Androgynos
Androgynos (altgriechisch ἀνδρόγυνος andrógynos, wörtlich „der Mannweibliche“, Plural andrógynoi) ist ein Begriff der altgriechischen Sprache, der insbesondere in der literarischen Mythologie eine Rolle spielt. Das Wort ist aus ἀνήρ anḗr (Genitiv ἀνδρός andrós) „Mann“ und γυνή gynḗ „Frau“ gebildet.
Ursprünglich bezeichnete der Ausdruck nur „weibische“, verweiblichte Männer wie die in Herodots Historien erwähnten Wahrsager bei den Skythen. Bei Platon kommt das Wort erstmals mit einer neuen Bedeutung vor: In seinem Sprachgebrauch sind androgynoi mythische Wesen, die androgyn sind, das heißt sowohl männliche als auch weibliche Geschlechtsmerkmale aufweisen.
Im Talmud wird der Umgang mit Zwittern in einem eigenen, recht kurzen Abschnitt (Pereq) namens Androgynos thematisiert, und zwar wird diskutiert, in welcher Hinsicht ein Zwitter Männern oder Frauen gleicht, in welcher Hinsicht Männern und Frauen und in welcher Hinsicht weder Männern noch Frauen. Der Abschnitt gehört nicht zur eigentlichen Mischna, sondern wurde der Tosephta (Bikkurim 2) entnommen und in der Folge erweitert. In der ersten Talmudausgabe fehlt er vollständig, findet sich aber bereits in der ersten Mischnaausgabe (Neapel 1492).