Das Harztheater ist ein Dreispartenhaus in der Region Harz in Sachsen-Anhalt. Der Bühnenbetrieb ging 1992 aus der Fusion des Stadttheaters in Quedlinburg und des Volkstheaters in Halberstadt hervor und wird seither unter einer gemeinsamen betriebswirtschaftlichen und künstlerischen Leitung geführt.
Bespielt werden insgesamt vier Bühnen in beiden Städten. Im Sommer finden darüber hinaus Aufführungen im bekannten Bergtheater Thale, auf der Waldbühne in Altenbrak, im Schloss Blankenburg und auf zahlreichen weiteren Bühnen in der Region Harz statt. Alle Sparten des Harztheaters geben außerdem im gesamten Bundesgebiet und zum Teil über dieses hinaus Gastspiele. Insgesamt stehen jährlich über 500 Vorstellungen auf dem Spielplan.
Allgemeines und aktuelle Situation
Das Harztheater bietet mit Oper, Operette, Musical, Schauspiel, Tanz und Konzert Kulturveranstaltungen für den Landkreis Harz sowie angrenzende Regionen. Die traditionsreichen Theater in Halberstadt und Quedlinburg wurden 1992 zu einem gemeinsamen Dreispartentheater als kommunaler Zweckverband vereint. Sowohl im Großen Haus Halberstadt als auch in der Kammerbühne stehen seitdem Opern, Operetten, Musicals, Ballette, Tanzabende und Schauspiele sowie Aufführungen auf dem Programm.
Träger des Zweckverbandes waren der Landkreis Harz sowie die Städte Quedlinburg und Halberstadt. Eine weitere Bezuschussung erfolgte durch das Land Sachsen-Anhalt. In der Spielzeit 2023/24 wurde das Harztheater in eine gGmbH überführt.
Stadttheater Halberstadt
Das Theater im Nordharz hat eine lange Tradition. Seit 1812 existiert in Halberstadt ein Theaterbetrieb. Dieser konnte im Jahr 1905 mit einem festen Ensemble in ein neu erbautes Stadttheater einziehen, unterstützt von den kulturinteressierten Bürgern der Stadt. Das Halberstädter Theater wurde in dieser Zeit unter anderem durch seine Aufführungen von Wagneropern deutschlandweit bekannt. Gustaf Gründgens und Theo Lingen debütierten hier.
Im Zweiten Weltkrieg wurde das Stadttheater zerstört, konnte jedoch als eines der ersten deutschen Theater der Nachkriegszeit seinen Betrieb wieder aufnehmen. 1949 wurde ein neues Haus eröffnet, das „Volkstheater Halberstadt“. Mittlerweile gehört es zu den Denkmälern der Stadt Halberstadt. Der Komponist, Musikdirektor und Chorleiter Hans Auenmüller wirkte hier über vier Jahrzehnte bis 1991 und prägte das Profil des Hauses entscheidend mit.
Theater Quedlinburg
Seit dem 19. Jahrhundert gab es in Quedlinburg einen Theaterbetrieb, jedoch zunächst ohne festes Ensemble. Das Theatergebäude wurde am 10. Oktober 1886 eingeweiht. Das im Stil der Gründerzeit errichtete Gebäude wurde von Wilhelm und Hermann Schilling als Gasthaus und Theater betrieben. Anfang der 1930er entstand ein neuer Gebäudeteil. Dieser Teil des Hauses ist von einer sachlich-funktionalen Formensprache geprägt und kubisch. Erst am 2. Oktober 1945 wurde das Stadttheater Quedlinburg gegründet und hatte mit Iphigenie auf Tauris von Johann Wolfgang von Goethe in der Gaststätte „Prinz Heinrich“ seine erste Vorstellung. Der Dreispartenbetrieb erhielt Einzug in das „Theater am Marschlinger Hof“, das bis heute als Spielstätte genutzt wird.
1964, nach der Neustrukturierung der Theaterlandschaft durch die Regierung der DDR, wurde das Musiktheater in Quedlinburg abgeschafft, das Schauspielensemble bespielte die Bühne am Marschlinger Hof weiterhin bis 1984. Durch das Fehlen der finanziellen Mittel verfiel das so genannte Große Haus immer mehr und musste schließlich für den Spielbetrieb gesperrt werden. Erst 1997 wurde die Spielstätte auch durch das Engagement vieler theaterbegeisterter Bürger wieder eröffnet.
Das Theater befindet sich an der Adresse Marschlinger Hof 17 und ist im Quedlinburger Denkmalverzeichnis eingetragen. Das Foyer und der Eingangsbereich des Hauses sind größtenteils original erhalten. Bemerkenswert ist die Lichtdecke. Zierende Elemente wie die farbliche Gestaltung und geätzte Scheiben sind zurückhaltend eingesetzt.
Intendanten
- 1991–1999 Gero Hammer
- 1999–2005 Kay Metzger
- 2005–2008 André Bücker
- seit 2009 Johannes Rieger
Domfestspiele
Die Halberstädter Domfestspiele werden jährlich vom Harztheater in Kooperation mit der Moses Mendelssohn Akademie, dem Domschatz Halberstadt und dem Evangelischen Kirchspiel Halberstadt organisiert. Jedes Jahr werden Konzerte und Tanzvorstellungen dargeboten. 2011 erfolgte im Dom zu Halberstadt die Uraufführung der Ballettinszenierung Maria Magdalena von Jaroslaw Jurasz. Seit der Spielzeit 2022/2023 findet im Rahmen der Domfestspiele auch das Tanzart ostwest Festival statt, zu sich dem zahlreiche Tanzensembles aus aller Welt in der gesamten Region präsentieren.
Orchesterwerkstatt
Junge Musiker und Komponisten finden durch die jährlich stattfindende Orchesterwerkstatt eine Bühne für ihre Werke. Durch die Zusammenarbeit mit dem Landesmusikrat Sachsen-Anhalt kann jungen talentierten Menschen ein fruchtbarer und praktischer Austausch mit Musikern, Professoren und Zuschauern ermöglicht werden. Die Werke der Teilnehmer werden mit dem Orchester des Harztheaters, den Harzer Sinfonikern, erarbeitet, um sie dann öffentlich zu präsentieren.
Theaterpädagogik
Das Harztheater spricht mit seinem theaterpädagogischen Angebot vor allem theaterinteressierte Lehrer, Schüler und Eltern an. Der Theaterjugendclub bietet jungen Talenten eine Bühne und nimmt am jährlichen Schülertheatertreffen teil. Das Programm der Theaterpädagogik reicht von Theaterführungen über Schulbesuche und Premierenklassen bis hin zu Theatergesprächen.
Literatur
- Werner Hartmann: Theater in Halberstadt 1905–1945. Hrsg. Theater-Förderverein Halberstadt
- Werner Hartmann: Theater in Halberstadt 1945–1996. Hrsg. Theater-Förderverein Halberstadt