Als virtuelle Friedhöfe (auch „Internetfriedhof“, „Netzfriedhof“ oder „Onlinefriedhof“) werden in aller Regel Websites bezeichnet, auf denen für Verstorbene eine oder mehrere Gedenkseiten erstellt werden können. Mit diesen Seiten können Familienangehörige und Freunde, aber auch Fremde ihre Kondolenz bezeugen. Virtuelle Friedhöfe gibt es sowohl für Menschen als auch für Haustiere. Die ersten virtuellen Friedhöfe gab es Anfang der 1990er Jahre. Die Entstehung und Verbreitung erfolgte meist durch amerikanische Internetseiten.
Vorteile virtueller Gedenkseiten
Vorteile von virtuellen Friedhöfen sind eine weltweite Erreichbarkeit der Gedenkseiten und die individuelle Gestaltung bei relativ geringen Kosten. Eine solche Internetseite ist nicht nur kurzzeitig einsehbar, wie eine Todesanzeige in einer lokalen Zeitung, sondern permanent abrufbar. Es besteht außerdem die Möglichkeit für einen Trauerort bei Bestattung auf der „Grünen Wiese“ ohne persönliche Grabstätte. Virtuelle Friedhöfe bieten in der Regel die Möglichkeit, eine eigene Gedenkseite für den Verstorbenen zu erstellen. Diese Seite wird häufig als „Online-Grab“ bezeichnet. Auf der Gedenkseite können Texte und Bilder veröffentlicht werden, die der Nachwelt den Verstorbenen in Erinnerung rufen. Oft können virtuelle Gedenkkerzen angezündet werden. Auch das Anlegen von Familienstammbäumen ist bei einigen virtuellen Friedhöfen möglich.
Nachteile virtueller Friedhöfe
Die Nutzung eines virtuellen Friedhofs kann eine Hilfe bei der Bewältigung der Trauer sein, jedoch die Abschiednahme am Grab des Verstorbenen nicht ersetzen. Ein deutlicher Nachteil solcher Gedenkseiten ist, dass es bei nicht moderierten Kondolenzlisten zu verletzenden Einträgen kommen kann, die die Angehörigen zusätzlich belasten. Bleiben Kondolenzseiten über Jahre bestehen und werden nicht regelmäßig geprüft, steigt die Wahrscheinlichkeit unerwünschter Einträge.
Weblinks
- Virtuelle Friedhöfe: Gedenken über das Internet, Berliner Zeitung, 21. Februar 2013
- Gedenkportale und Facebook-Seiten: Trauern im Internet erlebt einen Boom, Berliner Zeitung, 10. April 2012
- Grabstätte im Internet: Eine Community für Tote - Umwelt - FAZ Frankfurter Allgemeine, 17. November 2011
- Grabpflege per Mausklick, Neues Deutschland, 18. Dezember 2010
- Trauern per Mausklick, Spiegel-Online, 1. November 2009
- Hintergrund: Immer mehr Friedhöfe im Internet, Heise Online, 27. Oktober 2000
Literatur
- Ira Spieker, Gudrun Schwibbe: Rest in Peace Memorials: letzte Ruhe im Cyberspace, In: c’t, 17/2000, Seite 84
- Norbert Fischer: Thema: Zukunft der Friedhöfe Digitale Trauer: Die Gedenkstätten des World Wide Web, In: Zeitschrift für Trauerkultur, Nr. 76, I, 15. Februar 2002
- Ira Spieker, Gudrun Schwibbe: Nur Vergessene sind wirklich tot. Zur kulturellen Bedeutung virtueller Friedhöfe., In: Norbert Fischer, Markwart Herzog (Hg.): Nekropolis. Der Friedhof als Ort der Toten und der Lebenden., Kohlhammer, Stuttgart 2005 (Irseer Dialoge, 10), 229–242, ISBN 3-17-018508-X
- Nina Trentmann: Internet-Friedhöfe „Liebe ist unsterblich, der Tod nur ein Horizont“, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 16. November 2004, Nr. 268, Seite 38