James Immanuel Weissglas (geboren 14. März 1920 in Czernowitz, Großrumänien (heute Ukraine); gestorben 28. Mai 1979 in Bukarest) war ein rumänischer deutschsprachiger Dichter jüdischer Herkunft und Übersetzer.

Biografie

Wie sein Schulfreund Paul Celan entstammte Immanuel Weissglas einer deutschsprachigen jüdischen Familie in der Bukowina. Weissglas überlebte 1941 bis 1944 die rumänischen Lager in der Ukraine. Er zog nach 1945 nach Bukarest. Dort arbeitete er als Theatermusiker, Verlagskorrektor und Redakteur und übersetzte literarische Werke aus dem Deutschen ins Rumänische und umgekehrt.

Erst 1970 veröffentlichte Weissglas das Gedicht Er, das seither in der Literaturwissenschaft als eine der Quellen für Celans Todesfuge betrachtet wird. Jean Bollack urteilte: „Celans Todesfuge stellt eine Antwort auf Weissglas’ Gedicht dar, dessen Existenz er kannte. Er ordnet seine Bestandteile neu an, ohne zusätzliche hinzuzufügen: es sind dieselben Elemente, aus denen er aber etwas ganz anderes macht.“ Weissglas sah beide Gedichte „tief verankert im lyrischen Bewußtsein unserer Zeit. Parallelismen bezeugen keineswegs irgendeine Priorität.“ Auf Vorwürfe, die hinter den Parallelen ein Plagiat Celans vermuteten, wandte er sich gegen das „schakalartige Schnüffeln […] mit dem unlauteren Ziel, eine dichterische Erscheinung von hölderlinscher Prägung in Frage zu stellen.“

Werke

  • Gottes Mühlen in Berlin. Gedichte. Bukarest, 1947.
  • Kariera am Bug. Gedichte. Bukarest: Cartea Romaneasca, 1947.
  • Der Nobiskrug, Gedichte. Bukarest: Kriterion-Verlag, 1972. Aachen: Rimbaud Verlag, 2011. ISBN 978-3-89086-486-0.
  • Aschenzeit, gesammelte Gedichte. Aachen: Rimbaud, 1994. (Texte aus der Bukowina, 2). ISBN 3-89086-923-8.

Übersetzungen und Übertragungen

  • Vasile Alecsandri: Fürst Despot. Historische Legende in Versen. Deutsch von Immanuel Weissglas. Bukarest: Albatros-Verlag, 1973.
  • Vasile Voiculescu: Die letzten ersonnenen Sonette Shakespeares in der erdachten Übersetzung V. Voiculescus. Zweisprachige Ausgabe; Deutsche Umdichtung: Immanuel Weissglas. Bukarest: Albatros Verlag, 1974.

Literatur

  • George Guțu / Martin A. Hainz / Andrei Corbea-Hoișie (Hrsg.): Stundenwechsel. Neue Perspektiven zu Alfred Margul-Sperber, Rose Ausländer, Paul Celan, Immanuel Weissglas. U. a. Konstanz: Hartung-Gorre, 2002. ISBN 3-89649-796-0
  • Helmut Braun (Hrsg.): Czernowitz. Die Geschichte einer untergegangenen Kulturmetropole Ch. Links Verlag, Berlin 2005 ISBN 386153374X
  • Andrei Corbea-Hoișie, Grigore Marcu, Joachim Jordan (Hrsg.): Immanuel Weissglas (1920 - 1979) – Studien zum Leben und Werk Hartung-Gorre Verlag, Konstanz 2010 ISBN 978-3-86628-326-8
  • Claus Stephani: „Grüne Mutter Bukowina“. Deutsch-jüdische Schriftsteller der Bukowina. Eine Dokumentation in Handschriften, Büchern und Bildern. Katalog zur gleichnamigen Ausstellung vom 22. April zum 25. Juni 2010. Haus des Deutschen Ostens: München, 2010. 48 S., 9 Abb. ISBN 978-3-927977-27-3
  • Peter Goßens: Weißglas, Immanuel James. In: Andreas B. Kilcher (Hrsg.): Metzler Lexikon der deutsch-jüdischen Literatur. Jüdische Autorinnen und Autoren deutscher Sprache von der Aufklärung bis zur Gegenwart. 2., aktualisierte und erweiterte Auflage. Metzler, Stuttgart/Weimar 2012, ISBN 978-3-476-02457-2, S. 538–540.

Einzelbeleg

  1. Jean Bollack: Dichtung wider Dichtung: Paul Celan und die Literatur. Wallstein, Göttingen 2006, ISBN 978-3-8353-0080-4, S. 47.
  2. Paul Celan: Todesfuge. Mit einem Kommentar von Theo Buck. 2. Auflage. Rimbaud, Aachen 2002. ISBN 3-89086-795-2, S. 55–56
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