Tomten („Der Wichtelmann“) ist ein Gedicht von Viktor Rydberg. Es wurde 1881 in der Ny Illustrerad Tidning veröffentlicht und erzählt von den Erlebnissen der Titelfigur in einer Winternacht. Das schwedische Wort tomte bezeichnet einen kleinen weißbärtigen Kobold mit roter Mütze, vgl. Nisse. Das Gedicht und die Illustrationen von Jenny Nyström (bei der Erstveröffentlichung) haben das Bild des schwedischen Weihnachtsmanns mitgeprägt.
Inhalt
Tomten ist ein 11 Strophen langes, philosophisches Gedicht. In einer eher idyllischen Art stellt Rydberg die Frage nach dem Sinn des menschlichen Lebens. Das Gedicht handelt von einem Tomte, dessen Handlungen und Überlegungen. Ursprünglich war das Gedicht nicht direkt mit Weihnachten verbunden, aber im Lauf der Zeit trugen die Illustrationen Nyströms dazu bei, dass die Geschichte des Tomte zu einer Geschichte vom Weihnachtsmann umgestaltet wurde. So heißt der Weihnachtsmann im Schwedischen auch jultomten.
Text
Original Midvinternattens köld är hård, |
Reimübertragung Bitterkalt ist die Winternacht, |
Geschichte
Entstehungsgeschichte
Das Gedicht wurde am 19. Februar 1881 geschrieben, als Rydberg in Göteborg lebte und als Journalist beim Göteborger Handels- und Schifffahrtsmagazin (Göteborgs Handels- och Sjöfartstidning – GHT) arbeitete. Es entstand in Zusammenarbeit mit dem Herausgeber der Zeitung Sven Adolf Hedlund. Während eines Rundgangs durch den Ort Slottsskogen bat Rydberg Hedlund plötzlich stehenzubleiben und schrieb das Gedicht auf einem Papier auf Hedlunds Rücken nieder.
Dann wurde das Gedicht in der Ny Illustrerad Tidning veröffentlicht. Rydberg war bereits als Autor von Weihnachtstexten bekannt, darunter der Geschichte Lille Viggs äfventyr aus dem Jahr 1871. Schon zu dieser Zeit wurde die damals 17-jährige Künstlerin Jenny Nyström (die 1880–88 für das New Illustrated Magazine arbeitete) als Illustratorin hinzugezogen. Rydberg bat Nyström, Tomten etwas menschlicher zu zeichnen als ihre Figuren in der Geschichte Lille Viggs äfventyr. Nyström kam der Bitte nach. Ihr Vater Daniel Nyström diente ihr als Vorbild für die Hauptfigur des Gedichts. Daniel Nyström war Lehrer an der Carlgrenska-Schule am Stigbergstorget in Majorna. In Majorna wuchs auch seine Tochter Jenny auf.
Die Bilder zu Rydbergs Gedicht waren ein wichtiger Teil von Jenny Nyströms einflussreicher Karriere als Malerin und Illustratorin von Weihnachtsmotiven. Beispielsweise verzierten ihre Bilder vom Weihnachtsmann später Millionen von schwedischen Weihnachtskarten.
Spätere Veröffentlichungen
Ein Kurzfilm, Tomten, wurde 1941 von der Filmemacherin Gösta Roosling gedreht. In dem Film liest Hilda Borgström das vollständige Gedicht.
Lotta Engbergs Weihnachtsalbum Jul hos mig (2009) endet mit einem letzten, versteckten Bonustrack, in dem Sven Wollter (einer ihrer Duettpartner auf dem Album) das Gedicht liest.
Das Gedicht ist in Schweden auch als Hörbuch erhältlich und wird von Torgny Lindgren gelesen.
Das Gedicht wurde von Lyyli Wartiovaara-Kallioniemi im Julens önskesångbok („Weihnachtswunschliederbuch“, 1997) unter der Rubrik „Traditionelle Weihnachtslieder“ veröffentlicht.
Inspiration für die Astrid-Lindgren-Bücher
Rydbergs Gedicht wurde bald zu einem der bekanntesten schwedischen Weihnachtstexte und wurde immer wieder nachgedruckt. 1960 veröffentlichten Rabén & Sjögren eine neue Variante mit Illustrationen von Harald Wiberg. Zuvor war diese Variante in der Weihnachtsausgabe der Kinderzeitschrift Klumpe Dumpe aus dem Jahr 1957 erschienen. Ausländische Verlage entdeckten das Buch mit den schönen Bildern und setzten sich mit Rabén & Sjögren in Verbindung. Sie wollten jedoch nicht den metaphysischen Text von Viktor Rydberg, also verpflichtete sich Herausgeberin Astrid Lindgren, einen neuen Prosatext auf Wibergs Illustrationen zu schreiben. Das Ergebnis kam im selben Jahr in Deutschland heraus, wo Tomte Tummetott schnell populär und immer wieder neu aufgelegt wurde. Im folgenden Jahr erschien The Tomten in den Vereinigten Staaten, gefolgt von Übersetzungen in eine Vielzahl anderer Sprachen. Der deutschen Fassung ist der Animationsfilm Tomte Tummetott und der Fuchs aus dem Jahr 2007 nachempfunden.
Eine schwedische Version von Astrid Lindgrens Buch erschien jedoch erst 2012 – 52 Jahre nach der ersten deutschen Ausgabe. In diesem Jahr hatte der deutsche Verleger Lindgrens Originalschrift in seinen Archiven gefunden und die Schrift nach Schweden zurückgebracht. Das Buch von 2012, das unter dem Titel Tomten är vaken veröffentlicht wurde, enthält neue Illustrationen von Kitty Crowther.
Siehe auch
Weblinks
- Tomten beim Projekt Runeberg
- Lukas Wolfgang Börner: Deutsche Nachdichtung.
Einzelnachweise
- ↑ Das n ist der schwedische bestimmte Artikel.
- 1 2 3 Lena Törnqvist: Tomten är vaken – en bakgrundshistoria. 2012 .
- ↑ Eva Sahlström: Jultomten, gårdstomten och tomtenissarna.
- ↑ Wikisource
- ↑ Rabanus Flavus
- 1 2 3 Christer El-Mochantaf: Tomtens ursprung bekräftat: Göteborgare.
- 1 2 Biografiska uppgifter. In: Kalmarlandsmuseum.se. Archiviert vom am 18. Dezember 2014; abgerufen am 18. Dezember 2014. Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ Tomten (1941). In: Svenskfilmdatabas.se.
- ↑ Jul hos mig / Lotta Engberg. In: Smdb.kb.se.
- ↑ Viktor Rydberg, Torgny Lindgren: Tomten. Hrsg.: Pan hörböcker. Stockholm 2003, ISBN 91-7313-059-1 (schwedisch).
- ↑ Lyyli Wartiovaara-Kallioniemi, Viktor Rydberg: Tomten. 1997 (schwedisch).
- ↑ Tomte Tummetott und der Fuchs. (PDF) Verlagsgruppe Oetinger, archiviert vom am 2. April 2015 .
- ↑ Astrid Lindgren, Crowther Kitty: Tomten är vaken. Hrsg.: Rabén, Sjögren. Stockholm 2012, ISBN 978-91-29-68093-5 (schwedisch).