Persischer Ehrenpreis

Persischer Ehrenpreis (Veronica persica)

Systematik
Euasteriden I
Ordnung: Lippenblütlerartige (Lamiales)
Familie: Wegerichgewächse (Plantaginaceae)
Tribus: Veroniceae
Gattung: Ehrenpreis (Veronica)
Art: Persischer Ehrenpreis
Wissenschaftlicher Name
Veronica persica
Poir.

Der Persische Ehrenpreis (Veronica persica) ist eine Pflanzenart in der Familie der Wegerichgewächse (Plantaginaceae). Sie ist eine der in vom Menschen geprägten Landschaften häufigsten Arten der Gattung Ehrenpreis (Veronica).

Beschreibung

Vegetative Merkmale

Beim Persischen Ehrenpreis handelt es sich um eine einjährige oder einjährig überwinternde krautige Pflanze. Es handelt sich um eine relativ kräftige Pflanze, die auf dem Boden niederliegend bis aufsteigend wächst, jedoch an ihrem Stängel nicht wurzelt. Die Stängel erreichen Längen von 10 bis 40 Zentimetern.

Im unteren Bereich des Stängels sind die Laubblätter gegenständig, im oberen Bereich wechselständig angeordnet. Die einfachen Blattspreiten sind grob gekerbt, mit einem herzförmigen Grund, und sind stark netznervig.

Generative Merkmale

Die Blüten des Persischen Ehrenpreises stehen einzeln in den Blattachseln. Die Tragblätter unterscheiden sich von den unteren Stängelblättern nur darin, dass sie kleiner sind. Die Blütenstiele sind relativ lang.

Die zwittrigen Blüten besitzen einen Durchmesser von 8 bis 10 Millimetern und sind schwach zygomorph mit doppelter Blütenhülle. Der Kelchzipfel ist ei-lanzettlich. Die Krone ist himmelblau mit gelbweißem Schlund und 8 bis 12 Millimeter breit.

Auch die meist reichlich vorhandenen, mehrsamigen Kapselfrüchte stehen lang gestielt vom Stängel ab, überragen ihre Tragblätter weit und sind dadurch meist recht auffällig.

Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 28.

Ökologie

Der Persische Ehrenpreis ist ein Therophyt. Vegetative Vermehrung erfolgt durch bis 40 Zentimeter lange Ausläufer. Er wurzelt bis zu 20 Zentimeter tief.

Die Blütezeit reicht von Februar bis Oktober, der Persischen Ehrenpreis kann aber bei passenden Temperaturen auch mitten im Winter blühen. Die Blüten sind vorweiblich. Sie blühen zuweilen auch in den Wintermonaten und werden von Insekten bestäubt. Auch Selbstbestäubung findet statt.

Die Fruchtstiele wenden sich vom Licht ab (sie sind negativ phototrop) und wachsen vor der Fruchtreife stark in die Länge. Damit schieben sie die Kapselfrüchte in die Ritzen des Substrates hinein.

Die Samen haben ein kleines Elaiosom und werden durch die Schwarze Wegameise (Lasius niger) ausgebreitet, daneben erfolgt Menschenausbreitung z.B. über Gartenerde. Fruchtreife ist von August/September bis Oktober.

Vorkommen

Ursprünglich stammt der Persische Ehrenpreis aus dem Kaukasusraum. Er wurde in Europa zunächst nur in Botanischen Gärten gehalten. Im 19. Jahrhundert (wahrscheinlich 1805) ist er dann, angeblich aus dem Botanischen Garten Karlsruhe, verwildert und hat sich über ganz Mitteleuropa ausgebreitet.

Er wächst an allen ihm zusagenden Standorten in von Menschen geprägten Landschaften. Der Persische Ehrenpreis besiedelt häufig Unkrautfluren, vor allem gehackte Äcker, Weinberge und Gärten, auch Getreidefelder und Wege. Er gedeiht am besten auf offenen, nährstoffreichen Böden, oft an etwas wärmeren Standorten, und ist ein Lehmzeiger.

Nach Ellenberg ist er ein Frischezeiger, ein Schwachsäure- bis Schwachbasezeiger, wächst an stickstoffreichen Standorten und ist eine Ordnungscharakterart Nährstoffreicher Acker- und Garten-Beikrautfluren (Polygono-Chenopodietalia).

Taxonomie und botanische Geschichte

Die Erstbeschreibung erfolgte 1805 unter dem Namen Veronica tournefortii durch Karl Christian Gmelin in seiner Flora Badensis-Alsatica, Band 1, Seite 39. Der von ihm gewählte Name Veronica tournefortii nom. illeg. war aber illegitim, da der Name schon von Villars 1779 für eine andere Sippe verwendet worden war. Jean Louis Marie Poiret gab dieser Art 1808 den gültigen Namen Veronica persica. Gmelin schreibt über diese Art: „prope Carlsruhe in agris am Holzhof ante aliquot annos ex horto botanico emigrata et nunc quasi spontanea“ (übersetzt: „nahe Karlsruhe auf Äckern am Holzhof ist er vor einigen Jahren aus dem Botanischen Garten ausgewandert und kommt jetzt quasi wild vor“). Die Ausbreitung erfolgte offensichtlich sehr rasch. Denn schon in der „Flora Friburgensis“ von Spenner (1826, Seite 357) wird die Art als „frequens“ (häufig) bezeichnet und Freiburg und Karlsruhe sind immerhin etwa 115 Kilometer in der Luftlinie voneinander entfernt. Das Artepitheton persica bedeutet aus Persien.

Weitere Synonyme für Veronica persica Poir. sind: Veronica buxbaumii Ten. nom. illeg., Veronica byzantina (Sibth. & Sm.) Degen, Veronica persica subsp. corrensiana (E. Lehm.) Stroh, Veronica tournefortii subsp. corrensiana Lehm., Pocilla persica (Poir.) Fourr.

Literatur

  • Henning Haeupler, Thomas Muer: Bildatlas der Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands. Hrsg.: Bundesamt für Naturschutz (= Die Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands. Band 2). Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 2000, ISBN 3-8001-3364-4.
  • Wolfgang Adler, Karl Oswald, Raimund Fischer: Exkursionsflora von Österreich. Hrsg.: Manfred A. Fischer. Eugen Ulmer, Stuttgart/Wien 1994, ISBN 3-8001-3461-6.
  • Christian Heitz: Schul- und Exkursionsflora für die Schweiz. Mit Berücksichtigung der Grenzgebiete. Bestimmungsbuch für die wildwachsenden Gefässpflanzen. Begründet von August Binz. 18. vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage. Schwabe & Co., Basel 1986, ISBN 3-7965-0832-4.
  • Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora. Unter Mitarbeit von Theo Müller. 6., überarbeitete und ergänzte Auflage. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 1990, ISBN 3-8001-3454-3.
  • Konrad von Weihe (Hrsg.): Illustrierte Flora. Deutschland und angrenzende Gebiete. Gefäßkryptogamen und Blütenpflanzen. Begründet von August Garcke. 23. Auflage. Paul Parey, Berlin/Hamburg 1972, ISBN 3-489-68034-0.

Einzelnachweise

  1. 1 2 Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. Unter Mitarbeit von Angelika Schwabe und Theo Müller. 8., stark überarbeitete und ergänzte Auflage. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 2001, ISBN 3-8001-3131-5, S. 841.
  2. 1 2 Heinz Ellenberg: Vegetation Mitteleuropas mit den Alpen in ökologischer, dynamischer und historischer Sicht (= UTB für Wissenschaft. Große Reihe. Band 8104). 5., stark veränderte und verbesserte Auflage. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 1996, ISBN 3-8252-8104-3, S. 1064.
  3. 1 2 Ruprecht Düll, Herfried Kutzelnigg: Taschenlexikon der Pflanzen Deutschlands. Ein botanisch-ökologischer Exkursionsbegleiter zu den wichtigsten Arten. 6., völlig neu bearbeitete Auflage. Quelle & Meyer, Wiebelsheim 2005, ISBN 3-494-01397-7, S. 505.
  4. 1 2 3 Ruprecht Düll, Herfried Kutzelnigg: Taschenlexikon der Pflanzen Deutschlands und angrenzender Länder. Die häufigsten mitteleuropäischen Arten im Porträt. 7., korrigierte und erweiterte Auflage. Quelle & Meyer, Wiebelsheim 2011, ISBN 978-3-494-01424-1, S. 830–831.
  5. 1 2 3 4 Siegmund Seybold (Hrsg.): Schmeil-Fitschen. Die Flora von Deutschland interaktiv. Sehen – Bestimmen – Wissen. Der Schlüssel zur Pflanzenwelt. CD-ROM, Version 2.0. Quelle & Meyer, Wiebelsheim 2004, ISBN 3-494-01368-3.
  6. Heinz Ellenberg: Vegetation Mitteleuropas mit den Alpen in ökologischer, dynamischer und historischer Sicht (= UTB für Wissenschaft. Große Reihe. Band 8104). 5., stark veränderte und verbesserte Auflage. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 1996, ISBN 3-8252-8104-3, S. 1009.
  7. Oskar Sebald, Siegmund Seybold, Georg Philippi, Arno Wörz (Hrsg.): Die Farn- und Blütenpflanzen Baden-Württembergs. Band 5: Spezieller Teil (Spermatophyta, Unterklasse Asteridae): Buddlejaceae bis Caprifoliaceae. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 1996, ISBN 3-8001-3342-3, S. 315.
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