Bildungsweg
Im deutschen Sprachraum verstehen weite Kreise der Bevölkerung unter Bildungsweg eine individuelle Laufbahn mit dem Erwerb von bestimmten Fähigkeiten und Fertigkeiten zu einer bestimmten Haltung (individueller Bildungsweg). Dieser Weg formiere die geistigen Fähigkeiten des Menschen auf ein Ideal (Menschsein, Humanität) hin (Wilhelm von Humboldt oder der neuhumanistische Bildungsbegriff der klassischen deutschen Philologie). Mit der Bezeichnung Bildungsweg wird der Prozess (das Verfahren, „gebildet werden“) bezeichnet, der dazu dient, einen bestimmten Status (den Zustand, „gebildet sein“) zu erreichen, um sich dann lebenslang selbst organisiert und selbstbestimmt „weiter“ zu bilden.
Ob es individuelle Bildung gibt und ob man auf einem bestimmten Weg dorthin kommt, ist im Einzelnen wissenschaftlich heftig umstritten. Auch die Wörterbücher halten unterschiedliche Deutungen bereit (Bildung: Entfaltung und Prägung der geistig-seelischen Anlagen des Menschen, Erziehung oder Bildungsweg: Synonym zu Bildungsgang, dort: Verlauf der (geistigen) Ausbildung (DWDS)). Aber: Die Bezeichnung wird in offiziellen Publikationen verwendet (z. B. Bundesagentur für Arbeit). Bereits die preußischen Reformer im Bildungs- und Schulwesen gingen davon aus, dass der individuelle Weg durch beständige Einrichtungen (= institutionell) gefördert werden müsse (Schulen, Hochschulen, Weiterbildungseinrichtungen).