN. 4. November 2022, abgerufen am 7. September 2023 (englisch).
  4. 1 2 3 4 5 6 Andrew Hammel: The Wrongful Exoneration of Adnan Syed Part I: A Straightforward Murder Case. In: Quillette. 22. Mai 2023, abgerufen am 7. September 2023 (englisch).
  5. David K. Li: Hae Min Lee's family demands appellate court reinstate Adnan Syed's murder conviction. In: NBC News. 3. Februar 2023, abgerufen am 7. September 2023 (englisch).
  6. Jay Croft and Nicki Brown: Maryland's highest court to hear appeals in case chronicled by 'Serial' podcast. In: CBS News. 28. Juni 2023, abgerufen am 7. November 2023 (englisch).
  7. Tagebucheintrag vom 27. April 1998, S. 9 (unpaginiert)
  8. Zeugenaussage der Veranstalterin des Balls, Irra Lynette Woodley, S. 92ff., abgerufen am 9. September 2023.
  9. Zeugenaussage der Mitschülerin Debbie Warren, S. 328., abgerufen am 9. September 2023.
  10. Zeugenaussage von Hope Schwab, S. 9., abgerufen am 9. September 2023.
  11. The I'm going to kill note, abgerufen am 9. September 2023.
  12. Tagbucheintrag, undatiert, S. 60 (unpaginiert)
  13. Tagebuch, Hae Min Lee.
  14. Youtube: Education Channel Interview mit Hae Min Lee, 13. Januar 1999, abgerufen am 15. September 2023.
  15. Zeugenvernehmung von Rebecca Walker, 23. Februar 2000, S. 158, abgerufen am 14. September 2023.
  16. Hae Min Lee: Missing Person Report, Form 11 Supplement, 06. Februar 1999, abgerufen am 15. September 2023. "On this date, the K-9 team searched the grounds and immediate surrounding area of Woodlawn SR Highschool for missing Person Hae Min Lee." K-9 ist im U.S.-Polizeijargon eine Bezeichnung für Spürhunde.
  17. Serial Podcast, Staffel 1, Episode 3
  18. 1 2 Autopsiebericht von Hae Min Lee, abgerufen am 10. September 202.
  19. Serial Podcast: Zeitstrahl wichtiger Ereignisse, abgerufen am 11. September 2023.
  20. Anrufliste von Adnan Syeds Mobiltelefon 12. und 13. Januar, abgerufen am 10. September 2023.
  21. Koordinaten: 39.29136575109132, -76.67622411158055. Luftbild des Fundorts, abgerufen am 10. September 2023.
  22. Erster Strafprozess gegen Adnan Syed, Antrag auf Prozessabbruch, S. 254ff., abgerufen am 10. September 2023.
  23. Serial Episode 10: The Best Defense is a Good Defense
  24. Eröffnungsplädoyer (Opening Statement) des Staatsanwalts Kevin Urick, abgerufen am 10. September 2023.
  25. Schlussplädoyer von Kathleen C. Murphy, S. 48f. und Kevin Urick, S. 126 f., abgerufen am 10. September 2023.
  26. I'm Going to Kill Note, undatiert, abgerufen am 16. September 2023.
  27. Zeugenaussage von Scott Adcock, S. 42, abgerufen am 10. September 2023.
  28. Schlussplädoyer von Kevin Urick, S. 127
  29. Schlussplädoyer von Kathleen C. Murphy, S. 60: "Jay Wilds never once told you that he didn't lie to the police. He was honest with you. Yeah, I did it, and he gave you the reasons why."
  30. Maryland Court of Special Appeals, Urteilsbegründung 29. März 2018, S. 10f.
  31. Zeugenvernehmung von Kristina Vinson, 16. Februar 2000, S.208-214, abgerufen am 14. September 2023.
  32. Maryland Court of Special Appeals, Urteilsbegründung 29. März 2018, S. 12f.
  33. Serial Podcast: Anrufliste mit Funkzellenangabe, abgerufen am 11. September 2023.
  34. Serial Podcast: Karte von Baltimore mit Eintragung der Funktürme, abgerufen am 11. September 2023.
  35. Interaktive Karte der relevanten Funktürme und wichtiger Lokalitäten, abgerufen am 14. September 2023.
  36. Serial Podcast: More Than You Ever Wanted to Know about Cell Tower Technology, 24. Oktober 2014, abgerufen am 13. September 2023.
  37. Maryland's highest court to hear appeals in case chronicled by 'Serial' podcast. In: CBS News. 28. Juni 2023, abgerufen am 7. November 2023 (englisch).
  38. Serial Podcast, Staffel 1, Episode 6: The Case against Adnan Syed.
  39. Maryland Court of Special Appeals, Urteilsbegründung 29. März 2018, S. 15
  40. Inventarliste zur Beweissicherung der Gegenstände aus Lees Auto, 28. Februar 19999, abgerufen am 13. September 2023.
  41. Cristina Gutierrez, Alibi Notice an Staatsanwalt Kevin Urick, 4. Oktober 1999, abgerufen am 10. September 2023.
  42. Serial Podcast, Grafik zur Gegenüberstellung der Aussagen Syeds und von Jay Wilds zum zeitlichen Ablauf des 13. Januar 1999, abgerufen am 8. September 2023.
  43. Zeugenaussage von Syed Rahman, S. 275, abgerufen am 11. September 2023.
  44. Debbie Warren: Statement to the police, 26. März 1999, S. 25f., abgerufen am 14. September 2023.
  45. Zeugenvernehmung von Deborah Warren im ersten Strafprozess, 13. Dezember 1999, S. 338, abgerufen am 14. September 2023.
  46. Zeugenvernehmung von Deborah Warren im zweiten Strafprozess, 17. Februar 2000, S. 109, abgerufen am 14. September 2023.
  47. The Case Against Adnan Syed, Episode 2 - In Between the Truth.
  48. Schlussplädoyer von Cristina Gutierrez, S. 87, S. 112.
  49. 1 2 Serial: Why Jay’s Testimony Is Not Credible Evidence of Adnan’s Guilt. In: The View from LL2. 26. November 2014, abgerufen am 11. September 2023 (englisch).
  50. Serial Podcast, Staffel 1, Episode 8: "The Deal with Jay".
  51. Serial Podcast, Staffel 1, Episode 10: "The Best Defense is a Good Defense".
  52. Schlussplädoyer von Cristina Gutierrez, S. 112f.
  53. Schlussplädoyer von Cristina Gutierrez, S. 102f., S. 111
  54. Serial Podcast, Staffel 1, Episode 3, "Leakin Park".
  55. Colin Miller: The Serial Podcast, Episode 3: Evidentiary Issues Related to Mr. S's Indecent Exposure(s) & Failed Polygraph. In: CBS News. 1. Dezember 2014, abgerufen am 11. September 2023 (englisch).
  56. Urteil der Jury, abgerufen am 11. September 2023.
  57. Anhörung zur Strafzumessung, abgerufen am 11. September 2023.
  58. Serial Podcast, Staffel 1, Episode 9: "To be suspected".
  59. Serial Podcast, Staffel 1, Episode 8: "The Deal with Jay".
  60. Justin Brown: Antrag auf Wiederaufnahmeverfahren, 28. Juni 2010, abgerufen am 12. September 2023.
  61. The Case Against Adnan Syed Episode 3, Justice Is Arbitrary
  62. Richter Martin Welch: Gerichtsentscheidung zu Adnan Syeds Antrag auf Wiederaufnahmeverfahren, S. 11f., 06. Januar 2014, abgerufen am 12. September 2023.
  63. Sarah Koenig: Attorney is drawing numerous complaints. In: Baltimore Sun. 19. Juli 2001, abgerufen am 7. September 2023 (englisch).
  64. Serial Podcast, Staffel 1, Episode 10: "The Best Defense is a Good Defense".
  65. Report on Islamic Fad and Culture with Emphasis on Pakistan, a Comparative Study relevant to the Upcoming Trial of Adnan Syed, 24. August 1999, abgerufen am 12. September 2023.
  66. Report on Islamic Fad and Culture with Emphasis on Pakistan, a Comparative Study relevant to the Upcoming Trial of Adnan Syed, 24. August 1999, abgerufen am 12. September 2023.
  67. Report on Islamic Fad and Culture with Emphasis on Pakistan, a Comparative Study relevant to the Upcoming Trial of Adnan Syed, 24. August 1999, abgerufen am 12. September 2023.
  68. Kat Chow: The Many Rabbit Holes (Or Should We Say Labyrinths) Of Serial. In: NPR. 18. Dezember 2014, abgerufen am 14. September 2023 (englisch).
  69. Improper race and religion references in Adnan Syed trial. In: Baltimore Sun. 28. Januar 2015, abgerufen am 14. September 2023 (englisch).
  70. Serial Podcast, Staffel 1, Episode 10: "The Best Defense is a Good Defense".
  71. Rose Minutaglio: Who Was Adnan Syed's First Lawyer, Cristina Gutierrez? 10. März 2019, abgerufen am 7. September 2023 (englisch).
  72. Bilal Ahmed: Waiver of potential and/or actual conflict of interest and consent to representation. 9. Juli 1999, abgerufen am 7. September 2023 (englisch).
  73. Serial Podcast, Staffel 1, Episode 5, S. 175f., abgerufen am 30. September 2023.
  74. Eli Hager: Our Jury Is In on “Serial”. 12. Oktober 2014, abgerufen am 10. September 2023 (englisch).
  75. Serial Podcast, Staffel 1, Episode 5, S. 119f., abgerufen am 10. September 2023.
  76. Serial Episode 10: The Best Defense is a Good Defense
  77. Serial Podcast, Staffel 1, Episode 5, S. 174., abgerufen am 30. September 2023.
  78. Youtube-Kanal des Claremont McKenna College: Rabia Chaudry - Serial: Murder Case of State vs. Adnan Syed, ab 20:05, abgerufen am 17. September 2023.
  79. Schlussplädoyer Cristina Gutierrez, z. B. S. 94–97.
  80. Deckblatt der Ortungsdaten des Herstellers AT&T, abgerufen am 11. September 2023.
  81. Zeugenaussage von Philip Buddemeyer, S. 95ff.), abgerufen am 15. Oktober 2023.
  82. Handschriftliche Notiz von Lee an Don Clinedinst (undatiert), abgerufen am 15. Oktober 2023.
  83. Serial Podcast, Staffel 1, Episode 12: "What we know".
  84. Baltimore County Government: Annelise Hyang Suk Lee 1999 Homicide Victim, 23. Juli 2014 (Memento vom 12. Oktober 2016 im Internet Archive), abgerufen am 15. September 2023.
  85. Prozessprotokollsammlung, S. 88.
  86. Serial Podcast, Staffel 1, Episode 12: "What we know".
  87. Natasha Vargas-Cooper: Exclusive: Jay, Key Witness from ‘Serial’ Tells His Story for First Time, Part 1. In: The Intercept. 29. Dezember 2014, abgerufen am 10. September 2023 (englisch).
  88. Natasha Vargas-Cooper: Jay Speaks Part 2: ‘Hae was dead before she got to my house. Anything that makes Adnan innocent doesn’t involve me.’ In: The Intercept. 29. Dezember 2014, abgerufen am 10. September 2023 (englisch).
  89. HBO: The Case against Adnan Syed, abgerufen am 12. September 2023.
  90. Adnansyedwiki: Fehlverhaltensvorwürfe gegen William Ritz mit Verweisen auf Originalquellen, abgerufen am 10. September 2023.
  91. Madeleine O'Neill: Deceased exoneree’s family wins $8M settlement with Baltimore police. In: The Daily Record. 5. Januar 2022, abgerufen am 10. September 2023 (englisch).
  92. Tweet von Rabia Chaudry, 18. März 2019, abgerufen am 4. Oktober 2023.
  93. Undisclosed Podcast, Staffel 1, Episode 3: Jay's Day, 12. Mai 2015.
  94. Undisclosed: Mitschrift, Staffel 1, Episode 3: Jay's Day, S. 23f., abgerufen am 10. September 2023.
  95. Undisclosed Podcast: Staffel 1, Episode 5, abgerufen am 8. September 2023.
  96. Autopsiebericht von Hae Min Lee. "Lividity was present and fixed on the anterior surface of the body, except in areas exposed to pressure", abgerufen am 10. September 2023.
  97. Blogeintrag des Rechtsprofessors Colin Miller: Episode Four of "The Case Against Adnan Syed": Lividity Redux, 31. März 2019, abgerufen am 6. Oktober 2023.
  98. Von Rabia Chaudry am 5. Mai 2018 auf Twitter geteiltes Foto von einem der Abdrücke auf der Leiche, abgerufen am 6. Oktober 2023.
  99. The Case Against Adnan Syed, Episode 4: Time is the Killer.
  100. Undisclosed: The Case Against Adnan Syed Episode 4 - Time is the Killer, April 1, 2019, abgerufen am 10. September 2023.
  101. Undisclosed Podcast: Undisclosed, Kommentar zum Dokumentarfilm The Case Against Adnan Syed Episode 1 - Forbidden Love, 11. März 2019, Mitschrift S. 24f. (unpaginiert), abgerufen am 8. September 2023.
  102. Maryland Court of Special Appeals: Berufungsurteil im Fall Roy Sharronie Davis III vs. State of Maryland, abgerufen am 15. September 2023.
  103. Undisclosed, Staffel 1, Episode 4: "28 Tage".
  104. Maryland Court of Special Appeals: Application for leave to appeal the denial of post-conviction relief, 24. Januar 2014, abgerufen am 12. September 2023.
  105. Maryland Court of Special Appeals: Order: Remand to Circuit Court, 18. Mai 2015, abgerufen am 12. September 2023.
  106. Circuit Court of Maryland: Petitioner's supplement to motion to reopen PCR: Exhibit 1, 24. August 2015, abgerufen am 12. September 2023.
  107. Abe Waranowitz Affidavit, 5. Oktober 2015, abgerufen am 12. September 2023.
  108. The Case Against Adnan Syed, Episode 3. Justice Is Arbitrary
  109. Circuit Court of Baltimore: Richter Martin Welch: Urteil im zweiten Berufungsprozess, 30. Juni 2016, abgerufen am 12. September 2023.
  110. Urteilsbegründung von Richter Welch, S. 24.
  111. Richter Martin Welch: Ablehnung des Antrags auf Haftentlassung, S. 11, Fußnote 6, 28. Dezember 2016, abgerufen am 22. September 2023.
  112. Maryland Court of Special Appeals: Entscheidung im Berufungsverfahren State of Maryland v. Adnan Syed, No. 1396, 29. März 2018, abgerufen am 13. September 2023.
  113. Urteilsbegründung im Berufungsverfahren State of Maryland v. Adnan Syed, No. 1396, 29. März 2018, S. 92.
  114. Maryland Court of Appeals: Entscheidung im Fall State of Maryland vs. Adnan Syed, 8. März 2019, abgerufen am 13. September 2023.
  115. Ohne Autor: Documentary reveals plea deal offered in ‘Serial’ case. In: The Associated Press. 19. April 2019, abgerufen am 13. September 2023 (englisch).
  116. Supreme Court of the United States: Order list 589 U.S., 25. November 2019, abgerufen am 13. September 2023.
  117. Bezirksgericht von Baltimore: Motion to vacate judgement im Fall State of Maryland vs. Adnan Syed, S. 7ff., abgerufen am 13. September 2023.
  118. Michael Levenson: Judge Vacates Murder Conviction of Adnan Syed of ‘Serial’. In: The New York Times. 19. September 2022, abgerufen am 20. September 2022 (englisch).
  119. The Case Against Adnan Syed, Episode 4: Time is the Killer
  120. Eric Levenson und Brian Vitagliano: Baltimore prosecutors drop all charges against Adnan Syed, ‘Serial’ podcast subject. In: CNN. 4. November 2022, abgerufen am 7. September 2023 (englisch).
  121. Mikenzie Frost: Meaning of handwritten note - central to Adnan Syed's release - is in question. In: Fox Baltimore. 1. November 2022, abgerufen am 3. Oktober 2023 (englisch).
  122. Maryland Court of Appeals: Rechtlicher Standpunkt der Staatsanwaltschaft im Berufungsverfahren, S. 15 u. 17, 21. September 2018, abgerufen am 8. September 2023.
  123. Prosecutors Podcast: Episode 207: Adnan Syed and the Murder of Hae Min Lee Part 11, ab 11:42, abgerufen am 3. Oktober 2023.
  124. The Case Against Adnan Syed, Episode 3: Justice Is Arbitrary.
  125. Prosecutors Podcast: Adnan Syed and the Murder of Hae Min Lee Part 11, ab 26:51, abgerufen am 3. Oktober 2023.
  126. Prosecutors Podcast: Episode 210: Adnan Syed and the Murder of Hae Min Lee Part 14, ab 41:54, abgerufen am 9. September 2023.
  127. Serial Podcast, Staffel 1, Episode 12: "What We Know".
  128. Prosecutors Podcast: Episode 207: Adnan Syed and the Murder of Hae Min Lee Part 13, ab 6:05, abgerufen am 4. Oktober 2023.
  129. Crime Weekly: Hae Min Lee Adnan Syed: Leakin Park's Buried Secrets (Part 3), 30. Oktober 2022, ab 57:41, abgerufen am 4. Oktober 2023.
  130. Mike Hellgren: 'A Surprise To Us': Maryland AG Frosh slams Mosby, claims no evidence withheld from Adnan Syed's defense. In: CBS News. 21. September 2022, abgerufen am 12. September 2023 (englisch).
  131. Marjorie Hernandez und Lee Brown: Judge in Adnan Syed’s trial stands by jury’s original conviction in ‘Serial’ case. In: New York Post. 28. Oktober 2022, abgerufen am 7. September 2023 (englisch).
  132. Corin Cesaric: Hae Min Lee's Family Releases Statement After Adnan Syed's Murder Conviction Is Vacated. In: People Magazine. 20. Oktober 2022, abgerufen am 12. September 2023 (englisch).
  133. Sarah Koenig: Adnan Syed Is Free as of Today. In: Serial Podcast. 11. Oktober 2022, abgerufen am 12. September 2023 (englisch).
  134. CBS News: Adnan Syed's lawyer on reaction to dropped charges in case made popular by "Serial" podcast, 12. Oktober 2022, abgerufen am 12. September 2023.

Anmerkungen

  1. Ungefähre Koordinaten des Fundorts der Leiche nahe der Franklintown Road: 39.30174588802772, -76.69991085153401.
  2. In der pakistanischen Kultur nimmt der Sohn häufig den Vornamen des Vaters als Nachname an. Daher haben Syed und sein Vater unterschiedliche Nachnamen.
  3. Der Funkturm L689 befindet sich auf dem Dach der Bernard E Mason Sr. Apartments Buildings, 2121 Windsor Gardens Ln, Baltimore, MD 21207. Koordinaten: 39.31076111078272, -76.69908123007363. Der Buchstabe B steht für die Richtung des Signals, hier: Süd/Südost. (A steht für die Richtung Nord/Nordost und C für West).
  4. Addresse: Social Security Administration Department, 1500 Woodlawn Dr, Baltimore, MD 21241. Koordinaten: 39.307705822433405, -76.73954609754202. Der Buchstabe A steht für die Richtung des Signals, hier: Nord/Nordost. (B steht für die Richtung Süd/Südost und C für West).
  5. Zwischen Annelise Hyung Suk Lee und Hae Min Lee besteht trotz desselben Nachnamens keine Verwandtschaftsbeziehung.
  6. Die Tests wurden mehrere Jahre später durchgeführt und fanden keine DNA-Spuren von Moore.
  7. Koordinaten der Stadtbibliothek: 39.31665673545956, -76.73671081584166 | Koordinaten der Highschool: 39.31540335949882, -76.73385694572056.
  8. Die potenzielle Alibizeugin McClain behauptet, Syed in der Stadtbibliothek gesehen zu haben, und nicht an den Orten an denen er sich eigenen Angaben zufolge aufhielt. Die Zeugin Deborah Warren behauptete zwischenzeitlich, zwischen 14:45h und 15:15h sowohl Syed als auch Lee an der Highschool gesehen zu haben, was äußerst unwahrscheinlich ist, da andere Zeugen (und Syed) behaupteten, Lee habe um 14:15h den Campus schnell verlassen und Lee, die als sehr zuverlässig galt, um 15:00h ihre Cousine von der Kindertagesstätte hätte abholen sollen, die dann nicht mehr rechtzeitig zu erreichen gewesen wäre. Später sagte Warren, sie erinnere sich nicht mehr daran, Syed gesehen zu haben.
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