Autochthone Rückenmuskulatur
Die autochthone Rückenmuskulatur („ortsständige Rückenmuskulatur“) bildet den wichtigsten Teil des aktiven Bewegungsapparates des Rückens bei Wirbeltieren und liegt als ursprüngliche tiefe Muskelschicht unmittelbar dem Achsenskelett auf.
Im Gegensatz zur überlagernden allochthonen („eingewanderten“) Rumpf-Schultergürtel-Muskulatur (z. B. Musculus latissimus dorsi, Musculus trapezius) entwickelt sich die autochthone Muskulatur des Rückens bei einem Individuum dort, wo sie auch liegt. Sie erstreckt sich beiderseits entlang der Wirbelsäule vom Becken über den Brustkorb zum Kopf und wird wegen ihrer Funktion als Aufrichter und Stabilisator der Wirbelsäule oft auch der Einfachheit halber Musculus erector spinae genannt.
Außer dem entwicklungsgeschichtlichen Kriterium wird die autochthone Rückenmuskulatur über zwei anatomische Merkmale definiert:
- Sie wird aus den Rückenästen (Rami dorsales bzw. posteriores) der Spinalnerven innerviert, während die übrige Skelettmuskulatur durch die Bauchäste (Rami ventrales bzw. anteriores) der Spinalnerven innerviert wird,
- und sie liegt eingepackt in die Fascia thoracolumbalis.
Mit dieser Definition gehören zur autochthonen Rückenmuskulatur keine Muskeln des Rumpfes ventraler Abkunft (wie etwa die Zwischenrippenmuskeln, die Bauchmuskeln oder die Musculi serrati anterior, posterior superior und posterior inferior). Die Musculi levatores costarum liegen zum Teil außerhalb der Fascia thoracolumbalis und erfahren eine Doppelinnervation aus Rami dorsales und Rami ventrales der Spinalnerven, weshalb sie in manchen Lehrbüchern nicht zusammen mit der restlichen autochthonen Rückenmuskulatur behandelt werden.
Die autochthone Rückenmuskulatur lässt sich nach ihrer Innervation über laterale Zweige (Rr. laterales) oder aber über mediale Zweige (Rr. mediales) des Rückenastes (R. dorsalis) eines Spinalnervs jederseits in zwei Züge unterscheiden, einen lateralen und einen medialen Trakt, deren Muskeln jeweils wiederum in verschiedene Systeme unterteilt werden.