Ausschreitungen im Kosovo 2004

Die Kosovo-Ausschreitungen von 2004, in Serbien als März-Pogrom bekannt, fanden vom 17. bis zum 19. März in bestimmten Teilen innerhalb des Kosovo statt. Es kam zu pogromartigen Ausschreitungen von über 50.000 Kosovo-Albanern, vornehmlich gegenüber Gemeinschaften und Enklaven der kosovo-serbischen Minderheit. Bei diesen ethnisch motivierten Übergriffen und den resultierenden Flüchtlingsbewegungen handelte es sich im Kosovo um die schwersten ihrer Art, seit NATO und UN nach dem Kosovo-Krieg die Kontrolle in der serbischen Autonomen Provinz Kosovo im Juni 1999 übernommen hatten und möglicherweise rund eine Viertelmillion Serben, Roma und andere Nicht-Albaner in die „Interne Vertreibung“ gerieten.

In mehreren Orten starben insgesamt mindestens 19 Menschen, darunter elf albanischer und acht oder neun serbischer Ethnie. Rund 1000 Personen wurden verletzt. Über 4000 Menschen (meist Serben, aber auch Roma und Aschkali) mussten aus ihren Häusern fliehen oder wurden vertrieben. Die Aktionen der großen kosovo-albanischen Menschenmengen gegen sämtliche Spuren serbischer Anwesenheit im Kosovo erstreckten sich von der Hauptstadt Pristina über Städte wie Prizren und Gjakova bis hin zu kleinen Dörfern wie Sllatina und Bellopoje. Sie machten auch vor anderen Minderheiten nicht Halt.

Mindestens 22 orthodoxe Sakralbauten wurden aus- oder niedergebrannt sowie über zehn weitere Kirchen und Klöster zum Teil schwer beschädigt. Die KFOR war beim Niederbrennen und bei der Zerstörung der serbischen Häuser und orthodoxen Kirchen häufig anwesend.

Die Ausschreitungen führten zu einer ethnischen Homogenisierung zahlreicher Ortschaften, in denen auch nach den auf den Kosovokrieg folgenden Flucht- und Vertreibungsbewegungen noch immer ethnische Minderheiten im Kosovo gelebt hatten. Noch während der von kosovo-albanischen Medien mit ausgelösten Ereignisse wurden die Ausschreitungen von verschiedenen Seiten als wenigstens teilweise langfristig organisiertes Pogrom der kosovo-albanischen Mehrheit an den ethnischen Minderheiten bezeichnet und zum Teil mit „ethnischer Säuberung“ verglichen oder gleichgesetzt. Insbesondere von offizieller westlicher Seite wurden die Ausschreitungen jedoch auch häufig als „Auseinandersetzungen zwischen Serben und Albanern“ oder als „ethnische Konflikte“ bezeichnet. Teilweise wurde die Meinung vertreten, diese seien „spontan“ entstanden und für die Protektoratsmächte überraschend aufgetreten. Von Seite kosovo-albanischer Führer wurden die Ausschreitungen auch als „Revolte“ gegen Missstände im Kosovo bezeichnet und als Argument für die staatliche Unabhängigkeit des Kosovo angeführt.

Den Sicherheitsorganisationen der Protektoratsmächte, besonders der von der NATO geführten KFOR, aber auch der von den Vereinten Nationen gestellten internationalen UNMIK-Polizei und dem von der UNO ausgebildeten KPS (Kosovo-Police-Service), wurde weitestgehendes Versagen und katastrophale Vernachlässigung ihres Schutzmandats während der Ausschreitungen vorgeworfen. In den Fokus der internationalen Kritik rückten besonders die deutschen KFOR-Kontingente in der Region Prizren.

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