Ölkatastrophe in Westsibirien

Die Ölkatastrophe in Westsibirien betrifft das mit Abstand größte ölkontaminierte Landgebiet und den mengenmäßig größten Ölunfall der Erde. Es handelt sich um weitreichende Ölverschmutzungen durch zahlreiche Ölaustritte und Unfälle (Freisetzung von Bohrabfällen, leckende Lagertanks und Mülldeponien u. ä.) an Pipelines und Förderanlagen sowie das Abfackeln von Gas und Öl in der westsibirischen Ölförderregion Tjumen, beispielhaft untersucht im Samotlor-Ölfeld bei Nischnewartowsk. Knapp 70 Prozent der Ölkatastrophen betreffen die autonomen Bezirke der Chanten und Mansen und der Jamal-Nenzen, wo ungefähr 60 Prozent des russischen Erdöls gefördert werden. Nach Einschätzung von Greenpeace fließen allein über den Ob mehr als 125.000 Tonnen Rohöl jährlich in das Nordpolarmeer. Insgesamt sollen jährlich durchschnittlich über 15,3 Mio. Tonnen Öl in die Umwelt gelangen.

Nach Untersuchungen, die von Greenpeace und anderen NGOs in Auftrag gegeben wurden, treten jährlich bis zu 5.000 Brüche von veralteten und maroden Ölpipelines auf. Auslaufendes Öl vergiftet Böden und Gewässer. Riesige Ölseen zerstören den Lebensraum von Menschen, Tieren und Pflanzen. Neben der dramatischen Umweltverschmutzung bedroht die Ölpest die traditionellen Wirtschaftsformen – vor allem Rentiernomadismus, zudem Jagen und Sammeln – und damit die Lebensgrundlage einiger lokaler Gemeinschaften dreier indigener Völker des russischen Nordens (Chanten, Mansen, Nenzen).

Neben der originären Zuständigkeit des russischen Staates sieht Greenpeace auch die Ölkonzerne TotalFinaElf Deutschland GmbH und die Schweizer Elf-Trading in der Verantwortung, da sie das Öl über die Druschba-Pipeline direkt beziehen. Demzufolge legte Greenpeace im Februar 2002 bei der OECD Beschwerde ein. Trotz der unzweifelhaft bestehenden Missstände wurde die Beschwerde von der deutschen Nationalen Kontaktstelle für die OECD-Leitsätze für multinationale Unternehmen nicht angenommen, da die Anwendbarkeit der Leitsätze in diesem Fall nicht gegeben war.

This article is issued from Wikipedia. The text is licensed under Creative Commons - Attribution - Sharealike. Additional terms may apply for the media files.