Thomas Bacher (* 21. Dezember 1863 in Traubing; † 2. November 1945 in Westerham) war der Haberfeldmeister des letzten großen Haberfeldtreibens 1893 in Miesbach und später Funktionär der Bayerischen Trachtenpflege.

Bacher, der sich seit seinem 12. Lebensjahr als Knecht im Miesbacher Raum verdingte, wurde 1886 mit 23 Jahren vom Habererbund zum Haberfeldmeister gewählt. Wegen des Miesbacher Treibens von 1893 wurde er 1896 verhaftet. So wie ihm erging es auch etwa 130 weiteren Bauern und Bauernsöhnen aus der Region Oberland. Der schon vorher verhaftete „Killi-Hausl“ (Balthasar Killi) hatte im Gefängnis (in der Münchner Baaderstraße) entgegen seinem gesetzwidrigen Haberereid gegen Bacher ausgesagt. Bacher hingegen verweigerte die Aussage und entzog damit Dutzende von Bauern der rechtmäßigen Verurteilung durch ein legales Gericht. Er wurde zu 5½ Jahren Haft verurteilt und wegen guter Führung 1900 frühzeitig entlassen. Ihm war es maßgeblich anzurechnen, dass die letzten Haberfeldtreiben ohne größere Schäden oder gar Blutvergießen abgingen.

Nach eigenen Angaben wurde ihm nach seiner Entlassung auf dem Bahnhof in Aibling ein großer Empfang zuteil. Die Dankbarkeit der durch seine Verschwiegenheit verschonten Haberer und deren Angehörigen war ihm sicher und sollte „ein Leben lang anhalten“.

Nachdem die Verhaftungswellen den Habererbund in die Knie gezwungen hatten, schwor Bacher, nie wieder an einem Treiben teilzunehmen. Er engagierte sich dafür verstärkt für die Traditionspflege. 1905 trat er in den Westerhamer Trachtenverein ein, wurde im selben Jahr deren erster Vorsitzender und führte 1907 den Habererhut (Stopselhut mit weißer Gockelfeder) als Traditionshut der Westerhamer ein. Von 1925 bis zu seinem Tode war Bacher 1. Vorstand des Gauverbandes I. Er war damit über 20 Jahre Bayerns oberster Trachtler.

Im September 1945 gelang es ihm noch, bei den Besatzungsmächten die Erlaubnis zur Neugründung der Trachtenvereine durchzusetzen, die im Dritten Reich im KDF-Programm aufgegangen waren. Zwei Monate später starb Thomas Bacher nach kurzer, schwerer Krankheit in Feldkirchen-Westerham, in der gleichen Wohnung, in die er über 50 Jahre zuvor als Holzknecht eingezogen war.

Bis heute zollen die Trachtenvereine dem „Bacher Vater“ die größte Achtung.

Literatur

  • Konrad Adlmaier: Der Oberländer Habererbund. Heimatbücherverlag Müller & Königer, München 1926.
  • Georg Queri: Bauernerotik und Bauernfehme in Oberbayern. Allitera-Verlag, München 2004, ISBN 3-86520-059-1.
  • Ferdinand Kopp (Hrsg.): Traubinger Heimatbuch. Selbstverlag, 1981.
  • Alexander Langheiter: Thomas Bacher. In: Miesbach – ein Kulturführer. Maurus, Miesbach 2006.

Unter anderem findet Thomas Bacher in folgenden Artikeln Erwähnung:

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