Die Kathedrale von Winchester, offiziell: The Cathedral Church of The Holy and Indivisible Trinity, ist eine der größten Kathedralen in Großbritannien. Sie wurde von 1079 bis 1093 in Winchester errichtet.

Vorgängerbau

Eine vornormannische Kathedrale wurde 642 an einer Stelle unmittelbar nördlich der heutigen gegründet. Dieses Gebäude wurde als Old Minster bekannt. Es wurde im Jahr 971 Teil einer klösterlichen Siedlung und 1093 abgerissen. Im alten Münster wurde 1043 Eduard der Bekenner gekrönt.

In ihm stand eine berühmte, riesige Orgel, für deren Betrieb 70 Kalkanten und zwei Organisten notwendig waren.

Normannischer Bau

Um das Jahr 828 wurde Winchester die erste Hauptstadt Englands, bevor es ab dem 11. Jahrhundert London wurde. Wilhelm der Eroberer und einige seiner Nachfolger ließen sich außer in London auch noch in ihrer anderen Hauptstadt Winchester krönen.

Das Querschiff der heutigen Kathedrale ist der älteste Bauteil. Er wurde von 1079 bis 1090 errichtet. Ein Großteil des Kalksteins des Gebäudes wurde in Steinbrüchen um Binstead auf der Isle of Wight abgebaut. Erhalten sind von diesem romanischen Bau das nördliche Querhaus und die Krypta als der eindrucksvollste Innenraum der frühromanischen Jahrzehnte. Die um die Schmalseiten herumgeführten Seitenschiffe besitzen eigene Emporen. Die Weihe der Kirche erfolgte 1093.

Zum ersten Mal tritt hier das Aufriss-System 1:2:3 auf, das für England das übliche wird: einem Arkadenbogen des Erdgeschosses entspricht eine Doppelarkade in der Emporenregion und eine dreiteilige Bogenstellung im Lichtgaden nach dem Schema a-b-a (größere Breite der Mitte mit dem Fenster, das nach normannischer Art hinter dem Laufgang liegt). Bezeichnend sind die normannischen Blendbogenarkaturen der unteren Seitenschiffwände. Ursprünglich waren die Seitenschiffe nur mit Kreuzgratgewölben zwischen Gurtbögen gedeckt. „Die Gesamtwirkung wird durch die kompakte Gesteinsmasse der Wände bestimmt“ (Pevsner).

Nach einem Einsturz des Kreuzungsturms im Jahr 1107 vollzog man im beginnenden 12. Jahrhundert eine Verstärkung der Vierungspfeiler und eine Erneuerung des Vierungsturms.

Der Retrochor aus den Jahren 1189–1202 wurde in der späten Gotik verändert, in ihm befinden sich die Totenmesskapellen für Kardinal Beaufort und Bischof Waynfletes.

Die Fresken in der Kapelle zum Heiligen Grab stammen aus der Zeit um 1230 und dokumentieren den damaligen Hofstil.

Chor und Langhaus

Der Umbau des normannischen Baues erfolgte im Chor seit etwa 1320. 1371 bis zum ausgehenden 15. Jahrhundert folgte das Langhaus. Die heutige Kathedrale besitzt das größte Langhaus Europas. Im 14. Jahrhundert hatte es noch eine Länge von 180 Metern. Später wurde die Westfassade abgerissen und um 12 Meter zurück versetzt, so dass sich eine heutige Länge des Langhauses von 168 Metern ergibt. Im ausgehenden 14. Jahrhundert wurden große Teile der Kirche im Perpendicular Style umgebaut. Der Grundriss und Teile des Mauerwerks wurden beibehalten. Die drei Schiffe erscheinen als in sich selbständige, einfach kubisch begrenzte Räume. Auffallend ist die gerüstartige Vergitterung der Wände.

Die Lady Chapel wurde im ausgehenden 15. Jahrhundert verlängert und ihr Gewölbe erneuert. Im ersten Viertel des 16. Jahrhunderts wurden die Chor-Seitenschiffe umgebaut. 1635 wurde das Gewölbe des Vierungsturms im gotischen Stil erneuert.

Ausstattung

Der Taucher William Walker arbeitete 1906–1911 am Fundament der Kathedrale, um es durch Untermauerung zu sichern und einen Einsturz zu verhindern. Eine Büste erinnert bis heute an ihn. In der häufig überfluteten Krypta befinden sich auch die Statue Sound II (1986) von Antony Gormley und ein moderner Schrein für den Heiligen Swithin (Swithun), dem die Kirche vor der Reformation geweiht war.

In der heutigen Kathedrale stehen sogenannte Leichentruhen, in denen sich Überreste von sächsischen Königen wie Eadwig von England, der zuerst im Alten Münster beigesetzt worden war, und seiner Frau Ælfgifu befinden.

Die Schriftstellerin Jane Austen wurde am 24. Juli 1817 in der Kathedrale beigesetzt. Eine Grabsteinplatte – allerdings ohne Hinweis auf ihre Tätigkeit – erinnert an sie.

Orgel

Die Orgel geht zurück auf ein Instrument, das im Jahre 1851 von Orgelbauer Henry „Father“ Willis erbaut worden war. 1938 wurde das Instrument durch den Orgelbauer Harrison & Harrison umfassend restauriert und neu errichtet. Die Orgel hat 78 Register (darunter zwei Transmissionen) auf vier Manualen (fünf Werke) und Pedal. Die Spieltrakturen sind elektro-pneumatisch, die Registertrakturen sind elektrisch.

I Choir Organ C–g3
Open Diapason8′
Stopped Flute8′
Prestant4′
Chimney Flute4′
Nazard223
Gemshorn2′
Tierce135
Larigot113
Mixture IV1′
Cremona8′
Tremulant
II Great Organ C–a3
Double Open Diapason16′
Open Diapason I8′
Open Diapason II8′
Stopped Diapason8′
Claribel Flute8′
Principal I4′
Principal II4′
Flute harmonique4′
Twelfth223
Fifteenth2′
Open Flute2′
Seventeenth135
Full Mixture IV113
Sharp Mixture III23
Double Trumpet16′
Trumpet8′
Clarion4′
II Nave Organ C–a3
Bourdon16′
Open Diapason8′
Stopped Diapason8′
Octave4′
Wald Flute4′
Super Octave2′
Cornet V
Mixture IV–V113
Trumpet8′
Tremulant
III Swell expr. C–a3
Double Diapason16′
Open Diapason8′
Violin Diapason8′
Lieblich Gedeckt8′
Echo Salicional8′
Vox Angelica8′
Principal4′
Lieblich Flote4′
Twelfth223
Fifteenth2′
Mixture III–IV2′
Contra Oboe16′
Contra Posaune16′
Oboe8′
Cornopean8′
Clarion4′
Tremulant
IV Solo expr. C–a3
Viola da Gamba8′
Voix Celeste8′
Harmonic Flute4′
Harmonic Piccolo2′
Clarinet8′
Orchestral Oboe8′
Tromba8′
Tuba8′
Tuba Clarion4′
Tremulant
Pedal Organ C–f1
Double Open Wood32′
Open Wood16′
Principal16′
Open Diapason (Great)16′
Violone (Nave)16′
Bourdon16′
Octave8′
Stopped Flute8′
Super Octave4′
Open Flute4′
Mixture IV113
Contra Bombarde32′
Bombarde16′
Ophicleide16′
Fagotto16′
Trumpet8′
Clarion4′

Literatur

  • Harry Batsford, Charles Fry: The Cathedrals of England, 7th Edition, B. T. Batsford Ltd., London 1948
  • Marcel Durliat: Romanische Kunst. Freiburg-Basel-Wien 1983. Abb. 322 (Taufbecken)
  • Peter Sager: Süd-England. Köln [1977] 8. Auflage 1985. (DuMont Kunst-Reiseführer), S. 154
  • Werner Schäfke: Englische Kathedralen. Eine Reise zu den Höhepunkten englischer Architektur von 1066 bis heute. Köln 1983. (DuMont Kunst-Reiseführer), S. 181, Abb. 52–57; Farbtafel 9,30 und Umschlagklappe vorn
  • Rolf Toman (Hrsg.): Die Kunst der Romanik. Architektur – Skulptur – Malerei. Köln 1996, S. 225

Einzelnachweise

  1. Harry Batsford, Charles Fry: The Cathedrals of England, 7th Edition, B. T. Batsford Ltd., London 1948
  2. Die Orgelbauerfamilie Allgeyer in Hofen und Wasseralfingen, Seiten 4/5
  3. Kathedrale von Winchester auf elopadie.com (2015)
  4. Nähere Informationen zur Orgel
Commons: Kathedrale von Winchester – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Koordinaten: 51° 3′ 38,6″ N,  18′ 48″ W

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