Suomen Keskusta
Centern i Finland
Finnische Zentrumspartei
Partei­vorsitzende Annika Saarikko
General­sekretär Riikka Pirkkalainen
Stellvertretende Vorsitzende Petri Honkonen
Markus Lohi
Riikka Pakarinen
Gründung 1906
Hauptsitz Apollonkatu 11 A
FIN - 00100 Helsinki
Ausrichtung Liberalismus
Zentrismus
Agrarismus
Farbe(n) Grün
Sitze Eduskunta
31 / 200 (15,5 %)
Mitglieder­zahl 163.000 (2011)
Internationale Verbindungen Liberale Internationale (LI)
Zentrumsgruppe
Sitze EU-Parlament
2 / 14 (14,3 %)
Europapartei Allianz der Liberalen und Demokraten für Europa (ALDE)
EP-Fraktion Renew Europe (RE)
Website www.keskusta.fi

Die Finnische Zentrumspartei (finnisch Suomen Keskusta, abgekürzt Kesk.; schwedisch Centern i Finland), bis 1965 Landbund (finnisch Maalaisliitto; schwedisch Agrarförbundet) ist eine bäuerlich-liberale Partei der politischen Mitte in Finnland. Sie ist Mitglied in der Allianz der Liberalen und Demokraten für Europa (ALDE), der europäischen Vereinigung der liberalen Parteien.

Geschichte

Der Landbund wurde 1906 gegründet, um eine politische Vertretung für die ländliche Bevölkerung zu schaffen. Bei den ersten Wahlen zum finnischen Landtag im März 1907 erhielt die Partei 5,75 % der Stimmen. Die dominierenden Parteien im damals noch zum Russischen Zarenreich gehörenden Finnland waren neben der Sozialdemokratischen Partei Finnlands die Finnische Partei und die Jungfinnische Partei, die ihre Wähler in bewusst finnischen Kreisen fanden und unter anderem die Stärkung der finnischen Sprache als Ziel hatten. Auch die Schwedische Volkspartei hatte mit einem Stimmenanteil von über 12 % einen verglichen mit heute hohen Wähleranteil. Bis zum Revolutionsjahr 1917 konnte der Landbund seinen Stimmenanteil bei den fast jährlich stattfindenden Parlamentswahlen auf über 12 % steigern. Als im November 1917 Pehr Evind Svinhufvud von der Jungfinnischen Partei erstmals ein finnisches Regierungskabinett bildete, gehörte der Landbund der Regierung an. Die Partei unterstützte die Bildung einer Republik und stellte sich damit gegen eine mögliche Monarchie.

Bei den ersten Wahlen nach der Unabhängigkeit konnte der Landbund seinen Stimmenanteil stark erhöhen und wurde hinter der Sozialdemokratischen Partei zweitstärkste Kraft. 1922 wurde mit Kyösti Kallio erstmals ein Landbund-Mitglied finnischer Ministerpräsident. Lauri Kristian Relander wurde 1925 zum Staatspräsidenten gewählt, und als 1937 Kyösti Kallio Staatspräsident wurde, hatten bereits sechs Kabinette unter der Führung von Politikern des Landbundes regiert (vier unter Kallio, zwei unter Juho Sunila).

Nach dem Krieg wurde der Landbund fester Bestandteil zahlreicher Koalitionen. In den 1950er, 1960er und 1970er Jahren stellte die Partei mit Urho Kekkonen, Vieno Sukselainen, Martti Miettunen, Ahti Karjalainen und Johannes Virolainen gleich mehrfach den Ministerpräsidenten. Urho Kekkonen wurde zudem im Jahr 1956 der dritte und bislang letzte Staatspräsident vom Landbund.

Die Partei hat einen ursprünglich agrarischen Hintergrund, öffnete sich jedoch seit den 1960er Jahren auch für urbane liberale Wählerschichten, was mit der Umbenennung der Partei 1965 in Zentrumspartei auch äußerlich vollzogen wurde. Bis heute gibt es jedoch interne Unterschiede zwischen dem ländlichen und dem städtischen Flügel der Partei. Im Jahr 1959 splittete sich eine Kekkonen-kritische Gruppe ab, die später die populistische Protestpartei Landpartei Finnlands bildete und bei der Parlamentswahl 1970 über 10 % der Stimmen gewann. Die Zentrumspartei fiel bei diesen Wahlen erstmals seit 1922 unter die 20-%-Marke und bei den folgenden Wahlen hatten sich ihre Wahlergebnisse bei etwa 17,5 % eingependelt. Seit 1988 heißt die Partei offiziell Suomen Keskusta (dt. Finnlands Zentrum).

1990 wurde Esko Aho Parteivorsitzender. Ein Jahr später erreichte das Zentrum mit 24,8 % das stärkste Ergebnis seit 1930 und Aho wurde zum Ministerpräsidenten gewählt. Die Aufnahme Finnlands in die Europäische Union 1995 wird oft als Ahos Verdienst angesehen. Trotzdem war das Zentrum besonders um die Jahrtausendwende eher EU-skeptisch eingestellt.

Bei der Parlamentswahl 2007 erreichte die Partei 23 % der Stimmen und wurde mit 51 Sitzen stärkste Fraktion im finnischen Parlament. Sie führte eine Regierungskoalition mit der Nationalen Sammlungspartei, dem Grünen Bund und der Schwedischen Volkspartei an. Das Zentrum stellte Ministerpräsidentin Mari Kiviniemi und sieben weitere Minister. Bei der Wahl 2011 musste das Zentrum das schlechteste Ergebnis seit 1917 hinnehmen. Mit 15,8 % war die Partei hinter die Sammlungspartei, die Sozialdemokraten und die rechtspopulistischen Basisfinnen zurückgefallen.

Im Frühjahr 2012 hatten interne Streitigkeiten im Zentrum zugenommen, so dass die Vorsitzende Mari Kiviniemi unter Verweis auf mäßige Umfragewerte für die Partei ankündigte, nicht erneut für den Parteivorsitz zur Verfügung zu stehen. Uneinigkeit herrscht vor allem in der EU- und Euro-Frage. Gleichzeitig dringen Teile der Partei auf eine Rückbesinnung auf ihre alte Rolle als Interessenvertretung der agrarisch strukturierten Landgebiete. Bei der Kommunalwahl im Oktober 2012 erhielt das Zentrum 18,7 %.

Mit 163.000 Mitgliedern (Stand 2011) ist sie die mit Abstand mitgliederstärkste Partei in Finnland; sie hat jedoch im Zeitraum von 2008 bis 2011 rund acht Prozent ihrer Mitglieder verloren (zuvor 176.000). Ihre besten Wahlergebnisse holt sie in den Landschaften Süd-, Mittel- und Nordösterbotten, während sie in Städten nach wie vor eine eher untergeordnete Rolle spielt.

Wahlergebnisse

Ergebnisse bei Parlamentswahlen

Jahr Mandate Stimmen  %
1907 9 51.242 5,75 %
1908 10 51.756 6,39 %
1909 13 56.943 6,73 %
1910 17 60.157 7,60 %
1911 16 62.885 7,84 %
1913 18 56.977 7,87 %
1916 19 71.608 9,00 %
1917 26 122.900 12,38 %
1919 42 189.297 19,70 %
1922 45 175.401 20,27 %
1924 44 177.982 20,25 %
1927 52 205.313 22,56 %
1929 60 248.762 26,15 %
1930 59 308.280 27,28 %
1933 53 249.758 22,54 %
1936 53 262.917 22,41 %
1939 56 296.529 22,86 %
1945 49 362.662 21,35 %
1948 56 455.635 24,24 %
1951 51 421.613 23,26 %
1954 53 483.958 24,10 %
1958 48 448.364 23,06 %
1962 53 528.409 22,95 %
1966 49 503.047 21,23 %
1970 36 434.150 17,12 %
1972 35 423.039 16,41 %
1975 39 484.772 17,63 %
1979 36 500.478 17,29 %
1983 38 525.207 17,63 %
1987 40 507.460 17,62 %
1991 55 676.717 24,83 %
1995 44 552.003 19,85 %
1999 48 600.592 22,40 %
2003 55 689.391 24,69 %
2007 51 640.428 23,11 %
2011 35 463.160 15,76 %
2015 49 626.218 21,10 %
2019 31 423.920 13,76 %
2023 13 217.426 11,50 %

Ergebnisse bei Kommunalwahlen

Jahr Mandate Stimmen  %
1950 121.804 8,09 %
1953 282.331 16,04 %
1956 366.380 21,91 %
1960 401.346 20,44 %
1964 413.561 19,28 %
1968 3533 428.841 18,93 %
1972 3297 449.908 17,99 %
1976 3936 494.423 18,43 %
1980 3889 513.362 18,72 %
1984 4052 545.034 20,21 %
1988 4227 554.924 21,10 %
1992 3998 511.954 19,22 %
1996 4459 518.305 21,81 %
2000 4625 528.319 23,75 %
2004 4425 543.885 22,77 %
2008 3518 512.220 20,09 %
2012 3077 465.167 18,66 %

Ergebnisse bei Wahlen zum Europaparlament

Jahr Mandate Stimmen  %
1996 4 548.041 24,36 %
1999 4 264.640 21,30 %
2004 4 387.217 23,37 %
2009 3 316.798 19,03 %
2014 3 339.398 19,7 %
2019 2 247.416 13,52 %

Präsidentschaftswahlen

Wahl Kandidat Indirekte Wahl
Wahlmänner Stimmen Prozent Platzierung
1925 Lauri Kristian Relander 69 129.932 19,9 1.
1931 Kyösti Kallio 69 167.574 20,0 3.
1937 Kyösti Kallio 56 184.668 16,6 1.
1950 Urho Kekkonen 62 309.060 19,60 3.
1956 Urho Kekkonen 88 510.783 26,9 1.
1962 Urho Kekkonen 111 698.199 31,7 1.
1968 Urho Kekkonen 65 421.197 20,66 1.
1978 Urho Kekkonen 64 475.372 19,4 1.
1982 Johannes Virolainen 53 534.515 16,8 3.
Wahl Kandidat Indirekte Wahl Direkte Wahl Platzierung
Wahlmänner Stimmen Prozent Stimmen Prozent
1988 Paavo Väyrynen 68 647.769 21,70 636.375 20,57 2.
Wahl Kandidat Direkte Wahl
Stimmen Prozent Platzierung
1994 Paavo Väyrynen 623.415 19,5 3.
2000 Esko Aho 1.051.159
1.540.803
34,4
48,4
2.
2.
2006 Matti Vanhanen 561.990 18,6 3.
2012 Paavo Väyrynen 536.555 17,53 3.
2018 Matti Vanhanen 122.320 4,1 5.

Liste der Parteivorsitzenden

Einzelnachweise

  1. Kiviniemi kandidiert nicht als Parteivorsitzende (schwed.) (Memento des Originals vom 2. Dezember 2013 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. Hufvudstadsbladet online, 1. April 2012, abgerufen am 10. Juli 2012
  2. Marianne Lydén: Kiviniemi beunruhigt über zerstrittenes Zentrum (schwed.) (Memento des Originals vom 3. Dezember 2013 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. Hufvudstadsbladet online, 2. April 2012, abgerufen am 10. Juli 2012
  3. kauppalehti.fi: Perussuomalaisilla hurja tahti: ”Jäseniä tulee ovista ja ikkunoista” 13. März 2011, abgerufen am 24. Juli 2011
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