Friedrich Wilhelm Tangermann (* 6. Juli 1815 in Essen; † 4. Oktober 1907 in Köln) war ein römisch-katholischer, später altkatholischer Theologe und Schriftsteller.

Leben

Der als Sohn einer in einfachen Verhältnissen lebenden Bürgerfamilie musste nach dem frühen Tod des Vaters den Kaufmannsberuf ergreifen. Hiermit unzufrieden, begann er 1839 in Münster das Theologiestudium, das er ab 1842 in München fortsetzte. 1844 erfolgte Aufnahme in das erzbischöfliche Klerikerseminar in Köln, im Folgejahr wurde er zum Priester geweiht. Nach mehreren Pfarrverwaltungen und einer vieljährigen Tätigkeit als Seelsorger in Neuss übernahm er 1864 ein Pfarramt in Unkel. 1867 wurde er zum Dr. phil. in Würzburg promoviert. Aufgrund von Differenzen mit seinen kirchlichen Vorgesetzten, besonders in der Frage des päpstlichen Unfehlbarkeitsdogmas, wurde er 1870 seines Amtes enthoben. Er lebte daraufhin in Bonn, bis er 1872 Prediger der altkatholischen Gemeinde in Köln wurde. 1888 zog er sich aus dieser Stellung zurück und widmete sich der Schriftstellerei. Teilweise veröffentlichte er seine Werke unter dem Pseudonym Viktor Granella.

Er war dem Kreis um Christoph Bernhard Schlüter zuzurechnen und stand in Kontakt zu Annette von Droste-Hülshoff.

Seine Grabstätte befindet sich auf dem Kölner Melaten-Friedhof (Flur 102). Das Grabmal wurde 1910 vom Bildhauer Johann Baptist Schreiner entworfen.

Veröffentlichungen (Auswahl)

  • Wahrheit,  Schönheit  und Liebe«, philosophisch-ästhetische Studien (Leipz. 1867);
  • Patriotische Lieder und Zeitgedichte« (Bonn 1871);
  • Aus zwei Welten. Wahrheit und Dichtung« (Leipz. 1871); Diotima«, kulturhistorische Novelle (Köln u. Leipz. 1873); * Herz und Welt«, Dichtungen(Leipz. 1876);
  • Sions Harfenklänge« (Bonn 1886). Unter seinem wahren Namen erschienen:
  • Zur Charakteristik der kirchlichen Zustände« (Leipz. 1874);
  • Philosophie  und  Christentum  in ihren  Beziehungen  zur  Kultur- und Religionsfrage« (das. 1876);
  • Das liberale  Prinzip in seiner ethischen Bedeutung für  Staat und Kirche etc.« (3. Aufl., Köln 1886);
  • Philosophie  und Poesie«, Sonettenkränze (das. 1886);
  • Neuer  Frühling, neues Leben. Zeitbetrachtungen« (Essen 1889);
  • Natur  und Geist«, spekulative Erörterungen(Gotha 1894);
  • Leben,  Licht und  Liebe«, eine Weihnachtsgabe (Leipz. 1894);
  • Morgen  und  Abend.  Erinnerungen, Lebensbilder u. Selbstbekenntnisse« (das. 1895);
  • Blumen  und  Sterne«, Gedichte (das. 1896);
  • Erkenntnis  und  Liebe, die schönsten Leitsterne des Lebens«, Gedichte (Essen 1906)

Einzelnachweise

  1. Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 19. Leipzig 1909, S. 308
  2. Brockhaus’ Kleines Konversations-Lexikon, fünfte Auflage, Band 2. Leipzig 1911., S. 806
  3. Franz Brümmer, Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten des neunzehnten Jahrhunderts, Salzwasser-Verlag, S. 271
  4. Wilhelm Tangermann im Lexikon Westfälischer Autorinnen und Autoren
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