Das Tiramisu (italienisch Tiramisù [tiramiˈsu], wörtlich „zieh mich hoch“) ist ein Dessert aus der italienischen Region Venetien, das weit über seinen Entstehungsort hinaus bekannt wurde. Es besteht aus abwechselnden Schichten von Löffelbiskuits und einer Creme aus Mascarpone, Eigelb und Zucker.

Die Löffelbiskuits werden mit kaltem Espresso beträufelt, der mit Marsala oder Amaretto, alternativ auch mit Weinbrand oder einem anderen alkoholischen Getränk aromatisiert werden kann. Das Dessert wird geschichtet und dann mehrere Stunden gekühlt, so dass es fest wird. Vor dem Servieren wird die abschließende Cremeschicht mit reichlich Kakaopulver bestäubt.

Geschichte

Es wird immer wieder behauptet, das Tiramisu stamme von der toskanischen Zuppa del duca, der Zuppa inglese ab. Diese ist jedoch eine mit Englischer Creme gefüllte Biskuit-Schichttorte, wohingegen das Tiramisu eine mit Mascarpone gefüllte Charlotte ist.

Nachdem der französische Koch Marie-Antoine Carême Anfang 1800 die Charlotte russe mit Biskuits zu Ehren des russischen Zaren erfunden hatte, stellten Köche aus Modena und dem Veneto, das damals unter österreichischer Verwaltung stand, eine Charlotte mit Mascarponecreme her. Diese wurde mit Weinbrand, Marsala oder Rum und die Biskuits mit Kaffee getränkt.

Zur Entstehung gibt es in Norditalien folgende Geschichten:

  • 1939 soll das Dessert unter dem Namen Coppa Vetturino in der Trattoria Al Vetturino in Pieris serviert worden sein, damals aber mit Zabaglione anstelle von Mascarpone. Nachdem ein Gast in den 1940er Jahren ausrief: „Ottimo, c’ha tirato su“ („Ausgezeichnet, das hat mich hochgezogen“), soll der Inhaber Cosolo diese Nachspeise im dortigen Dialekt Tireme su genannt haben.
  • 1951 soll das Tiramisu im Albergo Roma in Tolmezzo (Region Carnia) das erste Mal serviert worden sein. Den ersten schriftlichen Nachweis zeigt eine Speisekarte vom 16. August 1969 mit der Bezeichnung Tirami Su.
  • 1956 soll Speranza Bon in Treviso in ihrem Ristorante Al Camin diese Süßspeise erstmals serviert haben. Nach ihrer Eheschließung eröffnete sie mit ihrem Mann Ottorino Garatti das Ristorante Al Fogher, wo diese Nachspeise weiterhin unter dem Namen Coppa Imperiale („Kaiserlicher Pokal“) zubereitet wurde.
  • Ebenfalls bekannt wurde das Dessert 1981 durch einen Artikel von Giuseppe Maffioli in der Zeitschrift Vin Veneto über eine Süßspeise aus dem Restaurant Le Beccherie in Treviso. Hier wurde berichtet, dass Alba di Pillo zusammen mit dem Jungkoch Roberto Linguanotto das Tiramisu im Jahr 1972 „durch einfache Kombination von Zutaten, die schon immer verwendet wurden und allen bekannt waren“, erfunden habe.
Nach Linguanottos Angabe war die Erfindung die Folge einer Verwechslung bei der Herstellung von Vanille-Eiscreme. Er hatte versehentlich Mascarpone-Käse in eine Schüssel mit Eigelb und Zucker gegeben. Nachdem er das Ergebnis gekostet hatte, teilte er dies seiner Chefin mit und die Mischung wurde durch die Hinzugabe von in Kaffee eingelegten Löffelbiskuits zu einem Dessert perfektioniert. Als Alba di Pillos Ehemann Ado Campeol am 30. Oktober 2021 im Alter von 93 Jahren starb, wurde er in ganz Italien als „Vater des Tiramisu“ betrauert, obwohl die Erfindung wohl vorrangig auf seine Frau und den Koch Linguanotto zurückging. In Vin Veneto wurde das damalige Originalrezept aufgeführt:
Ricetta originale del Tirame-sù o Tiramisù
Dosi per 5 persone
6 tuorli – rosse – d’uovo
500 gr. di zucchero bianco
500 gr. di mascarpone
0,5 Lt. di caffè – non zuccherato -
Savoiardi – una trentina
Polvere di cacao amaro per guarnire
Originalrezept für Tirame-sù oder Tiramisu
Für 5 Personen
6 Eigelb
150 gr. weißer Zucker
500 gr. Mascarpone
0,5 Lt. Kaffee - ungesüßt -
Löffelbiskuits - etwa dreißig
Bitteres Kakaopulver zum Garnieren

Tiramisutorte

Die Tiramisutorte (auch Tiramisu-Torte, ital. Torta al tiramisu) ist eine Abwandlung der Süßspeise. Sie unterscheidet sich vom Dessert dadurch, dass die typische Mascarpone-Füllung zwischen Tortenböden gefüllt wird. Die Torte aus Biskuitböden wird mit Tiramisu oder Mascarpone-Creme gefüllt. Die Creme bzw. Füllung wird zum Beispiel aus Mascarpone, Schlagsahne, Tiramisu- oder Mokkapaste, Eiern, Löffelbiskuit und/oder Gelatine zubereitet. Zum Tränken der Biskuitböden wird auch hier meist Alkohol und/oder starker Kaffee verwendet. Bei einigen Rezepten werden rundherum am Tortenrand Löffelbiskuits angebracht.

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Wiktionary: Tiramisu – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. La vera storia vera del Tiramisù e della sua autentica ed originale ricetta! 27. September 2008, archiviert vom Original am 31. März 2012; abgerufen am 31. Oktober 2021 (italienisch).
  2. 'Father of tiramisu' Ado Campeol dies aged 93. In: BBC News. 31. Oktober 2021, abgerufen am 31. Oktober 2021 (englisch).
  3. Enrico Ferro: E' morto Ado Campeol, il padre del tiramisù che inventò per caso il dolce dei record. In: la Repubblica. 30. Oktober 2021, abgerufen am 31. Oktober 2021 (italienisch).
  4. Gennaro Contaldo: Gennaro's Fast Cook Italian: From fridge to fork in 40 minutes or less. Pavilion Books, 2018, ISBN 978-1-911624-36-3 (google.de).
  5. Mary Berry (Köchin): Tiramisu cake. www.bbc.co.uk, abgerufen am 7. April 2020 (englisch).
  6. Dorie Greenspan: Baking: From My Home to Yours. Houghton Mifflin Harcourt, 2013, ISBN 978-0-547-34806-3, S. 266 (google.de).
  7. Tiramisu-Torte. Fachschule Neumarkt (Südtirol), abgerufen am 7. April 2020 (deutsch).
  8. Das große Buch vom Backen. Teubner, ein Imprint von GRÄFE UND UNZER Verlag GmbH, 2012, ISBN 978-3-8338-2267-4, S. 268 (google.de).
  9. Claus Schünemann: Alphabetisches Fachwörter Lexikon Fachwörter von T bis V und ihre Erklärungen. Europa-Lehrmittel, S. 6, abgerufen am 3. Juni 2019.
  10. Christa Troll, Michaela Hartl, Nadine Lohmann: Hauswirtschaft in Bildern: Backen: Backen für Anfänger (5. bis 10. Klasse). Auer Verlag, 2010, ISBN 978-3-403-06645-3 (google.de).
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