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Die Winzer von Baden eG (vormals Winzerkeller Wiesloch) mit Sitz in Wiesloch im Rhein-Neckar-Kreis ist ein Zusammenschluss mehrerer Winzergenossenschaften aus dem nördlichen Baden. Die Genossenschaft ist der größte Weinerzeuger in den Bereichen Badische Bergstraße und Kraichgau.

Geschichte

19. Jahrhundert

Der Weinbau, der in Wiesloch traditionell eine bedeutende Rolle spielt, war im 19. Jahrhundert in eine Krise geraten. Ursächlich dafür waren unter anderem die kleinteilig parzellierten Anbauflächen, der Mangel an geeignetem Kellerraum, die Konkurrenz durch billige Auslandsweine und der Preisdruck im etablierten Weinhandel. Außerdem wurde nicht sortenrein angebaut, so dass nur etwa 10 Prozent der erzeugten Weine als sortenrein galten. Der frühe Einheitslesetermin ließ außerdem keine individuelle Reifung der Sorten zu, so dass der „saure Wein“ aus Wiesloch und Umgebung in Verruf geriet.

In den 1920er und 1930er Jahren versuchte man, mit der Gründung von konkurrierenden Ortsgenossenschaften in Wiesloch, Rotenberg, Rauenberg, Malsch und Malschenberg und ab 1930 auch mit dem jährlich stattfindenden Kurpfälzischen Winzerfest bessere Produktions- und Absatzmöglichkeiten zu schaffen. Anfang der 1930er Jahre verbot man außerdem die bislang überwiegend in den Weinbergen anstehenden Hybriden und bestockte die Anbauflächen danach sukzessive mit Edelreben.

Gründung der Genossenschaft

1934 gab es einen Rekordertrag, für den sich kaum noch Abnehmer finden ließen. Zu großangelegten Weinversteigerungen zu Beginn des Jahres 1935 in Wiesloch und Karlsruhe kamen nur jeweils drei bzw. zwei Interessenten. Als für das Jahr 1935 erneut ein Rekordertrag zu erwarten war, gründeten der Leiter der Wieslocher Zweigstelle der Badischen Landwirtschaftsbank, Ludwig Schüttler, und der Leiter der Landwirtschaftsschule, Ökonomierat Hans Rösch, gemeinsam mit Vertretern der Winzergenossenschaften Malsch, Rauenberg, Rotenberg und Wiesloch am 17. Juli 1935 den Verkaufsverein Kurpfälzischer Winzergenossenschaften Sitz Wiesloch. Dem Verein gelang es im ersten Jahr, wenigstens die Erntemengen des Vorjahres abzusetzen, so dass die Unterbringung der Ernte des Jahres 1935 gesichert war. Die 1936 gegründete Winzergenossenschaft Tiefenbach wurde noch im selben Jahr in den Verein aufgenommen.

Als 1936 der frühere Weinkeller der Wieslocher Weinhandlung Bronner & Heuss zum Verkauf stand, erwarben die Trägergenossenschaften des Verkaufsvereins das Anwesen, richteten dort eine Flaschenreinigungs- und Abfüllanlage ein und beschäftigten einen Weinküfer. Mit dem Lagervolumen von etwa 300.000 Litern schuf man die Grundlage für eine gemeinsame Kellerwirtschaft.

Ab 1935 führten die Abholzung der Hybriden, das Auftauchen der Reblaus, Hagelunwetter und Spätfröste zu Weinmangel. In dieser Notlage gründete man 1936 eine Rebschule, in der in der Folgezeit 300.000 Ruländer-, Riesling-, Silvaner- und Spätburgunderreben veredelt wurden, mit denen man die gerodeten Hybridflächen als Gemeinschaftsanlagen neu bestockte. Der Verkaufsverein wurde in eine Genossenschaft umgewandelt. Im bereits ausgebrochenen Zweiten Weltkrieg erwarb die Genossenschaft noch das Vorderhaus auf dem Betriebsgelände und konnte ihre Kapazität auf 500.000 Liter steigern. Ein Wein von einer der neuangelegten sortenreinen Rebflächen konnte 1941 erstmals in Freiburg eine Auszeichnung erzielen, was als Durchbruch für die gesamten nordbadischen Winzer galt.

Nachkriegsjahre

In den Nachkriegsjahren galt Wein als Naturalwährung, so dass die Anlieferungszahlen der Winzer nur gering waren. Nach der Währungsreform nahm die Genossenschaft dann ab 1949 einen steilen Aufschwung. 1951 begann man mit der Rebflurbereinigung in Rauenberg, wo Rebsorten umgestellt und ein großzügiges Wegenetz geschaffen wurden. Die Rauenberger Rebflurbereinigung hatte Beispielcharakter für die umliegenden Orte, die sich zumeist auch anschlossen. In einigen Orten kam es sogar zur Wiederaufnahme des dort bereits untergegangenen Weinbaus und zur Neugründung von Ortsgenossenschaften, die sich als Vollablieferer der Wieslocher Gebietskellerei anschlossen. Durch Kauf und Pacht von Kellern in Langenbrücken und Kürnbach konnte die Genossenschaft ihre Lagerkapazität um 600.000 Liter steigern.

1959 wurde ein Genossenschaftskellerneubau am Wieslocher Mittelpfadweg eingeweiht, der anfangs eine Kapazität von rund 2 Mio. Litern hatte und in mehreren Ausbaustufen bis 1978 auf eine Kapazität von über 15 Mio. Litern erweitert wurde.

21. Jahrhundert

Mit dem Neubau einer Traubenerfassungsanlage im Jahr 2002 und dem damit verbundenen Zusammenschluss verschiedener Ortsgenossenschaften zur Gebietsgenossenschaft Kraichgau tat man wichtige Schritte zur Qualitätssicherung am Standort Wiesloch im neuen Jahrtausend. Im Geschäftsjahr 2014/15 betrug der Flaschenweinabsatz 4,32 Millionen Liter. Zum Sommer 2017 führte der bisherige „Winzerkeller Wiesloch eG“ eine Umfirmierung zu „Winzer von Baden eG“ durch.

Rebsorten

Die heute angebauten Rebsorten sind Auxerrois, Bacchus, Gewürztraminer, Grauburgunder, Kerner, Müller-Thurgau, Riesling, Ruländer, Scheurebe, Weißburgunder, sowie Dornfelder, Lemberger, Blauer Portugieser, Regent, Schwarzriesling, Spätburgunder und Trollinger.

Anbaugebiet

Die Rebflächen erstrecken sich im nördlichen Baden von der Badischen Bergstraße bis in den Kraichgau. In 20 Ortschaften zwischen Hemsbach im Norden und Bruchsal im Süden, zwischen der Rheintal-Autobahn im Westen und Sulzfeld an der Ravensburg im Osten bewirtschaften rund 2.000 Winzer in neun Ortsgenossenschaften eine Gesamtrebfläche von etwa 700 ha. Diese erstreckt sich über die drei Großlagen Rittersberg, Mannaberg und Stiftsberg, welche in 19 Einzellagen unterscheidbar sind.

Mitgliedsgenossenschaften

Zu der Winzer von Baden eG zählen heute folgende Orts- und Gebietsgenossenschaften, die jeweils eine eigene Traubenerfassungsanlage haben:

Kurpfälzische Weinkönigin

Seit 1949 krönt die Genossenschaft in der Regel jährlich die kurpfälzische Weinkönigin, ihr stehen zwei Weinprinzessinnen zur Seite. Die Weinhoheiten sollen als sympathische Weinbotschafterinnen die Weine aus dem Kraichgau und der Badischen Bergstraße im In- und Ausland präsentieren.

#JahrKurpfälzische Weinkönigin
OrtBemerkung
1.1949/50KätheWiesloch
2.1950/51BertaMalsch
3.1951/52MargotRauenberg
4.1952/53IlseObergrombach
5.1953/54RenateRotenberg
6.1954–58HildegardMalschLandesweinkönigin Baden-Württemberg.
7.1958/59MarliesRauenberg
8.1959/60AnnefriedZeutern
9.1960/61ElfriedeBruchsal
10.1961/62AnnelieseWiesloch
11.1962/63GudrunKürnbach
12.1963/64IrmgardSulzfeld
13.1964/65MargittaEichelberg
14.1965/66HeidelindeRauenberg
15.1966/67IreneBruchsal
16.1967/68ChristaTiefenbach
17.1968/69MargitHilsbach
18.1969/70Waltraud I.Obergrombach
19.1970/71IngridZeutern
20.1971/72JuliaOdenheim
21.1972/73HanneloreKürnbach
22.1973/74DorotheaMalsch
23.1974/75AgnesMühlhausen
24.1975/76Cornelia I.Rotenberg
25.1976/77Waltraud II.Malsch
26.1977/78AndreaSulzfeld
27.1978/79Karin I.Wiesloch
28.1979/80HeidiUnteröwisheim
29.1980/81AdelheidKürnbach
30.1981/82Monika I.Menzingen
31.1982/83DianaMalsch
32.1983/84Karin II.Odenheim
33.1984/85YvonneOberöwisheim
34.1985/86Monika II.Zeutern
35.1986/87SilviaBruchsal
36.1987/88Evelyn I.Tiefenbach
37.1988/89Manuela I.Obergrombach
38.1989/90AnetteHeimsheim
39.1990/91Evelyn II.Hemsbach
40.1991/92Manuela II.Landshausen
41.1992/93NadineUbstadt-Weiher
42.1993/94Monika III.St. Leon-Rot
43.1994–97Dieter der EinzigeWieslochDa es in den Vorjahren immer schwieriger geworden war Weinhoheiten zu finden, übernahm für drei Jahre ein Weinkönig die Rolle der Repräsentation.
46.1997/98Cornelia II.Tiefenbach
47.1998–00CarolineUnteröwisheim
49.2000/01CarinaHemsbach
50.2001/02Stefanie I.Wiesloch
51.2002/03Stephanie II.Mühlhausen
52.2003/04EstherRauenberg
53.2004/05KerstinZeutern
54.2005/06MelanieHirschberg
55.2006/07NinaHirschberg
56.2007/08KatharinaOdenheimBadische Weinkönigin (63.) 2012/13.
57.2008/09ChristinaTairnbach
58.2009/10NicoleWiesloch
59.2010/11VanessaMalschenberg
60.2011/12DanielaDielheimWar zuvor 2010/11 Prinzessin.
61.2012/13TinaWieslochWar zuvor 2011/12 Prinzessin.
62.2013/14SofiaWieslochWar zuvor 2012/13 Prinzessin.
63.2014/15KatrinRauenbergWar zuvor 2013/14 Prinzessin.
64.2015/16MarisaMalschWar zuvor 2014/15 Prinzessin.
65.2016/17RebeccaMalschenbergWar zuvor 2015/16 Prinzessin.
66.2017/18PatriciaMühlhausenWar zuvor 2016/17 Prinzessin.
67.2018/19MonaRettigheimWar zuvor 2017/18 Prinzessin.
68.2019–22VerenaMalschenbergWar zuvor 2018/19 Prinzessin.
69.2022/23Anna-LenaRettigheimWar zuvor 2019–22 Prinzessin.

Literatur

  • Winzerkeller Südliche Bergstraße/Kraichgau eG (Hrsg.): Winzerkeller Wiesloch 1935–1985, Fünfzig Jahre Pflegestätte badischer Qualitätsweine. Wiesloch 1985.

Koordinaten: 49° 17′ 6″ N,  41′ 59″ O

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