Allgemeine Informationen | |
Ort | Leipzig |
Genre | Elektro, Future Pop, Synthie-Pop, Synth Rock, Alternative Rock, Mittelalter-Rock, Neue Deutsche Härte, EBM, Industrial |
Besucherzahlen | |
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1992 | 2.000 |
2016 | 20.000 |
2018 | 21.000 |
2019 | 21.000 |
2020 | Ausfall wegen COVID-19-Pandemie |
2021 | Ausfall wegen COVID-19-Pandemie |
2022 | 15.000 |
2023 | 20.000 |
Das Wave-Gotik-Treffen (kurz: WGT) ist ein Musik- und Kulturfestival, das mit Unterbrechung in den Jahren 2020 und 2021 seit 1992 jährlich am Pfingstwochenende auf dem agra-Gelände sowie an weiteren Orten in Leipzig stattfindet. Es wird von der Chemnitzer Firma Treffen & Festspielgesellschaft für Mitteldeutschland mbH organisiert. Mit über 20.000 Besuchern ist es neben dem in Hildesheim stattfindenden M’era Luna Festival eine der größten Veranstaltungen der alternativen und schwarzen Szene. In den Jahren 2020 und 2021 konnte das WGT aufgrund der COVID-19-Pandemie nicht wie gewohnt stattfinden.
Name
Bis in die Mitte der 1990er Jahre hieß das Wave-Gotik-Treffen noch Wave-Gothic-Treffen. Der Name leitete sich von den Bezeichnungen Wave und Gothic ab, da das Treffen eine Veranstaltung der ursprünglichen Wave- und Gothic-Kultur in Deutschland war und sich auf die damit verbundenen Musikrichtungen beschränkte. Beim fünften Treffen im Jahre 1996 trat die Veranstaltung erstmals unter dem neuen Namen in Erscheinung.
Hintergrund
In den vier Tagen des Festivals wird dem Besucher – neben mehr als hundert Konzerten – ein vielfältiges kulturelles Rahmenangebot offeriert. Dazu gehören spezielle Filmvorführungen, Club-Partys, Autorenlesungen unheimlicher und romantischer Literatur, Ausstellungen in Museen und Galerien, Live-Rollenspiel, Kirchenkonzerte, Mittelaltermärkte und Workshops zu verschiedenen Themen. Die Besucher übernachten in Hotels, Pensionen oder nutzen die Campingmöglichkeiten des wichtigsten Einzelstandortes des Treffens, des agra-Messegeländes, mit einem Zeltplatz.
Zusätzlich zu den Eintrittskarten werden für das Wave-Gotik-Treffen auch so genannte Obsorgekarten verkauft. Die reine Eintrittskarte ermöglicht den Zutritt zu den Veranstaltungen und Fahrten mit öffentlichen Verkehrsmitteln der LVB während des Treffens. Besitzer einer Obsorgekarte können zusätzlich die Zeltplätze nutzen und erhielten bis 2017 kostenlos das Programmbuch Pfingstbote, das nun nur noch separat zu erwerben ist. Bis 2007 war diesem ein Sampler Silberling – Künstler zum XX. Wave-Gotik-Treffen beigelegt. Auf der CD fanden sich ausgewählte Lieder von Bands, die auf dem Festival auftraten.
Veranstaltungsorte
Im Gegensatz zu anderen Festivals verteilen sich die Veranstaltungsorte des Wave-Gotik-Treffens über die ganze Stadt. Als Einlassberechtigung dient ein festivaltypisches Armband, das man beim Entwerten der Eintrittskarte erhält. Von diesem Armband gibt es zwei Versionen: eines mit und eines ohne Zeltplatzberechtigung. Ersteres ist nur auf dem agra-Messegelände erhältlich, während das zweitgenannte an mehreren Stellen in der Stadt ausgegeben wird.
- agra-Messegelände
- Auf dem agra-Messegelände, einem alten Messepark, befinden sich die Zeltplätze und die agra-Hallen. Eine der großen Hallen wird für Konzerte genutzt. Dort finden auf Grund der Kapazität die Konzerte mit den höchsten Publikumszahlen statt. Die andere große Halle wird für die Szenemesse (eine Verkaufsmesse) genutzt. In den weiteren Hallen (hinter dem Bistro-Bereich) findet jeden Abend eine Discoveranstaltung mit vielen bekannten DJs statt.
- Werk II (bis 2013)
- Im Werk II, einem alternativen Kulturzentrum im Stadtteil Connewitz, fanden in Halle A die Konzerte und in Halle D die Discoveranstaltungen statt. Daneben konnte man hier auch im Biergarten sitzen.
- Moritzbastei
- Eine alte Befestigungsanlage. Oberirdisch findet der Mittelaltermarkt Wonnemond statt, unterirdisch in Tonnen der zweite Teil des Mittelaltermarktes, kleinere Konzerte und Platz zum Tanzen.
- Cinestar (bis 2014)
- Ein Kino im Petersbogen in der Innenstadt. Hier fanden Lesungen und die offiziellen Autogrammstunden statt. Des Weiteren wurden DVDs von Szene-Bands und düstere Kinofilme gezeigt.
- Clara-Zetkin-Park
- Veranstaltungsort des viktorianischen Picknicks.
- Torhaus Dölitz
- Im agra-Park am Ende des Zeltplatzes neben dem agra-Gelände gelegen; hier hat das heidnische Dorf seine Zelte aufgeschlagen, welches gegen Eintritt auch Nicht-Festivalbesuchern zugänglich ist. Auch hier spielen Bands auf einer Open-Air-Bühne.
- Auf dem Zeltplatz, WGT 2002
- Wavegotiktreffen 2005, agra
- Besucherin beim Viktorianischen Picknick, 2009
- Piercing Extreme, WGt, 2008
- Besucher, 2011
- Auftakt des 25. WGT in Belantis, 2016
- Im Heidnischen Dorf Wave-Gotik-Treffen 2016
- Wave-Gotik-Treffen
- Völkerschlachtdenkmal Wave-Gotik-Treffen 2018
Weitere Veranstaltungsorte:
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Geschichte
Als Vorgänger des Wave-Gotik-Treffens gilt eine Feier am Belvedere in Potsdam, zu der sich 1988 anlässlich der Walpurgisnacht um die 20 Leute trafen. Letztendlich stießen noch mehrere Anhänger der Schwarzen Szene hinzu, so dass ca. 150 Personen zugegen waren. Der ungestörte Ablauf der Zusammenkunft von Szeneangehörigen und mit der Szene sympathisierenden Menschen wurde jedoch von den Ordnungskräften des damaligen DDR-Regimes unterbunden, denen die Entstehung einer kritischen und schwer kontrollierbaren Subkultur ein Dorn im Auge war. Was noch zu DDR-Zeiten verboten war und bestraft wurde, konnte erst nach der Wende offiziell betrieben werden. Das erste Wave-Gotik-Treffen fand im Jahre 1992 im Eiskeller (heute „Conne Island“) in Leipzig statt. Zu diesem Anlass versammelten sich etwa 2000 Gleichgesinnte.
In den Folgejahren wuchs das WGT immer weiter, sowohl die Besucherzahl als auch die Anzahl auftretender Bands. Dies zog einen Bedarf an zusätzlichen Spielorten, Übernachtungsmöglichkeiten und Discoveranstaltungen nach sich. Zudem wurde das Festival um weitere Attraktionen wie Lesungen und Filmvorführungen ergänzt. Bildete die Bandauswahl der frühen WGTs noch ein kleines typisches Spektrum der sich zur schwarzen Szene in Deutschland zählenden Bands ab, so wurde die Bandauswahl vor allem ab Mitte der 1990er Jahre immer breiter gefächert. Ursache dafür war auch der Einfluss anderer Musikrichtungen auf die Schwarze Szene. Die Auftritte von immer mehr Metal-lastigen Bands wurden von einigen Besuchern als Beginn des Endes des „echten“ Wave-Gotik-Treffens gesehen, da neben den traditionellen Zielgruppen auch viele Metaller angereist waren. Bei der Bewertung der Güte des Festivals unterschieden sich die Besucher nach den eher traditionell geprägten Szenepersonen, die das Eindringen neuer Musikstile auf dem WGT als eine Verwässerung des WGTs ansahen, während die Anhänger dieser neuen Spielarten und offenere Geister die Neuerungen positiv betrachteten und als Beleg dafür ansahen, dass die Schwarze Szene auch musikalisch immer noch lebte und sich weiterentwickelte.
Im Jahr 2000 endete das sich stetig vergrößernde, aufwändig gestaltete Festival vorzeitig mit dem Bankrott des Veranstalters. Die genauen Ursachen sind unbekannt, von Missmanagement, massenhafter Kartenfälschung und brancheninternen Intrigen ist die Rede. Während des Festivals kam am Samstagabend das Gerücht auf, dass die Bezahlung der Bands und verpflichteter Organisationen (z. B. Security) nicht mehr gesichert sei. Die Veranstalter verließen aufgrund von Drohungen Leipzig, die Security verließ den Posten, der Auftritt von Gruppen wie Phillip Boa and the Voodooclub und And One wurden abgesagt. Securityaufgaben wurden kurzerhand von Besuchern selber organisiert und viele Bands beschlossen, auch ohne Gage zu spielen und traten in der Agra-Halle auf. Es gab keine Unruhen oder Ausschreitungen, sondern das Festival wurde trotzdem für die Beteiligten ein Ereignis der besonderen Art, glaubten doch die meisten, dass dieses das letzte WGT in Leipzig sein würde.
Seit 2001 findet das Wave-Gotik-Treffen unter neuer Federführung und in enger Zusammenarbeit mit der Stadt Leipzig statt. Seitdem gehört es auch offiziell zum Kulturprogramm der Stadt, wodurch es unter anderem in Touristenführern Erwähnung findet. Verschiedene Leipziger Museen, darunter das Stadtgeschichtliche Museum Leipzig, die Museen im Grassi, die Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“ und das Naturkundemuseum Leipzig, haben in den vergangenen Jahren Ausstellungen und Veranstaltungen zum Wave-Gotik-Treffen angeboten.
Das für Pfingsten 2020 geplante 29. WGT wurde wegen der COVID-19-Pandemie in Deutschland und dem damit verbundenen Verbot von Großveranstaltungen bis zum 31. August 2020 auf Pfingsten 2021 verschoben. Laut Aussage des Veranstalters bemühe man sich, die bereits verpflichteten Künstler für das Folgejahr erneut zu engagieren. Doch auch 2021 fiel das Festival wegen der Corona-bedingten Beschränkungen aus. Seit 2022 findet das WGT wieder statt.
Line-Up
Die beim Wave-Gotik-Treffen auftretenden Künstler umfassen das gesamte musikalische Spektrum der Schwarzen Szene. Ihre Zahl stieg vom Beginn im Jahr 1992 von acht auf fast 350 im Jahr 2000. Heute sind es rund 200, die sich an vier Tagen auf den parallelen Bühnen über das ganze Stadtgebiet verteilen.
Line-Up des ersten Wave-Gotik-Treffens 1992:
Age of Heaven – Das Ich – Ghosting – Goethes Erben – Love like Blood – Sweet William – Templar – The Eternal Afflict
Publikum
Das Publikum des Wave-Gotik-Treffens umfasst üblicherweise das komplette Spektrum der Schwarzen Szene von Goths über Elektro- und Neofolk-Anhänger bis hin zu BDSM- und Fetisch-Anhängern. Des Weiteren finden sich auch Punks, Metaller und Angehörige der Cyberkultur, der Mittelalterszene oder der Steampunk- und Visual-Kei-Szene.
Diese Vielfalt wird von manchen Besuchern kritisiert und als aufdringlich empfunden. Einige empfinden das Wave-Gotik-Treffen seit spätestens Mitte der 1990er als zu groß, unpersönlich und kommerzialisiert und wünschen sich wieder ein Festival im ursprünglichen kleinen Rahmen zurück. Andere wiederum erhoffen sich ein stetiges Wachstum, was die Besucherzahlen und die dargestellten Musikstile angeht.
Kritik
Seit Jahren bezeichnen Antifa-Gruppen das Wave-Gotik-Treffen als Nazi-Treffen, bereits 2007 kam es deswegen zu Ausschreitungen. Antifa-Gruppen kritisieren, Besucher mit Uniformen, die denen der Schutzstaffel oder der Wehrmacht ähnlich seien, würden toleriert. Ein weiterer Kritikpunkt ist der alljährliche Marktstand des rechtsextremen Verlages VAWS. 2009 zierte ein der Schwarzen Sonne ähnliches Symbol die für den Zeltplatz benötigten Obsorgekarten. Dies wurde unter anderem in einem offenen Brief der Band ASP kritisiert. Die Veranstalter betonen, ein unpolitisches Festival auszurichten, distanzieren sich jedoch nicht von Rechts.
Sonstiges
Der Comic Frischer Wind in der vorsorgenden Rechtspflege (2012) von Katz & Goldt handelt von einer Gruppe von Notaren, die einen Werbestand auf dem Wave-Gotik-Treffen anbieten. Alljährlich tritt vor dem agra Messepark die Kultfigur Noctulus auf. Im Jahr 2009 durfte Noctulus zum 18. WGT am Sonntag (31.05.2009) in der agra-Halle um 15:30 Uhr als erster Act auftreten.
Literatur
- Alexander Nym, Jennifer Hoffert (Hrsg.): Black celebration. 20 Jahre / 20 years Wave-Gotik-Treffen. Plöttner Verlag, Leipzig 2011, ISBN 978-3-86211-037-7.
- Thomas Höpel: Kultur, Kunst und Bildung. In: Ulrich von Hehl (Hrsg.): Geschichte der Stadt Leipzig, Band 4, Vom Ersten Weltkrieg bis zur Gegenwart. Leipziger Universitätsverlag, Leipzig 2019, ISBN 978-3-86583-804-9, S. 943.
Weblinks
- Wave=Gotik-Treffen. Offizielle Website. In: wave-gotik-treffen.de.
- WAVE-GOTIK-TREFFEN IN LEIPZIG - PFINGSTEN … In: mdr.de. Mitteldeutscher Rundfunk, abgerufen am 18. Mai 2018.
- Wave-Gotik-Treffen. In: LVZ.de. Abgerufen am 18. Mai 2018.
- Wave Gotik Treffen (WGT). Impressionen vom WGT auf dem agra-Veranstaltungsgelände Leipzig. In: agra-veranstaltungsgelaende-leipzig.de. Abgerufen am 18. Mai 2018.
Einzelnachweise
- ↑ Shan Dark: Das 1. WGT 1992: eine große Gothic-Klassenfahrt. 11. Mai 2011, abgerufen am 7. Oktober 2017 (Bericht über das 1. WGT 1992).
- ↑ Das frivole Festival der schwarzen Fetisch-Szene. Abgerufen am 5. März 2020.
- ↑ WGT endet mit Besucherrekord beim Viktorianischen Picknick. Abgerufen am 5. März 2020.
- ↑ Die wichtigsten Fragen zum WGT. Abgerufen am 18. Juni 2019.
- ↑ WGT 2022 in Leipzig: Das war das 29. Wave-Gotik-Treffen –. In: mdr.de. 6. Juni 2022, abgerufen am 7. Juni 2022.
- ↑ WGT 2023 in Leipzig endet mit 20.000 Besucherinnen und Besuchern. In: mdr.de. 30. Mai 2023, abgerufen am 30. Mai 2023.
- ↑ 9. Wave-Gotik-Treffen Pfingsten 2000 in Leipzig. 15. Juni 2010, abgerufen am 7. Oktober 2017.
- ↑ Leipzig in Black. Sonderausstellung im Stadtgeschichtlichen Museum Leipzig zum 23. WGT. Stadtgeschichtliches Museum Leipzig, abgerufen am 7. Oktober 2017.
- ↑ Kinder der Nacht – unangepasst und überwacht. Sonderausstellung in der Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“ zum 22. WGT. (Nicht mehr online verfügbar.) Bundesbeauftragter für die Stasi-Unterlagen, archiviert vom am 21. April 2017; abgerufen am 18. Dezember 2017. Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ Aus dem Schattenreich der Natur. Veranstaltung am Naturkundemuseum Leipzig zum 26. WGT. Schemenkabinett, abgerufen am 18. Dezember 2017.
- ↑ mdr.de: Offiziell: In diesem Jahr kein Wave-Gotik-Treffen in Leipzig. Abgerufen am 9. Mai 2020.
- ↑ Offizielle Seiten Wave-Gotik-Treffen Leipzig. Abgerufen am 28. April 2019.
- ↑ Künstler des WGT 1992. wave-gotik-treffen.de, abgerufen am 21. Mai 2011.
- ↑ Nachbericht zum WGT – Leipzig / Presse Echo. de.indymedia.org, abgerufen am 24. Mai 2010.
- ↑ Bitterer Nachhall zum WGT 2009 | Dark-News | Gothic News | Metal News | Schwarze Szene News. dark-news.de, 15. Mai 2010, abgerufen am 17. Dezember 2013.
- ↑ Katz & Goldt | Frischer Wind in der vorsorgenden Rechtspflege. Abgerufen am 2. Juli 2022.
- ↑ "Noctulus – unterschätztes Genie oder bizarre Kultfigur?", Metal S. Peise, metalspeise.wordpress.com, 22. Mai 2014
- ↑ ~ Offizielle Seiten Wave-Gotik-Treffen Leipzig ~. Abgerufen am 23. Juli 2023.
Koordinaten: 51° 20′ 25″ N, 12° 22′ 29″ O