Willi Köhler (* 31. Januar 1907 in Kassel; † 26. August 1977 in Ost-Berlin) war ein deutscher Journalist. Acht Jahre lang war er Ressortleiter beim Neuen Deutschland.

Leben

Nach dem Abitur studierte Willi Köhler von 1929 bis 1931 Germanistik in Berlin. Im Anschluss fand er eine Arbeit als Zeitungshändler, die er bis 1933 ausübte. Zur selben Zeit, 1931, trat er der KPD bei und wurde politischer Leiter der KPD-StraßenzelleOnkel Toms Hütte“. Die Sitzungen dieses Berlin-Zehlendorfer Ortsverbandes fanden oft in Johannes R. Bechers Haus statt.

Als freier Mitarbeiter schrieb er für kommunistische Zeitungen, unter anderem für die KPD-Parteizeitung Die Rote Fahne. Von 1933 bis 1940 war Willi Köhler Wohlfahrtsempfänger, betätigte sich als Buchhandelsgehilfe und betrieb illegale Parteiarbeit in Zehlendorf. Nach dem Einsatz in der Deutschen Wehrmacht von 1940 bis 1944 kam er von August 1944 bis August 1948 in sowjetische Kriegsgefangenschaft, wo er zu einer Antifa-Schule kommandiert wurde.

Köhler kehrte nach Deutschland, in die SBZ, zurück, schloss sich der SED an und übernahm Leitungsfunktionen im Agitations- und Presseapparat des Zentralkomitees der Partei. In dieser Funktion trat er mit Veröffentlichungen in Presseorganen wie der Täglichen Rundschau in Erscheinung. 1955 kam er als fester Mitarbeiter zur SED-Tageszeitung Neues Deutschland. 1956 übernahm er die Leitung von deren Kulturredaktion. 1964 erfolgte seine Absetzung, weil er dogmatische Positionen vertrat. An seine Stelle rückte ein Vertreter der jungen Parteigarde, der Leipziger FDJ-Sekretär Klaus Höpcke, während Köhler fortan vermehrt Artikel und politische Kommentare verfasste, Interviews führte und als Auslandskorrespondent eingesetzt wurde, so zum Beispiel beim westdeutschen SPD-Parteitag in der Vorbereitungsphase der Notstandsgesetze. 1970 erhielt er einen externen Lehrauftrag an der Karl-Marx-Universität Leipzig für das Fach „Methodik des Argumentierens und der Polemik“.

Seiner engen Verbundenheit mit Johannes R. Becher entsprang eine Vielzahl von Artikeln über ihn und sein Werk. Auch machte er sich für seinen Berufsstand stark, wenn er Anzeichen von Geringschätzung des „journalistischen Genres“ entdeckt zu haben glaubte. Beispielsweise wehrte er sich 1976 in seinem Essay Die „kleine“ und die „große“ Form in der Weltbühne gegen die prinzipielle Gleichsetzung von Feuilletonismus mit Oberflächlichkeit.

Auszeichnungen

Einzelnachweise

  1. 1 2 3 4 Andreas Herbst: Köhler, Willi. In: Helmut Müller-Enbergs, Jan Wielgohs, Dieter Hoffmann (Hrsg.): Wer war wer in der DDR? Ein biographisches Lexikon. Unter Mitarbeit von Olaf W. Reimann und Bernd-Rainer Barth. Überarbeitete und erweiterte Neuausgabe Auflage. Ch. Links Verlag, Berlin 2000, ISBN 3-86153-201-8, S. 454 f.
  2. Willi Köhler: Im Redaktionsstab der „Roten Fahne“. In: Neues Deutschland. Nr. 290/1973, 20. Oktober 1973, Kultur. Begegnungen, S. 11.
  3. 1 2 Willi-Köhler-Archiv. Kurzbiografie/ Geschichte der Institution. In: adk.de. Abgerufen am 20. Februar 2018.
  4. ZK der SED gratuliert Genossen Willi Köhler. In: Neues Deutschland. Nr. 26/1977, 31. Januar 1977, S. 5.
  5. Dogmatiker mußte gehen. In: Die Zeit. Nr. 6/1964, 7. Februar 1964, Zeitspiegel (zeit.de [abgerufen am 20. Februar 2018]).
  6. Willi Köhler, Günter Böhme: Sprechchöre gegen Wehner und Brandt. In: Neues Deutschland. Organ des Zentralkomitees der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands. Nr. 78/1968, 18. März 1968, S. 1 f.
  7. Willi Köhler: Die „kleine“ und die „große“ Form. In: Peter Theek (Hrsg.): Die Weltbühne. 71. Jahrgang, Heft 24, 15. Juni 1976, S. 743–745.
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