Rulfingen
Stadt Mengen
Koordinaten: 48° 2′ N,  18′ O
Höhe: 573 m ü. NN
Fläche: 10,5 km²
Einwohner: 1131 (20. Dez. 2010)
Bevölkerungsdichte: 108 Einwohner/km²
Eingemeindung: 1. Januar 1975
Postleitzahl: 88512
Vorwahl: 07576

Das Dorf Rulfingen ist ein Teilort der Stadt Mengen mit 1131 Einwohnern (Stand: 20. Dez. 2010) im Landkreis Sigmaringen (Baden-Württemberg).

Geographie

Geographische Lage

Rulfingen liegt auf der rechten Talseite des unteren Ablachtals, etwa zehn Kilometer südlich der Kreisstadt Sigmaringen. Die Gemarkungsfläche umfasst rund 1050 Hektar (Stand: 23. Dez. 2010).

Ortsteile

Zu Rulfingen gehört die 2,4 Kilometer nordwestlich liegende Ortschaft Zielfingen.

Geschichte

Erste Zeugnisse einer Besiedlung in der Früheisenzeit (8.–6. Jh. v. Chr.) wurden rund 2,2 Kilometer südlich von Rulfingen und 1,8 Kilometer nordwestlich von Rosna 1890 im Wald „Fohrenstock“ in Form zweier Grabhügel durch den Fürstlich Hohenzollerischen Archivar Karl Theodor Zingeler ergraben. Mindestens zwei Grabhügel befinden sich rund zwei Kilometer südsüdwestlich vom Ort im Wald „Roßbühl“; Zingeler ergrub um 1890 einen Hügel von 24 Meter Durchmesser und 2,7 Meter Höhe. Unweit von Rulfingen entdeckte man an dem Ablachkanal das Pflaster einer Römerstraße Richtung Meßkirch. Bei Zielfingen im Ablachtal wurden gebogenen Röhrchen und eine Zwinge von einem Schwert aus Bronze gefunden.

Erstmals genannt wurde das Dorf im Jahre 1231 beim Auftreten eines Ritters Albero und Herrn Wernher de Ruolvingen als Zeugen. 1304 werden Werner, sein Sohn Ulrich und sein Neffe Ulrich von Ruelfingen genannt. Der Name „Rulfingen“ rührt wohl von Rudolf, dem Führer einer Alamannensippe, her.

Der Ort lag ursprünglich im Bereich der Goldineshuntare, dann im Gau Ratoldesbuch und ab 1290 in der Herrschaft, ab 1460 Grafschaft Sigmaringen. Im 14. Jahrhundert war das Dorf großenteils im Besitz des Kanonissenstifts Lindau. Außerdem waren noch die Klöster Mengen, Weingarten und Salem begütert.

Zielfingen (573,5 m ü. NN) ist über die Habsburger Urbar als Zielvingen 1292 erwähnt. Der Ortsname (Zioltingen) ist wohl auf „Ziuwolf“, ein schwäbischer Mannesname, zurückzuführen. Graf Eberhardt der Milde verpfändete 1399 Zielfingen und weiter Orte an den Grafen Eberhard von Werdenberg. Zehntrechte des Damenstiftes Buchau sind 1478 und 1704 belegt. Der Meierhof zu Zielfingen gehörte wohl zu Bingen, zu den Besitzungen, die gleichzeitig mit der Stadt Scheer erworben wurden. Durch die Rheinbundakte wurde Zielfingen über das Kloster Habsthal dem Fürstentum Hohenzollern-Sigmaringen zugesprochen.

Mit der Grafschaft Sigmaringen geht es durch die Hand der Häuser Württemberg und Werdenberg und kommt 1535 an die Grafschaft Hohenzollern, die 1576 geteilt wird, Rulfingen gehörte zur Grafschaft Hohenzollern-Sigmaringen, die 1623 zum Fürstentum erhoben wurde. 1805 hört die österreichische Lehnshoheit auf.

Mit dem Fürstentum Hohenzollern-Sigmaringen gelangten Rulfingen und Zielfingen 1850 als Teil der Hohenzollernschen Lande an Preußen. Ab 1806 gehörten die Orte also zum zunächst fürstlichen und ab 1850 preußischen Oberamt Sigmaringen bzw. ab 1925 zum Landkreis Sigmaringen.

Bis zur Gebietsreform in Baden-Württemberg war Rulfingen mit seinem Teilort Zielfingen eine selbständige Gemeinde; am 1. Januar 1975 wurde der Ort nach Mengen eingemeindet.

Religionen

Die katholische Pfarrgemeinde St. Ulrich gehört über die Seelsorgeeinheit Krauchenwies-Rulfingen zum Dekanat Sigmaringen-Meßkirch im Erzbistum Freiburg.

Politik

Ehemalige Bürgermeister

  • Willi Arnold (FWV)

Ortsvorsteher

Derzeitiger (2009) Ortsvorsteher ist Manfred Moll.

Wappen

Blasonierung: „In Rot unter einem silbernen Schildhaupt, darin ein schwimmender roter Fisch, ein stehender goldener Hirsch.“

Verkehr

Rulfingen liegt an der Bundesstraße 311. Mit der 2012 fertiggestellten, 4,2 Millionen Euro kostenden Ortsumfahrung wird Rulfingen von 2000 Lastwagen täglich entlastet. Zielfingen wurde von 1873 bis 1954 mit einer Haltestelle der Bahnstrecke Krauchenwies–Mengen bedient.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Bauwerke

  • In Zielfingen befindet sich eine Kapelle. Als Hl. Agathe und Blasius 1256 erstmals erwähnt, stammt der Bau aus dem 17. Jahrhundert.
  • Die Rulfinger Pfarrkirche St. Ulrich wurde 1759 bis 1761 durch Johann Michael Beer von Bildstein zusammen mit zwei Dornbirnern, Baumeister Martin Ilg und Zimmermeister Hans Jakob Stoffler, erbaut. Die flachgedeckte Kirche erfuhr 1760 eine Stuckierung durch Johann Jakob Schwarzmann. Die Kirchweihe fand am 4. Juli 1760 durch den Konstanzer Weihbischof Franz Karl Josef, Graf von Fugger, im Beisein des Herrn Reichsprälaten Georg Strobel von Petershausen statt. Aus geschichtlichen Unterlagen ist zu entnehmen, dass in Rulfingen bereits 1275 eine Pfarrei, 1304 als Filiale, bestand. Um 1700 war eine dem St. Ulrich geweihte Kapelle vorhanden, deren Standort allerdings nicht genau bekannt ist. Der Name Ulrich von Augsburg als Patron wird schon 1420 genannt. Die Kirchenpflege in Rulfingen oblag dem Kloster zu Mengen: bis 1725 Wilhelmiten, 1725–1735 Benediktiner aus dem Kloster St. Blasien, 1735–1773 Benediktiner aus dem Kloster Petershausen. In die Petershauser Epoche fällt die Abtragung der St. Ulrichskapelle und der Bau der jetzigen alten Kirche im Jahr 1759.
  • Der Kirchenneubau ist ein modernes Bauwerk bestehend aus Kirche, Sakristei, Wendelinussaal und Pfarrhaus. Es ist ein prägnantes architektonisches Zeugnis des 20. Jahrhunderts. 1974 wurde die Kirche eingeweiht. Später wurde der Pfarrsaal in viel Eigenleistung ausgebaut. Die bunten Fenster in der Kirche, die Orgel, Kirche und Außenanlagen sind zwischenzeitlich renoviert worden. 2011 soll der neue Kreuzweg eingeweiht werden.
  • Des Weiteren gibt es in Rulfingen einen Brunnen und eine Lourdes-Grotte, die vom Obst- und Gartenbauverein Rulfingen e.V. gepflegt wird.
  • An der Kreisstraße 8239, dem Ortsverbindungsweg von Hausen am Andelsbach nach Rulfingen, befindet sich rund 1,5 Kilometer vom Ort ein Kleindenkmal.

Naturdenkmäler

  • Das Gigele, oder Gigeleberg ehemals Kügelebühl, ist der Hausberg und zugleich höchster Punkt des Dorfes. Es gibt eine Sage, nach der in ihm das Gigeleweible, auch Kügeleweib, haust. Es führte ein um 1900 angelegter Kreuzweg mit steinerne Treppenstufen den bewaldeten Hang hinauf, wo das Gigelekreuz, ein großes Steinkreuz mit Kreuzpostament und Sockel, steht. Das Kreuz ist 1909 vom damaligen Steinmetz Johann Ott aus Rulfingen. Ott kam aus dem Ersten Weltkrieg verletzt zurück. Er hatte 1923 das Rulfinger Kriegerdenkmal gebaut. Die Stationen des Kreuzwegs sind im Zuge der Bebauung verschwunden. Die Entstehung kann als keltischer Großgrabhügel der Hallstattzeit wie die Baumburg bei Hundersingen vermutet werden oder als mittelalterlichen Burghügel. Im 13. Jahrhundert wird ein Ortsadelsgeschlecht, die Ritte von Rulfingen, genannt. Das Gigele könnte deren Burgsitz gewesen sein, wobei dich um das Gigele keinerlei Besiedlungsspuren wie Keramik oder Dachziegel finden lassen. Es wird auch vermutet, dass das Gigele die Burgstelle der Siedlung Burkhardshausen östlich des Gigele war. Der Name Gigele kommt von „gügeln, Aussicht halten“.
  • Auf den Gemarkungen von Rulfingen und Zielfingen befinden sich mehrere Seen der Oberschwäbischen Seenplatte (Südsee und Zielfingersee). Die Schlickflächen und Inseln im Südsee II bieten Kiebitzen wertvolle Brutmöglichkeiten.

Theater & Kleinkunst

Ein ehemaliges Kirchengebäude wurde zur Kleinkunstbühne Alte Kirche Rulfingen umgewandelt.

Persönlichkeiten

Söhne und Töchter des Ortes

  • Hermann Ott (1870–1934), Politiker (Zentrum), Reichstagsabgeordneter

Persönlichkeiten, die vor Ort gewirkt haben

  • Rösle Reck (* 26. September 1929), oberschwäbische Heimatdichterin (Lyrik, Erzählungen, Theaterstücke)

Literatur

  • Walther Genzmer (Hrsg.): Die Kunstdenkmäler Hohenzollerns. Band 2: Kreis Sigmaringen. W. Speemann, Stuttgart 1948.
  • Pater Benedikt Hänggi OSB: 35 Fortsetzungen geschichtliche Aufsätze zur Ortsgeschichte von Rulfingen, Kloster Habsthal 1908/09

Anmerkung

  1. Gemarkungsfläche 10.501.233 m²

Einzelnachweise

  1. 1 2 Angaben nach Sabine Reger, Hauptamtsleiterin der Stadt Mengen, vom 13. Januar 2011.
  2. Alfons Kasper: Kunstwanderungen kreuz und quer der Donau. 1964. S. 85
  3. Oscar Paret: Württemberg in vor- und frühgeschichtlicher Zeit. (Veröffentlichungen der Kommission für geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg. Reihe B, Bd. 17). Kohlhammer, Stuttgart 1961. S. 268
  4. Siegfried Kurz: Bestattungsbrauch in der westlichen Hallstattkultur (= Tübinger Schriften zur ur- und frühgeschichtlichen Archäologie. Band 2). Waxmann Verlag, 1997, ISBN 3-89325-386-6, S. 230.
  5. 1 2 Vgl. Westdeutsche Zeitschrift für Geschichte und Kunst, Band 5. F. Lintz, 1886. S. 206.
  6. Walther Genzmer (Hrsg.): Die Kunstdenkmäler Hohenzollerns. Band 2: Kreis Sigmaringen, W. Speemann, Stuttgart 1948. S. 283.
  7. Vgl. Rudolf Maag: Das Habsburgische Urbar, Band 2, Teil 1. S. 239.
  8. Franz Quarthal, Hansmartin Decker-Hauff, Klaus Schreiner: Germania Benedictina, Band 5, Die Benediktinerklöster in Baden-Württemberg. Bayerische Benediktiner-Akademie, 1975. S. 382.
  9. Anton Birlinger, Fridrich Pfaff: Alemannia: Zeitschrift für Sprache, Literatur und Volkskunde des Elsasses und Oberrheins, Band 6. 1878. S. 23
  10. 1 2 Landesarchivdirektion Baden-Württemberg (Hrsg.): Das Land Baden-Württemberg: amtliche Beschreibung nach Kreisen und Gemeinden, Band 7: Regierungsbezirk Tübingen. Verlag W. Kohlhammer, 1978. S. 809. ISBN 3-17-004807-4
  11. Das Königreich Württemberg: eine Beschreibung von Land, Volk und Staat, Band 2, Teil 1. Verlag W. Kohlhammer, 1884. S. 131
  12. E. G. Johler: Geschichte, Land- und Ortskunde der souverainen teutschen Fürstenthümer Hohenzollern, Hechingen und Sigmaringen. 1824. S. 102
  13. Bernhard Theil: Das (freiweltliche) Damenstift Buchau am Federsee. Walter de Gruyter, 1994. S. 214. ISBN 3-11-014214-7
  14. Landeskommenalverband der Hohenzollerischen Lande. Landeskundliche Forschungsstelle (Hrsg.): Arbeiten zur Landeskunde Hohenzollerns, Ausgabe 4. 1959.
  15. Johann Andreas Demian: Statistik der Rheinbundstaaten, Band 2. Varrentrapp, 1812. S. 378
  16. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart / Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 549.
  17. Rapp (rrm): Umgehungsstraße wird endlich gebaut. In: Südkurier vom 23. März 2011
  18. Vgl. Österreichische Kunsttopographie, Band 32. Verlag A. Schroll, 1958. S. 79
  19. Norbert Lieb, Franz Dieth: Die Vorarlberger Barockbaumeister. Verlag Schnell & Steiner, 1967. S. 90, 123.
  20. 1 2 3 Josef Kugler: Die „Alte Kirche“ in Rulfingen feiert rundes Jubiläum. Vor 250 Jahren wurde die Kirche geweiht – Eine Kapelle war an diesem Ort bereits um 1700 vorhanden. In: Schwäbische Zeitung vom 29. Dezember 2010
  21. Verein für Augsburger Bistumsgeschichte (Hrsg.): Jahrbuch des Vereins für Augsburger Bistumsgeschichte e. V., 1973. S. 120
  22. Vera Romeu (vr): Abschied: Karl Riegger sagt am Sonntag Ade. Der Pfarrer blickt auf 46 Jahre Seelsorge in Rulfingen zurück – In Wald wird er sich als Rensionär niederlassen. In: Schwäbische Zeitung vom 9. September 2011
  23. Rulfingen in der privaten Standort-Datenbank Suehnekreuz.de
  24. Oscar Paret: Württemberg in vor- und frühgeschichtlicher Zeit. (Veröffentlichungen der Kommission für geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg. Reihe B, Bd. 17). Kohlhammer, Stuttgart 1961. S. 182
  25. Vera Romeu/vr: Obst- und Gartenbauverein. Mit Herzblut verschönern Hobbygärtner Gigeleplatz. In: Schwäbische Zeitung vom 10. Juni 2010
  26. Vera Romeu/vr: Aktion: Starke Männer bauen das Steinkreuz ab. Der Obst- und Gartenbauverein saniert am Gigele die Treppen und die gesamte Anlage für 20 000 Euro. In: Schwäbische Zeitung vom 19. Januar 2011
  27. Vera Romeu/vr: Hintergrund. In: Ders.: Aktion: Starke Männer bauen das Steinkreuz ab. Der Obst- und Gartenbauverein saniert am Gigele die Treppen und die gesamte Anlage für 20 000 Euro. In: Schwäbische Zeitung vom 19. Januar 2011
  28. Vera Romeu: Rösle Reck wird heute 80 Jahre alt. Fast verlorene Welt bleibt so erhalten. In: Schwäbische Zeitung vom 26. September 2009
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