Demografie Äthiopiens
Mit einer Einwohnerzahl von 112 Millionen Einwohnern im Jahre 2019 stand Äthiopien auf Platz 12 in der Rangliste der Länder nach Einwohnerzahl und ist das zweitbevölkerungsreichste Land auf dem afrikanischen Kontinent. Es ist außerdem der bevölkerungsreichste Binnenstaat der Welt. Das jährliche Bevölkerungswachstum betrug 2018 ca. 2,6 Prozent und ist damit sehr hoch. Dank sinkender Sterblichkeit und hoher Geburtenraten hat sich die Bevölkerung seit dem Jahre 1950 mehr als vervierfacht. Das schnelle Bevölkerungswachstum in Äthiopien setzt die Landressourcen zunehmend unter Druck. Äthiopien erlebte in der Vergangenheit bereits mehrere schwere Hungersnöte. Mit der positiven wirtschaftlichen Entwicklung des Landes ab Beginn des 21. Jahrhunderts konnten der Hunger und die damit verbundene extreme Armut allerdings deutlich zurückgedrängt werden. Zwischen 2000 und 2017 sank der Anteil der unterernährten Personen von 52 auf 20,6 Prozent. Inzwischen ist auch ein Trend zu kleineren Familien zu verzeichnen, weshalb das relative Wachstum sehr langsam zu sinken beginnt. Auch die Lebenserwartung konnte deutlich gesteigert werden, während deutlich weniger Kinder und Mütter bei der Geburt starben und deutlich mehr Kinder zur Schule gehen. Mit einem Medianalter der Bevölkerung von 19,8 Jahren hat das Land eine Bevölkerungsstruktur, welches für ein afrikanisches Entwicklungsland typisch ist, und befindet sich noch am Anfang des demografischen Übergangs. Äthiopien ist ein überwiegend landwirtschaftlich geprägtes Land und mehr als 80 % der Bevölkerung leben in ländlichen Gebieten. Inzwischen steigt die Urbanisierung allerdings an. Das mit Abstand größte Bevölkerungszentrum bildet die Hauptstadt Addis Abeba mit knapp 4 Millionen Einwohnern.
Die Wurzeln des heutigen äthiopischen Staates reichen bis auf das antike Aksumitische Reich zurück, welche den Ursprung der heutigen äthiopischen Kultur bildet. Obwohl Äthiopien einer der wenigen natürlichen Nationalstaaten in Afrika ist und nie vollständig kolonialisiert wurde, ist seine Bevölkerung nicht homogen. Es gibt im Land eine Vielzahl an ethnischen Gruppen und Sprachen und alle drei abrahamitischen Religionen sind mit einer nennenswerten Anhängerschaft vertreten. Die meisten Völker des Landes sprechen Afroasiatische Sprachen und weisen eine Verwandtschaft mit der Bevölkerung Eritreas, Somalias und der Arabischen Halbinsel auf. Es gibt in Äthiopien allerdings auch nilotische Völker, welche sich in Sprache und Kultur deutlich von der Mehrheitsbevölkerung unterscheiden. Die jüngere Geschichte Äthiopiens ist von den komplexen Beziehungen der verschiedenen Volksgruppen untereinander geprägt und war nicht frei von Spannungen.
Die erste Volkszählung in Äthiopien wurde im Jahre 1984 durchgeführt. Ältere Bevölkerungszahlen sind deshalb Schätzungen. Die letzte Volkszählung fand im Jahr 2007 statt und ergab eine Einwohnerzahl von 73,7 Millionen. Die Volkszählung war allerdings politisch umstritten und es soll die Bevölkerung verschiedener Regionen gezielt nach unten manipuliert worden sein. Eine weitere Volkszählung war für das Jahr 2017 angekündigt, musste allerdings bisher mehrmals verschoben werden.