Ein Walmdach ist eine Dachform, die im Gegensatz zum Satteldach nicht nur auf der Traufseite, sondern auch auf der Giebelseite geneigte Dachflächen hat. Die Dachfläche oberhalb der Giebelseite wird als der Walm bezeichnet.
Ein vollständiger Walm ersetzt den Giebel, die Wände schließen somit ringsum auf gleicher Höhe ab und ein rechteckiges Gebäude hat vier Dachflächen. Ein Walmdach hat immer einen Dachfirst; berühren sich die vier Dachflächen in einer gemeinsamen Spitze, spricht man bei geringer Höhe und Neigung von einem Zeltdach, bei hoher steiler Gestaltung von einem pyramidenförmigen Helmdach, das den Turmdächern zuzuordnen ist.
Die geneigten Dachflächen bieten weniger Angriffsfläche für Wind, die Windlast auf die Konstruktion wird verringert. Die Gratsparren und Kehlsparren bilden zusammen mit Sparren, Schiftern und Pfetten (bzw. Mauerlatte) Dreiecke in der Dachfläche, die das Dachtragwerk aussteifen.
Walmdächer mit Spitze
Wird ein Turm oder ein anderes Gebäude mit quadratischem Grundriss mit einem Walmdach versehen, so erhält man im einfachsten Fall ein Pyramidendach, dessen vier Dachflächen jeweils ein gleichschenkliges Dreieck bilden und oben zu einer Spitze zulaufen. Spitz zulaufende Pyramidendächer werden auch als Helmdach bezeichnet.
Ist der Grundriss nicht quadratisch (und bildet auch kein anderes regelmäßiges Polygon) und formen die Dachflächen dennoch in eine gemeinsame Spitze, so erhält man ein Zeltdach.
Ist der Grundriss der Dachfläche rund, so ergibt sich kein Walmdach, sondern ein Kegeldach, wenn das Dach ringsum geradlinig auf eine Spitze zuläuft. Ist die Dachfläche gewölbt, so spricht man von Dachhaube.
Krüppelwalm, Schopfwalm (Schopfdach), Halbwalm
Wenn der Giebel nicht vollständig abgewalmt ist, so ist er je nach Sichtweise nicht vollständig ausgebildet, d. h. verkrüppelt, oder er hat einen Schopf. Ein solcher Halbwalm wird daher Schopfwalm oder Krüppelwalm (norddeutsch Kröpelwalm) genannt. Die Krüppel können unterschiedlich groß und verschieden geneigt sein, wie das Bild des Humberghauses zeigt. Der Zimmerer nahm in alter Zeit beim Errichten des Dachstuhls auf das vorhandene oder gerade noch erschwingliche Balkenmaterial Rücksicht.
Manchmal wird ein Schopfwalmdach auch mit einem Fußwalmdach gleichgesetzt.
- Schopfwalm- oder Krüppelwalmdach, schematische Darstellung
- Bauernhaus im Emmental
- Annexgebäude des Schlosses Kronborg in Helsingør, Dänemark
- Wohnhaus in Aachen
- Die Schwalbenvilla in Meran
- Humberghaus in Dingden, Westmünsterland, 18. Jh.
- Weißbier-Stadel in Abensberg
Fußwalm
Ist nur der untere Teil des Daches abgewalmt (so dass ein Giebel im oberen Teil entsteht), wird dieser als Fußwalm bezeichnet.
- Fußwalm
- Traditionelle koreanische Fußwalm-Dachform
- Fußwalmdach auf Sumatra
- „Wollmdach“ der Zipser Sachsen und anderer „Zipser Häuser“, in slowakischen Bergregionen über die Zips hinaus traditionell.
Niedersachsengiebel
Als Sonderform ist ein Walm möglich, der weder am First beginnt, noch an der Traufkante endet. Diese Dachform wird auch Niedersachsengiebel genannt.
- Tellingstedt
Siehe auch
Literatur
- Marc Hirschfell: Goethes Gartenhaus - in: Das ist das Haus vom Nikolaus: Die Geschichte des Walmdachhauses als Urform und Idealtyp. Dissertation zur Erlangung des akademischen Doctor philosophiae (Dr. phil.) vorgelegt an der Philosophischen Fakultät der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg verteidigt am 04.02.2005. In: sundoc.bibliothek.uni-halle.de. 4. Februar 2005, S. 11–47, abgerufen am 28. August 2014.
Weblinks
- Literatur von und über Walmdach im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
Einzelnachweise
- ↑ Architekturlexikon: Das Walmdach. Abgerufen am 11. Juli 2012.
- ↑ Dachformen, In: DachdeckerWiki.de