Ein Strebepfeiler ist ein Bauelement mit der Aufgabe, Scherkräfte beispielsweise von Strebebögen oder Außenwänden aufzunehmen. Nicht immer handelt es sich um einen Pfeiler im engeren Wortsinn. Auch rechtwinklig zur Gebäudeaußenwand stehende (abgetreppte, „abgekaffte“) Wandvorlagen werden so bezeichnet. Ist diese Wandvorlage abgeschrägt statt abgekafft, findet sich auch die Bezeichnung Strebemauer.
Ab der Gotik waren Strebepfeiler insbesondere als Teil von Strebewerken bedeutsam. Der gotische Strebepfeiler zeigt sich zunächst als konstruktiv-rohe Form und erfährt allmählich eine gestalterische Gliederung. Zunächst durch eine Abtreppung der Außenkante, begleitet von Kaffgesimsen, durch Ziergiebel und Kreuzblumen, Nischen für Figurenschmuck, bis hin zu Säulen- und Maßwerk-Verblendung und Fialen.
Während die statische Bedeutung der Abtreppung als nachvollziehbar gilt, wird die der Auflastfunktion durch Fialen in der neueren Forschung kontrovers beurteilt. Eine dekorative Funktion als Bekrönung ist demgegenüber unbestritten.
Bilder
- Strebewerk: Der Strebepfeiler (rechts) nimmt die Scherkräfte vom Strebebogen auf
- Strebepfeiler als Teil eines Strebewerkes (St Mary in Beverley)
- Links freier Strebepfeiler, rechts anstehende Strebepfeiler (La Mina de la Garrapata, Mexiko)
- Strebepfeiler mit Fialen (Basilika von Meerssen)
Einzelnachweise
- ↑ Architektonische und technische Streifzüge in England, Italien, Süd-Frankreich und Nord-Spanien. In: wilhelm-buening.de. Abgerufen am 5. Februar 2023.
- 1 2 vgl. Hans Koepf, Günther Binding: Bildwörterbuch der Architektur (= Kröners Taschenausgabe. Band 194). 4., überarbeitete Auflage. Kröner, Stuttgart 2005, ISBN 3-520-19404-X, Bild zum Lemma Strebewerk
- ↑ Satz nach Strebepfeiler. In: Günther Binding: Was ist Gotik? Darmstadt 2000, S. 124–126
- ↑ Strebepfeiler. In: Günther Binding: Was ist Gotik? Darmstadt 2000, S. 124 mit Verweis und Referenzierung anderer Sekundärquellen.