Tony Oxley (* 15. Juni 1938 in Sheffield, Vereinigtes Königreich) ist ein britischer Schlagzeuger. Mit den vielen Trommeln, Becken und Glocken seines Instruments erzeugt er „intrikate Klangflächen“ (Ulrich Kurth), die im Ideal als vertikale statt (wie etwa im Jazz üblich) horizontale Musik wahrnehmbar sind.
Leben und Wirken
Im Alter von 8 Jahren lernte er als Autodidakt Klavier; sein erstes Schlagzeug erhielt er mit 17 Jahren. Während des Militärdienstes (1957–1960) erhielt er eine Ausbildung im Schlagzeugspiel und in Musiktheorie. Von 1960 bis 1964 leitete er ein Jazzquartett in Sheffield. Zusammen mit Derek Bailey und Gavin Bryars gründete er die von 1963 bis 1966 in Sheffield bestehende Gruppe Joseph Holbrooke, die nach einer Beschäftigung mit der Neuen Wiener Schule als eine der ersten ab 1965 ausschließlich frei improvisierte Musik spielte. Anschließend in London begleitete er als Haustrommler des Ronnie Scott Club unter anderem Sonny Rollins und Bill Evans, spielte aber auch auf John McLaughlins Album „Extrapolation“ und nahm zwei Platten unter eigenem Namen mit einem Quintett bzw. Sextett auf, zu dem neben Bailey Kenny Wheeler, Evan Parker und Jeff Clyne gehörten.
1970 gründete er zusammen mit Derek Bailey und Evan Parker die Plattenfirma Incus, eines der ersten Labels, das sich auf frei improvisierte Musik spezialisierte. Seit 1974 leitete er eigene kleinere Ensembles und war Mitglied des London Jazz Composer’s Orchestra. In den 1980er Jahren leitete er ein Oktett mit Didier Levallet sowie eine Großformation, das „Celebration Orchestra“. 1977 legte er das Album February Papers vor; ab 1978 spielte er häufig in Gruppen um Ali Haurand (zunächst mit Alan Skidmore, später mit Gerd Dudek). Daneben begleitete er Tomasz Stańko, Bill Dixon, Anthony Braxton, Tony Coe (Nutty on Willisau, 1984) und John Surman. Nach einer ersten Duobegegnung in Berlin mit Cecil Taylor (Leaf Palm Hand, 1988) trat er von 1989 bis 1991 im Trio mit Taylor und William Parker auf, später (z. B. Birdland, Neuburg 2011, Being Astral and All Registers – Power of Two) regelmäßig im Duo mit Taylor.
1998 veranstaltete der WDR zu Oxleys sechzigsten Geburtstag ein großes Konzert mit diversen Jazzgrößen (Cecil Taylor usw.); dabei kam es auch zur Re-Union (und ersten CD-Aufnahmen von Improvisationen) von Joseph Holbrooke.
Oxley benutzt ein sehr eigenwillig zusammengestelltes Schlagzeugset, dessen Klang er durch den Einsatz diverser elektronischer Geräte verändert. Des Weiteren spielt er auch Violine.
Oxley, der seit langem in Viersen wohnt, ist auch als Maler abstrakter Bilder bekannt.
Literatur
- Ian Carr, Digby Fairweather, Brian Priestley: Rough Guide Jazz. Der ultimative Führer zur Jazzmusik. 1700 Künstler und Bands von den Anfängen bis heute. Metzler, Stuttgart/Weimar 1999, ISBN 3-476-01584-X.
- Ulrich Kurth The 4th Quarter of the Triad: Tony Oxley. Fünf Jahrzehnte improvisierter Musik. Wolke Verlag, Hofheim am Taunus 2011, ISBN 978-3-936000-48-1
- Rainer Thieme: Tony Oxley. Discography. Books on Demand, Hamburg 2020, ISBN 978-3-7519-1781-0