Gjin Zenevisi (albanisch auch Gjon Zenebish[ti], mittelgriechisch Γκιόνης Ζενεβέσης, italienisch Giovanni Sarbissa; † 1418 auf Korfu) war ein albanischer Magnat und Heerführer im nördlichen Epirus.
Leben
Gjin Zenevisi entstammte vermutlich einer ursprünglich genuesischen Familie, die in der Region Zagoria in Dryinupolis zwischen Përmet und Argyrokastron (Gjirokastra) ansässig war. Er beherrschte Vagenetia um die Stadt Delvina, in etwa die heutige Region Çamen in Nordwest-Griechenland; daneben wurde er auch als Herr von Pyrgo und Sayada bezeichnet. 1380 wurde er offenbar durch den byzantinischen Kaiser Johannes V. zum Sebastokrator erhoben (oder als solcher anerkannt); mit diesem Titel erscheint er in zwei venezianischen Dokumenten von 1387 und 1419. Zenevisi unterhielt gute Beziehungen zur Republik Venedig, deren Bürgerrecht er erhielt.
Als die von Karl Thopia herbeigerufenen osmanischen Türken 1385 erstmals in Epirus einfielen, ergab sich Zenevesi und überstellte seinen Sohn als Geisel nach Edirne an den Hof von Sultan Murad I. Sein Sohn konvertierte zum Islam und machte später unter dem Namen Hamza im osmanischen Militär Karriere. Kurz nach der Schlacht von Savra (18. September 1385) und seiner Unterwerfung rebellierte Zenevisi und brachte das stark befestigte Argyrokastron in seinen Besitz, hierzu offenbar ermuntert durch den Angriff des albanischen Despoten von Arta, Gjin Bua Shpata, auf die epirotische Hauptstadt Ioannina. 1386 nahm er offiziell den Titel eines Fürsten von Argyrokastron an.
Zenevisi heiratete eine namentlich nicht bekannte Tochter Shpatas und war somit seit 1396 ein Schwager des Despoten von Epirus, Esau de’ Buondelmonti. Dieser griff Zenevisi im April 1399 mit Unterstützung albanischer Stammeskrieger an, wurde aber bei Mesopotam besiegt und in Argyrokastron gefangengesetzt. Für die Freilassung seines Schwagers kassierte Zenevisi 10.000 Gulden Lösegeld von dessen Heimatstadt Florenz.
1411 und 1412 besiegte Zenevisi im Bündnis mit dem Despoten von Arta, Muriq Shpata, die Armee Carlos I. Tocco, der kurz zuvor zum Despoten von Epirus proklamiert worden war; er konnte jedoch Ioannina nicht einnehmen. Anfang 1413 forderte Sultan Musa Çelebi von ihm mit militärischem Nachdruck die Freilassung der von ihm misshandelten Archonten von Ioannina. Nach einer Niederlage gegen die Osmanen musste Zenevisi auf das venezianische Korfu fliehen, wo er – nach einer zwischenzeitlichen Rückkehr aufs Festland – 1418 starb. Im folgenden Jahr fiel Argyrokastron an die Osmanen. Gjins Sohn Depa Zenevisi kam 1435 bei einem letzten Rückeroberungsversuch ums Leben.
Nachkommen
- Gjin Zenevisi hatte mit N. Shpata folgende Nachkommen:
- Amas ⚭ N. N.
- Simon ⚭ N. N.
- Lech
- Philipp
- Simon ⚭ N. N.
- Kyranna ⚭ Andrea III. Muzaka (zu den Nachkommen siehe Muzaka#Stammbaum der Familie)
- Amas ⚭ N. N.
Quellen
- Acta Albaniae Veneta Saeculorum 14 et 15 2, 44 (ed. Joseph Valentini, 1967–1977)
- Chronik von Ioannina 99–100 (ed. Leandros Branuses, 1962)
- Chronik der Tocco 312–368 passim; 412; 446–462 passim (ed. Giuseppe Schirò, 1975)
- Senat von Venedig, Regesten 2, 1736 (ed. Freddy Thiriet, 1959)
Literatur
- Robert Elsie: A Biographical Dictionary of Albanian History. I. B. Tauris, London 2012, ISBN 978-1-78076-431-3.
- John Van Antwerp Fine: The Late Medieval Balkans: A Critical Survey from the Late Twelfth Century to the Ottoman Conquest. University of Michigan, Ann Arbor MI 1994, ISBN 0-472-08260-4, S. 355–356.
- Charles Hopf: Chroniques gréco-romanes inédites ou peu connues, publiées avec notes et tables généalogiques. Weidmann, Berlin 1873 (Digitalisat ).
- Gyula Moravcsik: Byzantinoturcica. Bd. 2: Sprachreste der Türkvölker in den byzantinischen Quellen (= Berliner Byzantinistische Arbeiten. Bd. 11). 3. Auflage. E. J. Brill, Leiden 1983, ISBN 90-04-07132-6, S. 130.
- Donald M. Nicol: The Despotate of Epiros 1267–1479. A contribution to the history of Greece in the middle ages. Cambridge University Press, Cambridge 1984, ISBN 0-521-26190-2, S. 164, 175–176, 179–182.
- Brendan Osswald: The Ethnic Composition of Medieval Epirus. In: Steven G. Ellis, Lud'a Klusáková (Hrsg.): Imagining Frontiers, Contesting Identities (= Creating links and innovative overviews for a New History Research Agenda for the citizens of a growing Europe. Bd. 2). Edizioni Plus, Pisa 2007, ISBN 978-88-8492-466-7, S. 125–154.
- Thekla Sansaridou-Hendrickx: The world view of the anonymous author of the Greek Chronicle of the Tocco, 14th–15th centuries. Diss. Rand Afrikaans University, Johannesburg 2000, S. 18, 99, 164, 203, 208.
- Oliver Jens Schmitt: Das venezianische Albanien (1392–1479) (= Südosteuropäische Arbeiten. Bd. 110). Oldenbourg, München 2001, ISBN 3-486-56569-9, S. 227, 297.
- Erich Trapp, Rainer Walther, Hans-Veit Beyer: Prosopographisches Lexikon der Palaiologenzeit. 3. Faszikel: Δ... – Ἡσύχιος (= Veröffentlichungen der Kommission für Byzantinistik. Bd. 1/3). Österreichische Akademie der Wissenschaften, Wien 1978, ISBN 3-7001-0276-3, S. 148 Nr. 6521.
Anmerkungen
- ↑ Elsie, Dictionary, S. 501.
- ↑ Osswald, Ethnic Composition, S. 151.
- ↑ Nicol, Despotate, S. 164.
- ↑ Fine, Late Medieval Balkans, S. 355.
- ↑ Fine, Late Medieval Balkans, S. 356.
- ↑ PLP 3, S. 148.
- ↑ Johann Georg von Hahn: Reise durch die Gebiete des Drin un Wardar. Kaiserlich königlichen Hof- und Staatsdruckerei, Wien 1867, S. 312 (Online-Version in der Google-Buchsuche).