Der Wilamowitzianus ist in der antiken Verslehre ein äolisches Versmaß, das zuerst von Ulrich von Wilamowitz-Moellendorff als choriambischer Dimeter beschrieben wurde, und von Paul Maas nach diesem benannt wurde. Gegen die Beschreibung wurde eingewandt, dass eben der doppelte Choriambus
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in den untersuchten Fällen nicht auftaucht. Heute wird das metrische Schema meist durch
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oder etwas spezifischer und mit äolischer Basis durch
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wiedergegeben, die Konstante ist also der Choriambus am Schluss des Verses. Dementsprechend kann der 3. Glykoneus als spezielle Form des Wilamowitzianus interpretiert werden. In der metrischen Formelnotation wird das Versmaß mit wil abgekürzt.
Beispiele finden sich in der attischen Tragödie und bei Korinna, in der lateinischen Dichtung bei Plautus und bei Terenz.
Literatur
- Sandro Boldrini: Prosodie und Metrik der Römer. Teubner, Stuttgart & Leipzig 1999, ISBN 3-519-07443-5, S. 145.
- Dieter Burdorf, Christoph Fasbender, Burkhard Moennighoff (Hrsg.): Metzler Lexikon Literatur. Begriffe und Definitionen. 3. Auflage. Metzler, Stuttgart 2007, ISBN 978-3-476-01612-6, S. 831.
- Christiaan Marie Jan Sicking: Griechische Verslehre. (= Handbuch der Altertumswissenschaft. Abt. 2, Teil 4) Beck, München 1993, ISBN 3-406-35252-9, S. 197.
- Ulrich von Wilamowitz-Moellendorff: Griechische Verskunst. Weidmann, Berlin 1921 (Nachdruck: WBG, Darmstadt 1984, ISBN 3-534-06699-5), S. 210–244.
- Gero von Wilpert: Sachwörterbuch der Literatur. 8. Auflage. Kröner, Stuttgart 2013, ISBN 978-3-520-84601-3, S. 908.