Briefe an eine deutsche Prinzessin
Die Briefe an eine deutsche Prinzessin – über verschiedene Gegenstände aus der Physik und Philosophie (französischer Titel: Lettres à une princesse d’Allemagne – sur divers sujets de physique et de philosophie) ist eine Briefsammlung bestehend aus 234 Briefen, die erstmals im Jahre 1768 auf Französisch und schon ein Jahr später auf Deutsch erschienen ist. Die Sammlung umfasst die Briefe, die Leonhard Euler zwischen 1760 und 1762 an die Prinzessin Friederike Charlotte von Brandenburg-Schwedt, die zweite Nichte Friedrichs II., adressiert hat. Die Schrift ist Eulers Versuch, die zu seiner Zeit aktuellen Bereiche der Physik und Philosophie pädagogisch auszuarbeiten und allgemeinverständlich vorzustellen. Zudem findet man hierin viele offene Bekenntnisse und Ansichten Eulers über die naturwissenschaftlichen Grundprobleme und über philosophische und theologische Fragen seiner Zeit.
Die Briefsammlung wird heute als ‹legendär› bezeichnet, denn ihr Erfolg ist in der Wissenschaftsgeschichte ‹beispiellos›. Noch im 18. Jahrhundert wurden die Lettres in acht Sprachen übersetzt. Und noch bis Mitte des 19. Jahrhunderts galten sie als das erfolgreichste Sachbuch über Naturwissenschaft.
Die Briefsammlung begründete mitunter das Genre der populären Wissenschaftsdarstellung. Sie machte Euler mit einem Schlag über die akademischen Fachkreise hinaus bekannt. Noch heute gelten die Briefe als ‹die erfolgreichste wissenschaftliche Popularisierung der Aufklärung›.
Durch die freimütige englische Erstausgabe ist Eulers Briefsammlung in englischsprachigen Kulturkreisen bis heute als eine Einführung in die Naturwissenschaften für Mädchen und interessierte Frauen bekannt geworden.
Aus heutiger Sicht bilden die Lettres vor allem ein kulturhistorisches ‹Hauptdokument der Aufklärung›, das ein Urvertrauen in die Kraft der Bildung setzt.
Im Zusammenhang mit Eulers Lettres wird seit dem Erscheinen ihrer ersten Auflage kontrovers über den Rang Leonhard Eulers als Philosoph diskutiert.