220-kV-Leitung Ronsdorf–Letmathe
Die 220-kV-Leitung Ronsdorf–Letmathe war die erste mit dieser Spannung betriebene Hochspannungs-Drehstromfreileitung in Europa. Sie wurde 1923 durch das RWE errichtet, um den bisher unbekannten Leitungsbetrieb mit Spannungen jenseits der damals üblichen 100 kV zu erproben. Die Erkenntnisse, die beim Testbetrieb auf dieser Leitungsstrecke gewonnen wurden, flossen in den Jahren darauf bei der Realisierung des Verbundbetriebs zwischen rheinischen Kohle- und alpinen Wasserkraftwerken mit ein.
Auch die Leitung selbst sollte in einer späteren Ausbaustufe als Teil einer überregionalen Verbundleitung dienen, in diesem Fall zwischen den Braunkohlekraftwerken des rheinischen Reviers und den Braunschweigischen Kohlebergwerken, an denen das RWE eine Beteiligung hielt. Aufgrund der später neu abgesteckten Einflussgebiete benachbarter Energieversorger kamen diese Pläne schlussendlich in geänderter Ausführung zur Realisierung. Dennoch wurde die Leitung Bestandteil des regulären 220-kV-Netz des RWE, das ab Ende der 1920er Jahre großräumig ausgebaut wurde.
Noch bis ins Jahr 2007 war die Leitung auf ihren Originalmasten aus der Zeit des Baus in Betrieb, zuletzt mit einem 220-kV- und einem 110-kV-Stromkreis. Da das Umspannwerk Ronsdorf durch eine 380-kV-Anlage ersetzt wurde und durch die Modernisierung des Koepchenwerks die 220-kV-Anlage im Umspannwerk Letmathe wegfiel, wurde die Leitung entbehrlich und daraufhin demontiert. Der letzte kurze Abschnitt auf Originalmasten vorm Umspannwerk Letmathe, der noch mit 110 kV in Betrieb war, wurde 2018 durch einen Neubau ersetzt.