Autobiographisches Gedächtnis

Der Ausdruck autobiographisches Gedächtnis bezeichnet in der Psychologie den Teil des Gedächtnisses, der autobiographische Episoden mit großer Bedeutung für das Individuum speichert. Diese werden dauerhaft behalten und bilden einen Kontext für Inhalte des episodischen Gedächtnisses. Das autobiographische und das episodische Gedächtnis haben zwar Schnittmengen, aber das episodische Gedächtnis speichert eher kurz zurückliegende, unwichtige Episoden, die vergessen oder zu semantischem Wissen werden.

Das autobiographische Gedächtnis hat essentielle individuell-persönliche und soziale Funktionen: Es ist identitätsstiftend, sinngebend, psychodynamisch, sozial-kommunikativ und nimmt wichtige direktive und handlungsanleitende Aufgaben wahr. Zudem ist es werte- und zielebestimmend und eng verknüpft mit dem Selbst. Ohne das dort gespeicherte autobiographische Wissen kann keine Kontinuität und keine Kohärenz im eigenen Leben wahrgenommen werden und keine Entwicklung von Identität stattfinden. Besonders wichtig ist das autobiographische Gedächtnis zur Bildung einer eigenen Identität.

Unsere autobiographischen Erinnerungen bestimmen somit, wer wir sind und was wir sind, und dieses Selbstkonzept wiederum beeinflusst, was wir aus unserer Vergangenheit erinnern. Das so konstruierte Selbstkonzept wiederum ist eingebettet in unsere Lebensgeschichte, die bestimmte, charakteristische Merkmale der eigenen Persönlichkeit widerspiegelt. Diese Lebensgeschichte (und das damit verbundene Selbstbild) hat überaus wichtige psychologische Bedeutung, denn erst sie macht uns zu dem, was wir sind. Das wird nicht zuletzt deutlich an Personen, die z. B. aufgrund hirnorganischer Veränderungen oder schwerer Traumata nicht mehr in der Lage sind, eine integrierte Lebensgeschichte zu bilden. Ihnen fehlt das Wissen um ihr Selbst, ihre Identität und sie sind nicht in der Lage, eine Kontinuität in ihrem Leben zu sehen.

Mit der Untersuchung des autobiographischen Gedächtnisses befasst sich die Alltagsgedächtnisforschung.

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