Walhallabahn
99 253 als Denkmal in Regensburg
Streckennummer:5862
Kursbuchstrecke (DB):zuletzt 424g
Streckenlänge:23,4 km
Spurweite:1000 mm (Meterspur)
Maximale Neigung: 33 
Minimaler Radius:37 m
0,0 Regensburg-Stadtamhof (bis 1933) 332,4 m
0,4 Regensburg Dultplatz (bis 1933)
0,7 zum Dachziegelwerk Zinstag (1900–1917)
0,7 Regensburg-Steinweg (bis 1918)
0,9 Regen
1,0 Regensburg-Reinhausen (bis 1933)
1,27 Beginn eigener Gleiskörper
1,4 Regensburg-Reinhausen (ab 1933)
2,3 Regensburg-Weichs
Bahnstrecke Regensburg–Weiden
3,2 von Regensburg Walhallastraße
3,2 Lokalbahnhof Walhallastr (ab 1892)
3,5 Regensburg Kalkwerke
4,6 Regensburg-Schwabelweis
5,6 Stauferfeld
6,5 Tegernheim
8,9 Donaustauf 328,5 m
10,0 Walhalla
10,8 zur Flussspat-Verladung
11,4 Sulzbach (Donau)
12,5 Demling-Steinbruch
13,9 Demling
16,3 Bach
17,5 Frengkofen
19,0 Kruckenberg
22,0 Wiesent
23,4 Wörth (Donau) 324,9 m

Die Walhallabahn, im Volksmund auch »Walhallabockerl« genannt, war eine meterspurige Schmalspurbahn von Regensburg-Stadtamhof nach Wörth an der Donau. Ihren Namen und ihre Entstehung verdankte die Bahn der an der Strecke liegenden Walhalla bei Donaustauf. Die Walhalla war von 1830 bis 1842 vom bayerischen König Ludwig I. als Ruhmestempel der deutschen Kultur auf einem Bergrücken über der Donau erbaut worden. Wegen fehlender Verkehrsverbindungen wurde sie jedoch bis zur Eröffnung der Walhallabahn nur wenig besucht. Erbauer und ursprünglicher Betreiber der Bahn war die private Lokalbahn Aktien-Gesellschaft (LAG) aus München, nach deren Liquidation im Jahre 1938 wurde auch die Walhallabahn verstaatlicht. 1968 wurde sie schließlich stillgelegt.

Bau und Betrieb

Die LAG erhielt am 23. September 1888 die bayerische Konzession zum Bau der 8,9 km langen Teilstrecke bis Donaustauf. Diese wurde am 23. Juni 1889 für den Personenverkehr eröffnet. Erst am 1. Mai 1892 nahm die Bahn auch den Güterverkehr auf. Der Betrieb wurde bis 1902 ausschließlich mit B-gekuppelten Trambahnlokomotiven durchgeführt. Bis Streckenkilometer 1,27 in Reinhausen musste die Bahn innerörtliche Straßen benutzen, ehe sie auf einen eigenen Bahnkörper entlang der Straße nach Donaustauf wechseln konnte.

Eine Weiterführung der Bahn bis Wörth/Donau ermöglichte die bayerische Konzession vom 23. Dezember 1900. Dieses 14,5 km lange Streckenstück wurde am 1. Mai 1903 in Betrieb genommen. Während auf dem ersten Teilstück der Personenverkehr durch die Besucher der Walhalla überwog, bekam nach der Streckenerweiterung auch der Güterverkehr eine größere Bedeutung. An der Kreuzung mit der nach Schwandorf führenden Staatsbahnstrecke am Lokalbahnhof Walhallastraße baute die Bahn bis 1903 eine große Umladeanlage, u. a. mit zwei Portalkränen für die Holzumladung auf Normalspurwagen. Hier lagen auch die Rollbockgruben für den ab 1. Mai 1911 begonnenen Einsatz von Rollböcken für den Transport normalspuriger Güterwagen. In diese Zeit fällt auch der Bau einer eigenen Werkstatt in Donaustauf, die bis 1925 nochmals erweitert wurde.

In den heutigen Regensburger Stadtteilen Stadtamhof, Steinweg und Reinhausen war die Walhallabahn wegen der Benutzung der Straßen und an den Wegkreuzungen ein Hindernis und an manchen Unfällen mit Fuhrwerken beteiligt. Außerdem war in den engen Straßen der Lokomotivqualm ein Problem. Daher gab es über Jahrzehnte Versuche, den Bahnbetrieb hier zu erschweren und einzustellen, zumal die Regensburger Straßenbahn gerne den Ersatzverkehr übernommen hätte. Dies alles führte zu dem Kuriosum „Fahnerlbua“. Dieser, ein gestandener Mann, musste dort jedem Zug, der ohnehin nur Schrittgeschwindigkeit fahren durfte, vorausgehen und mit einer roten Fahne den übrigen Verkehr warnen. Nach einem langjährigen Gerichtsstreit musste die Bahn am 17. Juli 1933 ihren ersten Streckenkilometer aufgeben und in Reinhausen an der Straßengabelung Donaustaufer Straße/Brennesstraße einen neuen Endbahnhof einrichten, wohin dann auch die Regensburger Straßenbahn entsprechend verlängert wurde.

Verstaatlichung und Stilllegung

Mit der Verstaatlichung der Lokalbahn AG am 1. August 1938 übernahm die Deutsche Reichsbahn auch die Walhallabahn. Nach dem Zweiten Weltkrieg ging auch hier die Nutzung der Bahn spürbar zurück. Die DB setzte ab 1956 zwei Diesellokomotiven, die durch die Stilllegung des schmalspurigen Netzes in der Pfalz nicht mehr benötigt wurden, auf der Walhallabahn ein. Es folgten am 31. Mai 1959 die Stilllegung des Streckenabschnitts von Reinhausen bis zum Umladebahnhof Walhallastraße und die Aufgabe des Personenverkehrs am 1. Oktober 1960 auf der Gesamtstrecke. Am 31. Dezember 1968 fuhr auf der Walhallabahn der letzte Güterzug vom Endbahnhof Wörth an der Donau kommend.

Lokomotiven

Nr. LAG Nr. DR/DB Bauart Hersteller Fabrik-
nummer
Baujahr Bemerkungen
Dampflokomotiven
13Bn2tKrauss & Co.210418891911 ausgemustert
14Bn2tKrauss & Co.210518891911 ausgemustert
39Bn2tKrauss & Co.314618951918 verkauft
6199 251C1'n2tKrauss & Co.482319021956 ausgemustert
6799 252C1'n2tKrauss & Co.517319041959 ausgemustert
62II99 253C1'n2tKrauss & Co.592919081960 ausgemustert, jetzt Lokomotivdenkmal in Regensburg-Stadtamhof
1Bn2tKrauss & Co.181418871910 von der Lokalbahn Ravensburg–Weingarten,
1928 ausgemustert
2Bn2tKrauss & Co.181718871910 von der Lokalbahn Ravensburg–Weingarten,
1927 an die Zellstoffwerke Regensburg verkauft (Verbleib unbekannt)
63Cn2tKrauss & Co.20191889Preußische T 31.1, 1921 von der Kohlengrube Myslowitz
1928 an die Kleinbahn Wallersdorf–Münchshöfen verkauft
1931 nach einem Unfall ausgemustert und verschrottet
64II99 261Dh2tJ. A. Maffei420019261961 ausgemustert und verschrottet
99 281IICn2tWeidknecht16519101949 von der Wangerooger Inselbahn
1955 ausgemustert und verschrottet
99 291IICn2tOrenstein & Koppel480119111949 von der Wangerooger Inselbahn
1952 an die Bahnstrecke Mosbach–Mudau verkauft
1955 ausgemustert und verschrottet
Diesellokomotiven
V 29 951B’B’Arnold Jung Lokomotivfabrik1146319521956 von der Lokalbahn Ludwigshafen–Meckenheim
1969 ausgemustert und verschrottet
V 29 953B’B’Arnold Jung Lokomotivfabrik1146519521956 von der Lokalbahn Ludwigshafen–Meckenheim
1969 ausgemustert und verschrottet

Gedicht

Zum Beginn des Bahnbaus von Donaustauf nach Wörth an der Donau am 1. April 1902 verfasste Heimatdichter Josef Feller:

„Schickts uns fei’ ja net in April“

„Heut’ geht’s nu’ ernstli’ o
Dees Baua vo’ da Eisenbo’.
Jetz’ hackts und schaufelts nua brav zua
Und stampfts und mauerts ohne Ruah,
Und legts die Schiena eb’n und groad,
Damit’s a schönes Aussehgn hoat.
Und nagelt se’s fei fest an d’Schwell’n,
Damit’s net rutsch’n, wenn’s aa wöll’n
Damit dass Bockerl net entgloast
Und eppa goar en d’Doana roast.
Und seids recht fleißi’ all’ mit’nand
Und machts uns Wörtherern koa’ Schand’:
Legts Enk nur recht tüchti’ nei,
En Hiagst muass alles firti’ sei’.
Dass’s net am End’ hoaßt, mia san Fretta,
Und aus uns wärat nix mei’ Letta
Und woas i’ schließli’ soag’n no will:
Schickts uns fei’ ja net - in April!“

Literatur

  • Josef Dollhofer: Das Walhalla-Bockerl. Geschichte der Walhallabahn mit besonderer Abhandlung über die Lokalbahn-Aktiengesellschaft in München. MZ-Buchverlag, Regensburg 1972.
  • Walther Zeitler: Die Eisenbahn im Bayerischen Wald. Verlag Morsak, Grafenau 1970, S. 67 ff.
  • Gerd Wolff: Deutsche Klein- und Privatbahnen. Band 7: Bayern. EK-Verlag, Freiburg 2002, ISBN 3-88255-666-8.
  • Deutsche Reichsbahn: Die Deutschen Eisenbahnen in ihrer Entwicklung 1835–1935. Berlin 1935.
  • Hermann Bürnheim: Localbahn A.-G. München. Gifhorn 1974.
  • Ludwig Schindler: Aus der Geschichte der Walhallabahn. In: Stadtführer Wörth. Attenkofer, Straubing 2008, ISBN 978-3-936511-52-9.
  • Wolfgang Löckel: Unvergessene Walhallabahn. (Eisenbahn-Bildarchiv-Band 32). EK-Verlag, Freiburg 2008, ISBN 978-3-88255-371-0.
  • Wolfgang Löckel: Unvergessene Walhallabahn Band 2. (Eisenbahn-Bildarchiv-Band 50). EK-Verlag, Freiburg 2011, ISBN 978-3-88255-475-5.
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Koordinaten: 49° 1′ 35″ N, 12° 5′ 48,1″ O

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