Heyne Verlag | |
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Gründung | 15. Februar 1934 |
Sitz | München, Deutschland |
Verlagsnummer | 453 |
Verlagsgruppe | Penguin Random House Verlagsgruppe |
Gattung | Belletristik, Sachbuch |
Website | www.penguin.de |
Der Heyne Verlag (früher Wilhelm Heyne Verlag, Eigenschreibweise HEYNE) ist ein deutscher Verlag mit Sitz in München, der 1934 in Dresden gegründet und im Jahr 2000 an Axel Springer verkauft wurde. 2004 wurde er Teil der Verlagsgruppe Random House (heute Penguin Random House Verlagsgruppe genannt). Heyne zählte 1999 zu den größten deutschen Verlagshäusern.
Geschichte
Ära Wilhelm Heyne: 1934–1960
Wilhelm Heyne gründete den nach ihm benannten Verlag am 15. Februar 1934 in Dresden. Zu den ersten Autoren gehörten Reinhold Conrad Muschler („Die Unbekannte“), Werner Bergengruen („Die drei Falken“), Ernst Moritz Mungenast („Christoph Gadar“) und Arthur-Heinz Lehmann („Rauhbautz will auch leben!“) sowie die US-amerikanische Schriftstellerin Gwen Bristow mit „Tiefer Süden“. 1940 erwarb Franz Schneekluth eine Minderheitsbeteiligung am Wilhelm Heyne Verlag, nachdem er bereits 1935 Leiter des Verlags geworden war. Während der Luftangriffe auf Dresden wurde das Verlagshaus in der Reichsstraße vollständig zerstört.
Nach Kriegsende nahm man 1948 die Tätigkeit in München wieder auf, wobei Wilhelm Heyne zunächst nur 40 Prozent der Anteile am Verlag hielt. Franz Schneekluth hatte nach dem Krieg den Vertrieb des Dresdner Stammhauses im Westen Deutschlands, gründete aber nachdem Wilhelm Heyne ebenfalls 1948 in den Westen wechselte einen eigenen Schneekluth-Verlag, wobei er auch einige Autoren des alten Heyne-Verlags weiter verlegte.
Ära Rolf Heyne: 1960–2000
1951 trat Rolf Heyne in den Wilhelm Heyne Verlag ein, dessen Geschäftsführung er Anfang der 1960er Jahre übernahm. Unter seiner Ägide baute man maßgeblich das Taschenbuch-Programm des Verlags auf. Dieses wurde 1966 um das Werk Georges Simenons erweitert, das der Wilhelm Heyne Verlag von Kiepenheuer & Witsch erhalten hatte. Außerdem übernahm man die Taschenbücher des Kindler Verlags. Die 1950er und 60er Jahre waren außerdem durch die Einführung diverser Reihen neben dem regulären Programm (Allgemeine Reihe) gekennzeichnet, beispielsweise Heyne Paperbacks für Werke der Weltliteratur sowie Heyne Science Fiction und Heyne Sachbuch. Letzteres startete mit „Zivilcourage“ von John F. Kennedy, für das der Autor den Pulitzer-Preis erhielt. 1970 wurde der Moewig Verlag, den die Familie Heyne vor dem Zweiten Weltkrieg gekauft hatte, an Heinrich Bauer verkauft.
Im Jahr 1974 kooperierte der Wilhelm Heyne Verlag mit der Verlagsgruppe Bertelsmann, die dadurch den Markt für Taschenbücher besser abdecken wollte. Gleichzeitig sollte Heyne der Zugriff auf Jugend-, Sach- und Fachbuch-Titel erleichtert werden. Außerdem arbeitete man mit dem Hestia Verlag aus Bayreuth zusammen. Ende der 1970er Jahre wurde außerdem ein Paket von Lizenzen des Verlags Fritz Molden erworben, um das Programm von Heyne zu erweitern. Zu diesem Zeitpunkt waren die Heyne-Taschenbücher in einer Gesamtauflage von über 100 Millionen Stück erschienen. 1976 begann mit „Winnetou I“ die Karl-May-Reihe, es entstanden auch weitere spezialisierte Programme wie Heyne Geschichte und Heyne Lyrik.
1982 wurde der Wilhelm Heyne Verlag schließlich unter Führung von Hans-Joachim Brede und Friedhelm Koch vom Einzelunternehmen in eine GmbH & Co. KG umgewandelt, Rolf Heyne war Kommanditist mit einer Einlage von acht Millionen Deutsche Mark. Anfang der 1990er Jahre kaufte der Verlag die Mehrheit an Zabert Sandmann und arbeitete mit den Verlagen Haffmans und Beltz-Quadriga im Bereich diverser Imprints zusammen. Bis Ende 1993 erschienen im Heyne Verlag insgesamt 16.000 Titel in einer Auflage von 500 Millionen Exemplaren.
Mitte der 1980er Jahre brachte der Verlag die Collection Rolf Heyne auf den Markt, um sein Programm um hochwertige Bildbände zu erweitern.
Axel Springer und Random House
Ende der 1990er Jahre bekundeten nach Medienberichten mehrere Großverlage Interesse an einer Übernahme von Wilhelm Heyne. Im Dezember 2000 kam schließlich Axel Springer zum Zug. Rolf Heyne sollte in den Aufsichtsrat der neuen Verlagsgruppe Heyne Ullstein einziehen, verstarb aber kurz nach der Akquisition.
Im Februar 2003 wollte die Verlagsgruppe Random House die Verlage Ullstein Heyne List von Axel Springer übernehmen. Das Bundeskartellamt genehmigte die Akquisition jedoch nicht, da eine marktbeherrschende Stellung im Bereich deutschsprachiger Taschenbücher befürchtet wurde. Daraufhin beschränkte man sich lediglich auf den Wilhelm Heyne Verlag. Die Ratgeber- und Hörbuch-Verlage waren Teil der Transaktion. Im Rahmen der Übernahme wurde die Wilhelm Heyne Verlag Gesellschaft mit beschränkter Haftung auf die Muttergesellschaft verschmolzen. Seitdem ist der Heyne Verlag ein Teil der Verlagsgruppe Random House, der im Buchhandel als eigenständiger Verlag behandelt wird.
Im Juni 2022 kündigte der Verlag eine Umstrukturierung der Programme an. Imprints werden gestrichen, die Konzentration soll stärker auf der Marke Heyne liegen.
Programm
Früher organisierte der Heyne Verlag sein Programm in sogenannten Reihen, von denen insgesamt über 50 Stück existierten. Gegenstand einer Reihe waren entweder bestimmte Themen (z. B. Heyne Filmbibliothek), Genres (Heyne Science-fiction & Fantasy, Heyne Western) oder Ereignisse (z. B. Heyne Jubiläumsreihe seit 1993). 2014 waren sämtliche verfügbaren Werke in die Kategorien Spannung, Unterhaltung für Frauen, Historische Programme, Das junge Programm, Fantasy & Science Fiction, Hardcore sowie Sachbuch und Ratgeber gegliedert. Heyne veröffentlicht sowohl Hardcover als auch Taschenbücher, zu den Autoren zählen beispielsweise Nicholas Sparks, Robert Harris, Amelie Fried, Sabine Thiesler, Wolfram Siebeck, John Grisham und Stephen King.
Literatur
- Hans Altenhein: Der Wilhelm Heyne Verlag in Dresden (1934 bis 1944), in: Aus dem Antiquariat 1/2015, S. 1–9.
- Günther Fetzer (Hrsg.): 30 Jahre Heyne-Taschenbücher: 1958–1988. Heyne, München 1988, ISBN 978-3-453-03206-4.
- Günther Fetzer (Hrsg.): Wilhelm-Heyne-Verlag: 1934–1994. Die Bibliographie. Heyne, München 1994, ISBN 978-3-453-07948-9.
- Werner Bauer, Wolfgang Jeschke (Hrsg.): Science-fiction, Fantasy & Horror im Heyne-Taschenbuch. Das Programm 1960 bis Oktober 1998. Heyne Science-fiction & Fantasy 4999. Heyne, München 1993, ISBN 3-453-06226-4.
Weblinks
- Website von Heyne
- Heyne, Eintrag in der Internet Speculative Fiction Database (englisch)
Einzelnachweise
- ↑ Adressbuch für den deutschsprachigen Buchhandel. Marketing- und Verlagsservice des Buchhandels, abgerufen am 18. Januar 2016.
- ↑ Keine Übermacht mehr zu befürchten: Bertelsmann darf Heyne übernehmen - Archiv - Handelsblatt. 21. August 2014, archiviert vom am 21. August 2014; abgerufen am 4. November 2022.
- ↑ Sven Felix Kellerhoff: Der Riese lauert im Internet. Das Ranking der 100 größten Buchverlage zeigt, daß sich die Spitze immer weiter vom Fußvolk absetzt. In: Berliner Morgenpost, 21. April 1999, S. 42.
- ↑ Hans-Michael Körner (Hrsg.), Bruno Jahn: Große Bayerische Biographische Enzyklopädie. Saur, München 2005, ISBN 978-3-598-11730-5, S. 855.
- 1 2 Günther Fetzer (Hrsg.): Wilhelm-Heyne-Verlag: 1934-1994. Die Bibliographie. Heyne, München 1994, ISBN 978-3-453-07948-9, S. 9.
- ↑ Börsenblatt für den deutschen Buchhandel. Band 157, 1990.
- ↑ Dr. Matthias Gretzschel: Der Verleger Rolf Heyne ist 72-jährig in München gestorben. In: Hamburger Abendblatt, 9. Dezember 2000, S. 6.
- ↑ Thomas Grasberger: Patriarch ohne Nachfolger. Der Münchener Verleger Rolf Heyne liebt schöne Dinge und Bücher. In: Die Welt, 14. August 1999, S. 2.
- ↑ Günther Fetzer (Hrsg.): Wilhelm-Heyne-Verlag: 1934-1994. Die Bibliographie. Heyne, München 1994, ISBN 978-3-453-07948-9, S. 10.
- ↑ Günther Fetzer (Hrsg.): Wilhelm-Heyne-Verlag: 1934-1994. Die Bibliographie. Heyne, München 1994, ISBN 978-3-453-07948-9, S. 11.
- ↑ Heinz-Dietrich Fischer, Erika J. Fischer: Der Pulitzer-Preis: Konkurrenten, Kämpfe, Kontroversen. Lit, Berlin 2007, ISBN 978-3-8258-0339-1, S. 188.
- ↑ Horst Albert Glaser: Deutsche Literatur zwischen 1945 und 1995. Eine Sozialgeschichte. Haupt, Bern 1997, ISBN 978-3-258-05584-8, S. 678.
- ↑ Günther Fetzer (Hrsg.): Wilhelm-Heyne-Verlag: 1934-1994. Die Bibliographie. Heyne, München 1994, ISBN 978-3-453-07948-9, S. 12.
- ↑ Ein neues Kind für die Familie | DIE ZEIT Archiv | Ausgabe 11/1977. 27. Juni 2012, archiviert vom am 27. Juni 2012; abgerufen am 4. November 2022.
- ↑ Verlage: Bertelsmann kooperiert mit Heyne. In: Der Spiegel. 10. November 1974 (spiegel.de [abgerufen am 4. November 2022]).
- 1 2 3 4 Günther Fetzer (Hrsg.): Wilhelm-Heyne-Verlag: 1934-1994. Die Bibliographie. Heyne, München 1994, ISBN 978-3-453-07948-9, S. 16.
- ↑ Fritz Molden: Aufstieg und Fall eines Verlegers. Hoffmann und Campe, Hamburg 1984, ISBN 978-3-455-08630-0, S. 175.
- ↑ Gert Ueding (Hrsg.), Klaus Rettner: Karl-May-Handbuch. Königshausen und Neumann, Würzburg 2001, ISBN 978-3-8260-1813-8, S. 128.
- ↑ Günther Fetzer (Hrsg.): Wilhelm-Heyne-Verlag: 1934-1994. Die Bibliographie. Heyne, München 1994, ISBN 978-3-453-07948-9, S. 13.
- ↑ Unternehmensregister. Abgerufen am 4. November 2022.
- ↑ Günther Fetzer (Hrsg.): Wilhelm-Heyne-Verlag: 1934-1994. Die Bibliographie. Heyne, München 1994, ISBN 978-3-453-07948-9, S. 15.
- ↑ Großverlage an Heyne interessiert. In: Allgemeine Zeitung, 6. November 1998.
- ↑ Zusammenführung zur Verlagsgruppe Heyne Ullstein: Springer übernimmt Mehrheit am Heyne-Verlag. 16. Juni 2016, archiviert vom am 16. Juni 2016; abgerufen am 4. November 2022.
- ↑ Nach schwerer Krankheit: Münchner Verleger Rolf Heyne gestorben. In: Der Spiegel. 8. Dezember 2000, ISSN 2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 4. November 2022]).
- ↑ Burkhard Riering: Bertelsmann kauft Springers Buchgruppe. In: DIE WELT. 11. Februar 2003 (welt.de [abgerufen am 4. November 2022]).
- ↑ manager magazin: Random House: Fusion steht auf der Kippe. Abgerufen am 4. November 2022.
- ↑ Medien: Grünes Licht für Heyne-Übernahme. In: FAZ.NET. ISSN 0174-4909 (faz.net [abgerufen am 4. November 2022]).
- ↑ Random House übernimmt Heyne – Bundeskartellamt genehmigt Zusammenschluss | BuchMarkt. 25. November 2003, abgerufen am 4. November 2022 (deutsch).
- ↑ Unternehmensregister. Abgerufen am 4. November 2022.
- ↑ Adressbuch für den deutschsprachigen Buchhandel. MVB Marketing- und Verlagsservice des Buchhandels, Frankfurt am Main 2012, ISBN 978-3-7657-3229-4.
- ↑ Heyne Verlage werden umstrukturiert. Abgerufen am 15. Juni 2022.
- ↑ Günther Fetzer (Hrsg.): Wilhelm-Heyne-Verlag: 1934-1994. Die Bibliographie. Heyne, München 1994, ISBN 978-3-453-07948-9, S. 600–602.
- ↑ Thriller-Urgestein fühlt sich im Gerichtssaal wohl. 31. August 2010, abgerufen am 4. November 2022 (deutsch).
- ↑ Doppelte Erfolgsaussichten. 13. Juni 2013, abgerufen am 4. November 2022 (deutsch).
Koordinaten: 48° 7′ 55″ N, 11° 37′ 18″ O