Die Sverris saga ist die Hauptquelle zur Vita des hochmittelalterlichen norwegischen König Sverre Sigurðarson. Autor der Saga ist nach der Flateyjarbók der isländische Abt des Klosters Thingeyrar Karl Jónsson. Als Zeitraum der Abfassung werden die Jahre zwischen 1185 und 1188 gesehen, als sich Jónsson in Norwegen bei Sverre aufhielt und somit dieser als ein Hauptzuträger des Stoffs gilt. Geschildert wird der Aufstieg Sverres und die damit verbundenen Machtkämpfe- und Kriege, bis er zur Herrschaft gelang, bis zu seinem Tod 1202.
Offenbar wurde die Saga nicht lange nach Sverres Tod 1202 von Karl Jónsson oder einem seiner Mitbrüder vollendet. Denn Snorri Sturluson schließt seine um 1230 verfasste Heimskringla gerade dort, wo die Sverris Saga beginnt. Offenbar war ihm die Saga also bereits bekannt.
Der erste Teil der Saga erhielt seinen Namen Grýla “Hexe” deshalb, weil der als übernatürlich empfundene Aufstieg Sverres geschildert wird. Er umfasst nur die ersten beiden Kriegsjahre und reicht allenfalls knapp über Erling Skakkes Tod 1179 hinaus. Dem Prolog zufolge hat Sverre selbst darüber bestimmt, was in die Grýla aufgenommen werden sollte.
Der zweite Teil der Saga ist weit weniger von Propaganda geprägt als der erste Teil und baut offenbar auf Zeugenberichten aus dem Gefolge Sverres auf. Freilich ist die Grenze zwischen beiden Teilen umstritten. Der oder die Verfasser des zweiten Teils identifizierten sich ebenfalls mit der Sache Sverres und berichteten nicht unbefangen. Da aber auch Quellen der Gegenpartei überliefert sind (englische Geschichtsschreiber und Saxo Grammaticus), ist Sverre derjenige König des norwegischen Mittelalters, von dem man das genaueste Bild hat.
Literatur
- Rudolf Simek, Hermann Pálsson: Lexikon der altnordischen Literatur. Die mittelalterliche Literatur Norwegens und Islands (= Kröners Taschenausgabe. Band 490). 2., wesentlich vermehrte und überarbeitete Auflage. Kröner, Stuttgart 2007, ISBN 978-3-520-49002-5.
- Jan de Vries: Altnordische Literaturgeschichte. 3., unveränd. Aufl. in einem Bd. mit einem Vorw. von Stefanie Würth, de Gruyter, Berlin/New York 1999, ISBN 3-11-016330-6. (Grundriss der germanischen Philologie; 15/16)
Anmerkungen
- ↑ "Die Sverrissaga setzte zugleich Epoche: als gültige Leistung nach Stoff und Darstellung eröffnete sie die Reihe der Gegenwartssagas, die sich bis Ende des 13. Jahrhunderts fortsetzte, so daß die gleichzeitig entstehenden Übersichtswerke der Vergangenheit mit dem Jahr 1177, dem Beginn Sverrirs in Norwegen, schließen." Siegfried Beyschlag in: Nachwort zu Snorris Königsbuch (Heimskringla), 1. Band, Eugen Diederichs Verlag Düsseldorf-Köln, 1965, S. 323.