Schmalblättriger Rohrkolben | ||||||||||||
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Schmalblättriger Rohrkolben (Typha angustifolia) | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Typha angustifolia | ||||||||||||
L. |
Der Schmalblättrige Rohrkolben (Typha angustifolia) ist eine Pflanzenart aus der Gattung Rohrkolben (Typha) innerhalb der Familie der Rohrkolbengewächse (Typhaceae).
Beschreibung
Vegetative Merkmale
Der Schmalblättrige Rohrkolben ist eine ausdauernde, krautige Pflanze, die Wuchshöhen von 1 bis 2 Metern erreicht. Die unterirdischen Ausläufer sind etwa 1 Zentimeter dick, meist nur kurz horizontal kriechend und dann aufgerichtet. Die Stängel sind beblättert.
Die Laubblätter sind meist 5 bis 8 (3 bis 10) Millimeter breit. Die Blattabschnitte haben neun deutliche und zwei bis vier kleinere randliche Luftkammern.
Generative Merkmale
Männliche und weibliche Blütenkolben sind durch einen (1,5 bis) 2,5 bis 3,5 Zentimeter langen blütenlosen Abschnitt getrennt. Die weiblichen Kolben sind 2,5 bis 4 Zentimeter lang und dunkelbraun. Die männlichen Kolben am oberen Ende des Gesamtblütenstandes sind zwei- bis dreimal so lang. Die männlichen Blüten sind mit Perigonhaaren ausgestattet.
Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 30.
Ökologie
Der Verlandungspionier hat meist kurze unterirdische Ausläufer, die der vegetativen Vermehrung dienen. Seine Blüten sind proterogyn, anemogam und selbstfertil. Die männlichen Blüten sollen sich erst drei Tage nach den weiblichen Blüten öffnen; ist bis dahin keine Fremdbestäubung erfolgt, kann es zur Selbstbestäubung kommen. Die Blütezeit liegt zwischen Juni und August.
Vorkommen
Der Schmalblättrige Rohrkolben ist in den gemäßigten Zonen der Nordhalbkugel weit verbreitet.
Man trifft diese Pflanzenart ziemlich selten an Ufern oder in Gräben, im Röhricht vorwiegend stehender oder langsam fließender, warmer, oft kalkarmer Gewässer über humosem Schlammboden. Nach Ellenberg ist sie eine Lichtpflanze, ein Wechselwasserzeiger, ein Schwachsäure- bis Schwachbasezeiger, stickstoffreiche Standorte bevorzugend, salzertragend und eine Charakterart der Assoziation Typhetum angustifolii aus dem Verband der Stillwasser-Röhrichte im Süßwasser (Phragmition australis). Als Verlandungspionier bildet sie häufig reine Bestände, wird aber trotzdem gelegentlich übersehen, weil oft die nichtblühenden Exemplare überwiegen.
Verwendung
Nahrung
Die Rhizome des Schmalblättrigen Rohrkolben können ähnlich wie Kartoffel gekocht und roh gegessen werden. Dabei kann auf einem Hektar die zehnfache Menge an Rhizomen geerntet werden, als würden dort Kartoffeln wachsen (ca. 350 Tonnen frische Rhizome). Aus den getrockneten Rhizomen kann ein Mehl gewonnen werden, welches sich für Gebäcke gut eignet und als Dickungsmittel eingesetzt wird. Getrocknete Rhizome enthalten 46 % Stärke und Zucker un aus mindestens 20 % Fasern. Rohrkolbenmehl enthält mehr Fett als Mais-, Reis-, Weizen- und Kartoffelmehl. Es enthält mehr Minerale und Kohlenhydrate als Kartoffelmehl und mehr Protein als Mais und Reis. Jungtriebe in Frühjahr oder die Halmbasis während der Vegetationsperiode können roh oder gegart als Spargelersatz gegessen werden; dazu wird am besten der äußere Halmanteil entfernt, es wird also das Mark verwendet. Aus den Blütenständen kann roh oder gegart in Suppen verwendet werden; es schmeckt nach Zuckermais. Die Samen können gegessen werden, sie sind sehr klein und deshalb schwierig zu ernten, sie schmecken nach dem rösten angenehm nussig. Aus den Samen kann ein Speiseöl gewonnen werden. Der Pollen ist roh oder gegart essbar und sehr proteinreich.
Textilien
Die Blätter enthalten 25 bis 35 % Fasern. Durch eine chemisch-technische Trennung können diese gewonnen werden. Sie wurden für Mölbelstopfen, Sackleinen und gröbere Garne verwendet. Sie können mit Leinen, Hanf, Sisal und Jute verglichen werden. Man soll etwa 10 Tonnen Fasern pro Hektar gewinnen können.
Technische Verwertung
Aus Rohrkolben kann man Papier herstellen. Ferner kann man auch aus faserreichen Teilen (Blätter und Stängel) Faserplatten, Zellulose, Viehfutter, Streu und Äthylalkohol herstellen. Aus den Wurzelstöcken kann auch Äthylalkohol hergestellt werden.
Die Rohrkolbenflocken können als Kapokersatz eingesetzt werden. Das Öl aus den Samen eignet sich auch als Rohstoff für industrielle Verwendungen.
Zierpflanze
Der Schmalblättrige Rohrkolben wird zur dekorativen Gestaltung von Uferpartien als Zierpflanze eingesetzt.
Sonstiges
Die Samen eignen sich hervorragend als Zunder und wurden in der Antike zum Entzünden eines Feuers verwendet.
Der Pollen wird als Heilmittel eingesetzt.
Quellen
Literatur
- Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. 8. Auflage. Stuttgart, Verlag Eugen Ulmer, 2001, ISBN 3-8001-3131-5. S. 115.
- Heinz Ellenberg: Vegetation Mitteleuropas mit den Alpen in ökologischer, dynamischer und historischer Sicht. 5., stark veränderte und verbesserte Auflage. Ulmer, Stuttgart 1996, ISBN 3-8001-2696-6.
Einzelnachweise
- 1 2 Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. Unter Mitarbeit von Angelika Schwabe und Theo Müller. 8., stark überarbeitete und ergänzte Auflage. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 2001, ISBN 3-8001-3131-5, S. 115.
- ↑ Typha angustifolia. In: Plants of the World Online. Bereitgestellt durch die Royal Botanic Gardens, Kew, abgerufen am 5. Juni 2020.
- 1 2 3 4 5 6 7 8 9 Typha angustifolia bei Plants For A Future
Weblinks
- Typha angustifolia L., Schmalblättriger Rohrkolben. FloraWeb.de
- Schmalblättriger Rohrkolben. In: BiolFlor, der Datenbank biologisch-ökologischer Merkmale der Flora von Deutschland.
- Steckbrief und Verbreitungskarte für Bayern. In: Botanischer Informationsknoten Bayerns.
- Typha angustifolia L. In: Info Flora, dem nationalen Daten- und Informationszentrum der Schweizer Flora. Abgerufen am 11. April 2014.
- Verbreitung in den Niederlanden.
- Verbreitung auf der Nordhalbkugel nach Eric Hultén.
- Thomas Meyer: Datenblatt mit Bestimmungsschlüssel und Fotos bei Flora-de: Flora von Deutschland (alter Name der Webseite: Blumen in Schwaben).
- Typha angustifolia in der Roten Liste gefährdeter Arten der IUCN 2013.2. Eingestellt von: X. Zhuang,, 2010. Abgerufen am 11. April 2014.