TAM-Linhas-Aéreas-Flug 402 | |
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Das Unfallflugzeug am Flughafen São Paulo-Congonhas am 14. März 1996, 7 Monate vor dem Unfall | |
Unfall-Zusammenfassung | |
Unfallart | Kontrollverlust |
Ort | São Paulo, Brasilien |
Datum | 31. Oktober 1996 |
Todesopfer | 95 |
Überlebende | 0 |
Todesopfer am Boden | 4 |
Luftfahrzeug | |
Luftfahrzeugtyp | Fokker 100 |
Betreiber | TAM |
Kennzeichen | PT-MRK |
Abflughafen | Flughafen São Paulo-Congonhas, Brasilien |
Zielflughafen | Flughafen Rio de Janeiro-Santos Dumont, Brasilien |
Passagiere | 89 |
Besatzung | 6 |
Listen von Flugunfällen |
Am 31. Oktober 1996 stürzte eine Fokker 100 auf dem Inlandslinienflug TAM-Linhas-Aéreas-Flug 402 vom Flughafen São Paulo-Congonhas zum Flughafen Rio de Janeiro-Santos Dumont kurz nach dem Start ab. Alle 95 Insassen sowie 4 Menschen am Boden starben. Es ist bislang (März 2020) der schwerste Unfall dieses Flugzeugtyps.
Flugzeug
Das betroffene Flugzeug der TAM mit dem Luftfahrzeugkennzeichen PT-MRK war eine 3 Jahre alte Fokker 100, die mit 2 Rolls-Royce Tay 620-15 ausgestattet war und ihren Erstflug am 8. Februar 1993 absolviert hatte.
Verlauf
Um 8:25 Uhr Ortszeit erhielten die Piloten die Startfreigabe für die Startbahn 17R. Um 8:26:00 Uhr wurden die Schubhebel auf Startschub gesetzt. Während des Beschleunigens wurde das Versagen der automatischen Schubkontrolle angezeigt. Das Flugzeug hob um 8:26:36 Uhr ab und stieg. Kurz darauf wurde im rechten Triebwerk die Schubumkehr aktiviert, wodurch das Flugzeug nach rechts rollte. Die Schubkontrolle verringerte das Druckverhältnis dort. Der Kapitän versuchte mit den Querrudern und dem Seitenruder dem entgegen zu steuern, während der Erste Offizier die Schubhebel nach vorne drückte. Diese wurden aber wieder automatisch zurückgezogen und daraufhin noch einmal manuell nach vorne gedrückt. Der Kapitän ordnete daraufhin an, die automatische Schubregelung auszuschalten. Daraufhin wurde der Schubhebel des rechten Triebwerks erneut in den Leerlauf gezogen. Der Erste Offizier bestätigte, dass er die Schubautomatik deaktiviert hat und drückte den Schubhebel erneut nach vorne, woraufhin das Flugzeug an Geschwindigkeit verlor, nach rechts rollte und schließlich um 8:27:02 Uhr ein Gebäude streifte und im dicht besiedelten Wohngebiet aufschlug.
Ursache
Die brasilianische Behörde CENIPA, welche den Unfall untersuchte, ermittelte als Unfallursache die unbeabsichtigte Aktivierung der Schubumkehr im rechten Triebwerk. Die Situation wurde dadurch kritischer, dass es keine Warnungen gab, die darauf hingewiesen hätten und die Piloten für einen solchen Fall nicht ausgebildet waren (die Wahrscheinlichkeit wurde mit 1:1.000.000 angegeben), weswegen sie ein Versagen der Schubautomatik vermuteten, wovor sie während des Starts gewarnt wurden. Deswegen interpretierten die Piloten das Sicherheitssystem, was den Schub reduzierte, falsch und drückten den Schubhebel vom rechten Triebwerk wiederholt nach vorne, bis der Seilzug des Systems riss und damit das System außer Kraft gesetzt wurde. In Folge des Unfalls gab die CENIPA 39 Empfehlungen heraus.
Darstellung in Medien
- Absturz über Sao Paulo. (Originaltitel: Carnage In Sao Paulo). Mayday – Alarm im Cockpit [Staffel 15; Folge 10].
Ähnliche Fälle
- Beim Absturz einer Lockheed C-5 Galaxy der US Air Force bei Ramstein (1990) hatte sich bei einer Lockheed C-5A Galaxy unmittelbar nach dem Start von der Ramstein Air Base die Schubumkehr des äußeren linken Triebwerks selbständig geöffnet. Von den 17 Insassen kamen 13 ums Leben.
- Auf dem Lauda-Air-Flug 004 (1991) öffnete sich bei einer Boeing 767 ebenfalls selbständig und einseitig die Schubumkehr, wodurch das Flugzeug abstürzte.
- Beim Pacific-Western-Airlines-Flug 314 stürzte eine Boeing 737-200 der Pacific Western Airlines ab, weil beim Durchstarten im linken Triebwerk die Schubumkehr aktiviert wurde. Von den 49 Insassen kamen 42 ums Leben.
Weblinks
- Flugunfalldaten und -bericht Fokker 100 PT-MRK im Aviation Safety Network (englisch), abgerufen am 30. Dezember 2018.
- Flugunfalldaten und -bericht des Flugunfalles mit der Nummer 62 von 1996 in der Accident Database von Plane Crash Info (englisch), abgerufen am 24. Juni 2017
Koordinaten: 23° 38′ 47″ S, 46° 38′ 52″ W