ʿAbdallāh ibn Saba'
ʿAbdallāh ibn Saba' (arabisch عبد الله بن سبأ, DMG ʿAbdallāh ibn Sabaʾ) war ein Anhänger des Kalifen ʿAlī ibn Abī Tālib und gilt als Begründer der schiitischen Ghulāt-Tradition. Seine Anhängerschaft wird in der islamischen Doxographie als eigene Sekte mit dem Namen Saba'īya (arabisch السبئية, DMG as-Sabaʾīya) aufgeführt. Eine Überlieferung, die auf den kufischen Geschichtsschreiber Saif ibn ʿUmar zurückgeht, schiebt ihm die Schuld für die Ermordung des dritten Kalifen ʿUthmān ibn ʿAffān und die verhängnisvollen Ereignisse der ersten Fitna zu.
Nach der imamitischen Tradition und der Überlieferung des Saif ibn ʿUmar war ʿAbdallāh ibn Saba' ein zum Islam konvertierter Jude. Die Nachrichten über ihn sind aber widersprüchlich, so dass sich kein klares Bild von seinem Wirken gewinnen lässt. Zum Teil ist sogar seine Existenz überhaupt angezweifelt worden. Da sich die späteren Ghulāt-Gruppierungen jedoch selbst auf ihn berufen und ihn als Verkünder ihrer Geheimlehren verehren, ist eine bloße Erfindung allerdings unwahrscheinlich.