Wilhelm August Degèle (* 7. Februar 1820 in Hannover; † nach 1888) war ein deutscher Daguerreotypist, Tanzlehrer und Herausgeber sowie Freimaurer.

Leben

Wilhelm August Degèles Bruder war der ab 1853 in Emden arbeitende Daguerreotypist Carl Degèle.

Zu Beginn der Deutschen Revolution trat Wilhelm August Degèle am 17. März 1848 der St. Johannisloge „Zum schwarzen Bär“ bei.

Im Adressbuch der königlichen Haupt- und Residenzstadt Hannover von 1850 wird Wilhelm August Degèle als „Tanzlehrer u(nd) Dagurerreotyp(ist)“ mit Sitz in der Koebelingerstraße 20 bezeichnet. In der Ausgabe von 1852 inserierte er erstmals im Adressbuch von Hannover, 1852 nannte er sich statt Daguerreotypist auch „Photograph“. Bis 1886 wird er als Photograph und Tanzlehrer, in der Ausgabe von 1887 nur noch als Tanzlehrer aufgeführt, ab 1888 wird kein Beruf mehr genannt, vermutlich hat er 68-jährig seine Berufstätigkeit aufgegeben.

Aus der Frühzeit der Fotografie ist ein Aufkleber für Daguerreotypien erhalten, der die Angaben aus dem Adressbuch von 1850 bestätigt. Eine Rückseite einer Carte de Visite verortet das „Photogr[apische] Atelier“ dann jedoch in der Luisenstraße 8II / [dem] |Hotel Royal gegenüber.

1861 gab Degèle ein Buch mit Ansichten der Herrschaftlichen Schlösser und Gärten vor Hannover (= u. a. Herrenhäuser Gärten) zu Anfang des 18ten Jahrhunderts heraus. Hierbei handelte es sich überwiegend um 16 abfotografierte Zeichnungen und Kupferstiche von J. J. Müller und Joost van Sasse.

Degèle war Mitglied in dem 1888 neugegründeten Photographischen Verein zu Hannover.

Werke

  • 1861: Ansichten der Herrschaftlichen Schlösser und Gärten vor Hannover in ihrer ursprünglichen Gestalt zu Anfang des achtzehnten Jahrhunderts / nach Zeichnungen und Kupferstichen von J. J. Müller und J. v. Sasse photographirt von W. A. Degele, Hannover, 1861

Fotos

  • Erhalten sind mehrere Porträt-Daguerreotypien (in Privatbesitz): Neben zwei „Damenbildnissen“ ein weiteres mit „F[riedrich] C[ristoph] Lübcke“ bezeichnetes um 1855.
  • Im 1862 erschienenen Ernst-August-Album zur Erinnerung an die Einweihung des Ernst-August-Denkmals sind zwei Fotografien Degèles veröffentlicht:
  • Ein ovales Foto im Besitz des Historischen Museums Hannover, tituliert „Hannoversche Originale, um 1863“, hergestellt im nassen Kollodiumverfahren und „von unbekannter Hand mit »Degèle« beschriftet“. Es zeigt vermutlich einen städtischen Nachtwächter und einen Gemeindehirten mit ärmlicher Kleidung und Requisiten, die „zur niedrigsten Gruppe der öffentlichen Bediensteten“ gehörten.
  • Ein Abzug auf Albuminpapier, der ebenfalls im Besitz des Historischen Museums Hannover ist, zeigt „Ernst von Bandel […] vor 1872“. „Die Aufnahme […] zeigt den Bildhauer vor seiner Werkstatt, die in der Eisenstraße 1, südöstlich des Bahnhofs, lag, zusammen mit dem bereits fertiggestellten Kopf seines Hermannsdenkmals und einem kleinen Modell des Gesamtdenkmals“. Vermutet wird, dass das Foto für den doppelseitigen Holzstich von Carl Oesterley senior in der Gartenlaube von 1872 diente. Er erschien auf den Seiten 442 und 443 mit der Bildunterschrift „In der Geburtsstätte des Hermann-Denkmals. Nach der Natur aufgenommen“.

Literatur

  • Ludwig Hoerner: Hannover in frühen Photographien. 1848–1910. Schirmer-Mosel, München 1979, ISBN 3-921375-44-4. (Mit einem Beitrag von Franz Rudolf Zankl)
  • ders.: Photographie und Photographen in Hannover und Hildesheim. Festschrift zum 150jährigen Geburtstag der Photographie. Herausgegeben von den Photographen-Innungen Photographen-Innung Hannover und Hildesheim, hergestellt im Berufsförderungswerk Bad Pyrmont in den Ausbildungsberufen Schriftsatz, Reprofotographie, Druckformherstellung, Flachdruck und Buchbinder im Rahmen der Umschulung, 1989.
  • Adressbücher der Stadt Hannover, div. Ausgaben ab 1845.
  • Diana Schulze: Der Photograph in Garten und Park: Aspekte historischer Photographien in öffentlichen Gärten in Deutschland von 1880 bis 1930, Königshausen und Neumann, Würzburg 2004, ISBN 3-8260-2699-3; online
  • Alvensleben, Reuter: Herrenhausen. 1966, S. 23, 29, 43.
Commons: Wilhelm August Degèle – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Fritz Kempe: Daguerreotypie in Deutschland – vom Charme der frühen Fotografie, Heering, 1979, ISBN 978-3-7763-5190-3, S. 186.
  2. 1 2 Wilhelm Nöldeke: Die Johannis-Freimaurerloge zum schwarzen Bär im Orient von Hannover 1774 bis 1874. Geschichte der Loge, hrsg. anlässlich der Säkularfeier am 16. und 17. März 1874, mit einem Verzeichnis sämtlicher Mitglieder im Anhang, Hannover: Hofbuchdruckerei Gebrüder Jänecke, 1874, Anhang S. 8; online über Google-Bücher
  3. Christian Timm: „… die Anfertigung von Lichtbildern im Umherziehen betreffend …“ Zur Situation der Wanderfotografen in Ostfriesland. In: Detlef Hoffmann, Jens Thiele (Hrsg.): Lichtbilder, Lichtspiele: Anfänge der Fotografie und des Kinos in Ostfriesland. Begleitschrift zur Wanderausstellung im Ostfriesischen Landesmuseum (Rathausfestsaal) in Emden vom 2. bis 23. Mai 1989 und in Nienburg im Museum Nienburg vom 15. Oktober bis 12. November 1989. Jonas-Verlag für Kunst und Literatur, Marburg 1989, ISBN 3-922561-84-5, S. 156–191, hier S. 170f.
  4. Adressbuch … 1850, S. 77
  5. Fritz Kempe: Daguerreotypie in Deutschland – vom Charme der frühen Fotografie. Heering, 1979, ISBN 978-3-7763-5190-3, S. 186.
  6. Ludwig Hoerner: Hannover in frühen... (s. Literatur), S. 42
  7. 1 2 Mikrofiche, Niedersächsische Landesbibliothek: gso.gbv.de
  8. Abbildung der Vereinsliste von 1894 in: Ludwig Hoerner: Photographie und Photographen... (s. Literatur), S. 27
  9. Ludwig Hoerner: Portraitdaguerreotypien, in: Hannover in frühen Photographien. 1848–1910. S. 85.
  10. Ernst-August-Album Internet Archive
  11. Ernst-August-Album Internet Archive
  12. Ernst-August-Album Internet Archive
  13. Ludwig Hoerner: Hannoversche Originale, um 1863, in: Hannover in frühen Photographien. 1848–1910. S. 102 f.
  14. Eine schöpferische Ohrfeige. In: Die Gartenlaube. Heft 27, 1872, S. 441–445 (Volltext [Wikisource]).
  15. Ludwig Hoerner: Ernst von Bandel. In: Hannover in frühen Photographien. 1848–1910. S. 212 f.
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