Der Weierstraßsche Vorbereitungssatz ist ein mathematischer Satz aus der Funktionentheorie mehrerer Veränderlicher. Er stellt einen Zusammenhang zwischen Nullstellen konvergenter Potenzreihen und Weierstraß-Polynomen her.

Einführung und Formulierung des Satzes

Es bezeichne den Ring der konvergenten Potenzreihen um 0 in Veränderlichen; dieser Ring ist kanonisch isomorph zum Ring der Keime holomorpher Funktionen in Veränderlichen um den Nullpunkt.

Ein ist genau dann eine Einheit des Rings , d. h. in dem Ring invertierbar, wenn ist, was wiederum bedeutet, dass der konstante Term der Potenzreihe von Null verschieden ist.

Jedes kann mittels der Festlegung als Element von aufgefasst werden; hiermit wird der Ring zu einem Unterring von . Auch der Polynomring ist dann ein Unterring von . Wenn im Kontext des Weierstraßschen Vorbereitungssatzes von Polynomgrad oder Grad gesprochen wird, dann ist der Grad von Elementen aus als Polynome in gemeint.

Ein Weierstraß-Polynom ist ein Element aus der Form

mit konvergenten Potenzreihen , die in 0 verschwinden, d. h. mit .

Eine Potenzreihe heißt in regulär, falls die holomorphe Funktion nicht die Nullfunktion ist, und in regulär von der Ordnung , falls die Funktion in 0 eine Nullstelle der Ordnung hat.

Mit diesen Begriffsbildungen gilt der folgende Satz, genannt Weierstraßscher Vorbereitungssatz.

Sei eine konvergente Potenzreihe, die in regulär von der Ordnung ist. Dann gibt es ein eindeutig bestimmtes Weierstraß-Polynom vom Grad und eine eindeutig bestimmte Einheit mit .

Beweisidee

konvergiert auf einem geeigneten Polykreis . Da in regulär von der Ordnung ist, findet man , so dass die Funktion für jedes feste genau Nullstellen im Kreis hat. Diese seien mit bezeichnet, wobei für Mehrfachnullstellen Wiederholungen auftreten. Multipliziert man

aus, so erhält man ein Weierstraß-Polynom, das das Verlangte leistet.

Bemerkung

Der Name Vorbereitungssatz rührt daher, dass die Potenzreihe für die Untersuchung ihrer Nullstellen vorbereitet wird. Da der Faktor als Einheit in einer Umgebung von 0 nicht verschwindet, sind die Nullstellen in einer solchen Umgebung dieselben wie die des Weierstraß-Polynoms.

Für , das heißt für holomorphe Funktionen einer Variablen, muss das Weierstraß-Polynom das normierte Monom sein. Es ist dann mit einer holomorphen Funktion , die in 0 nicht verschwindet. Der Vorbereitungssatz verallgemeinert daher die Tatsache, dass eine holomorphe Funktion einer Veränderlichen mit -facher Nullstelle in 0 als mit einer holomorphen in 0 nicht verschwindenden Funktion geschrieben werden kann, auf Dimensionen.

Zur Einordnung des Satzes soll noch erwähnt werden, dass sich aus ihm sehr leicht ein Satz über implizite Funktionen ergibt. Ist nämlich in regulär von erster Ordnung, so hat nach dem Vorbereitungssatz die Form

mit einer holomorphen Funktion . Da , gilt in einer Umgebung von 0

.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Wolfgang Ebeling: Funktionentheorie, Differentialtopologie und Singularitäten, Vieweg-Verlag (2001), ISBN 978-3-528-03174-9, Theorem 2.1
  2. Gunning-Rossi: Analytic functions of several complex variables. Prentice-Hall 1965, Kap. II.B, Theorem 2 (Weierstrass Preparation Theorem)
  3. Wolfgang Ebeling: Funktionentheorie, Differentialtopologie und Singularitäten, Vieweg-Verlag (2001), ISBN 978-3-528-03174-9, Bemerkung 2.3
  4. Gunning-Rossi: Analytic functions of several complex variables. Prentice-Hall 1965, Kap. II.B, Seite 70
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