Atriumseptumdefekt

Der Atriumseptumdefekt (ASD), Vorhofseptumdefekt (unübliche Abkürzung VSD) oder Vorhofscheidewanddefekt ist ein Loch in der Herzscheidewand zwischen den beiden Vorhöfen des Herzens (Septum interatriale). Er ist mit ca. 7,5 % aller angeborenen Herzfehler die dritthäufigste angeborene Herzfehlbildung. Ein Atriumseptumdefekt kann als alleiniger Herzfehler (singuläres Vitium), oder in Kombination mit anderen Herzfehlern auftreten, seine Auswirkung sind jeweils unterschiedlich zu bewerten.

Klassifikation nach ICD-10
Q21.1 Vorhofseptumdefekt
ICD-10 online (WHO-Version 2019)

Aufgrund des höheren Druckes im linken Vorhof fließt arterialisiertes Blut über den ASD zum rechten Vorhof und bewirkt eine Volumenbelastung des Lungenkreislaufes mit exzentrische Rechtsherzhypertrophie. Steigt als krankhafte Spätfolge der Druck im Lungenkreislauf an, kann sich die Flussrichtung umdrehen und ein zyanotisches Vitium entstehen (Eisenmenger-Syndrom).

Kinder mit großem ASD leiden unter Kurzatmigkeit, Infektanfälligkeit und Gedeihstörung. Kleinere ASD bleiben nicht selten zunächst unbemerkt, im Erwachsenenalter fällt dann evtl. eine Abnahme der körperlichen Belastbarkeit auf. Septumdefekte erhöhen das Risiko für gekreuzte (= paradoxe) Embolien und Schlaganfälle. Der Embolus gelangt dabei über den Defekt vom Lungen- in den Körperkreislauf und kann nicht in den Lungenarterien „abgefangen“ werden. Neben Thrombembolien kommt dieser Mechanismus auch bei Luftembolien, Fettembolien und Fruchtwasserembolien zum Tragen.

Die Entscheidung zum Verschluss des ASD und die Wahl der Methode (katheterinterventioneller oder operativer Verschluss) erfolgen individualisiert. Bei kleineren ASD kann ein abwartendes Verhalten ausreichend sein, bei Säuglingen und Kleinkindern verschließt sich der Defekt manchmal während der ersten Lebensjahre von alleine. Größere Defekte mit relevantem Shuntvolumen werden regelhaft verschlossen, bevor es zu Komplikationen oder Schäden in Folge der Volumenbelastung des Lungenkreislaufes kommt.

Ein ASD ist abzugrenzen vom Kammerseptumdefekt (syn. Ventrikelseptumdefekt, Abkürzung VSD), bei dem der Defekt einen Kurzschluss beider Herzkammern mit anderen Auswirkungen und Therapiestrategien bewirkt.

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