Dolní Dunajovice
Basisdaten
Staat: Tschechien Tschechien
Region: Jihomoravský kraj
Bezirk: Břeclav
Fläche: 1787 ha
Geographische Lage: 48° 51′ N, 16° 35′ O
Höhe: 183 m n.m.
Einwohner: 1.716 (1. Jan. 2023)
Postleitzahl: 691 85
Kfz-Kennzeichen: B
Verkehr
Straße: BřezíPerná
Struktur
Status: Gemeinde
Ortsteile: 1
Verwaltung
Bürgermeister: Josef Hasník (Stand: 2018)
Adresse: Zahradní 613
691 85 Dolní Dunajovice
Gemeindenummer: 584428
Website: www.dolni-dunajovice.cz

Dolní Dunajovice (deutsch Unter Tannowitz oder Untertannowitz) ist eine Gemeinde mit 1716 Einwohnern (Stand 1. Januar 2023) in Tschechien. Sie liegt in Südmähren, 7 km nordwestlich von Mikulov (Nikolsburg) nahe der österreichischen Grenze und gehört dem Okres Břeclav (Bezirk Lundenburg) an. 4 km nördlich des Orts befinden sich die Thaya-Stauseen von Nové Mlýny (Neumühl). Der Ort war als ein Längsangerdorf entlang des Dunajovický potok (Retzbach) angelegt.

Geographie

Das Dorf liegt in der Dunajovická sníženina (Tannowitzer Senke) am Dunajovický potok (Retzbach). Östlich erheben sich die Pavlovské vrchy (Pollauer Berge), im Westen die Dunajovické vrchy (Tannowitzer Berge).

Nachbarorte sind im Norden Horní Věstonice (Ober Wisternitz), im Osten Perná (Bergen), im Südosten Bavory (Pardorf), im Südwesten Březí u Mikulova (Bratelsbrunn) und Dobré Pole (Guttenfeld) und im Westen Brod nad Dyjí (Guldenfurt).

Geschichte

Die erste Erwähnung von Donavicz stammt aus dem Jahre 1183. Bis Mitte des 13. Jahrhunderts gehörte der Ort zur Herrschaft Nikolsburg. Ab 1276 kam der Ort unter die Verwaltung des Klosters Kanitz. Dieses wurde im Jahre 1526 aufgelöst. Der böhmische König und spätere Kaiser Ferdinand I. verkaufte Unter Tannowitz an den böhmischen Vizekanzler Ziabka von Limberg. Aus dem großen Angerdorf in der vom Weinbau geprägten Landschaft entwickelte sich im Jahre 1590 ein Marktflecken. Von 1542 bis 1591 befand sich eine Niederlassung der hutterischen Brüder in der Ortschaft, womit der Ort als lutherisch galt.

Nach mehreren Herrschaftswechseln kam der Ort im Jahre 1618 an Siegmund von Teuffenbach und somit unter die Herrschaft Dürnholz, welcher der Ort bis 1848 angehörte. Im Dreißigjährigen Krieg wurde die Ortschaft im August 1619 von kaiserlichen Truppen geplündert und gebrandschatzt. Nach dem Einsetzen der Gegenreformation wird im Jahre 1640 wieder ein katholischer Pfarrer in Unter Tannowitz erwähnt. Im Jahre 1759 wird den Bauern der Anbau von Kartoffeln empfohlen, doch sie weigern sich, diese neue Frucht anzupflanzen. Erst eine Hungersnot, zwölf Jahre später, bringt die Bauern dazu, Kartoffeln zu stecken. Zwischen 1787 und 1883 wüteten vier schwere Großbrände, fünfmal brach die Pest aus und zwei Hungersnöte setzten der Ortsbevölkerung arg zu. 1785 wird der Herrschaftliche Meierhof aufgelassen und dessen Grund an Ansiedler und Erbpächter übertragen. Während der Napoleonischen Kriege wird Unter Tannowitz in den Jahren 1805 und 1809 von französischen Truppen geplündert. Im Deutsch-Österreichischen Krieg 1866 wird von preußischen Soldaten die Cholera in die Ortschaft eingeschleppt. Im Jahre 1878 wurde im Ort die Freiwillige Feuerwehr gegründet. Von 1911 bis 1912 werden die Haupt- und die Bahnhofstraße gepflastert.

Der größte Teil der Bevölkerung lebte von der Landwirtschaft, wobei der seit Jahrhunderten gepflegte Weinbau einen besonderen Stellenwert einnahm. So waren im Jahre 1900, trotz der vorherigen Reblausplage im Jahr 1864, ungefähr 50 % aller Anbauflächen für den Weinbau genutzt worden. Ebenso gab es neben dem üblichen Kleingewerbe eine Gemeindeziegelei, eine Kunstmühle, einen Kalkofen, eine Dampfmolkerei und eine Bauholzhandlung. Zusätzlich wurde die Jagd im Gemeindegebiet betrieben, welche sehr ergiebig war.

Im Zweiten Weltkrieg starben 280 Ortsbewohner. Nach Kriegsende kam es bei der Vertreibung der Deutschen zu 15 Ziviltoten. Zwischen März und Oktober 1946 erfolgte die Zwangsaussiedlung von 1489 Ortsbewohnern. Bis auf 50 Familien wurden alle der nach Österreich vertriebenen Unter Tannowitzer in Übereinstimmung mit den ursprünglichen Überführungs-Zielen der Alliierten nach Deutschland weiter transferiert. Einzelne Personen wanderten nach Belgien, Holland, Schweden, Kanada, Australien und den USA aus. Fünf Personen verblieben im Ort.

Die Matriken wurden ab dem Jahr 1750 geführt. Grundbücher werden ab 1635 geführt.

Wappen und Siegel

Die Ortschaft dürfte bereits seit der Markterhebung im Jahre 1580 ein Siegel geführt haben, dieses älteste Siegel konnte jedoch bis heute nicht aufgefunden werden. Nur eine Kopie des Siegel hat sich erhalten. Es zeigt einen Baum, zwischen zwei Türmen, unter dem Baum ist ein Rebmesser abgebildet.

1580 erhielt die Marktgemeinde ein Wappen. Dieses bezog sich auf die Herrschaft von den Herren von Thurn und Valsassina, die einen Zinnenturm in ihren Wappen trugen. Schließlich erhielt Unter Tannowitz ein Wappen, das eine grüne Tanne auf einem grünen Hügel zwischen zwei roten Zinnentürmen zeigte. Auch hier war unterhalb der Tanne ein silbernes Rebmesser abgebildet.

Einwohnerentwicklung

Volkszählung Einwohner gesamt Volkszugehörigkeit der Einwohner
Jahr Deutsche Tschechen Andere
1793 2.035
1836 2.556
1869 2.473
1880 2.568 2.556 10 2
1890 2.664 2.652 11 1
1900 2.571 2.571 0 0
1910 2.690 2.689 0 1
1921 2.573 2.515 28 30
1930 2.778 2.676 65 37
1939 2.796
Quelle: 1793, 1836, 1850 aus: Südmähren von A–Z, Frodl, Blaschka
Sonstige: Historický místopis Moravy a Slezska v letech 1848–1960, sv.9. 1984

Sehenswürdigkeiten

  • Kirche von St. Ägidius (tschechisch: Svatý Jiljí, davor St. Martin) (1400)
  • Dreifaltigkeitssäule
  • Pestsäule auf dem Rochusberg
  • Rathaus (1880)
  • Gasthof zum Weißen Rössel (1549)
  • Pranger (1581)
  • Kriegerdenkmal (1925)
  • Gedenkstein für Rudolf von Teuffenbach (1936)
  • Denkmal für Bürgermeister Johann Hemmel

Söhne und Töchter der Gemeinde

  • Leonhard Roth, (1500–1541), Kirchenlieddichter
  • Karl Gamperling (1866–1934), Generaldirektor der österreichischen Zentralbank
  • Karl Renner (1870–1950), österreichischer Staatskanzler und Bundespräsident
  • Karl Beck, (1888–1972), österreichischer Fußballspieler
  • Josef Ringler (1893–1967), Zeichner, Maler und Ehegatte der Dichterin Ilse Ringler-Kellner
  • Josef Freising (1875–1971), Pädagoge, "Turnvater" Südmährens, Obmann des südmährischen Kulturausschusses
  • Hieronymus Nießner (1893–1967), Mundartdichter
  • Hans Lederer (1914–2007), Heimatforscher und Südmährischer Kulturpreisträger 1996
  • Winfried Illsinger (1926–2020), Heimatforscher und Träger des Josef-Freising-Preises

Brauchtum

Reiches Brauchtum bestimmte den Jahresablauf der 1945/46 vertriebenen, deutschen Ortsbewohner:

  • Die zwei Jahrmärkte waren am Montag nach dem 23. April und nach Lucia (13. Dezember)
  • Ebenso gab es den Brauch der Faschingsreben. Hierbei wurden den Bauern von Weingartenarbeitern vorgetriebene Weinreben übergeben.
  • Die Unter Tannowitzer hatten den Spitznamen "Krotenschnitzer". Dieser Ausdruck dürfte aufgrund der vielen Kröten im Sumpfgebiet, dem Retzbach und den fünf Teichen im Ortsgebiet entstanden sein.

Sagen aus dem Ort

Unter den deutschen Ortsbewohnern gab es eine Vielzahl von Mythen:

  • Das Teuffenbach-Läuten
  • Der Löwe von Untertannowitz

Literatur und Quellen

  • Franz Josef Schwoy: Topographie vom Markgrafthum Mähren. 1793, Untertannowitz Seite 91.
  • Johann Zabel: Kirchlicher Handweiser für Südmähren. 1940, Untertannowitz Seite 21.
  • Dehio, Ginhart: Handbuch der Kunstdenkmäler in der Ostmark. 1942, Untertannowitz Seite 470.
  • Archiv Mikulov: Odsun Němců – transport odeslaný dne 20. května 1946
  • Josef Freising: Heimatbuch der Gemeinde Unter-Tannowitz. 1952.
  • Josef Freising: Heimatbuch der Marktgemeinde Unter-Tannowitz. 1966.
  • Leopold Kleindienst: Die Siedlungsformen, bäuerliche Bau- und Sachkultur Südmährens ISBN 3-927498-09-2.
  • Ilse Tielsch-Felzmann: Südmährische Sagen. 1969, München, Verlag Heimatwerk
  • Wenzel Max: Thayaland, Volkslieder und Tänze aus Südmähren, 1984, Geislingen/Steige
  • Felix Bornemann: Kunst und Kunsthandwerk in Südmähren. Maurer, Geislingen/Steige 1990, ISBN 3-927498-13-0, Untertannowitz Seite 17.
  • Bruno Kaukal: Die Wappen und Siegel der südmährischen Gemeinden. Knee, Wien 1992, ISBN 3-927498-19-X, Untertannowitz Seite 231f.
  • Emilia Hrabovec: Vertreibung und Abschub. Deutsche in Mähren 1945 – 1947, Frankfurt am Main/ Bern/ New York/ Wien (=Wiener Osteuropastudien. Schriftenreihe des österreichischen Ost- und Südosteuropa Instituts), 1995 und 1996.
  • H. Lederer, F. Gamperling: Unter-Tannowitz 2000. 1999.
  • Alfred Schickel, Gerald Frodl: Geschichte Südmährens. Band 3: Die Geschichte der deutschen Südmährer von 1945 bis zur Gegenwart. Südmährischer Landschaftsrat, Geislingen an der Steige 2001, ISBN 3-927498-27-0, S. 231, 234, 376, 406, 409, 411, 421–423, 425, 427, 431, 510, 573, 575 (Untertannowitz).
  • Gerald Frodl, Walfried Blaschka: Der Kreis Nikolsburg von A–Z. 2006, Unter-Tannowitz Seite 191.

Einzelnachweise

  1. http://www.uir.cz/obec/584428/Dolni-Dunajovice
  2. Český statistický úřad – Die Einwohnerzahlen der tschechischen Gemeinden vom 1. Januar 2023 (PDF; 602 kB)
  3. Wilhelm Szegeda: Heimatkundliches Lesebuch des Schulbezirks Nikolsburg, 1935, approbierter Lehrbehelf, Lehrerverein Pohrlitz Verlag, Unter Tannowitz S. 82f
  4. Walfried Blaschka, Gerald Frodl: Der Kreis Nikolsburg von A-Z, Südmährischer Landschaftsrat, Geislingen an der Steige, 2006, S. 216
  5. Archiv Mikulov, Odsun Němců – transport odeslaný dne 20. května, 1946.
  6. Cornelia Znoy: Die Vertreibung der Sudetendeutschen nach Österreich 1945/46, Diplomarbeit zur Erlangung des Magistergrades der Philosophie, Geisteswissenschaftliche Fakultät der Universität Wien, 1995
  7. Alfred Schickel, Gerald Frodl: Geschichte Südmährens. Band 3: Die Geschichte der deutschen Südmährer von 1945 bis zur Gegenwart. Südmährischer Landschaftsrat, Geislingen an der Steige 2001, ISBN 3-927498-27-0, S. 234 f. (Untertannowitz).
  8. Acta Publica Registrierungspflichtige Online-Recherche in den historischen Matriken des Mährischen Landesarchivs Brünn (cz, dt). Abgerufen am 10. April 2011.
  9. Internetseite von Unter_-Tannowitz Südmähren Land an der Thaya; Stand: 30. Dezember 2015
  10. Blaschka, Frodl: Der Kreis Nikolsburg von A bis Z, 2006, S. 194
  11. Oberleitner/Matzura: Südmährische Sagen, 1921, S. 119f
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