Beiern (Brauch)
Beiern bezeichnet das manuelle Anschlagen von Kirchenglocken in örtlich überlieferten, festgelegten Rhythmen. Dies steht im Gegensatz zum herkömmlichen Läuten der Glocke durch Schwingen. Die Melodien, die mit der Anzahl der vorhandenen Glocken variieren, werden mit Hilfe der Klöppel erzeugt. Dabei werden die Klöppel über Seilzüge per Hand oder Fuß gegen den Schlagring, die dickste Stelle der Glocke, geschlagen. Auch andere Schlaghilfen wie Holzhämmer können dabei zum Einsatz kommen.
Bei einer größeren Zahl an Glocken werden auch Hebel benutzt, die als Klaviatur angeordnet sind – diese wird auch Stockenklavier genannt. Solche Carillons sind z. B. in Brügge oder in Ratingen zu sehen.
Das Beiern ist ein jahrhundertealter, besonders im Nordwesten Europas weit verbreiteter Brauch. In Deutschland wird die Tradition des Beierns vor allem im Rheinland gepflegt. Auch dort, wo der Brauch im Laufe der Jahre eingeschlafen ist, wird er in den letzten Jahren wiederentdeckt.
Kulturgeschichtlich ist das Beiern als Vorläufer des besonders im 17. Jahrhundert in den Niederlanden hochentwickelten Glockenspiels („Beiaard“) anzusehen.