Die Militär-Turnanstalt war eine militärische Ausbildungsstätte der Preußischen Armee in Berlin, Scharnhorststraße 4 (nördlich der Invalidenstraße), die von 1850 bis 1919 bestand.
Geschichte
Ausgangspunkt für die Gründung war eine preußische Kabinettsorder vom 6. Juni 1842, in der die Gymnastik als unentbehrlicher Teil des gesamten Zivil- und Militär-Bildungswesen anerkannt und verordnet wurde. 1845 erfolgte die Entsendung von zwei Offizieren nach Stockholm zum Studium des Lingschen gymnastischen Instituts. Auf Grundlage dieser Erkenntnisse wurde am 1. Oktober 1847 ein Centralinstitut für den gymnastischen Unterricht in der Armee in Berlin gegründet und mit dem ersten Kursus für 18 Offiziere eröffnet. Wegen der Märzrevolution 1848 wurde der Kurs abgebrochen.
Die Einrichtung als solche blieb aber bestehen und wurde zur Königlichen Central-Turnanstalt mit eigenem Gebäude, das 1850 auf einem Grundstück an der damaligen Kirschenallee – seit 1860 Scharnhorststraße 4 (Gebäude heute nicht mehr existent) – nach Plänen von Wilhelm Louis Drewitz errichtet und 1851 mit dem ersten Lehrkursus eröffnet wurde. Mit der Leitung des Unterrichts wurde Major Hugo Rothstein beauftragt. Die militärischen Leiter führten den Diensttitel Militärisches Direktionsmitglied bzw. Unterrichtsdirigent. Am 2. Juni 1881 erfolgte die Umbenennung des Instituts in Militär-Turnanstalt. Zugleich erhielt der Leitende den Diensttitel Direktor, ab 1906 Kommandeur.
Die Anstalt, die der Inspektion der Infanterieschulen unterstand, existierte an gleicher Stelle über das Ende des Ersten Weltkriegs hinaus bis 1919, dann wurde das Gelände im Zuge der Auflösung der Preußischen Armee von der Reichspost für das Gesetzsammlungsamt (später Reichsverlagsamt) übernommen.
Literatur
- Hugo Rothstein: Die Königliche Central-Turn-Anstalt zu Berlin. Schroeder, Berlin 1862, Digitalisat
- Carl Euler: Rothstein, Hugo. In: Allgemeine Deutsche Biographie. (ADB) Band 29, Duncker & Humblot, Leipzig 1889, S. 376–379.
- Die Militär-(Zentral)Turnanstalt von 1877 bis 1890. In: Militär-Wochenblatt. Nr. 51 vom 28. April 1904, S. 1296–1298.