Ein Wimperg (auch Wimperge oder Wimberg) ist in der Architektur der Gotik eine giebelartige Bekrönung über Portalen und Fenstern und wird auch Ziergiebel genannt. Außerhalb der unmittelbaren Baukunst findet sich der Wimperg als Motiv auch in der gotischen Schnitzkunst.
Etymologie
Das Wort ist im Deutschen seit dem 10. Jahrhundert belegt (ahd. wintberga, mhd. wintberge). Die Ausgangsbedeutung war „was vor dem Wind schützt, birgt“. Gemeint waren ursprünglich Giebelteile, die über das Dach hinausragen. In diesem Zusammenhang findet sich Wintberge in älteren Quellen auch in der Bedeutung „Zinne“, vereinzelt auch „Wimperg“ als „zahnartiger Aufsatz der Brüstungsmauer einer Zinne“.
Formen
Der Wimperg gilt als ein Architekturelement, das als Ziergiebel den Höhendrang der Gotik verstärkt. Er kann von Fialen flankiert, gerahmt oder auch damit besetzt sein. Die Giebelschrägen des Wimpergs wurden oft mit Krabben gerahmt beziehungsweise besetzt. Seine Giebelspitze ist häufig als Giebelblume ausgeführt, beispielsweise in der Form einer Kreuzblume. Für Wimperge mit einer nach vorne überhängenden Spitze ist auch die Bezeichnung „Frauenschuh“ überliefert. Das Giebelfeld kann glatt belassen sein, oft ist es jedoch mit vorgeblendetem oder durchbrochenem Maßwerk gefüllt.
Heraldik
Der Wimperg hat es auch als Teil einer Wappenfigur in der Heraldik in einige Wappen geschafft. Überwiegend wird das Architekturobjekt genutzt, um ein Wappen in den Freiraum unter den Schenkeln zur Füllung und Zier anzubringen. Für die Heraldik ist es wichtiger, dass er im Wappen dargestellt wird. Das Bauwerksteil im Wappen wird in der Wappenbeschreibung erwähnt und sollte dann auch durch den Wappenmaler entsprechend gewürdigt werden. Ein gutes Beispiel ist das Wappen der Stadt Kamenz. Hier steht, entsprechend der Wappenbeschreibung, ein goldener Wimperg mit Krabben verziert auf einer goldenen Zinnenmauer. Oft wird der Wimperg mit Dreieckgiebel beschrieben und nicht immer müssen Krabben flankieren oder eine Kreuzblume auf der Spitze sein. Die Anzahl der Wappen mit dem Wimperg bleibt überschaubar. In der Beschreibung des Wappens von Fehrbellin vor 1993 war noch vom Vierpass im Wimperg zu lesen.
Weblinks
Einzelnachweise und Fußnoten
- 1 2 3 Satz nach Wilfried Koch: Baustilkunde, 27. Auflage, Gütersloh/München, 2006, Stichwortverzeichnis Wimperg, -e [843]
- 1 2 3 Satz nach Günther Wasmuth (Hrsg.): Wasmuths Lexikon der Baukunst, Berlin 1929–1932 (4 Bände), Lemma Wimperg, Wimberg.
- ↑ Satz nach Fritz Baumgart: DuMont's kleines Sachlexikon der Architektur, Köln 1977, Lemma Wimperg, diese Definition findet sich aber auch in anderen Standardwerken.
- ↑ Satz nach Rolf Toman [Hrsg.]: Die Kunst der Gotik, Köln 1998, Glossar, S. 506.
- ↑ Sätze zur Etymologie nach Kluge Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache, 24. Auflage, 2002.
- ↑ Kluge Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache, 24. Auflage, 2002 erwähnt mhd. wintburgelin „Zinne“.
- ↑ bei Wilfried Koch: Baustilkunde, 27. Auflage, Gütersloh/München, 2006, Stichwortverzeichnis Wimperg, -e [843] als Zweitbedeutung. Andere Standardwerke verwenden den Begriff aber ausschließlich für den gotischen Ziergiebel über Türen und Fenstern. Günther Wasmuth (Hrsg.): Wasmuths Lexikon der Baukunst, Berlin 1929–1932 (4 Bände), Lemma Wimperg, Wimberg erwähnt „wintberg“ als Herleitung des Lemmas.
- ↑ Heinz Machatscheck, Karlheinz Blaschke, Gerhard Kehrer: Lexikon Städte und Wappen der DDR. VEB Verlag Enzyklopädie Leipzig, 1979.