Rhondda ist ein Wahlkreis für die Wahlen zum Unterhaus des britischen Parlaments. Der Wahlkreis wird seit 2001 durch Chris Bryant von der Labour Party im Unterhaus vertreten.

Das Wahlkreisgebiet

Das Gebiet des Wahlkreises umfasste

1974–1983: den Municipal Borough of Rhondda,

1983–2010: den Borough of Rhondda und umfasst

seit 2010: die Rhondda Cynon Taff County Borough Electoral Divisions Cwm Clydach, Cymmer, Ferndale, Llwyn-y-pia, Maerdy, Pentre, Pen-y-graig, Porth, Tonypandy, Trealaw, Treherbert, Treorchy, Tylorstown, Ynyshir und Ystrad.

Geschichte des Wahlkreises

Der Wahlkreis wurde ursprünglich unter der Geltung des Redistribution of Seats Act 1885 anlässlich der Unterhauswahl 1885 geschaffen. Anlässlich der Unterhauswahl 1918 wurde er in die Wahlkreise Rhondda East und Rhondda West geteilt. Diese beiden Wahlkreise wurden 1974 wieder fusioniert. Im neuen Wahlkreis Rhondda gab es stets eine große Mehrheit für Labour; bei der Unterhauswahl 1987 war der Wahlkreis in ganz Großbritannien für Labour der sicherste von allen. Bei der Wahl von 2001 war der Wahlkreis der einzige, in dem die Liberaldemokraten ihre Kaution einbüßten. Auch die Konservative Partei verlor die hinterlegte Kaution, sie hatte hier das schlechteste Ergebnis außerhalb von Nordirland.

Die Unterhauswahl von 1885

Der Wahlkreis wurde im Anschluss an den Third Reform Act 1884 als Folge des raschen Bevölkerungswachstums in den beiden Tälern in den vorangegangenen zwanzig Jahren gebildet. In den 1880er Jahren wurde die Forderung nach Vertretern der Arbeiterschaft in den Reihen der Parliamentary Liberal Party (Parlamentarischen Liberalen Partei) immer lauter, und es gab einen Präzedenzfall für einen Kandidaten der Lib-Lab-Koalition in Südwales, als Thomas Halliday 1874 in Merthyr Tydfil kandidierte.

Die im Wahlkreis größte Gewerkschaft, die Rhondda Steam Coal Miners' Association, erhob bereits 1883 Anspruch auf die Kandidatur auf der Liste der PLP mit der Begründung, das Wahlrecht sei auf viele Arbeiter in den Wahlkreisen im County ausgedehnt worden und in Mabon habe sie den idealen Kandidaten. Die Anfang 1885 gegründete örtliche Liberal Association (Liberale Vereinigung) wurde jedoch von Geschäftsleuten und Fachleuten aus der Mittelschicht dominiert, ihr gehörten überproportional viele höhere Zechenangestellte an. Lewis Davis aus Ferndale, Bruder von David Davis, einem der führenden Bergbaubesitzer im Tal, wurde zum Vorsitzenden der Vereinigung gewählt. Auch Geistliche, darunter William Morris aus Noddfa, Treorchy, waren bekannte Figuren. Auf einer Sitzung im April 1885 wurden sechs mögliche Kandidaten für die Nominierung vorgeschlagen, darunter Lewis Davis, Mabon und Alfred Thomas, eine führende Persönlichkeit im städtischen Leben von Cardiff. Kurz darauf wurde Lewis Davis von der Vereinigung als möglicher Parlamentskandidat eingeladen. Er siegte in einer Abstimmung vor Mabon mit 143 zu 51 Stimmen. Trotz seiner Wahl für die Kandidatur lehnte er jedoch ab und schlug seinen Sohn, den 22-jährigen Frederick Lewis Davis, als Kandidaten vor. In einem weiteren Abstimmung siegte F.L. Davis seinerseits ebenfalls vor Mabon mit 125 zu 56 Stimmen.

Dass die Gewerkschaftsbewegung sich weigerte, diese Entscheidung zu akzeptieren und beschloss, eine Kampagne mit Mabon als unabhängigem Kandidaten zu unterstützen, gilt als wichtiger Wendepunkt in der politischen Geschichte von Südwales. In politischer Hinsicht gab es kaum Unterschiede zwischen den Kandidaten, wobei der einzige bemerkenswerte Unterschied darin bestand, dass Mabon die Einführung von Diäten für Abgeordnete unterstützte, Davis hingegen nicht. Der Wahlkampf wurde daher mit anderen Argumenten geführt. Die Anhänger von Davis erklärten, Mabons Kandidatur habe keine Legitimität, da er von der Liberal Association abgelehnt worden sei. Mabons Anhänger wiederum stellten sich auf den Standpunkt, dass die Bergarbeiter in den beiden Tälern Massenversammlungen abgehalten hätten, um für seine Kandidatur zu werben, lange bevor die von der Mittelschicht dominierte Liberal Association gegründet worden war. Die Jugend und Unerfahrenheit von Davis war ein Hauptproblem, obwohl er es zum Barrister gebracht hatte. Es gab auf beiden Seiten Vorwürfe der Einschüchterung. Mabons Anhänger sollen am Arbeitsplatz schikaniert worden sein, während mehrere Sitzungen von Davis gewaltsam gestört wurden.

Die Klassenzugehörigkeit wurde zu einem wichtigen Thema in der Kampagne. Die überwiegende Mehrheit der Mabon-Anhänger waren Gewerkschaftsaktivisten und Arbeiter sowie eine relativ kleine Zahl von Handwerkern und Fachleuten, von denen einige in der einen oder anderen Form mit der Bergarbeitergewerkschaft verbunden waren. Dazu gehörte Walter H. Morgan aus Pontypridd, der oft als Anwalt der Bergleute bezeichnet wird. Auch ein nonkonformistischer Geistlicher unterstützte Mabon, nämlich John Salisbury Edwards aus Treorchy. Im Wettbewerb hatte Davis die Unterstützung der großen Mehrheit der mittleren und höheren Schichten im Rhondda-Gebiet, und die traditionelle Ehrerbietung zusammen mit dem paternalistischen Einfluss der Familie Davis, insbesondere im Tal Rhondda Fach, spielte eine Rolle.

Am Wahltag errang Mabon einen klaren und entscheidenden Sieg.

Unterhauswahl 1885: Rhondda
Partei Kandidat Stimmen % ±%
Lib-Lab William Abraham (Mabon) 3.859 56,3 N/A
Liberal Frederick Lewis Davis 2.992 43,7 N/A
Mehrheit 867 12,6 N/A
Wahlbeteiligung 6.851 83,5 N/A
Lib-Lab erobert das Parlamentsmandat

Trotz des erbitterten Kampfes waren die beiden Flügel der Liberalen Partei in Rhondda bald versöhnt. Nach dem Wahlergebnis akzeptierte die Familie Davis den Sieg von Mabon, sein Parlamentssitz wurde nicht mehr angefochten. Nach der Wahl gründeten Mabons Anhänger die Rhondda Labour and Liberal Association, in der kurz darauf die rivalisierende Liberal Association, die Davis unterstützt hatte, aufging. Mabon wurde im folgenden Jahr ohne Gegenkandidaten wiedergewählt.

Unterhauswahl 1886: Rhondda
Partei Kandidat Stimmen % ±%
Lib-Lab William Abraham ohne Gegenkandidat N/A N/A
Wahlkreis von Lib-Lab gehalten Swing N/A

Die Abgeordneten des Wahlkreises

1885–1918

Wahl Kandidat Partei
1885 William Abraham Lib-Lab
1910 Labour
1918 Wahlkreis aufgehoben: Siehe Rhondda East und Rhondda West

1974–heute

Wahl Kandidat Partei Bemerkungen
Feb 1974 Alec Jones Labour Shadow Welsh Secretary 1979–1983. Im März 1983 verstorben.
1983 Allan Rogers Labour
2001 Chris Bryant Labour Mitglied des Schattenkabinetts 2011–16

Die Wahlergebnisse

Die Wahlen in den 2010er Jahren

Unterhauswahl 2017: Rhondda
Partei Kandidat Stimmen % ±
  Labour Chris Bryant 21.096 64,1 +13,4
  Plaid Cymru Branwen Cennard 7.350 22,3 −4,7
  Konservative Virginia Crosbie 3.333 10,1 +3,4
  UKIP Janet Kenrick 880 2,7 −10,0
  Liberaldemokraten Karen Roberts 277 0,8 −0.7
Mehrheit 13.746 41,8 +18,2
Wahlbeteiligung 32.886 65,2 +4,3
  Wahlkreis von Labour gehalten Swing +9,1
Unterhauswahl 2015: Rhondda
Partei Kandidat Stimmen % ±
  Labour Chris Bryant 15.976 50,7 −4,6
  Plaid Cymru Shelley Rees-Owen 8.521 27,0 +8,9
  UKIP Ron Hughes 3.998 12,7 +11,5
  Konservative Lyn Hudson 2.116 6,7 +0,3
  Liberaldemokraten George Summers 474 1,5 −9,1
  Grüne Lisa Rapado 453 1,4 N/A
Mehrheit 7.455 23,6 −13,6
Wahlbeteiligung 31.538 60,9 +0,6
  Wahlkreis von Labour behauptet Swing −6,8
Unterhauswahl 2010: Rhondda,
Partei Kandidat Stimmen % ±
  Labour Chris Bryant 17.183 55,3 −12,8
  Plaid Cymru Geraint Davies 5.630 18,1 +2,2
  Liberaldemokraten Paul Wasley 3.309 10,6 +0,2
Unabhängiger Philip Howe 2.599 8,4 +8,4
  Konservative Juliette Henderson 1.993 6,4 +0,9
  UKIP Taffy John 359 1,2 N/A
Mehrheit 11.553 37,2 −14,9
Wahlbeteiligung 31.072 60,3 −1,5
  von Labour behauptet Swing −7,5

Siehe auch

  • Eine Karte von Glamorganshire aus dem Jahr 1885.

Einzelnachweise

  1. Ergebnis der Unterhauswahl, 7. Juni 2001 (Memento vom 25. März 2009 im Internet Archive)
  2. 1 2 3 The Rhondda Valley Liberal Three Hundred In: Cardiff Times, 11. April 1885. Abgerufen am 16. Mai 2014. 
  3. Tom Houghton: Who are the candidates standing in Rhondda in the General Election 2017? In: WalesOnline.co.uk. 12. Mai 2017, abgerufen am 15. Mai 2017.
  4. Election Data 2015. Electoral Calculus, archiviert vom Original am 17. Oktober 2015; abgerufen am 17. Oktober 2015.
  5. Election Data 2010. Electoral Calculus, archiviert vom Original am 17. Oktober 2015; abgerufen am 17. Oktober 2015.
  6. Rhondda BBC Election - Rhondda

Literatur

  • Chris Williams, Democratic Rhondda: politics and Society 1885–1951., University of Wales Press, Cardiff 1996.
  • Kenneth O. Morgan, Democratic Politics in Glamorgan, 1884–1914., in: Morgannwg, Jahrgang 4, Seiten 5–27
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