Vittoria Borsò (* 26. Oktober 1947 in Pisa) ist Literatur- und Kulturwissenschaftlerin im Fachbereich Romanistik und Inhaberin des Lehrstuhls Romanistik I für Romanische Literatur- und Kulturwissenschaft (Französisch, Italienisch, Spanisch) der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf (1998–2013). Sie wurde in Italien geboren, lebte bis zum Abitur in Rom und studierte Romanistik und Germanistik an der Universität Mannheim.

Akademische Laufbahn

Vittoria Borsò wurde 1985 an der Universität Mannheim promoviert (Metapher als Erfahrungs- und Erkenntnismittel, Tübingen: Narr 1985). Von 1985 bis 1987 war sie als Feodor-von-Lynen-Stipendiatin der Humboldt-Stiftung zur Durchführung eines Forschungsprojekts in den USA (Rice University Houston/Texas und University of Texas at Austin). Sie habilitierte sich 1991 mit einer Studie zur Kritik der Diskurse des Magischen Realismus in der lateinamerikanischen Literatur (Mexiko jenseits der Einsamkeit. Versuch einer interkulturellen Analyse, Frankfurt: Vervuert, 1994). Im selben Jahr übernahm sie die Vertretung des Lehrstuhls für Französisch und Italienisch an der Universität Freiburg. Im Jahr 1992 erhielt sie einen Ruf an die Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf auf die C-2-Professur „Französische und Spanische Literatur“. 1998 erhielt sie einen Ruf auf den Lehrstuhl für französische und spanische Literaturwissenschaft an der Universität Duisburg und auf den Lehrstuhl Romanistik I der Universität Düsseldorf, den sie seit 1998 innehat. 2002 war sie Gründungsprofessorin des Studienganges „Medien- und Kulturwissenschaft“ der Universität Düsseldorf.

Als Gastprofessorin lehrte Vittoria Borsò u. a. an mehreren europäischen und amerikanischen Universitäten wie UNAM und Colegio de México, México, Stanford University, University of California at Irvine, Rice University, Houston/Texas. Von 2005 bis 2008 war sie Mitglied des vom MIWFT geförderten NRW-Forschungsprogramms „Geisteswissenschaften gestalten Zukunftsperspektiven“ und leitete das Forschungsprojekt „Migrationskulturen: Beiträge zu einer friedfertigen Epistemologie des sozialen Raums in globalisierten Gesellschaften“. Sie ist Antragstellerin des DFG-Graduiertenkollegs 1678 „Materialität und Produktion“ an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Mitglied des Steering Committee des Projekts „Iberian Postcolonialities: A metahistory of material practices of power“ (Mit Alberto Moreiras und José Luis Villacañas) und des Projekts „The Italian Difference: Philosophy of Life“.

Seit April 2008 ist sie Mitglied des Steering Committee der Forschungsgruppe US-amerikanischer Mexikanisten „UC Intercampus Research Group“ (U.C. Mexicanists) der Universities of California und des Beirats des Instituts für Kulturwissenschaften und Theatergeschichte der Österreichischen Akademie der Wissenschaften.

Seit 2012 ist sie gewählte Fachkollegiatin der DFG für das Fach „Europäische und Amerikanische Literaturen“. Außerdem ist sie als Gutachterin für verschiedene wissenschaftliche Förderinstitutionen (DFG, Humboldt-Stiftung, DAAD, Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft) tätig.

Sie hatte mehrere Lehrfunktionen inne, als Dekanin der Philosophischen Fakultät (1998–2002) und Prorektorin für Internationale Angelegenheiten (2003–2007) der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf. Im Oktober 2007 wurde sie in den Hochschulrat der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf berufen.

Im Jahr 2000 wurde Vittoria Borsò mit dem italienischen Verdienstorden des Cavaliere Ufficiale al merito della Repubblica Italiana und 2013 mit dem Universität-Forschungspreis der Dr. Günter- und Imme-Wille-Stiftung (zusammen mit Ulrich von Alemann) ausgezeichnet. Im WS 2013/2014 war sie als Senior-Fellow am IKKM (Internationales Kolleg für die Kulturtechnikforschung und Medienphilosophie) der Bauhaus-Universität, Weimar.

Thematische Schwerpunkte

Kulturtheorie

  • Materialität und Produktion: New Materialism, prozessuale Ontologien und Ästhetik (historische und systematische Bearbeitung philosophischer und literarischer Texte)
  • Gedächtnistheorien im Spannungsverhältnis zwischen Kultur- und Neurowissenschaften
  • Topologie und Transatlantische Topografien
  • Visuelle Kultur und Intermedialität in der Romania (internationales Forschungsprojekt mit der Università degli Studi di Palermo)

Literatur- und Kulturwissenschaften

  • Weltliteratur
  • Hispanoamerikanische Literaturen und Kulturen Amerikas
  • Italienische Literatur
  • Französische Literatur des 19. Jahrhunderts und der Moderne
  • Spanische Literatur des 18. Jahrhunderts und der Moderne

Aktuelle Forschungsprojekte

  • Biopolitik, Bio-Poetik und Epistemologie des Lebens / Italian Thought
  • Materialität und Produktion
  • Iberian Postcolonialities: A Metahistory of Material Practices of Power
  • Mexican and cultural studies
  • Gedächtnistheorien im Spannungsverhältnis zwischen Kultur- und Neurowissenschaften.

Drittmittelprojekte und Graduiertenförderung

  • Leiterin des Bereichs „Außensichten auf Europa“ im Graduiertenkolleg „Europäische Geschichtsdarstellungen“ (DFG) (2003–2006)
  • Leiterin des Forschungsprojekts „Migration und Erinnerungskulturen. Beiträge zu einer friedfertigen Epistemologie des sozialen Raums in globalisierten Gesellschaften“ im Forschungsprogramm im NRW Exzellenz-Wettbewerb „Geisteswissenschaften gestalten Zukunftsperspektiven“ (2005)
  • Erfolgreiche Nominierung von Giorgio Agamben für den Forschungspreis der Humboldt-Stiftung (2005)
  • Internationale Graduiertenkonferenz (DFG) an der Villa Vigoni: „Transfigurationen der Macht: Politik und Populäre Kultur im 20. Jahrhundert“ (in Kooperation mit der Freien Universität, Berlin) (2006)
  • Binationales Promotionsprogramm mit der Universität Triest (double PhD) (2007–2010), gefördert vom Deutsch-Italienischen Hochschulzentrum.
  • Internationale Graduiertenkonferenz (DAAD) „Biopolitik – Bioökonomie – Biopoetik im Zeichen der Krisis“ (Januar 2010)
  • Mexiko-Konferenzen (DFG): 2009, 2011 und 2014.

Publikationen (Auswahl)

Monographien

  • (1994): Mexiko jenseits der Einsamkeit. Versuch einer interkulturellen Analyse - Kritischer Rückblick auf die Diskurse des Magischen Realismus. Frankfurt a. M.: Vervuert.
  • (2008): Das andere denken, schreiben, sehen. Schriften zur romanistischen Kulturwissenschaft. Mit einer Einleitung von Bernhard Waldenfels. Bielefeld: transcript (= Transcript Lettre).
  • (2015): Lateinamerika anders denken. Literatur - Macht - Raum. Mit einem Vorwort von Dieter Ingenschay, hg. von Vera Gerling/Santiago Navarro/Yasmin Temelli/Karolin Viseneber. Düsseldorf: dup.

Herausgeberschaften

  • (mit Ponzi, Mauro) (Hgg.) (2006): Topografia dell'estraneo. Confini e passaggi. Mailand: Mondadori.
  • (mit Schwarzer, Christine) (Hgg.) (2006): Übersetzung als Paradigma der Geistes- und Sozialwissenschaften. Oberhausen: Athena.
  • (mit Brohm, Heike) (Hgg.) (2007): Transkulturation. Literarische und mediale Grenzräume im deutsch-italienischen Kulturkontakt. Bielefeld: transcript.
  • Borsò, Vittoria et al. (Hgg.) (2010): Benjamin - Agamben. Politics, Messianism und Kabbalah. Würzburg: Königshausen & Neumann.
  • (mit Temelli, Yasmin/Viseneber, Karolin) (Hgg.) (2012): México: migraciones culturales - topografías transatlánticas. Acercamiento a las culturas desde el movimiento. Frankfurt am Main: Vervuert.
  • (mit Cometa, Michele) (Hgg.) (2013): Die Kunst das Leben zu 'bewirtschaften'. Biós zwischen Politik, Ökonomie und Ästhetik. Unter Mitarbeit von Sieglinde Borvitz/Sainab Sandra Omar/Aurora Rodonò. Bielefeld: transcript.
  • Borsò, Vittoria (Hg.) (2014): Wissen und Leben - Wissen für das Leben: Herausforderungen einer affirmativen Biopolitik. Bielfeld: transcript.
  • (mit Seydel, Ute) (Hgg.) (2014): Espacios históricos - espacios de rememoración: la historia mexicana decimonónica en las letras y la cultura visual de los siglos XX y XXI. México, D.F.: Bonilla Artigas Editores/Düsseldorf: dup.
  • iMex Revista (Mitherausgeberin): Borsò, Vittoria (Hg.): El Arte de gobernar, 4, Sommer 2013/2014. (Online)
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