Wide White Space war der Name einer belgischen Galerie in Antwerpen, die in der kurzen Zeit ihres Bestehens zu einer der führenden Avantgarde-Galerien in Europa wurde und eng mit bekannten Künstlern wie Joseph Beuys und Panamarenko zusammenarbeitete. Sie existierte von 1966 bis 1976 und wurde von Anny de Decker und Bernd Lohaus gegründet und geleitet.
Geschichte, Bedeutung und Performances
Der aus Düsseldorf stammende Künstler Bernd Lohaus und die Kunsthistorikerin Anny de Decker gründeten 1966 in der Plaatsnijderstraat 1 in Antwerpen die Galerie Wide White Space, um den neuen Künstlern, für die es in den damals herkömmlich-konservativen Museen keine Ausstellungsmöglichkeiten gab, einen Raum zu bieten, wo sie ihre Werke zeigen konnten. Zur Orientierung der Besucher trugen die Einladungen den ironischen Vermerk „Hinter dem Museum“. Die Galerie hatte eine große Anziehungskraft für die neue Kunstszene und gehörte zu den ersten, die Aktivitäten im internationalen Maßstab entwickelt hatten. Wide White Space hatte enge Kontakte zur Gruppe ZERO, suchte in rascher Rotation immer neue avantgardistische Künstler und förderte sie durch die Teilnahme an den aufkommenden Kunstmärkten, so zum Beispiel bei der documenta 4. Bezeichnend war, dass sich Künstler hier darauf „verlegten, ihre Ausstellungen unter Einbeziehung der Galerie selbst als Gesamtkunstwerke zu konzipieren, einschließlich aller damit verbundenen Elemente von der Einladungskarte bis zum Ritual der Vernissage“, wodurch einige einmalige Ereignisse durch die Galerie organisiert wurden. So führte Joseph Beuys am 9. Februar 1968 in der Galerie Wide White Space zum zweiten Mal seine Performance Eurasienstab durch, die er zusammen mit dem dänischen Künstler und Fluxus-Komponisten Henning Christiansen auf den Grundgedanken der Vereinigung westlicher und östlicher Kulturen erstellte. Der Kupferstab und die Filzwinkel wurden der Raumhöhe der Galerie angepasst. Der von Anny de Decker beauftragte Kameramann von Marcel Broodthaers, Paul de Fru, drehte dabei einen Film, dieser wurde 2005 mit einem Begleitbuch vom Joseph Beuys Medien-Archiv als DVD aufgelegt. Für den Stand der Galerie auf den Ausstellungen Prospekt 68 und Prospekt 69 in der Kunsthalle Düsseldorf, schuf Beuys einige Arbeiten, darunter den mit Filz überzogenen Konzertflügel Infiltration homogen für Konzertflügel (1968).
Bekannte Künstler, die in der Galerie ausstellten
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Ausstellungen über die Galerie Wide White Space
- 1994: Palais voor Schone Kunsten (Palais des Beaux-Arts), Brüssel
- 1995: Kunstmuseum Bonn
- 1996: MAC, galeries contemporaines des Musées de Marseille
Auszeichnungen
- 2012: Art Cologne Preis
Literatur
- Yves Aupetitallot, Piet Coessens, Anny de Decker u. a.: Wide White Space. Hinter dem Museum. Deutsch und Englisch. Richter Verlag, Düsseldorf 1995. ISBN 3-928762-38-9
- Anny de Decker: Over de Wide White Space Gallery. In: Museumjournaal. Nr. 5/1971. Amsterdam. ISSN 0924-526X
- Anny de Decker: Bericht über die Beziehungen zwischen der Galerie Wide White Space in Antwerpen und der Akademie von Düsseldorf in dem Zeitraum 1965 - 1970. In: Brennpunkt Düsseldorf. Joseph Beuys – Die Akademie – Der allgemeine Aufbruch 1962 - 1987, Ausstellungskatalog Kunstmuseum Düsseldorf 1987.
- Paul de Vree: De Galerijen in België. In: Museumjournaal. Nr. 5/1971. Amsterdam. ISSN 0924-526X
- Dieter Helms: Kissenbilder. Gotthard Graubner in Antwerpen. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 9. Juni 1967
- Christos Konstantinopoulos: Wide White Space Gallery. A Chronicle of Innovation. In: Arti, Athen, Nr. 11–1992, ISSN 1105-8013
Einzelnachweise
- ↑ Zum Beispiel einige Male beim Kölner Kunstmarkt
- ↑ 1969 im „Parkhotel Hessenland“ Kassel (u. a. Beuys, Broodthaers, Christo, Panamarenko)
- ↑ Piet Coessens, Dieter Ronte: Vorwort. In: Wide White Space, Düsseldorf 1995
- ↑ Anny De Decker und Bernd Lohaus im Gespräch mit Brigitte Jakobs van Renswou am 22. Oktober 2008 in Antwerpen. In: Zentralarchiv des internationalen Kunsthandels e. V. ZADIK (Hrsg.): Joseph Beuys. Wir betreten den Kunstmarkt. Verlag für Moderne Kunst Nürnberg; sediment, Mitteilungen zur Geschichte des Kunsthandels, Heft 16, 2009, S. 47, ISBN 978-3-941185-15-9
- ↑ Art Cologne Medienmitteilung Internetabruf am 6. Februar 2012