Ägyptisches Totenbuch
Das ägyptische Totenbuch (Titel im Alten Ägypten: prt m hrw „[Buch vom] Heraustreten in das Tageslicht“ oder „Herausgehen am Tage“) ist eine Sammlung von Zaubersprüchen, Beschwörungsformeln und liturgischen Anweisungen. Eine Zusammenstellung wurde 1842 von Karl Richard Lepsius als „Todtenbuch der alten Ägypter“ nach der großen ptolemäischen Handschrift aus Turin herausgegeben. Dieser Name wurde von Édouard Naville beibehalten, der 1883 eine Sammlung dieser Sprüche aus Handschriften des Neuen Reichs publizierte.
Im Gegensatz zu den Unterweltbüchern Amduat, Höhlen-, Grüfte- und Pfortenbuch bittet der Verstorbene als Ba-Seele um Einlass in die Unterwelt. Der Verstorbene befindet sich als „Angehöriger der nichtköniglichen Erdbewohner“ und Sohn des Osiris im Gefolge „des Stiers im Westen“. Die verschiedenen Tore dienen dem Schutz von Osiris, da nur jene Verstorbene in die Unterwelt eintreten dürfen, die „rein sind und die Namen der Tore kennen“.
Bevor sich die Ba-Seele mit seinem Leichnam (Mumie) in der Unterwelt vereinigen kann, müssen zahlreiche Prüfungen bestanden werden. Den Abschluss bildet das Totengericht, das über die erbrachten Leistungen im Leben urteilt und nach positiver Einschätzung die Ba-Seele des Verstorbenen in „das Gefolge des Sonnengottes Re“ übertreten lässt. In der 18. Dynastie entwickelte sich der Brauch, dieses Spruchgut auf Papyrusrollen zu schreiben und diese in den Sarg zu legen oder in die Mumie mit einzuwickeln. In der Ptolemäerzeit endete die Tradierung des altägyptischen Totenbuches.