Brüderlichkeit

Brüderlichkeit (von „Bruder“, vor allem im politischen oder philosophischen Kontext französisch Fraternité, geschlecht­sübergreifend auch Geschwisterlichkeit) bezeichnet das tatsächliche oder angestrebte soziale und solidarische Verhalten in einer Gruppe oder Gemeinschaft, die nicht auf Verwandtschaft oder Heirat gründet, sondern auf einem freiwilligen Zusammenschluss von Menschen. Ihre gleichgestellten Beziehungen zueinander werden durch eine gegenseitige „Verbrüderung“ geschaffen, die unterschiedliche Formen haben kann. Obwohl Brüderlichkeit im wörtlichen Sinne Frauen nicht einbezieht, bezog sich das Wort auch früher schon stellenweise auf Angehörige beider Geschlechter. In Bezug auf Frauensolidarität wird auch Schwesterlichkeit verwendet. In fast allen Kulturen der Welt ist das Ideal der Brüderlichkeit bekannt, im weitesten Sinne schließt es die Würde und die Gleichberechtigung aller Menschen ein, die Menschlichkeit, die Barmherzigkeit, den Pazifismus und auch die Feindesliebe (vergleiche Bruder als weltweiter Ausdruck für Freundschaft).

Der Gedanke der Brüderlichkeit stammt aus der Philosophie der Stoa (ab 300 v. Chr.) und dem Judentum und wurde aus dem Judentum ins Christentum übernommen. Die Brüderlichkeit wird mit der gemeinsamen Abstammung von einem Vater begründet (Patrilinearität). Im Gegensatz zum nicht-personal gedachten Gott-Vater-Begriff der Stoa wird jedoch Gott, der Vater (JHWH) als personales Gegenüber vorgestellt, das beispielsweise zu seinem auserwählten Volk spricht. Die Vaterschaft des Gottes im Christentum wird zu einer im menschgewordenen Sohn Jesus Christus vermittelten Vaterschaft, die die brüderliche Einheit im Sohn Gottes einschließt. Jesus von Nazaret selbst lehrte die Brüderlichkeit im Gebot der Nächstenliebe.

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