Bauhütte
Die Bauhütten, auch Dombauhütten oder Hütten, waren die Werkstattverbände des gotischen Kathedralenbaus in Europa.
Die Bauhütten entwickelten sich aus dem romanischen Kirchenbau durch Mönche hin zum organisierten Bauablauf gotischer Kathedralen, der unterschiedlichste Handwerke umfasste. Eine Besonderheit bildete die Organisationsform der Steinmetze in der Steinmetzbruderschaft, weil sich die Meister der anderen Gewerke lediglich in den Zünften und die Gesellen gesondert organisierten. Deshalb ist grundsätzlich zwischen Bauhütte, Steinmetzbruderschaft und Zunft zu unterscheiden.
Von besonderer Bedeutung war die qualifizierte Ausbildung der gotischen Bauhütte, die in Lehrlinge, Gesellen und Wandergesellen, Kunstdiener, Laubhauer, Parliere, Steinbildhauer und Meister unterschied.
Zu den gotischen Haupthütten zählten die in Bern (später Zürich), Wien, Köln und vor allem die bedeutendste in Straßburg, denen weitere Neben-Bauhütten in ihrem Einzugsgebiet unterstanden. Mit dem Ende der Gotik schwand die Bedeutung der Bauhütten und mit ihrem endgültigen Verbot durch Kaiser Karl VI im Jahr 1731 endete vorerst auch die Zeit der Bauhütten. Heute gibt es in der Schweiz, in Deutschland, Österreich und Frankreich noch bzw. wieder Dom- oder Münsterbauhütten, welche zumeist von kirchlichen Stiftungen getragen werden und sich vornehmlich mit der Instandhaltung von bestehenden sakralen Steinbauwerken befassen.
Den Begriff „Bauhütte“ hat die Deutsche Stiftung Denkmalschutz mit ihren Jugendbauhütten aufgegriffen. Diese organisieren das Freiwillige Jahr in der Denkmalpflege für Jugendliche und junge Erwachsene.
2020 wurde das Bauhüttenwesen in das Register guter Praxisbeispiele der UNESCO eingetragen. An der Nominierung waren 18 Bauhütten aus fünf Ländern beteiligt. Deutschland, Frankreich, Norwegen, Österreich und die Schweiz hatten die Aufnahme in das UNESCO-Register beantragt. Eingelistet wurden die Bauhütten in Basel, Linz, Straßburg, Trondheim, Wien, Aachen, Bamberg, Dresden, Freiburg, Köln, Lübeck, Mainz, Passau, Regensburg, Schwäbisch Gmünd, Soest, Ulm und Xanten.