Wanganui Māori: Whanganui | ||
Geographische Lage | ||
Koordinaten | 39° 56′ S, 175° 3′ O | |
Region-ISO | NZ-MWT | |
Staat | Neuseeland | |
Region | Manawatū-Whanganui | |
Distrikt | Whanganui District | |
Verwaltungssitz | Sitz der Verwaltung für den Whanganui District | |
Ortsgründung | 1840 | |
Einwohner | 38 091 (2013) | |
Höhe | 5 m | |
Postleitzahl | 4500, 4501 | |
Telefonvorwahl | +64 (0)6 | |
UN/LOCODE | NZ WAG | |
Fotografie des Ortes | ||
Victoria Avenue in Wanganui |
Wanganui (Maori Whanganui) ist eine Stadt im Whanganui District der Region Manawatū-Whanganui auf der Nordinsel von Neuseeland. Sie ist Sitz des Whanganui District Council.
Namensherkunft
Die Bedeutung des Namens Whanganui kann entweder mit whanga für Hafen und nui für groß oder mit whanga für warten und nui für lang übersetzt werden. Letzteres wird einem Stammesführer der Ngāti Ruanui zugeschrieben, der nach einer langen Reise an dem Fluss lange auf ein Kanu gewartet haben soll. Der Fluss bekam so den Namen Whanganui.
Mit der Besiedlung der Region durch Europäer begann dann auch das Problem der unterschiedlichen Schreibweise des Namens Whanganui, entweder mit oder ohne „h“. Zunächst setzte sich die Schreibweise der Europäer durch, den Namen ohne das „h“ zu schreiben. 1991 änderte zunächst die Regierung den Namen des Flusses wieder in die Schreibweise mit „h“, um so der Aussprache der Māori zu folgen und ihrem Wunsch zu entsprechen. Doch der Streit um den Namen der Stadt blieb.
Im Jahr 2009 hatte der New Zealand Geographic Board entschieden, den Namen der Stadt mit „h“ zu schreiben und die Regierung stellt es frei beide Schreibweisen zu nutzen. Die Bewohner von Wanganui sprachen sich allerdings zu 4/5 gegen die Schreibweise mit dem „h“ aus.
Im Dezember 2014 beauftragte der District Council der New Zealand Geographic Board den Namen des Distrikts in Whanganui District zu ändern. Die Behörde entsprach dem Wunsch am 28. August 2015. Am 22. Oktober 2015 entschied schließlich das Waitangi Tribunal, dass die Regierung ihre Kompetenz mit der Freistellung der Schreibweise überschritten hat und entschied für die Māori-Schreibweise für den Distrikt. Die Stadt bleibt allerdings weiterhin bei der Schreibweise ohne „h“.
Geographie
Die Stadt befindet sich rund 70 km nordwestlich von Palmerston North direkt an der Mündung des Whanganui Rivers in die Tasmansee. Sie liegt in der Bucht, die sich vom South Taranaki District der Region Taranaki bis zum Kapiti Coast District der Region Wellington hinzieht.
Geschichte
Das Mündungsgebiet des Whanganui Rivers war bereits vor der Ankunft der Europäer ein begehrtes Siedlungsgebiet der Māori. Stammesfehden führten allerdings immer wieder zu wechselnden Einflüssen verschiedener Stämme (Iwi). Nachdem von der New Zealand Company Wellington gegründet worden war, machte man sich auf die Suche nach neuem Land für die wachsende Zahl von Siedlern Pākehā.
Edward Jerningham Wakefield kaufte 1840, von der New Zealand Company beauftragt, rund 16.000 ha Land im Mündungsgebiet des Flusses von den Māori und noch im selben Jahr wurde die Stadt Wanganui gegründet, aber noch unter dem Namen Petre, benannt nach Lord Petre einem Direktor der New Zealand Company. Doch schnell wurde klar, dass der Landkauf auf Missverständnissen beruhte. Die Māori forderten ihr Land zurück und Wakefield bestand auf die Gültigkeit des Vertrages. Der Konflikt und Rivalitäten zwischen zwei Māori-Stämmen führten zu einer bewaffneten Auseinandersetzung und dazu, dass in dem Ort 1847 eine Garnison eingerichtet wurde. 1848 befriedete der Beauftragte für Landkäufe, Donald McLean, des Disput, indem er 32.000 ha Land, somit einen Teil erneut kaufte und den Handel in einem Vertrag genau festlegte. Danach konnte sich der Ort, der 1854 in Wanganui umbenannt und 1872 zur Stadt hochgestuft wurde, ohne Hindernisse entwickeln. 1924 wurde die Stadt zur City ernannt.
Das Gebiet am Whanganui River wird von den Māori als tapu angesehen. Heutzutage wird die Gegend um Wanganui immer noch als sozialer Brennpunkt gesehen, da Konflikte zwischen den Māori und der restlichen Bevölkerung um Landrechte weiterhin bestehen. Im Jahre 1995 besetzte der Māori-Stamm von Wanganui wegen der Gebietsansprüche in einem hauptsächlich friedlichen Protest für 79 Tage die Moutoa Gardens, die von den Māori als ihr Eigentum angesehen und Pākaitore genannt werden.
Bevölkerung
Zum Zensus des Jahres 2013 zählte die Stadt 38.091 Einwohner, 2,3 % weniger als zur Volkszählung im Jahr 2006.
Wirtschaft
In der Umgebung von Wanganui sind die Böden sehr fruchtbar, so dass dort viel Landwirtschaft betrieben wird. Zur Wirtschaftskraft Wanganui tragen vor allem Hafenanlagen und Baufirmen bei.
Infrastruktur
Straßenverkehr
Durch Wanganui führt der New Zealand State Highway 3, der die Stadt mit der Region von Taranaki und Palmerston North verbindet. In der Stadt zweigt der New Zealand State Highway 4 nach Nordosten ab und stellt so eine Verbindung mit dem zentralen Bergland her.
Schienenverkehr
Wanganui ist mit einer Stichstrecke an die Bahnstrecke Marton–New Plymouth angebunden. Die Stichstrecke führt durch die Stadt bis in den Hafen. Heute findet hier ausschließlich Güterverkehr statt. Nach der Eröffnung eines Binnenhafens in Wanganui 2010 durch Open Dairy besteht eine tägliche Verbindung von und nach Palmerston North.
Ursprünglich verkehrten im Personenverkehr nach Wanganui gemischte Züge. Von 1926 bis zum 31. Oktober 1955 gab es den Taranaki Flyer. Er wurde durch Triebwagen der Baureihe RM mit 88 Sitzplätzen ersetzt. Der Triebwagen, der den Taranaki Flyer ersetzte, verkehrte zum letzten Mal am 7. Februar 1959. Die Personenbeförderung in gemischten Zügen wurde am 30. Juli 1977 eingestellt.
Schiffsverkehr
Wanganui besitzt im Vorort Castlecliff im Mündungsgebiet des Whanganui River einen kleinen Hafen.
Flugverkehr
Vier Kilometer südlich von Wanganui befindet sich der Flughafen Wanganui (IATA-Code WAG), von hier werden tägliche Verbindungen nach Auckland und Wellington angeboten.
Sehenswürdigkeiten
Sehenswert sind in der Stadt die historischen Gebäude, wie das Wanganui-Opernhaus, dessen Grundsteinlegung im Jahr 1899 stattfand und welches am 9. Februar 1900 vom Premierminister Richard Seddon feierlich eröffnet wurde, sowie der Durie Hill Elevator, ein Aufzug aus dem Jahre 1916 oder der Durie Hill Memorial Tower, ein Turmdenkmal. Beeindruckend ist auch das Gebäude der Sarjeant Gallery, das als Kunstgalerie genutzt wird.
Des Weiteren stellt der Raddampfer Waimarie, der von einer örtlichen Freiwilligengruppe geborgen und restauriert wurde und von Wanganui aus Ausflugsfahrten den Fluss aufwärts unternimmt, eine Touristenattraktion dar.
Persönlichkeiten
- Edith Collier (1885–1964), Malerin
- Douglas Lilburn (1915–2001), Komponist
- Brian Talboys (1921–2012), Politiker
- Robert Burchfield (1923–2004), Herausgeber des Supplements zum Oxford English Dictionary
- Colin Dickinson (1931–2006), Radrennfahrer
- Donald Gemmell (1932–2022), Ruderer
- Alan McIntyre (* 1949), Hockeyspieler
- Richard Tonks (* 1951), Ruderer und Rudertrainer
- Leslie Wilson (* 1952), Hockeyspieler
- Stephen Cox (* 1956), Radrennfahrer
- Ross Tong (* 1961), Ruderer
- Catherine Cheatley (* 1983), Radrennfahrerin
- Earl Bamber (* 1990), Rennfahrer
- Kerri Gowler (* 1993), Ruderin
- Tim Seifert (* 1994), Cricketspieler
Siehe auch
Literatur
- Helga Neubauer: Wanganui. In: Das Neuseeland Buch. 1. Auflage. NZ Visitor Publications, Nelson 2003, ISBN 1-877339-00-8, S. 455–460.
Weblinks
- Diana Beaglehole: Whanganui places – Whanganui. In: Te Ara – the Encyclopedia of New Zealand. Ministry for Culture & Heritage, 10. Juni 2015, abgerufen am 25. Juni 2016 (englisch).
- Susan Bailey: Wanganui. In: An Encyclopaedia of New Zealand. Alexander Hare McLintock, 1966, abgerufen am 25. Juni 2016 (englisch).
Einzelnachweise
- 1 2 2013 Census QuickStats about a place: Wanganui District. Statistics New Zealand, abgerufen am 10. Oktober 2017 (englisch, StatsMap: Meshblock-Auswertung von der interaktiven Karte).
- ↑ Neubauer: Wanganui. In: Das Neuseeland Buch. 2003, S. 458.
- 1 2 Wanganui or Whanganui?. Whanganui District Council, 16. Mai 2016, abgerufen am 25. Juni 2016 (englisch).
- ↑ Whanganui or Wanganui - it's up to you. New Zealand Herald, 18. Dezember 2009, abgerufen am 25. Juni 2016 (englisch).
- 1 2 Topo250 maps. Land Information New Zealand, abgerufen am 10. Oktober 2017 (englisch).
- 1 2 Diana Beaglehole: Whanganui places - Whanganui. In: Te Ara - the Encyclopedia of New Zealand. Ministry for Culture & Heritage, 10. Juni 2015, abgerufen am 25. Juni 2016 (englisch).
- 1 2 Neubauer: Wanganui. In: Das Neuseeland Buch. 2003, S. 456.
- ↑ War in Whanganui. In: New Zealand History. Ministry for Culture & Heritage, 15. August 2014, abgerufen am 25. Juni 2016 (englisch).
- ↑ Diana Beaglehole: Whanganui places - In and around Whanganui. In: Te Ara - the Encyclopedia of New Zealand. Ministry for Culture & Heritage, 10. Juni 2015, abgerufen am 25. Juni 2016 (englisch).
- ↑ Churchman / Hurst, S. 132.
- ↑ Tony Hurst: Farewell to Steam: Four Decades of Change on New Zealand Railways. Harper Collins, Auckland 1995, S. 74.